Vier Führungswechsel zwischen drei Fahrern sagen schon eine Menge über die Spannung von NASCAR-Rennen auf dem Indianapolis Motor Speedway aus. Auch die Caution-Orgie zum Schluss inklusive doppelter Overtime konnte Perlenketten aus 40 Fahrzeugen und einen Durchmarsch von Kyle Busch am Wochenende nicht verhindern.
Analyse Indianapolis 2016
Ups, Entschuldigung, ich bin leider gerade erst wieder aufgewacht! Eigentlich dachte ich, das Pocono-Rennen steht erst am nächsten Wochenende auf dem Programm, denn das, was die NASCAR da auf dem Indianapolis Motor Speedway ablieferte, war mal überhaupt gar nichts. Das dachten sich vermutlich auch die fünf Zuschauer vor Ort, sodass man im nächsten Jahr mit Pech wohl nur noch zwei Eintrittskarten verkaufen wird – eine davon an Tony George, der wahrscheinlich nicht weiß, dass er als Vorstandsvorsitzender auch kostenlos reinkommt. Vier Führungswechsel zwischen drei Fahrern, die gefühlt alle Kyle Busch hießen, und vier Gelbphasen vor der Caution-Orgie zum Schluss lieferten als Ergebnis eine Perlenkette aus 40 Fahrzeugen.
Während dieser Hauptphase bis zur obligatorischen Debris-Caution zehn Umläufe vor dem Ende sammelte Kyle Busch stattliche 129 von 150 möglichen Führungsrunden ein, nur Brad Keselowski (15) und Joey Logano (6) konnten zwischenzeitlich auf einer alternativen Strategie kurz das Ruder übernehmen. Aufgrund schlecht gefallener Gelbphasen war diese Variante jedoch recht schnell wieder vom Tisch und Busch verbrachte daraufhin die komplette Zeit ab Runde 62 an der Spitze. Mit der erwähnten Debris-Caution fing dann das Unheil an und wieder einmal sorgte eine Gelbphase sogleich für weitere. Da auf dem 2,5-Meilen-Speedway mit seinen 90-Grad-Kurven nur eine Linie in den Turns annehmbar zu fahren ist, prügelte man sich in der Go-Time im gesamten Feld um die Innenbahn, während die #18 schon gar nicht mehr zu sehen war.
Drei Unfälle folgten, da teilweise sehr seltsame Linien gewählt wurden und einige Piloten im Hinterfeld auf der Gegengeraden sogar meinten, über das Gras fahren zu müssen. Der erste Zwischenfall, den man fast als Big-One bezeichnen könnte, sorgte sogar für eine rote Flagge über knapp zehn Minuten. Carl Edwards geriet ins Übersteuern und räumte Ryan Newman ab, der wiederum Brad Keselowski mitnahm. Trevor Bayne konnte Edwards nicht mehr rechtzeitig ausweichen und musste so das Rennen beenden. Die beiden Overtime-Anläufe sabotierten Trevor Bayne und Jamie McMurray, änderten damit aber auch nichts mehr an der Entscheidung des Rennens. Sie sorgten eigentlich nur dafür, dass wir alle noch später ins Bett kamen.
Der Vollständigkeit halber: Trevor Bayne machte Clint Bowyer mit einem etwas ungestümen Block die Tür zu, was dieser sich natürlich nicht gefallen ließ. Ein Dreher in die – immer noch nicht mit einer SAFER-Barrier versehene – Innenmauer war die logische Folge. Jamie McMurray wollte beim Restart entweder durch einen Linienwechsel etwas Boden gutmachen oder einem Ziehharmonikaeffekt ausweichen, ganz klar war das nicht zu erkennen. Jedenfalls geriet er vor die Motorhaube von Tony Stewart, drehte erst in Richtung Infield ab und erwischte dann den erneut glücklosen Ryan Newman. Dahinter drehte sich Brian Scott – vermutlich ohne Fremdeinwirkung.
Hinter Kyle Busch liefen Matt Kenseth, Jimmie Johnson, Denny Hamlin und Kyle Larson ein. Die Top-10 komplettierten Kevin Harvick, Joey Logano, Martin Truex Jr., Austin Dillon und Paul Menard.
Die Dominanz von Joe Gibbs Racing überraschte in diesem Rennen doch schon etwas, so extrem weit vorne präsentierte sich das Teams zuletzt nämlich nicht. Wäre Carl Edwards nicht ins Rutschen gekommen, hätte JGR mit fünf Autos (inklusive der #78 von Furniture Row Racing) die halben Top-10, wenn nicht sogar die kompletten Top-5 gestellt. Zwischenzeitlich musste man sich dagegen fragen, ob Hendrick Motorsports überhaupt einen Wagen in dieser Region würde unterbringen können. Jimmie Johnson (3.) und Jeff Gordon (13.) konnten schließlich recht gut mithalten, von Chase Elliott (15.) und Kasey Kahne (18.) war dagegen fast nichts zu sehen. Tony Stewart verpasste bei seinem letzten Heimrennen als Elfter nur knapp die Top-10.
Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings
Vorschau Pocono Juli 2016
Am kommenden Wochenende gastiert der Sprint Cup auf dem allseits beliebten Pocono Raceway, einem 2,5-Meilen langen Tri-Oval im Nordosten der USA. Die drei Kurven und auch die drei Geraden der Strecke weisen allesamt sehr unterschiedliche Charakteristiken auf, die bei anderen Speedways kurzerhand geborgt wurden – Genaueres und weitere informative Details könnt ihr in der verlinkten Streckenbeschreibung nachlesen. Ich gehe trotz der Konfiguration davon aus, dass das Rennen in Pocono deutlich besser sein wird als die Einschlafhilfe aus Indiana, zumindest zeigte das die Juni-Ausgabe, die Kurt Busch am Ende in einem Spritpoker für sich entscheiden konnte.
Etwas beunruhigend präsentierten sich jedoch die vereinzelten Bremsprobleme mancher Piloten, deren Scheiben sich durch die Motorhaube verabschiedeten. Ich hoffe, man hat dieses Problem rechtzeitig zum zweiten Jahresauftritt in den Griff bekommen, damit die 40 Fahrer in ihren tollkühnen Kisten von Unheil verschont bleiben. Die Entry-List sieht mit Ausnahme von Jeff Gordon als Vertretung von Dale Earnhardt Jr. in der #88 von Hendrick Motorsports wieder ein Stück gewohnter aus, denn auch Jeb Burton sitzt wieder in der #32 von GO FAS Racing anstatt zuletzt Patrick Carpentier. Wir dürfen gespannt sein, ob die Dominanz von Joe Gibbs Racing anhält, ob Team Penske wieder mal zuschlagen kann oder ob Hendrick Motorsports in Pocono zur Musik zurückkehrt.
Zeitplan & TV-Programm:
Freitag, 29.07.
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, NBCSN
18:30 Uhr, Truck Series Practice, FS1
21:00 Uhr, Truck Series Final Practice, FS1
22:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, NBCSN
23:30 Uhr, XFINITY Series Practice, NBCSN
01:00 Uhr, XFINITY Series Final Practice, NBCSN
Samstag, 30.07.
15:00 Uhr, Truck Series Qualifying, FS1
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, NBCSN
19:00 Uhr, Truck Series Rennen (Pocono Mountains 150), FS1 ab 18:30 Uhr
22:00 Uhr, XFINITY Series Qualifying, NBCSN
02:00 Uhr, XFINITY Series Rennen (U.S. Cellular 250), NBCSN ab 01:30 Uhr
Sonntag, 31.07.
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Pennsylvania 400), NBCSN & Motorvision TV ab 19 Uhr