Die erste Pocono-Ausgabe in diesem Jahr kam nach saftigem Regen am Sonntag erst einen Tag später unter die Räder. Das Rennen präsentierte sich trotz Strecken-Charakteristik durchaus ansehnlich und endete mit einem Spritkrimi, der am Ende aber irgendwie doch keiner war. Kurt Busch sicherte sich dabei seinen ersten Saisonsieg.
Analyse Pocono Juni 2016
Weil am Sonntag aufgrund zahlreicher Regenfälle und zähen Nebels an eine Durchführung des Rennens in Pocono nicht zu denken war, verschob NASCAR den Start auf den Montag. Bei strahlendem Sonnenschein, der nur durch ein paar Quellwolken getrübt wurde, gingen die 40 Fahrzeuge schließlich auf die Reise. Nach 160 Runden oder 400 Meilen stand Kurt Busch als Sieger in der Victory-Lane, nachdem er sich beim letzten Restart circa 30 Umläufe vor Schluss gegen Chase Elliott und Dale Earnhardt Jr. durchsetzen konnte. Da Kurt in der letzten Gelbphase nicht zum Nachfassen in die Box gekommen war, kämpfte er hauptsächlich gegen die Tankanzeige und war über lange Zeit gut zwei Runden short.
Da auch Dale Earnhardt Jr. und Chase Elliott nicht voll attackieren konnten und Brad Keselowski trotz bereits geschlossenen Spritfensters erst durch die Top-10 pflügen musste, reichte der #41 eine konservative Kurvenfahrt mit getretener Kupplung letztendlich doch zum Sieg. Anschließend befand sich sogar noch genügend Benzin im Tank, um ausgiebige Burnouts hinzulegen und in der Victory-Lane noch einmal umzuparken – ganz so eng schien es bei Kurt Busch also dann doch nicht gewesen zu sein. Den Erfolg verdankt er der Strategie seines Interim-Crew-Chiefs John Klausmeier, der am Wochenende den für ein Rennen gesperrten Tony Gibson mehr als zufriedenstellend ersetzen konnte. Der erste Saisonsieg sichert Busch zugleich die Teilnahme am diesjährigen Chase.
Die insgesamt zehn Cautions kamen mehrheitlich durch teils heftige Unfälle zustande, glücklicherweise wurde dabei aber niemand verletzt. Es kann definitiv kein schönes Gefühl sein, wenn dir bei über 200 mph am Ende der längsten Geraden im Cup-Kalender die Bremsscheibe durch die Motorhaube fliegt. Michael Annett und Kyle Busch schlugen trotz SAFER-Barrier so hart in die Außenmauer ein, dass ihre Autos danach komplett krumm waren. Es hatte den Anschein, als würde vorne rechts ein Stück vom Wagen fehlen, sowas sieht man definitiv nicht oft. Trotz dieser Zwischenfälle konnte das Racing in Pocono durchaus überzeugen, denn das Überholen war nicht so schwer wie noch in der Vergangenheit. Es gab sogar zwischenzeitlich Dreikämpfe um die Führung.
Die Strecke konnte auch bei den Restarts positive Highlights setzen, denn die Zielgerade in Pocono ist gleichzeitig auch die breiteste, auf der jedes Jahr gefahren wird. Das Schwenken der grünen Flagge brachte also immer mindestens 5-Wide-Racing, was Jimmie Johnson zum Verhängnis wurde, als er in Turn 1 auf den Apron hinunter musste. Ein Dreher in die Innenmauer begrub folgerichtig seine Hoffnungen auf ein Top-Ergebnis. Auch Martin Truex Jr. wurde nach seinem sensationellen Sieg beim Coca-Cola 600 wie gewohnt vom Pech verfolgt und musste die durch einen Taktikschachzug eroberte Führung noch während der letzten Caution wieder abgeben, da er sich bei der Fahrt über ein Trümmerteil das Reifenventil beschädigt hatte.
Dinge, die mir noch aufgefallen sind:
– Tony Stewart sieht in seiner letzten NASCAR-Saison als Fahrer auch irgendwie kein Land. Nach einem guten Ergebnis in der Qualifikation geriet Smoke kurz nach Rennhälfte bei einem Restart ins Übersteuern und sammelte dabei unter anderem seine Teamkollegin Danica Patrick ein.
– Bei Brad Keselowski wurde die Boxencrew direkt während des ersten Stopps kreativ und versuchte mit roher Gewalt aerodynamische Verbesserungen vorzunehmen. Der Jackman, seines Zeichens offenbar ehemaliger Footballer, rief mit einem Tackle gegen die rechte Fahrzeugseite jedoch die NASCAR-Offiziellen auf den Plan, die der #2 dafür eine Durchfahrtsstrafe aufbrummten.
Die glücklicheren Fahrer kamen hinter Kurt Busch in den Top-5 an, namentlich waren das Dale Earnhardt Jr., Brad Keselowski, Chase Elliott und Joey Logano. Elliott fuhr mit 51 Umläufen am Montag die meisten Führungsrunden ein und sah zur Mitte des Rennens wie der sichere Sieger aus. Genauso wie bei Kyle Larson, der Elfter wurde und erneut einige Meilen vor dem Rest des Feldes absolvieren konnte, wird ihm mit ziemlicher Sicherheit bald der ganz große Wurf gelingen. Die Top-10 vor Larson komplettierten Kasey Kahne, Matt Kenseth, Carl Edwards, Kevin Harvick und Ryan Blaney. Letzterer fuhr erneut sehr unauffällig ein tolles Resultat ein und zählt ebenso wie die vorgenannten Nachwuchspiloten derzeit zu den größten Talenten im Sprint Cup.
Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings
Vorschau Michigan Juni 2016
Am nächsten Wochenende gastiert der Sprint Cup auf dem Michigan International Speedway, einem 2-Meilen-Oval mit 18 Grad Banking und D-Bogen auf der Frontstretch. Prinzipiell ist die Strecke im hohen Norden der USA die Schwesterstrecke des Auto Club Speedway in Fontana, kann jedoch in Sachen Kurvenüberhöhung und damit auch beim Thema Spannung oft die Nase vorn behalten. Michigan ist extrem breit und bietet vier oder fünf unterschiedliche Linien an, eine davon führt direkt oben an der Mauer entlang und Kyle Larson wird sie mit Sicherheit finden. Zudem bringt das Oval in den Kurveneingängen auch regelmäßig Geschwindigkeiten weit jenseits der 200-mph-Schallmauer hervor und ist damit eine der schnellsten Strecken, auf denen nicht mit Restrictor-Plates gefahren wird.
Dafür kommt allerdings bei dieser Ausgabe das Low-Downforce-Paket in einer überarbeiteten Version zum Einsatz, deren Änderungen an die Erfahrungen aus dem All-Star-Rennen anknüpfen. So sind ein von 3,5 auf 2,5 Inches noch weiter verkleinerter Heckspoiler und ein um 2 Inches verkürzter Frontsplitter Teil des Programms, zudem gilt ein Verbot der teilweise exotischen Spureinstellungen an der Hinterachse. Die Vorgabe einer neutralen Spureinstellung soll seitwärts fahrende Autos verhindern und ihnen damit die allseits gesuchte Side-Force nehmen. Damit werden die Fahrzeuge noch einmal schwerer zu fahren sein und ich bin wirklich gespannt auf die Auswirkungen. Diese Variante wird übrigens auch in einem Monat auf der neu asphaltierten Piste in Kentucky ausgerollt, was sicherlich sehr interessant werden dürfte, da man dort auch das Banking erhöht hat.
Auf der Entry-List stehen erneut 40 Fahrzeuge, womit auch alle eingetragenen Teams am Rennen teilnehmen dürfen. In der #32 von GO FAS Racing sitzt nach dem Kurzeinsatz von Jeb Burton wieder Jeffrey Earnhardt und Ty Dillon kommt statt von Michael McDowell zu einem weiteren Einsatz in der #95 von Leavine Family Racing. Im Hinblick auf die Victory-Lane wird es wohl erneut sehr schwer werden, an Hendrick Motorsports, Stewart-Haas Racing oder Joe Gibbs Racing vorbeizukommen, zumindest die letzten vier Ausgaben standen komplett im Zeichen dieser großen Konglomerate. Möglicherweise hat ein Ford von Team Penske auf der Heimatstrecke ihres Teambesitzers eine gute Chance auf einen Sieg. Unweit der eigenen Firmenzentrale in Detroit will sich Chevrolet jedoch sicher nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und Toyota würde die Party nahe der US-Autostadt-#1 vermutlich gerne sprengen.
Zeitplan für das TV-Programm am Wochenende:
Freitag, 10.06.
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FS1
18:30 Uhr, XFINITY Series Practice, FS1
21:00 Uhr, XFINITY Series Final Practice, FS1
22:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, FS1
01:30 Uhr, Truck Series Qualifying, FS1
03:00 Uhr, Truck Series Rennen (Rattlesnake 400), FS1 ab 2:30 Uhr
Samstag, 11.06.
15:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FS1
16:00 Uhr, XFINITY Series Qualifying, FS1
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, FS1
19:30 Uhr, XFINITY Series Rennen (Menard’s 250), FS1 ab 19 Uhr
Sonntag, 12.06.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (FireKeepers Casino 400), FS1 & Motorvision TV ab 18:30 Uhr
1 Kommentare
Der Sieg ist doch echt ein Schlag ins Gesicht für Tony Gibson. Kaum ist er weg, läuft es für Kurt Busch. Bin mal gespannt, ob er vielleicht dauerhaft ersetzt wird.
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