Mit dem Rennen in Mid-Ohio befindet sich die IndyCar Series in ihrem letzten Saisondrittel. Der Kampf um die Meisterschaft, beziehungsweise der Kampf von Team Penske gegen den Rest des Feldes, geht somit in die heiße Phase.
Die Dominanz des Teams von Roger Penske ist in diesem Jahr schon beeindruckend. In der Meisterschaft belegen Simon Pagenaud, Will Power und Helio Castroneves die ersten drei Plätze. Von den acht bisherigen Rennen auf Stadt- und Straßenkursen konnte Sebastien Bourdais Dual 1 in Detroit gewinnen. Die restlichen sieben Rennen gingen an Juan Pablo Montoya (St. Petersburg), Simon Pagenaud (Long Beach, Barber, Indy GP) und Will Power (Dual 2, Road America, Toronto). Dazu kamen sechs weitere Podestplätze, unter anderem auch für Helio Castreoneves. Auf Stadt- und Straßenkursen sind die Fahrer von Team Penske also kaum zu schlagen. Das sind für die anderen Teams schlechte Nachrichten, da mit Texas und Pocono nur noch zwei Ovalrennen auf dem Programm stehen. Beim Saisonfinale auf dem Sonoma Raceway wird auch noch die doppelte Anzahl an Punkten verteilt. Für die Fahrer hinter den drei Penske-Piloten, insbesondere für Scott Dixon, wird es also dringend Zeit, Rennen zu gewinnen. Die gute Nachricht ist, dass Dixon schon fünf Mal (2007, 2009, 2011, 2012 und 2014) in Mid-Ohio siegen konnte.
Strecke
Der Mid-Ohio Sports Car Course in der Nähe von Lexington ist im Prinzip eine schöne Strecke, produziert aber in der Regel nur mäßige Rennen. Er ist 2,258 Meilen (3,634 km) lang und umfasst 13 Kurven. Nach Start-Ziel führt eine schnelle Linkskurve auf eine längere Gerade. Durch die schnelle Kurve führt nur eine Linie, weshalb der Start auf der Gegengeraden erfolgt. Auf diese gelangen die Fahrer durch Kurve 2, eine 180 Grad Rechtskurve. Diese wurde mehrfach umgebaut, bietet aber immer noch keine gute Überholmöglichkeit. Kurz vor der genutzten Startlinie wird die Gegengerade durch einen schnellen Rechtsknick, der aber mit Vollgas durchfahren werden kann, unterbrochen. Die folgende Rechtskurve ist die beste Überholstelle der Strecke. Es ist auch der Beginn einer Passage aus immer schneller werdenden Rechts- und Linkskurven, an deren Ende Kurve 9 in das „Thunder Valley“ führt. Die schnelle Rechts-Links-Kombination endet im Karussell, einer 180 Grad Rechtskurve. Die anschließende Linkskurve führt das Feld wieder auf die Start- und Ziel-Gerade.
Favoriten
Wie schon dargelegt war Team Penske auf Stadt- und Straßenkursen in diesem Jahr kaum zu besiegen. Bis zum Grand Prix of Indianapolis war Simon Pagenaud der dominierende Fahrer. Drei der letzten vier Rennen gewann aber Will Power. Im Oval von Iowa reichte es „nur“ zu Platz 2 hinter Josef Newgarden. Der Mid-Ohio Sports Car Course ist aber eine der wenigen Strecken, auf denen der Australier noch nicht gewinnen konnte. Ich würde aber nicht darauf wetten, dass diese Serie den Sonntag überlebt.
Die besten Chancen, Will Power und Team Penske zu schlagen hat Scott Dixon für Chip Ganassi Racing. Das Team vom Chipper hat zehnmal in Mid-Ohio triumphiert, darunter sechsmal in den letzten sieben Jahren. Graham Rahal konnte die Serie im Vorjahr unterbrechen. Eine Wiederholung halte ich aber für unwahrscheinlich. Die Leistungskurve von Rahal ist sehr schwankend und die Ausschläge nach unten deutlicher häufiger als nach oben.
An wen geht der Sieg, wenn sich Power und Dixon gegenseitig aus dem Rennen fahren? Erste Anwärter sind natürlich die Teamkollegen. Tony Kanaan und Simon Pagenaud konnten in Mid-Ohio schon Topergebnisse einfahren; Helio Castroneves, Juan Pablo Montoya und Charlie Kimball sogar gewinnen. Pagenaud wird, vor allem wenn Power und Dixon wirklich ausfallen sollten, aber mit Blick auf seinen Vorsprung in der Meisterschaft vorsichtig agieren.
Abseits der beiden Topteams sind Sebastien Bourdais, James Hinchcliffe und Josef Newgarden am höchsten zu bewerten. Sie holen das Maximum aus den doch leicht beschränkten Möglichkeiten ihrer Teams. Alle drei konnten innerhalb der letzten 18 Monate Rennen gewinnen. Team Penske und Chip Ganassi Racing dürfen sich keine Schwäche erlauben, denn sonst ist mindestens einer drei genannten Fahrer zur Stelle.
Die große Unbekannte ist wiedermal die Leistung von Andretti Autosport. Der unvergessene Justin Wilson konnte im Vorjahr Platz 2 für Michael Andretti einfahren. So ein exzellenter Entwicklungsfahrer für Stadt- und Straßenkurse fehlt dem Team aber in diesem Jahr. Ryan Hunter-Reay ist sicherlich einer der besten Fahrer im Feld, aber er scheint das Team nicht in der Entwicklung der Wagen führen zu können. Marco Andretti und Carlos Munoz haben ihre Stärken eher auf den Ovalen und Alexander Rossi ist, trotz aller Erfahrung in der Formel 1, ein Rookie bei den IndyCar.
Die Entry-List (PDF) umfasst die üblichen 22 Meldungen. Die #19 von Dale Coyne übernimmt an diesem Wochenende R.C. Enerson, der die erste Hälfte der Indy Lights-Saison für Sam Schmidt absolvierte. Nach mäßigen Ergebnissen trennte er sich aber vom Team und suchte die Chance auf ein IndyCar-Cockpit.
Zeitplan (local time, MEZ)
Freitag, 29. Juli
10:00 – 11:15 a.m. (16:00 – 17:15) – Verizon IndyCar Series practice #1, RaceControl.IndyCar.com (Live)
2:00 – 3:15 p.m. (20:00 – 21:15) – Verizon IndyCar Series practice #2, NBCSN (Live)
Samstag, 30. Juli
9:45 – 10:30 a.m. (15:45 – 16:30) – Verizon IndyCar Series practice #3, RaceControl.IndyCar.com (Live)
2:00 p.m. (20:00) – Qualifying for the Verizon P1 Award (three rounds of knockout qualifying), NBCSN (Live)
Sonntag, 31. Juli
10:15 – 10:45 a.m. (16:15 – 16:45) – Verizon IndyCar Series warmup, RaceControl.IndyCar.com (Live)
1:58 p.m. (19:58) – Driver Introductions
2:38 p.m. (20:38) – Command to Start Engines
2:45 p.m. (20:45) – The Honda Indy 200 at Mid-Ohio (90 laps/203.22 miles), CNBC und Sport1 US (Live)
Auch in Mid-Ohio ist Hochsommer mit Temperaturen bis 30° C. Wie häufig führen diese Temperaturen im Zusammenspiel mit einer hohen Luftfeuchtigkeit zu Gewittern am Nachmittag.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones