Auf beeindruckende Art und Weise gewann Josef Newgarden in Iowa sein erstes Ovalrennen in der IndyCar Series. Nur für 18 der 300 Runden gab er die Führung ab.
Für Josef Newgardens Siegesfahrt braucht man nur ganz wenige Worte. Er ging von Startplatz 2 ins Rennen und war sofort der schnellste Fahrer im Feld. Direkt in der ersten Runde überholte er Simon Pagenaud für die Führung und gab diese nur nach Boxenstopps kurzfristig wieder ab. Auch der Überrundungsverkehr, der schon nach 15 Runden begann, konnte ihn nicht einbremsen. Nach den ersten 100 Runden ohne Caution hatte er, bis auf Pagenaud, das ganze Feld mindestens einmal überrundet und auch der „Vorsprung“ von Pagenaud schmolz kontinuierlich. Da Josef Newgarden auch keine Fehler bei den drei folgenden Restarts machte und die Boxenstopps problemlos abliefen, war sein Sieg die logische Folge. Es ist schon erstaunlich, wie schnell Newgarden nach seinem schweren Unfall, inklusive einiger Knochenbrüche, wieder ist.
Immerhin gab es hinter Josef Newgarden viele enge Duelle, einige positive Überraschungen und ein wenig Drama. Die Dramafraktion wird ganz klar von Andretti Autosport angeführt. Das Team dominierte das Iowa Corn 300 in den letzten Jahren. Nach nur 42 Runden waren diesmal Ryan Hunter-Reay, Marco Andretti, Carlos Munoz und Alexander Rossi eine Runde zurück und als man dachte, es könnte für das Team kaum schlimmer werden, ging in Runde 109 Hunter-Reays Motor in Rauch auf. Das Pech des Teamkollegen war aber das Glück für Rossi. Mit neun weiteren Fahrern nutzte er während der Caution den Wave-around und gelangte so wieder in die Führungsrunde. Mit einigen Änderungen bei den Boxenstopps wurde sein Wagen immer besser und am Ende kam er auf Platz 6 ins Ziel. Damit hatte Alexander Rossi seine Teamkollegen, die deutlich mehr Erfahrung im Oval haben, mal wieder geschlagen.
Durch die Caution war das Feld wieder zusammengeführt und hinter Newgarden kämpften Team Penske (Pagenaud, Castroneves, Montoya und Power) und Chip Ganassi Racing (Dixon, Kanaan) um die Podestplätze. Als erste verabschiedeten sich Helio Castroneves und Juan Pablo Montoya aus diesem Kampf. Castroneves kam in Runde 176 an die Box und verlor unter Grün zwei Runden. Nur drei Runden später aber rollte Montoya mit einem Motorschaden aus. Das restliche Feld stoppte natürlich während der Caution und Castroneves konnte über den Wave-around nur eine Runde aufholen.
Der Vorgang sollte sich nach Runde 241 noch einmal wiederholen. Neben Helio Castroneves war auch Tony Kanaan zeitig an der Box und durch die Caution, die Max Chilton mit einem Dreher in Runde 146 ausgelöst hatte, verloren beide eine Runde auf die Kontrahenten. Helio Castroneves kam mit zwei Runden Rückstand auf Platz 13 ins Ziel, Tony Kanaan mit einer auf Platz 7.
In den Kampf ums Podium mischte sich nach dem Restart in Runde 260 aber ein weiterer Fahrer ein. Mikhail Aleshin war das ganze Rennen über der schnellste Fahrer eines Honda und das Aus- bzw. Zurückfallen einiger der schnellsten Chevrolet brachte ihn bis auf Platz 5 nach vorne. Zu Beginn des Stints auf neuen Reifen konnte er sogar Will Power für Platz 4 attackieren. Mit abbauenden Reifen wurde Aleshin aber langsamer und Power schneller. Platz 5 ist aber immer noch ein sehr gutes Ergebnis für den jungen Russen. In Runde 293 konnte sich Will Power in einem schönen Manöver gegen Simon Pagenaud durchsetzen und wiederholte das in Runde 295 gegen Scott Dixon. Nach zwei Siegen in Folge setzte Will Power seine Aufholjagd mit Platz 2 fort. Da Simon Pagenaud aber hinter Scott Dixon auf Platz 4 ins Ziel kam, konnten die Verfolger nur wenige Punkte auf den Meisterschaftsführenden gutmachen.
Hinter Tony Kanaan schlossen Sebastien Bourdais, James Hinchcliffe und Charlie Kimball die Top-10 ab. Alle hatten ein unauffälliges Rennen und kamen ohne Probleme durch. Etwas, das bei Ed Carpenter nicht funktionierte. Beim ersten Boxenstopp verabschiedete sich das Getriebe und das Innenleben musste getauscht werden. Dies gelang dem Team zwar in Rekordzeit, aber 17 Runden verlor er trotzdem. Am Ende wurde er auf Platz 18 gewertet.
Ein ganz schwaches Wochenende hatte auch Graham Rahal. Mit drei Runden Rückstand wurde er auf Platz 16 gewertet. Im Gegensatz zu Schmidt Peterson Racing und in Teilen auch Andretti Autosport und A.J. Foyt Enterprises bekam man bei RLL Racing das Honda Aero-Kit auf dem Iowa Speedway nie richtig in den Griff. Durch Dirty-Air verlieren die Hondas teilweise deutlich mehr Abtrieb als die Chevrolets. Auch Ryan Hunter-Reay beklagte sich nach seinem Rennen, dass es sich plötzlich so anfühlt, als ob der ganze Frontflügel weg wäre. Diese Probleme führten auch zu den Plätzen 18 und 21 für Gabby Chaves und Conor Daly in Diensten von Dale Coyne.
Das ganze Ergebnis des Iowa Corn 300 findet man auf der Homepage der IndyCar Series als PDF.
Den größten Sprung in der Meisterschaftswertung machte Josef Newgarden mit seinem Sieg. Auf Platz 2 liegend fehlen ihm 73 Punkte auf Simon Pagenaud (409 Punkte). Newgarden hat aber das Problem, dass er, nach aktuellem Stand, beim noch laufenden Firestone 600 schon ein DNF zu Buche stehen hat. Will Power konnte mit Platz 2 seinen Rückstand um sechs Punkte auf nun 75 Punkte verringern. Der amtierende Meister Scott Dixon liegt mit 321 Punkten auf Platz 4 vor Helio Castroneves (318 Punkte) und Tony Kanaan (306 Punkte). Mit Platz 6 hat Alexander Rossi (286 Punkte) die Position als bester Honda-Fahrer wieder eingenommen. Ihm folgen mit Carlos Munoz (280Punkte) und Graham Rahal (275 Punkte) zwei weitere.
Honda Indy Toronto
Ohne Pause geht es weiter im Kalender der IndyCar Series. Am nächsten Wochenende steht das Honda Indy Toronto auf dem Programm.
Das Rennen im Exhibition Place in Toronto ist eines der traditionsreichsten Stadtrennen der IndyCar Series. Die erste Austragung gewann 1986 Bobby Rahal. Die IndyCar feiert also 30-jähriges Jubiläum. Nur 2008, im Jahr der Vereinigung von Champ Car und IndyCar, fand kein Rennen in Toronto statt. Im Vorjahr gewann Josef Newgarden und mit dem Sieg in Iowa dürfte er noch eine Hundertstelsekunde pro Runde schneller werden. Im zweiten Lauf des Double-Headers 2014 war Mike Conway siegreich, sodass Ed Carpenter Racing zwei Siege in Folge feiern konnte. In den Jahren davor waren Chip Ganassi Racing, KV Racing Technologie, Andretti Autosport und Team Penske erfolgreich. Von den aktiven Fahrern haben sowohl Scott Dixon als auch Will Power jeweils zwei Siege zu Buche stehen. Aus den vergangen Erfolgen kristallisiert sich also kein eindeutiger Favorit heraus.
Strecke
Die Strecke mit einer Länge von 1,75 Meilen (2,82 km) führt durch den Exhibition Place, einen multifunktionalen Veranstaltungsort direkt am Ontario See. An der größten Messehalle Canadas liegt die Start- und Zielgerade, die in einer 90 Grad Rechtskurve endet. Die folgende schnelle Rechtskurve führt auf die längste Gerade der Strecke. Am Ende lädt eine enge Rechtskurve zu Überholmanövern ein. Ein schneller Linksknick führt auf eine kurze Gerade, die in einer 90 Grad Linkskurve endet. Nach einer langgezogenen Rechtskurve, um das Queen Elizabeth Theater herum, folgt eine weitere, leicht gebogene Gerade. Vor dem Horse Palace biegt die Strecke in einer 90 Grad Rechtskurve in Richtung BOM Field ab. Eine 90 Grad Linkskurve führt in eine schnelle Rechts-Links-Passage, die die Fahrer schon wieder auf die Start- und Zielgerade bringt. Im Prinzip ist es einer der üblichen amerikanischen Stadtkurse, mit den üblichen Problemen: enge Strecke, nahe Betonwände, nicht unbedingt überholfreundlich.
Zeitplan (local time, MESZ)
Freitag, 15. Juli
10:00 – 10:45 a.m. (16:00 – 16:45) – Verizon IndyCar Series practice
2:30 – 3:15 p.m. (20:30 – 21:15) – Verizon IndyCar Series practice
Samstag, 16. Juli
9:45 – 10:30 a.m. (15:45 – 16:30) – Verizon IndyCar Series practice
1:30 – 2:40 p.m. (19:30 – 20:45) – Three rounds of Verizon IndyCar Series knockout qualifications
Sonntag, 17. Juli
10:30 – 11:00 a.m. (16:30 – 17:00) – Verizon IndyCar Series warm-up
3:00 p.m. (21:00) – Übertragungsbeginn NBC SN; Sport1 US
3:37 p.m. (21:37) – Honda Indy Toronto green flag, 85 laps/148.8 miles
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens