Mit dem neuen S3 greift Audi nicht nur Kompaktsportler an, sondern auch klassische Sportwagen.
Passend zum Facelift des A3 bekommt auch der S3 von Audi etliche Neuerungen. Im Interieur hat man nun die Technik aus den höheren Modellen verbaut, was besonders am 12,3 Zoll großen Audi Virtual Cockpit auffällt, das vor zwei Jahren im Audi TT auf den Markt gekommen ist. Beim Exterieur hingegen haben die Designer kaum überraschende Veränderungen vorgenommen, sondern nur den Wagen an den aktuellen Audi A4 angepasst. Aus dem 2.0 TFSI-Motor haben die Audi-Ingenieure noch einmal 10 PS und 20 Nm mehr als beim Vorgänger herausgeholt, sodass der Audi S3 innerhalb von 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt. Zumindest beim Cabrio wird man aber auf das 6-Gang-Schaltgetriebe verzichten müssen, da Audi nur die 6-Gang-S tronic anbietet, mit der man dank Schaltwippen sportlich unterwegs sein kann. Spätestens im RS3 sollte es auch wieder die 7-Gang-S tronic geben, die momentan nur im größten Benziner beim A3 verbaut ist und wohl auch noch beim S3 verbaut werden soll.
Exterieur
Das Design des neuen Audi A3 ist eine logische Weiterentwicklung, wenn man sich die Neuvorstellungen Audis im letzten Jahr anschaut. Auch wenn man optisch kaum Unterschiede bemerkt, so wirkt er doch minimal breiter, flacher und sportlicher. Trotzdem wäre etwas mehr Mut bei dem Facelift schön gewesen, auch wenn die Besitzer des aktuellen S3 sich freuen dürften, da ihr Wagen so kaum an Wert verliert. Wie schon seit Beginn der aktuellen Audi A3 8V-Generation gibt es den Wagen als Dreitürer, Sportsback, Limousine und Cabrio. Bei dem Exterieur-Urdesign wird dann nochmal zwischen den Ausstattungen Design und Sport unterschieden. Persönlich würde ich mich für die Limousine entscheiden, da der Wagen Coupé-hafte Züge hat und am sportlichsten von allen Varianten erscheint.
An der Front des Fahrzeuges dürfte der, schon vom Audi A4 bekannte, breitere und nun sechseckige Kühlergrill die größte optische Neuerung sein. Zusätzlich wurden für eine sportliche Optik auch die Lufteinlässe in der S-Line vergrößert, womit der Wagen sich optisch dem RS3 nähert. Eine technische Neuerung gibt es jedoch erst an den Scheinwerfern, die es wie unter anderem beim Audi Q7 auch als Matrix LED-Scheinwerfer gibt. Für mich etwas problematisch ist jedoch, dass das Scheinwerferdesign identisch mit dem des Audi A4 ist. Damit dürfte eine Unterscheidung von vorne nur sehr schwer möglich sein.
Am Heck fällt sofort die Doppelauspuffanlage auf, die den Audi S3 rahmt. Auch hat man dem Auspuff eine Abrisskante verpasst, was vor allem optische Gründe haben dürfte. Ansonsten ist das Design der Heckleuchten noch etwas scharfkantiger, aber auffallen dürfte das wohl kaum einem.
Interieur
Wie inzwischen üblich ist die gesteigerte Konnektivität das eigentlich Hauptmerkmal beim Facelift des Audi S3. Dank dem neuen Audi connect mit LTE-Modul kann man den Wagen als fahrenden Hotspot benutzen oder direkt über das Infotaiment zum Beispiel Google Maps aufrufen. Auch ist die Anbindung von iOS- und Android-Devices nun durch die Audi MMI connect-App verbessert worden. Eine weitere nette Neuerung für Smartphone-Nutzer ist die Audi phone box, durch die induktives Laden ermöglicht wird.
Das eigentlich Highlight ist aber das schon angesprochene Virtual Cockpit, das mich inzwischen komplett überzeugt hat, nachdem ich noch beim ersten Test des Audi TT dem System kritisch gegenüberstand. Durch die etlichen Individualisierungsmöglichkeiten sieht der Fahrer immer genau das, was er sehen möchte, und wird nicht durch andere Information abgelenkt beziehungsweise gestört.
Neu ist auch der neue 7 Zoll große MMI-Monitor, der automatisch aus dem Armaturenbrett herausfährt und serienmäßig bei allen Audi A3 dabei ist. Das System dürfte komplett identisch sein mit dem im A4 und optisch sieht es recht ansprechend aus und nicht wie ein nachgerüstetes Teil.
Ansonsten ist der Innenraum wie von Audi gewohnt gestaltet. Alle Bauteile sind gut verarbeitet (abgesehen von der Belüftung) und im S-Line-Paket bekommt noch ein abgeflachtes Lenkrad. Das Infotainment wird wie üblich durch ein Drehrad in der Mittelkonsole gesteuert und alternativ kann man auch am Lenkrad durch das System steuern.
Fahrerlebnis
Das wichtigste beim neuen Audi S3 ist aber natürlich der Fahrspaß und der ist auch bei dem Facelift des Audi A3 8V wieder geboten. Der überarbeitete 2.0 TFSI leistet 310 PS (10 mehr als noch beim Vorgänger), 400 NM (+20 im Vergleich zum Vorgänger) und beschleunigt den Wagen aus dem Stand auf 100 km/h in 4,6 Sekunden. Damit ist er nur noch 0,3 Sekunden von den Werten des aktuellen RS3 entfernt, auch wenn der 2.5 TFSI des RS3 deutlich mehr Leistung hat.
Doch genug der Fakten und rein ins Auto. Wie schon bei dem Audi TT hat man den Start Engine-Knopf in der Mittelkonsole und dann kommt auch schon die erste Überraschung. Der Motorsound des S3 im „dynamic“-Modus ist kräftig und weitaus lauter als man es erwarten würde. Der Klappenauspuff ist an den Audi drive select–Modus gekoppelt und so fährt man in den Modi „comfort“ und „efficiency“ mit geschlossenem Klappenauspuff.
Also „dynamic“ ausgewählt und rauf auf die Landstraße. Direkt beim Beschleunigen in den ersten Kurven fällt auf, wie gut der Audi S3 auf der Straße liegt. Das liegt auch am straffer abgestimmten S-Sportfahrwerg und dem Audi magnetic ride, das es sonst nur im Audi TT und R8 gibt. Dabei werden in wenigen Millisekunden die Dämpfer an die aktuelle Fahrweise und die Straßenbedingung angepasst. Jedes stärkere Beschleunigungsmanöver wird vom Fauchen des Turbos begleitet und glücklicherweise verzichtet man auf eine künstliche Fehlzündung, wie man es noch beim Audi TTS gemacht hatte.
Auf der Autobahn tritt der Audi S3 auch noch als Porsche-Konkurrent auf, denn seine Beschleunigungswerte sind identisch mit denen des Porsche 911 (991) Carrera, und tatsächlich kann man immer wieder Leute mit der Leistung des Wagens überraschen, sodass man nach einiger Zeit gar nicht mehr denkt, in einem Wagen der Kompaktklasse zu sitzen, sondern zumindest in einer Mittelklasselimousine mit ordentlich Leistung.
Den Eindruck des Premiumfahrzeugs in Kompaktform hat man beim Audi S3 aber oft. So kann man sich im Cabrio den Nacken beheizen lassen und auch sonst denkt man eher an den A5 als an den VW Golf. Unterstützt wird dieser Eindruck von den etlichen Assistenzsystemen, die der S3 von den Audi-Ingenieuren bekommen hat. So kann der Audi A3 den Spurhalteassistenten mit dem Abstandsassistenten verbinden und im Stau autonom fahren, also selbstständig beschleunigen beziehungsweise bremsen und auch lenken. Die Technologie dafür stammt ursprünglich aus dem Audi Q7, aber neben dem A3/S3 gibt es sie inzwischen auch im Audi A4.
Für alle, die den Audi A3 gegenüber dem S3 bevorzugen, hat Audi natürlich passend zum Start im Juli dieses Jahres auch einige Modellvarianten.
- 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner, 115 PS, 200 Nm Drehmoment, ab 23.300 Euro
- 1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner, 150 PS, 250 Nm Drehmoment, ab 25.000 Euro
- 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner, 190 PS, 320 Nm Drehmoment, Preis noch nicht bekannt
- 1,6-Liter-Vierzylinder-Diesel „Ultra“, 110 PS, 250 Nm Drehmoment, ab 27.850 Euro
- 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel, 150 PS, 340 Nm Drehmoment, ab 28.250 Euro
- 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel, 184 PS, 380 Nm Drehmoment, Preis noch nicht bekannt
- Erdgas (G-Tron): 1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner, 110 PS, 200 Nm Drehmoment, Preis noch nicht bekannt
- Plug-in-Hybrid (E-Tron): 1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner, Elektromotor, 204 PS Systemleistung, 350 Nm Systemdrehmoment, Preis noch nicht bekannt
Fazit
Mit dem neuen Audi A3/S3 geht Audi den sicheren Weg. Während man beim Design bei Bewährtem und Erfolgreichem bleibt, ändert man technisch einiges und hat damit wieder ein Fahrzeug, das zu den besten der Klasse gehört. Lobenswert sind dabei vor allem die neuen Assistenzsysteme, die das Fahren angenehmer machen und direkt aus der Oberklasse kommen. Ähnlich ist es beim sonstigen Innenleben des Audi A3, der sich vor allem am A4 orientiert und als kleiner kompakter Bruder verstanden werden kann. Wir würden – bei ausreichenden finanziellen Mitteln – den Audi S3 nehmen und ihn wahrscheinlich auch als Trackday-Fahrzeug benutzen, da man ihm selbst am eigenen Limit bewegen kann, ohne dass man Gefahr läuft, vom Heck überholt zu werden.
Das dürfte insgesamt die größte Stärke des Audi S3 sein, dass sich jeder hinters Steuer setzen kann und direkt schnell ist, ohne dabei das Gefühl zu haben, dass man dem Auto nicht gewachsen ist und in nächster Zeit einen Unfall hat. Dadurch ist der S3 wieder ein perfekter Alltagssportler, der unter der Woche im Stadtverkehr benutzt wird und am Wochenende auf der Landstraße sein eigentliches Talent zeigt.
1 Kommentare
Zur Frage ist der Audi S3 ein Sportwagen: Hängt sicherlich vom Anspruch des Fahrers ab. Sportliches Fahren wird ja ganz unterschiedlich definiert. Lamborghini, Jaguar oder Audi ist natürlich eine Frage des Geschmacks, des Fahrstils, des Einsatzbereiches und des verfügbaren Budgets.
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