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Formel Eins: Vorschau GP von Kanada 2016

von DonDahlmann
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F1 Kanada 2015

Das anstehend Rennen dürfte eines der interessanteren in Kanada werden. Denn zum einen kann man vorne einen Dreikampf erwarten, zum anderen ist das Wetter mal wieder mehr als unbeständig.

F1_Race_Spain_2016_12Toto Wolff wird sich bestätigt fühlen. Er hatte mehrfach in diesem Jahr erwähnt, dass die Saison knapper werden wird als die letzten beiden. Dabei lag sein Augenmerk allerdings auf Ferrari und Sebastian Vettel. Doch die Italiener haben seit Spanien Probleme in der Qualifikation. Die Rennpace stimmt, aber eine Runde bekommt man das Auto einfach nicht ans Laufen. Warum das plötzlich so ist, weiß bei Ferrari auch niemand so recht. Zumindest wird der mysteriöse Performance-Verlust offiziell so kommentiert. Doch wie so oft ist das nur die halbe Wahrheit.

In Spanien hatte Ferrari einige neue Teile am Auto, darunter auch eine leicht veränderte Front, die mehr Luft unter den Wagen schaufeln sollte. Doch die neue Aerodynamik sorgt für Untersteuern, wie man in Monaco schön an beiden Autos und vor allem am Unfall von Räikkönen sehen konnte. Auch Vettel segelte in Monaco hier und da geradeaus beziehungsweise rutschte leicht in die Leitplanken. Der Wagen ist bei weitem nicht mehr so einfach zu fahren, wie er es bisher war. Und Fahrer, die mit der Abstimmung kämpfen, verlieren Zeit. Ferrari ist also irgendwann man in Sachen Entwicklung falsch abgebogen. Die Frage wird sein, wie schnell man den Fehler wieder beseitigen kann.

F1_Race_Spain_2016_07Da kommt zumindest die Strecke in Montreal gerade recht. Hier geht es vor allem um Traktion und reine Motorleistung, weniger um Abtrieb. Das Fehlen von schnellen Kurven macht die Strecke zu einer „Stopp ’n‘ Go“-Bahn, auf der Ferrari durchaus Chancen hat. Man hat in den letzten Monaten den Motor überarbeitet und sich auf den Bereich des Turboladers konzentriert. Man versucht das Ansprechverhalten des Laders zu verbessern, sodass er im unteren Bereich mehr Kraft entwickelt. Der Nachteil des Ferrari-Aggregats gegenüber dem Renault war ja in Spanien deutlich zu sehen.

Red Bull muss man in Montreal ebenfalls im Auge haben. Der Renault-Motor ist kaum noch schlechter als der von Ferrari, auch wenn beide an die Leistung von Mercedes vermutlich noch nicht ganz rankommen. Aber in Kanada werden beide Red Bull den neuen Motor fahren können, mit dem Ricciardo in Monaco seine Pole geholt hat. Auch hier gilt wieder der Blick nach Spanien. Verhungerten die Renault in China noch auf der langen Geraden, war man in Barcelona in der Spitzengruppe. Das liegt sicher auch Chassis des RB12. Nach zwei Jahren ist dem Team endlich mal wieder ein Durchbruch gelungen und der Wagen vereint alle Qualitäten, die man aus den Weltmeister-Jahren noch kennt. Schnell, hoher mechanischer Grip, gute Aerodynamik, leicht zu fahren.

F1_Race_Spain_2016_11Wie schnell die Red Bull in Kanada sein werden, wird viel über den weiteren Verlauf der Sommer-Saison aussagen. Gelingt es den Österreichern wieder, Mercedes unter Druck zu setzen, dann dürften die Rennen in Silverstone und Hockenheim interessant werden.

Aber wenn alles normal läuft, dann sollte Mercedes in Kanada wieder die Nase vorne haben. Zumindest in der Qualifikation. Die ultraschnelle Strecke müsste dem Mercedes liegen, die Leistung für die langen Geraden hat man ja auf jeden Fall. Wie groß der Vorsprung dann sein wird, ist schwer zu sagen, aber wenn da 0,5 Sekunden stehen, wäre es zumindest keine Überraschung. Auch in Spanien demontierte man ja in Q2 und Q3 die Konkurrenz.

Interessant dürfte auch die Frage sein, wie Rosberg nach seinem für seine Verhältnisse miserablen Mai nach Kanada kommt. Der Ausfall von Spanien dürfte immer noch schmerzen, mehr aber noch das verkorkste Rennen in Monaco, wo er nur auf P7 ins Ziel kam, obwohl er von P2 starten konnte. Das erlebt man in Monaco selten. Eine falsche Strategie war eine Sache, die andere, dass er mit dem Wagen nicht zurechtkam.

Kommt er also jetzt, der Run von Hamilton, den alle prophezeien? Die kommenden Strecken sprechen für ihn. In Montreal hat er schon vier Mal gewonnen (Rosberg 0), Baku ist schwer einzuschätzen, aber Hamilton kommt mit neuen Strecken meist sehr schnell klar, Silverstone ist sein Heimrennen und seine Lieblingsstrecke. Durchaus möglich, dass der Brite nun zum großen Gegenschlag ausholt und erst einmal ein paar Siege einfährt, wenn die Konkurrenz ihn denn lässt. Auf der anderen Seite wirkt Rosberg in diesem Jahr mental stärker und deutlich entschlossener. Vermutlich auch, weil er weiß, dass dies seine letzte Chance auf einen WM-Titel sein kann. Denn im nächsten Jahr kommen komplett neue Autos, neue Reifen und das Motorenreglement ist auch anders. Wer weiß, wer dann 2017 die Nase vorne haben wird.

F1_Race_Spain_2016_24Es ist kaum davon auszugehen, dass Williams den drei Top-Teams in die Suppe spucken kann, aber nach dem erwarteten schlechten Abschneiden in Monaco sollte Montreal dem Auto deutlich besser liegen. Auf den Highspeed-Strecken machte der Wagen bisher in diesem Jahr keinen schlechten Eindruck. Immerhin kam Bottas in Russland auf P4 und Massa auf P5. Das dürften auch Platzierungen sein, die Williams in Kanada anstreben wird, aber es wird schwer, wenn sechs Top-Fahrzeuge da vorne unterwegs sind. Die bisherigen Rennen haben aber gezeigt, dass – wenn sich Williams über die Strategie vorne rein drücken kann – sie schnell genug sind, um die Position zu halten.

Force India kommt mit viel Schwung nach Kanada. Der grandios über die Strategie und Fahrer erlangte dritte Platz im Fürstentum kam nicht von ungefähr. Man hatte schon in Spanien ein Upgrade an der B-Variante des Wagens und ihn damit zu einer Art B+ aufgerüstet. Die Probleme des Force India liegen in der Front. Neben Manor ist man das einzige Team, dass noch mit einer relativ langen und runtergezogenen Nase fährt. Das lässt sich so schnell nicht ändern. Um eine Stummelnase, wie der Rest der Welt, fahren zu können, müsste im Grunde eine C-Variante des Autos bauen, da der Luftfluss komplett verändert wird. Davon will man vermutlich aus finanziellen Gründen die Finger lassen, zudem dürfte das Design-Team so langsam voll mit dem 2017er Wagen beschäftigt sein.

Motor Racing - Formula One World Championship - Spanish Grand Prix - Race Day - Barcelona, SpainSo werden die Inder, ebenso wie Toro Rosso, die Top Ten nach hinten abschließen. Toro Rosso dürfte dabei sogar die etwas schlechteren Karten haben, da der 2015er Ferrari-Motor nach den ganzen Updates bei Mercedes dann doch deutlich weniger Leistung haben sollte. Der STR11 mag eher schnelle und mittelschnelle Kurven, Highspeed-Orgien sind seine Sache nicht. Daher werden Sainz jr. und Kvyat wohl eher nach hinten schauen müssen.

Zum Beispiel auf die HaasF1, die in Kanada durchaus wieder Chancen auf Punkte haben. Der neue Ferrari-Motor, ein okayes Chassis – das könnte reichen, um den letzten Punkteplatz ins Auge zu fassen. Der Haas hat bisher in Australien, Bahrain und Russland Punkte gemacht. In Bahrain halfen die Ausfälle, aber Russland und Australien sind Strecken, die der in Kanada nicht unähnlich sind.

Motor Racing - Formula One World Championship - Russian Grand Prix - Race Day - Sochi, RussiaMcLaren wird sich in Kanada schwer tun und die Leistungsdefizite des Honda-Motors werden vermutlich wieder gut zu sehen sein. In Spanien ging dem Motor am Ende der langen Geraden regelmäßig die Luft aus, das wird in Montreal nicht viel anders sein. Die Japaner haben immer noch Probleme mit dem Hybrid-System und der Energiespeicherung. Immerhin verliert der Honda im Rennen jetzt nicht mehr Leistung. Aber McLaren wird eher nicht in Punkte kommen können.

Ebenso wenig wie Renault, Sauber und Manor. Bei Renault kann man sich ein wenig wundern, denn die fahren ja den gleichen Motor wie Red Bull und weniger Geld geben sie auch nicht aus. Aber aus dem leicht überarbeiteten Lotus-Chassis des letzten Jahres lässt sich einfach nichts machen. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass Renault die Sache vergisst und sich voll auf das 2017er Auto konzentriert, aber man kann ja auch bei Weiterentwicklungen noch was lernen und das Team musste nach dem Zusammenbruch ja neu aufgebaut werden.

Russian GP Saturday 30/04/16Sauber fehlt weiter alles: Geld, Sponsoren und Weiterentwicklung. Dabei ist das Chassis gar nicht mal so schlecht, es kommt bisher auf allen Strecken gut zurecht, teilweise kann man auch aggressive Strategien fahren. Man kann nur hoffen, dass Sauber schnell, sehr schnell, einen Geldgeber findet. Der Haussegen bei Sauber hängt nach dem Crash in Monaco auch schief. Weder Ericsson noch Nasr scheinen sich da irgendwie verantwortlich zu fühlen und Nasr berichtete zwischendurch, dass er für 2017 auch andere Optionen habe.

Bei Manor geht es schleppender voran, als man selber erwartet hatte. Das Chassis, von Ex-Ferrari-Mann Tombazis entwickelt, ist in der Front eine Kopie des 2015er Ferrari, den Tombazis 2014 ja noch mitentwickelt hatte. Das Problem ist halt auch die lange Nase und die daraufhin konstruierte Luftführung am gesamten Auto. Zwar geht man davon aus, dass ein paar Weiterentwicklungen noch Besserungen bringen werden, aber viel wird man aus dem Auto nicht rausholen können. Die Enttäuschung bei Manor ist groß, immerhin hat man den neusten Mercedes-Motor und ein Williams-Getriebe und technisch gibt es wenig Probleme. Aber statt auch mal Q2 anvisieren zu können, klebt man weiter am Ende des Feldes. Wird auch in Kanada nicht anders sein.

Strategie:

Wie in Monaco fährt man in Kanada Soft, Supersoft und Ultrasoft. Letztere haben sich in Monaco als erstaunlich langlebig herausgestellt und auch die Supersoft halten länger als gedacht. Mercedes hat acht Sätze der Ultras für das Rennen, Ferrari und Red Bull sieben Sätze. Im Gegensatz zu Ferrari hat Red Bull aber vier Sätze Soft angemeldet (Ferrari zwei). Obwohl der Stopp in Montreal eine schnelle Sache ist, scheint man sich bei Red Bull aber in Richtung einer Ein-Stopp-Strategie zu bewegen.

Das gilt allerdings auch für den Rest. Gut möglich, dass die drei Top-Teams in Montreal in Q2 gar nicht mit den Ultrasoft rausgehen, sondern die Supersoft nehmen, auf denen sie dann das Rennen auch starten müssten. Der Abstand zu Williams, Force India und Toro Rosso ist zu groß, als das die eine Gefahr in Q2 wären. Mit dem Supersoft kann dann einen längeren ersten Stint fahren. Red Bull sieht dann mit den Soft für den Rest Rennens sicher aus, bei den Ultrasoft würde ich zumindest ein kleines Fragezeichen setzen.

Kann auch gut sein, dass Red Bull sich verzockt hat, denn das Wetter soll am Wochenende ungemütlich werden. Am Sonntag sollen es nur 16 Grad werden, das könnte etwas zu wenig für die härteren Soft sein, während das Leben der Ultrasoft durch niedrige Asphalttemperaturen ja verlängert wird, wie Monaco gezeigt hat. Aber mehr als einen Stopp erwartet man zumindest vor den Ergebnissen des Freitagstrainings nicht.

Dazu kommt, dass es Sonntag eventuell regnen könnte. Die Vorhersagen sind da noch nicht klar, im Moment geht man von einer Regenwahrscheinlichkeit von 20 Prozent aus. Das kann sich aber a) noch ändern und b) weiß man aus der Vergangenheit, dass die Insel gerne mal von einem kurzen Schauer erwischt werden kann.

Startzeit des Rennens: Sonntag, 20.00 Uhr.

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