Autos, die wegen Hagel die Fuchsröhre nicht mehr hochkommen. Drei Stunden Unterbrechung und ein Team, das den Gesamtsieg in der letzten Runde verlor. Mehr Drama kann man in einem Rennen kaum haben.
Es war, wie fast immer, eine regelrechte Schlacht auf der Nordschleife des Nürburgring. 159 Teams hatten die Hatz durch die Nacht in Angriff genommen, davon stellte die SP9 (GT3) rund 38 Fahrzeuge. Audi, BMW und Mercedes-AMG hatten ihre werksunterstützten Teams mit dem neuesten Gerät ausgestattet und jede Menge Personal an die Nürburg verfrachtet. Ein Favorit war zunächst schwer auszumachen. Das zeigte sich schon in der Top 30-Quali, in der vor allem BMW und AMG gleichauf lagen.
Die beiden Marken waren es auch, die vom Start weg die Kontrolle im Feld übernahmen. Vorne weg der blaue AMG von Black Falcon mit Haupt-Buurman-Engel-Müller (#9), die im Training noch einen schweren Unfall in der Hohenrainschikane hatte. Doch im Heck klebte der BMW M6 mit Farfus-Krohn-Müller-Wittmann (#18), die mächtig Dampf machten. Der Rest hielt ein wenig Abstand, man wollte sein Pulver ja nicht gleich in der ersten Stunde verschießen.
Doch nach 40 Minuten brach ein Unwetter über die Nordschleife herein. Im Bereich Aremberg, Fuchsröhre und Adenauer Forst goss es wie aus Eimern, dazu gesellte sich jede Menge Hagel, der die Piste komplett bedeckte. Das kann man nicht beschreiben, nur zeigen:
Das Chaos war perfekt. Der Teil des Feldes, der schon Richtung Metzgesfeld unterwegs war, schaffte es noch an die Box, der Rest strandete zwischen Aremberg und Adenauer Forst, weil die Strecke nicht befahrbar war. Wirklich nicht.
Danach war erst einmal aufräumen angesagt und die Rennleitung ließ sich Zeit, zumal weiterer Regen kam. Gleichzeitig „nullte“ man das Rennen für den Restart, was eine richtige Entscheidung war. Die bisher gefahrenen Abstände wurden ignoriert, die Reihenfolge aus Runde 4 wurde aber übernommen.
Der Restart so gegen halb acht brachte dann den BMW M6 #18 in Führung. Etwas überraschend gingen die M6 auf der nassen Strecke besser als man dachte. Was wohl daran lag, dass man bei BMW in Anbetracht der vorhergesagten Regenmengen für das Rennen auf eine Regenabstimmung gesetzt hatte. Die konnte man schön auf der Döttinger Höhe beobachten, wo der M6 deutlich langsamer als der AMG unterwegs war.
Es sollte nicht das Rennen der BWM werden
Die #18 verabschiedete sich noch vor der Nacht mit einem fulminanten Motorschaden kurz vor Start/Ziel und nebelte dabei die Strecke derartig ein, dass man nichts mehr sah. Auch die anderen BMW waren von Pech verfolgt. Die #22 von Walkenhorst mit Graf-Westbrook-Catsburg-Palttala lag lange in der Spitzengruppe, verabschiedete sich aber mit einem Unfall so gegen 04:00 Uhr morgens im Bereich Hatzenbach. Die #23 mit Sims-Eng-Martin-Werner hatte zu Beginn des Restarts ein Problem und fiel ans Ende des Feldes zurück. Man musste sich wieder nach vorne kämpfen, was auch gelang. Aber das Tempo an der Spitze war derart hoch, dass die #23 den Abstand nicht verringern konnte. Fast über die gesamte Restdistanz blieb der Rückstand auf die Spitze bei rund sieben Minuten. Immerhin – größer wurde er auch nicht und der M6 lief problemlos durch.
Einzige Speerspitze bei BMW blieb die #100 mit Edwards-Klingmann-Luhr-Tomczyk. Die konnten die Zeiten der Spitze locker halten und gingen dank unterschiedlicher Tankstrategien auch immer wieder mal in Führung. Am frühen Sonntagmorgen schlug allerdings das Pech zu. Lucus Luhr wurde auf der GP-Schleife völlig unschuldig von einem anderen BMW aus einer kleineren Klasse abgeschossen. Der Kollege hatte sich beim Überrunden verschätzt, war zu früh rüber gezogen, berührte den Konkurrenten und segelte quer über die Strecke genau in den M6 GT3. Damit war für BMW das Rennen um den Gesamtsieg gelaufen.
Wobei man bei BMW, trotz des Pechs, noch zufrieden sein konnte, denn immerhin hatte man den Speed, um an der Spitze mitfahren zu können. Davon konnte man bei Audi nur träumen.
Debakel für Audi
Eigentlich war man ja als Favorit an die Nordschleife gekommen. Zwei Rennen hatte man in der VLN schon gewinnen können, der R8 LMS ist ausgereift, schnell, hat viel mechanischen Grip und mag auch nasse Strecken. Aber irgendwie kamen die Audi nicht in Schwung beziehungsweise nur dann, wenn es richtig nass war. Zu keiner Zeit war ein R8 auch nur annähernd in der Lage, an die Spitze zu fahren. Nach dem Rennen beschwerte man sich (Überraschung) über die BoP, dabei hatte der ADAC noch kurz vor dem Rennen die AMG mit zehn Kilogramm Zusatzgewicht bestraft und den Audi einen zwei Liter größeren Tank gegeben. Tatsächlich hat sich die BoP für die Audis in diesem Jahr nicht verändert. In der VLN fahren die R8 mit der gleichen BoP (ohne die zwei Liter mehr). Könnt ihr selber nachschauen: VLN Bop, ADAC BoP 1, ADAC BoP 2)
Bleibt die Frage, warum die Audi so chancenlos waren. Die einfache Antwort lautet: AMG und BMW haben besser gemauert. Was bei AMG durchaus sein kann, die sind sehr unter dem Radar geblieben. Auf der anderen Seite hatte der ADAC ja reagiert und den Mercedes zehn Kilogramm mehr fürs Rennen gegeben, was laut AMG ungefähr 1,5 Sekunden ausmachen soll. War Audi also die einzige ehrliche Mannschaft, die immer ihr volles Potenzial gezeigt hat? Wohl kaum.
Der Eindruck, der sich im Rennen einstellte: Audi hatte (wie Porsche) voll auf ein Regen-Setup gesetzt. Die R8 gingen auf komplett nasser Strecke, also mit Regenreifen, richtig gut, aber bei Mischbedingungen und wenn die Piste trocken war, lief halt nur wenig zusammen. Dazu kamen jede Menge technischer Probleme bei fast alles Fahrzeugen aus dem Audi-Stall. Die Vorjahressieger finden sich mit 25 Runden Rückstand auf P47. Bester Audi war der der zweite WRT mit Leonard-Frijns-Sandström-Verwisch auf P8. Alle anderen Fahrzeuge waren von Problemen geplagt, wofür man die BoP jetzt wirklich nicht verantwortlich machen kann. Trotzdem bleibt der fehlende Speed der Audi ein kleines Rätsel.
Porsche ohne Chance
Bei Porsche sah es nicht viel anders aus. Erst hatte man in der BoP den Porsche den Air-Restrictor beschnitten, was ja bekanntermaßen zum Rückzug der Frikadelli-Mannschaft führte. Dann nahm man diese Änderungen wieder zurück, was den Rückzug vom Rückzug brachte. Die Werksmannschaft von Manthey reiste mit einem überarbeiteten GT3 an und zudem in voller Besetzung. Mit Tandy-Bamber-Pilet-Estre in der #911 und Makowiecki-Bergmeister-Lietz-Christensen in der #912 sollte man zum Favoritenkreis gehören. Aber es sollte so gar nicht für Manthey laufen. In der Top 30-Quali zerlegte Estre den Porsche im Bereich Lauda-Kurve/Bergwerk derartig nachhaltig, dass die Mannschaft bis eine Stunde vor Start reparieren musste. Im Rennen haute (ich glaube) Tandy den Wagen nach zwei Runden im Bereich Hohe Acht raus. Feierabend.
Bei der #912 lief es besser, aber auch nicht rund. Immerhin war der Porsche nach dem Ausfall der diversen BMW der einzige Verfolger, der einigermaßen in Reichweite blieb. Aber das Tempo der AMG konnte man einfach nicht mithalten, zumindest nicht, wenn die Strecke Mischbedingungen aufwies oder komplett trocken war. Lag man am frühen Abend noch rund 90 Sekunden zurück, summierte sich der Abstand durch die Nacht auf mehr als fünf Minuten. Allerdings pendelte der Abstand auch hier und da, vor allem bei Nässe. Auch Porsche scheint sich an die Wettervorhersagen gehalten zu haben und hatte den 991 auf eine Regenabstimmung gesetzt.
Da es bekanntlich eher trocken blieb, hatte man gegen die schnellen AMG auf Dauer keine Chance. Als die #912 dann gegen Mittag mit einem Motorschaden an den Strecke liegen blieb, konnte man zusammenpacken.
Das Elend der Porsche komplettierte die Frikadelli-Mannschaft. Schon kurz nach dem Restart gab es Probleme mit der Motorelektronik, die das Team um Abbelen-Schmitz-Siedler-Huismann dann chancenlos zurückwarf. Man reparierte und fuhr wieder los, für die Fans, wie Abbelen sagte. In der Nacht zerlegte dann Sabine Schmitz den Porsche aber endgültig.
Besser lief es nur für den Falken-Porsche, der nach ein paar Problemen zu Beginn am Ende auf P9 landete.
AMG-Mercedes ohne Fehler
Es blieben übrig: die AMG. Nach dem Ausfall der #18 hatte sich vorne ein Quintett aus Mercedes abgesetzt, das dicht zusammen hing. Abwechselnd lagen in Führung: die #8 und die #88 von Haribo mit Alzen-Seyffahrt-Arnold-Götz, die sich beide Wagen teilte. Klar war, dass man irgendwann einen Wagen zurückziehen würde, denn zu zweit sind die 24h dann doch etwas zu viel. Es erwischte dann die #8 nach einem Auffahrunfall am frühen Abend, die #88 fuhr weiter. Dahinter versammelten sich die #4 mit Schneider-Engel-Christodoulou-Metzger (Black Falcon), die #29 mit Hohenadel-Vietoris-Seefried-Van der Zange (HTP) und die #9 Buurman-Haupt-Engel-Müller (BF). Im Formationsflug ballerten die AMG durch die Nacht und den frühen Morgen. Technische Probleme gab es überhaupt keine. Zwei AMG verabschiedeten sich mit Unfällen. Die #30 flog im Bereich Adenauer Forst ab, die #14 hatte einen heftigen Unfall mit einem Porsche. Verletzt wurde dabei niemand.
Der Speed der AMG war schon erstaunlich. Zwar war man nicht schneller als die BMW, aber es schien, als hätten die AMG noch Reserven. Bestätigt wurde diese Vermutung von AMG selber nach dem Rennen, als man zugab, dass man bei den beiden Führenden AMG für die letzte Runde „Leistung freigegeben“ hätte. Kann ja eigentlich nicht sein, denkt man sich da so als Beobachter mit Blick auf die BoP.
Dass die BoP, trotz der zehn Kilo Mehrgewicht, für die AMG wohl günstig war, kann man nach dem Rennen getrost bejahen. Aber so ist es ja in jedem Jahr – wer am besten mauern kann, der hat man Ende die besten Chancen.
Auch wenn vorne nur die Mercedes unterwegs waren, entwickelte sich doch ein spannender Kampf um den Gesamtsieg. Bis gegen Mittag hatten sich die #8, die #4 und die #29 abgesetzt. Die Haribo-Mannschaft erwischte es dann aber zuerst. Man hatte in einer Code 60-Zone die Geschwindigkeit überschritten. Da half auch das persönliche Gespräch, das Uwe Alzen mit den Rennleitung führte, nichts. Die Zonen und die Geschwindigkeit werden per GPS überwacht, da ist jeder Protest zwecklos. Man bekam eine Strafe von 1:32 min aufgebrummt, was sich dann auf einen Rückstand von knapp drei Minuten addierte. Die Hälfte davon konnte man schnell wieder zufahren, aber eine Stunde vor Schluss musste man einsehen, dass man die beide Führenden nicht mehr würde einholen können.
Die Entscheidung um 15 Uhr 30 Minuten und 21 Sekunden
Die Entscheidung würde also zwischen der #4 und der #29 fallen und hier spielte die Boxenstrategie eine besondere Rolle. Die #4 hatte in der Nacht einen kürzeren Stint einlegen müssen, weil man ein loses Rad befürchtete. Das versetze die Strategie, sodass man immer 30 Minuten nach der #4 zum Stopp kam. Eine Überschlagsrechnung gegen Mittag ergab dann eigentlich, dass die #29 rund eine halbe Stunde vor Schluss zu einem schnellen Nachtanken reinkommen müsse. Da die Mindeststandzeiten in der letzten Stunden aber wegfallen, sollte der Stopp in rund 40 bis 50 Sekunden erledigt sein. Was man also benötigte, war ein Vorsprung von rund 60 Sekunden und mehr.
Die #4 kam zum letzten Stopp gegen 14:30 Uhr, bei einer Stintlänge von rund 70 bis 75 Minuten war man also auf der sicheren Seite und blies zur Verfolgung. Das Angasen der #4 setzte aber die #29 massiv unter Druck. Man hatte einerseits damit gerechnet, dass es regnen würde, was die Rundenzeiten von 8:20 min auf rund zehn Minuten gedrückt hätte. Gleichzeitig wäre der Spritverbrauch zurück gegangen und man wäre geradeso hingekommen.
Aber die Eifel machte der HTP-Mannschaft keine Geschenke. Es blieb trocken und die Rundenzeiten wurden schneller und schneller. Beleg dafür ist der Umstand, dass Maro Engel in der vorletzten Runde mit einer 8:19 min die schnellste Zeit des Rennens fuhr.
Es bahnte sich ein Drama an. Zwei Runden vor Schluss rollte die #29 an die Box, tankte, kam aber mit rund sieben Sekunden Vorsprung wieder auf die Strecke. Christian Hohenadel prügelte den HTP-AMG um den Kurs, kam aber immer wieder in Verkehr, sodass Maro Engel im Black Falcon näher kam. Hohenadel schaffte es auf der Döttinger Höhe, den Abstand zu vergrößern, verlor aber auf der GP-Schleife wieder etwas an Boden. Und dann kam die Ravenol-Kurve nach dem Schumacher-S. Aber was erzähle ich…
Eigentlich muss man über das Manöver nicht viel diskutieren. Wenn da ein BMW oder Audi überholt hätte, dann würde man sagen „Hart, war aber ok, die Tür war sperrangelweit auf“. Bei AMG hing allerdings der Haussegen schief. Zum Hintergrund: Mercedes hatte seine Teams vor dem Rennen darauf hingewiesen, dass man sich nicht ins Auto fahren sollte. HTP-Teamchef Teamchef Norbert Brückner lief erst zur Black Falcon-Box nebenan, dann zur Rennleitung, wo man ihm aber sagte, dass das Manöver ok war. Danach kam es dann zu etwas unschönen Szenen. Die frustrierten Fahrer ließen wohl teilweise ihre Pokale auf dem Podest stehen, nach dem Rennen entschloss sich HTP noch zu einem Protest, der aber wenig überraschend abgewiesen wurde. Hätte man sich sparen können. Das Rennen hat man ja nicht wegen des Manövers verloren, sondern weil die Strategie nicht passte. Genauso gut hätte sich Engel auch auf der letzten Fahrt über die Döttinger Höhe vorbeidrücken können.
Auch wenn seit dem frühen Morgen nur noch die AMG den Sieg unter sich ausmachten, war es doch ein sehr spannendes Rennen, das wegen seines knappen Ausgangs und des Hagel-Unwetters schon jetzt zu den bemerkenswertesten in der Geschichte der 24h am Nürburgring gehört.
Und sonst so?
Bentley: Die Abt-Mannschaft hatte schnell Probleme mit der #37, die einige Runden verlor, sich am Ende aber auf P17 einstellte. Die #38 mit Brück-Menzel-Smith-Hamprecht war die gesamte Zeit gut unterwegs, hatte aber nicht das Tempo für eine Spitzenposition. Am Ende sprang immerhin P7 heraus.
Glickenhaus: Der schöne P4/5 hatte die Qualifikation nach einem Unfall am Flugplatz nicht überlebt, es blieben die beiden SGC003. Die #701 fiel früh zurück, kam dann noch mal raus, konnte das Rennen aber nicht beenden. Besser lief es für die #702, die sehr lange mit guten Zeiten in den Top Ten lag. Ein Problem mit dem Ansaugstutzen des Turboladers sorgte dann für eine lange Pause, aber die Mannschaft kämpfte sich auf P28 zurück.
Opel Manta: Da war schon am frühen Abend Schluss. Die Kupplungsglocke hatte sich verabschiedet, ein Ersatzteil war nicht zu beschaffen, weil es sich um eine Eigenkonstruktion handelt. Dafür kam die Familie Strycek mit dem Opel Astra auf P2 in ihrer Gruppe.
Schnellste „Überraschnung“ im Feld war der Subaru WRX STI mit van Dam-Schrick-Yamauchi-Lasse, die mit nur 13 Runden Rückstand auf P20 ins Ziel kamen und bester Nicht-GT3 waren. Zwar lagen vor dem Subaru noch zwei SP7-Porsche, aber das waren zwei Porsche 991 GT3 Cup.
