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IndyCar: Analyse Detroit / Vorschau Texas

von Rainer
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Sebastien Bourdais und Will Power haben die IndyCar-Rennen in Detroit gewonnen. Für beide war es der erste Sieg seit einem Jahr.

04CJ1246AEtwas überraschend hat Sebastien Bourdais mit seinem Sieg im ersten Rennen und Platz 8 im zweiten die meisten Punkte an diesem Wochenende gesammelt. Noch deutlich überraschender ist, dass Conor Daly in dieser Statistik auf Platz 2 liegt. Es war ein fantastisches Wochenende für den jungen Amerikaner in Diensten von Dale Coyne. Im ersten Rennen profitierte er stark vom Strategiepech einiger Kontrahenten und erreichte Platz 2. In der Qualifikation für Dual II wurde ihm die schnellste Zeit gestrichen und so musste er von Platz 21 ins Rennen gehen. Sein Team setzte ihn wieder auf eine perfekte Strategie und am Ende sprang Platz 6 heraus. Die Ergebnisse von Bourdais und Daly zeigen aber auch, dass es bei den Topteams von Roger Penske und Chip Ganassi größere Probleme gab.

Dual I

16C_1979-1Vor dem ersten Rennen in Detroit gab es zwei wichtige Themen: Reifenstrategie und Regen. Mit einer Tankfüllung konnten bis zu 25 Runden bestritten werden. Bei 70 Rennrunden wären also zwei Stopps zum Nachtanken nötig gewesen. Man erwartete aber, dass die weicheren Option-Tires nach nur zehn Runden einbrechen würden und man so mit ihnen nie einen Stint über 20 Runden bestreiten würde können. Die Teams setzten so auf eine 3-Stopp-Strategie mit einem kurzen Stint zu Beginn auf den Option-Tires. Drohender Regen machte die ganze Diskussion aber noch einmal schwieriger. Deshalb legten einige Teams den ersten Stopp weiter nach hinten, um im Ernstfall direkt auf Regenreifen wechseln zu können. Eine ganz andere Strategie verfolgte man bei Andretti Autosport mit Carlos Munoz. Er startete auf den härteren Prime-Tires und wollte die freie Bahn nutzen, wenn alle anderen vor ihm ihren ersten Stopp absolviert gehabt hätten.

In der Qualifikation zeigte Team Penske seine Stärke. Simon Pagenaud ging von der Pole ins Rennen. Ihm folgten Juan Pablo Montoya und Helio Castroneves. Nur Will Power hatte Probleme und startete von Platz 9. Sebastien Bourdais und Conor Daly hatten sich hingegen nur für die Startplätze 13 und 16 qualifiziert. Nach einer Runde lagen sie direkt hintereinander auf Platz 15 und 16. Sie sollten dieselbe Strategie nutzten und jeweils nur wenige Runden auseinander in die Box kommen.

Nach nur zwei Runden kamen die ersten Fahrer zum Stopp, um von den Option- auf die Prime-Tires zu wechseln. Bis Runde 9 war fast das ganze Feld an der Box. Nur Simon Pagenaud und Helio Castroneves, die an der Spitze auf Option-Tires immer noch sehr schnelle Zeiten fuhren, und Carlos Munoz waren draußen geblieben, als Max Chilton ohne Lenkwirkung mit gebrochener Aufhängung in Kurve 7 in die Wand rutschte. Die folgende Caution war natürlich eine Katastrophe für Pagenaud und Castroneves. Auf Regen hoffend, blieben sie auf den gebrauchten Option-Tires draußen. Sebastien Bourdais, Conor Daly und wenige andere Fahrer nutzten die Gelbphase aber zum Nachtanken.

Die Option-Tires bei Pagenaud und Castroneves hielten aber überraschend gut und beide konnten sich vom Feld mit relativ neuen Prime-Tires absetzten. Erster Verfolger war Will Power, der beim Restart zwei Plätze gutmachen konnte. Es tröpfelte zwar ein wenig, aber richtiger Regen blieb aus, und so mussten Pagenaud und Castroneves in Runde 23 an der Box auf Trockenreifen wechseln. Sie hatte sich aber so einen Vorsprung herausgefahren, dass sie auf den Plätzen 12 und 17 wieder auf die Strecke kamen. Ab Runde 26 kamen die 3-Stopper zu ihrem zweiten Stopp an die Box. Bourdais und Daly konnten bis Runde 35 beziehungsweise 37 auf der Strecke bleiben.