Rennergebnis 24h von Nürburgring 2016
Übertragung
Ich kann mich gut erinnern, dass die Übertragung der 24h vor ein paar Jahren noch aus einem Briefmarken-großen Stream bestand, der ab 22:00 Uhr noch ein Live-Standbild vom Ausgang der Boxengasse beziehungsweise eine Übersicht der Strecke sendete. Da hat sich aber einiges getan.
RTL Nitro hat bekanntermaßen das gesamte Rennen mit Werbeunterbrechungen gezeigt. In der Nacht habe ich mal reingeschaltet und war ganz angetan. Gute Kommentatoren, die meist auf der Höhe waren, Boxen-Reports stimmten auch, vor allem mit JP. Die Einspieler nervten mich als Fan allerdings. Verständlich, dass ein Sender wir RTL Nitro so was machen muss… obwohl, eigentlich auch nicht. Wer, außer einem Fan, hängt sonst mitten in der Nacht vor dem Bildschirm. Und wenn einer zufällig draufschaltet, wird er bestimmt nicht denken „Oh, die bringen einen Einspieler über betrunkene Fans, wie spannend“. Vielleicht sollte man da einfach konsequenter sein und mehr Service für die Rennfans bieten.
Hängengeblieben bin ich die meist Zeit am Vodafone-Stream von Wige. Vodafone hat den Spaß ja bezahlt und (wie man mehrfach erwähnte) vier LTE-Masten temporär in den Eifel-Boden gerammt. Die lieferten dann, wie schon im Vorjahr, exzellente Onboard-Bilder. Auch wenn der Ton oft zeitversetzt ankam, aber das ist eine Marginalie.
Insgesamt lieferte die Kombination aus bewährten Streckensprechern, Edgar Mielke, Patrick Simon, Olli Sittler, Jan Stecker und Matthias Malmedie wirklich fantastische Arbeit ab. Immer voll auf der Höhe des Geschehens. Man hatte nie das Gefühl etwas zu verpassen oder dass sich auf der Strecke etwas ereignet hatte, das man nicht mit bekam. Die vier Boxenreporter waren unterhaltsam und stellten die richtigen Fragen. Richtig schön fand ich, dass man nicht nur bei den großen Teams war, sondern viele, viele kleine Teams besuchte und die Mannschaft vorstellte. So erfuhr man dann, dass der älteste Teilnehmer 72 Jahre alt war (ein Ami, der sein 81. 24h-Rennen bestritt) und ein anderer hatte seine 100-jährige Mutter dabei, die hinten Brötchen schmierte. Das sind genau die Geschichten, die man doch bei einem 24h-Rennen gerne hören und sehen will.
Die Stream-Qualität war exzellent. Ich hatte den HD-Stream über mein Apple-TV laufen, bis auf ein paar Buffer und drei, vier Neustarts des Streams lief das Ding fabelhaft. Da muss man als Fan einfach mal „Danke“ sagen und den Wunsch äußern, dass Vodafone und Wige das im nächsten Jahr wieder auf die Beine stellen. Und zwar genau so!
Bilder: Felix Töllich / ADAC-Gruppe C
4 Kommentare
RTL Nitro war in seinem ersten Jahr auch darauf angewiesen so viele wie möglich mitzunehmen. Absolut Fankompatibel war dann immer die Sendezeit mit Dirk Adorf, die wenig von dem hervorragenden Kommentar zum 24h Rennen von LeMans missen lässt.
von daher war ich mit der Übertragung als solches, wenn ich bedenke wie es die Jahre vor dem Engagement von Vodafone abgelaufen war, ist das was dabei jetzt aktuell herumkommt ein exorbitant hohes Niveau. Ich möchte gar nicht mehr an die Zeiten zurückerinnern, wo es dann (bei Standbild) hieße, man gebe jetzt ein bisschen Musik von Radio Nürburgring noch dazu…
Ich hoffe daher, dass RTL Nitro auch sein Engagement nächstes Jahr wieder angreifen wird. Die Quoten schienen zumindest RTL Nitro zu belohnen.
Zum Rennen selbst braucht man ja nicht viel zu sagen, das hast Du ja sehr gut auf den Punkt gebracht. Nächstes Jahr muss ich auch endlich mal wieder hin!
LG,
Stephan
Danke Don, schöner Bericht. War wirklich ein Wahnsinnsrennen dieses Jahr und so super war es von zu Hause aus noch nie. Egal ob Nitro oder Stream in deutsch oder english mit den Radio Le Mans Jungs. Livetiming war auch endlich gescheit, dass war die letzten Jahre auch nicht selbstverständlich.
Wird es irgendwie die Möglichkeit geben den Zeiten auf den Zahn zu fühlen, sprich Mittel der 20 besten Zeiten für alle Marken in der SP9?
HTP: schlechte Verlierer. Unschön. Grösse zeigen geht völlig anders.
Nitro: Prädikat „insgesamt ordentlich“. Besser als Sport1 in den letzten Jahren, und in jedem Fall viel besser als ich befürchtet hätte. Selbst die (scheiss) Werbung hielt sich einigermassen im Rahmen und war mitunter nur auf Stosszeiten begrenzt. Grösstes Manko war sicherlich gerade der deutlich ausbaufähige Hardcore-Faktor. Ein Spartensender mit Spartenprogramm braucht nicht ständig absolute Basics zu erläutern, um ein paar Zapper abzuschöpfen während man Mengen von Fans mit Kinderkram nervt – wer sowas gezielt anschaut, der kennt sich hinreichend gut aus (und wer sich nicht auskennt, der lernt es eben on the fly oder fragt irgendwen(tm) online oder so). Zuviel Ringporn und drumherum ist auch nie gut (was bitte interessieren einen die besoffenen Ringalkoholiker hinterm Zaun?), je näher am Sport desto besser. Alles in allem war das aber schon ziemlich rund. Insbesonders positiv überrascht war ich von den Boxenreporterinnen – von einem Rumpelsender dieses Kalibers hätte man erwarten können, dass sie irgendwelche blinden Barbies mit genau zwei grossen Talenten dahinstellen, aber schau an, die Damen wussten weitgehend sehr genau wen sie was warum fragen konnten und sollten und wie was einzuordnen ist, inklusive Kenntnisse in Motorsporthistorie. Auch die diversen fragenden Herren moderierten gekonnt (auch wenn ich Hofmann seit dem Eurosport-Backstabbing im Grunde nicht mehr ab kann, fragen und quasseln kann er halt; und JP, ja mei, irgendwann hat noch jeder chronische Selbstdarsteller deflationierende Mässigung und eine Portion gesunde Demut gelernt, irgendwann schafft er’s auch…).
Stream: sorry, aber was nützt mir der tollste Werbefunkmast im Werbestream, wenn ich bis auf vielleicht einen (Simon) die beteiligten Protagonisten im roten Werbestrampelanzug en gros über kurz oder lang unerträglich affig finde? Immerhin liefen da auch die sonst auch Stream-üblichen „Ringradio“-Moderatoren (ich denke, so heisst das), das geht also so einigermassen. Aber es schimmern einfach ständig die Sport1-Gene durch, und das meine ich echt nicht als Kompliment. Trotz der Reduzierung zum letzten Jahr (mit den fremdschämpeinlichen Einspielern) immer noch zu aufdringliche Promo, meine Werbeabneigung ist einfach zu stark für den Quatsch. Nee danke. Der Stream-Goldstandard ist immer noch RLM, was man zum Glück in der internationalen Fassung hatte. Empfehlen würde ich für nächstes Jahr allerdings ein paar weitere Portale als Streaming-Partner (was weiss ich, Dailymotion und dergleichen). Nur Youtube zu haben ist technisch zu haarig, es braucht Alternativen für die unterschiedlichen Setups der User daheim.
Live Timing, Strecken-Tracker, etc.: Beste Qualität die ich persönlich je bei irgendeinem 24h-Rennen gesehen habe. Hallo, Le Mans? Bitte hier eine grosse Scheibe von abschneiden, danke.
Zum TV: JP ist sicherlich Geschmacksache (mein Fall ist er nicht), die Einspieler waren zu viele und Felix Görner war mit seiner, formulieren wir es extrem höflich, ziemlich aufdringlichen Art auch kein Pluspunkt. Trotzdem: Insgesamt fand ich die Übertragung auf RTL Nitro gelungen. Hoffentlich überträgt der Sender nächstes Jahr wieder.
@nona: Die „scheiß Werbung“ finanziert die Übertragung. RTL Nitro bringt das nicht, um uns Motorsportfans eine Freude zu bereiten, sondern um damit Geld zu verdienen. Das ist absolut legitim. Keine Werbung, keine Übertragung.
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