In Runde 42 verlor James Hinchcliffe auf kalten Reifen die Kontrolle über seinen Wagen, rutschte in Kurve 7 in die Wand und würgte den Motor ab. Viele Fahrer kamen in Runde 43 an die Box. Die restlichen 27 Runden konnten, mit einigen Runden unter Gelb oder starkem Benzinsparen, ohne Nachtanken absolviert werden. Juan Pablo Montoya, Graham Rahal, Scott Dixon, Sebastien Bourdais, Conor Daly und Gabby Chaves blieben hingegen auf der Strecke. Will Power musste kurz nach dem Stopp seinen Wagen mit einem elektronischen Problem und einem abgefallenen Hinterrad abstellen. Ein ähnliches Schicksal ereilte Scott Dixon in Runde 57, der nach seinem Stopp nicht mehr Hochschalten konnte. Bei dem Tankstopp lief Flüssigkeit ins Auto und sorgte für einen Kurzschluss. Die Champions der letzten Jahre wurden nur auf den Plätzen 19 und 20 gewertet.

16C_2143Nach dem Restart setzten sich die Nicht-Stopper von den Benzinsparern ab. Graham Rahal kam in Runde 52 an die Box und wurde danach bis auf Platz 10 durchgereicht. Ihm folgte zwei Runden später Juan Pablo Montoya, der direkt hinter seinen Teamkolleggen Pagenaud und Castroneves wieder auf die Strecke kam. Im Team Penske reagierte man nicht sofort und so verlor Montoya hinter den Benzinsparern einige Zeit. Erst in Runde 59 wurde er vorgelassen. Sebastien Bourdais kam in Runde 57 knapp vor den Penskes aus der Box und konnte sich sehr schnell absetzten. Hier hätte man an der Penske-Box eigentlich direkt handeln müssen. So war der Sieg für Montoya verloren. Conor Daly reihte sich nach seinem Stopp auf Platz 2 ein. Ein tolles Ergebnis für Dale Coyne Racing.

Graham Rahal verbesserte sich mit genug Benzin in den letzten Runden noch auf Platz 4. Simon Pagenaud hingegen fiel ohne Benzin in der letzten Runde noch auf Platz 13 zurück. Hinter Helio Castroneves kamen die recht unauffälligen Carlos Munoz und Ryan Hunter-Reay für Andretti Autosport ins Ziel. Durch den Ausfall von Scott Dixon war Charlie Kimball auf Platz 9 bester Fahrer von Chip Ganassi Racing. Sein Teamkollege Tony Kanaan schloss die Top-10 ab.

Das ganze Ergebnis von Dual I gibt es auf der Homepage der IndyCar Series als PDF.

Dual II

41BK2357Mit der Erfahrung aus Dual I, dass die Option-Tires doch haltbarer sind als erwartet, gingen einige Teams direkt mit einer 2-Stopp-Strategie ins Rennen. Für die ersten Fahrer war es aber noch vor Kurve 1 schon wieder beendet. In Reihe 2 drückte Helio Castroneves Scott Dixon in die Wand. Beide verloren keine Positionen, aber das Fahrverhalten von Dixons Wagen war nicht mehr optimal. Weiter hinten versuchte Charlie Kimball erst innen und, als der Weg zu war, dann außen Plätze gutzumachen. Dabei drückte er Carlos Munoz auch nach außen und als letztes Glied der Dominokette landete James Hinchcliffe in der Mauer. Max Chilton konnte nicht ausweichen und kollidierte mit Hinchcliffes Wagen. Im Getümmel verlor Takuma Sato noch den Frontflügel seines Hondas. Für Hinchcliffe und Chilton war so auch zweite Rennen vorzeitig beendet.

Nach dem Restart in Runde 4 setzte sich Simon Pagenaud an der Spitze schnell von Ryan Hunter-Reay, Tony Kanaan und Helio Castroneves ab. Will Power wurden in der Qualifikation seine schnellste Runde aufgrund einer Behinderung von Marco Andretti gestrichen und so lag er zu Rennbeginn nur auf Platz 7. Ab Runde 10 bauten die Option-Tires bei einigen Fahrern deutlich ab. Deshalb wechselten zwischen Runde 10 und 17 die 3-Stopper ihre Reifen. Unter ihnen waren Sebastien Bourdais und Tony Kanaan. In den Runden 23 bis 25 folgte das restliche Feld, während die 3-Stopper ab Runde 30 schon zum zweiten Mal in die Box kamen.

Nur zehn Runden nach seinem ersten Stopp in Runde 23 kam Juan Pablo Montoya überraschend wieder an die Box. Er war zwar auf den Option-Tires unterwegs, hätte aber trotzdem den Stint für eine 2-Stopp-Strategie um weitere zehn Runden ausdehnen müssen. Auf kalten Reifen unterlief ihm dann ein Anfängerfehler und in Kurve 9 setzte er seinen Chevrolet in die Wand. Auch wenn die Caution in die Phase der Boxenstopps fiel, gab es keine großartigen Verschiebungen im Feld. Nur Tony Kanaan, Marco Andretti und Gabby Chaves nutzen die Gelegenheit zum Reifenwechsel.

Zwei Runden nach dem Restart in Runde 39 setzte sich Helio Castroneves in einem sehr schönen Manöver in den Kurven 4 und 5 gegen Simon Pagenaud durch und übernahm die Spitze. Auf den Plätzen 3 und 4 folgten Ryan Hunter-Reay und Will Power.

In Runde 47 öffnete sich das Fenster für den finalen Boxenstopp und Conor Daly absolvierte als erster Fahrer seinen letzten Stopp. Ein großer Teil des Feldes, unter anderem Simon Pagenaud, Will Power und Ryan Hunter-Reay, folgte ihm in den nächsten zwei Runden. Als Jack Hawksworth in Runde 50 seinen Honda ohne Vortrieb abstellen musste, war Spitzenreiter Helio Castroneves noch nicht an der Box gewesen. Das Team stand nun vor der Entscheidung, die Track-Position aufzugeben oder das Heil in der Flucht zu suchen. Am Samstag hatte „Heil in der Flucht“ gut funktioniert, trotzdem holte Penske Castroneves an die Box. Er fiel auf Platz 16 zurück und konnte sich danach nicht mehr nach vorne arbeiten. Am Ende blieb nur Platz 14 übrig.

Sebastien Bourdais, Charlie Kimball, Graham Rahal und Alexander Rossi hingegen blieben auf der Strecke. Nach dem Restart in Runde 52 hatte Simon Pagenaud wieder Probleme und musste Will Power in Kurve 3 passieren lassen. Ryan Hunter-Reay hatte an der Box einen Platz an Power verloren, verteidigte dann aber seinen siebten Platz gegen Scott Dixon, der in Runde 54 wieder mal leicht die Mauer streifte. Dadurch konnte Josef Newgarden ihn überholen.

16C_1464-1Als die vier Nicht-Stopper nacheinander an die Box kamen, übernahm Will Power die Führung und fuhr unbedrängt seinen ersten Sieg seit dem Grand Prix of Indianapolis 2015 ein. Neben ihm auf dem Podium platzierten sich Simon Pagenaud und Ryan Hunter-Reay. Auch dahinter änderte sich nichts mehr an der Reihenfolge und so folgten Josef Newgarden, Scott Dixon, Conor Daly und Tony Kanaan.

Nach ihren Stopps reihten sich Sebastien Bourdais, Graham Rahal und Alexander Rossi auf den Plätzen 8, 11 und 12 ein. Alle drei blieben so vor Helio Castroneves. Nur Charlie Kimball fiel auf Platz 16 zurück.

Ein aufregendes Rennen hatte Mikhail Aleshin. Durch die starken Vibrationen auf der Buckelpiste der Belle Isle hatte sich der Verschluss seines Sicherheitsgurtes gelöst. Trotzdem setzte er das Rennen fort. Ein unglaublich verantwortungsloses Vorgehen seines Teams. Mit Platz 17 hat sich das Risiko noch nicht einmal ausgezahlt.

Das ganze Ergebnis von Dual II gibt es auf der Homepage der IndyCar Series als PDF.

Trotz eines schlechten ersten Rennens in Detroit konnte Simon Pagenaud seine Führung in der Meisterschaft ausbauen, da seine ersten Verfolger Scott Dixon und Helio Castroneves auch größere Probleme hatten. Zu Saisonhalbzeit führt Pagenaud (357 Punkte) nun mit 80 Punkten vor Dixon und 86 Punkten vor Castroneves. Mit konstant guten Ergebnissen hat sich Josef Newgarden auf Platz 4 verbessert. Ihm fehlen 98 Punkte auf Pagenaud. Dank des Sieges beim Indy 500 ist Alexander Rossi (242 Punkte) auf Platz 5 bester Honda-Fahrer, punktgleich mit seinem Teamkollegen Carlos Munoz. Auch ohne das Rennen in St. Peterburg liegt Will Power (240 Punkte) mittlerweile auf Platz 7 der Meisterschaft und damit vor Tony Kanaan (240 Punkte), Juan Pablo Montoya (233 Punkte) und Charlie Kimball (227 Punkte).

Vorschau: Firestone 600

Die zweite Saisonhälfte der IndyCar Series wird auf dem Texas Motor Speedway in Fort Worth eröffnet. Auf dem 1,5-Meilen-Oval werden wieder die Speedway Aero-Kits zum Einsatz kommen. Im Indianapolis Motor Speedway waren die Honda von Andretti Autosport in dieser Aerodynamik nicht zu schlagen gewesen. Ob die Kits aber auch im kürzeren Oval, mit mehr Banking, so gut funktionieren, muss sich erst zeigen. Im letzten Jahr waren die Chevrolet von Team Penske und Chip Ganassi Racing im IMS überlegen und konnten das zwei Wochen später wiederholen. Bei beiden Rennen gingen die ersten vier Plätze an diese zwei Teams.

Seit Detroit setzt Ed Carpenter wieder in allen Rennen zwei Wagen ein. Für Texas übernimmt der Chef persönlich das Steuer der #20. Damit umfasst das Starterfeld (PDF) wieder 22 Meldungen.

Strecke

Texas_TrackMapDer Texas Motor Speedway ist ein 1,5-Meilen-Oval mit einem Banking von 24 Grad in den Kurven. Die Start-und-Ziel-Gerade ist doppelt abgeknickt und so ist es ein Schwesteroval zu den beiden Ovalen in Charlotte und Atlanta. Mit den alten Dallara-Chassis und den Motoren vor 2012 konnte man den Kurs ohne Probleme Flat-out durch alle Kurven bestreiten. Dies führte zum berühmt berüchtigten Pack-Racing. Nach dem tragischen Unfall in Las Vegas, auch einem stark überhöhtem 1,5-Meilen-Oval, zum Saisonende 2012, wollte man dies ändern. In den letzten Jahren mit den neuen DW12-Chassis sowie einer starken Anpassung der Aerodynamik ist es auch gelungen. Die Fahrer mussten lupfen und „richtig Auto fahren“, wie es Will Power ausdrückte. Hoffentlich hat sich der Abtrieb der Aero-Kits nicht so weit erhöht, dass wieder stumpfes Flat-out funktioniert.

Zeitplan (local time, MEZ)

Freitag, 10. Juni

11:00 a.m. – 12:15 p.m. (18:00 – 19:15) – Verizon IndyCar Series practice #1
3:15 – 4:15 p.m. (22:15 – 23:15) – Qualifying for the Verizon P1 Award Race
6:45 – 7:15 a.m. (1:45 – 2:15) – Verizon IndyCar Series practice #2

NBCSN überträgt live zwischen 18:00 Uhr und 19:30 Uhr. Die Qualifikation gibt es als Aufzeichnung ab 0:00 Uhr.

Samstag, 11. Juni

7:00 p.m. (2:00) – Übertragungsbeginn NBCSN, 2:30 Uhr Sport1 US
7:50 p.m. (2:50) – The Firestone 600 at Texas Motor Speedway

Am Sonntag 12. Juni zeigt Sport1US ab 7:10 Uhr und 14:15 Uhr eine Wiederholung des Rennens.

 

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Brett Kelley

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