Nachdem es für Denny Hamlin in Sonoma nicht geklappt hat, konnte er sich in Watkins Glen seinen ersten Sieg auf einem Road-Course sichern. Gewonnen hat er, weil sich die Konkurrenz konsequent gegenseitig abgeräumt hat. An zwei neuralgischen Stellen kam es zu heftigeren Unfällen, die das Sicherheitskonzept der Strecke infrage stellen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das erste oder zweite Rundkursrennen der Saison besser fand. In Sonoma gab es ein sehenswertes Finale zwischen Tony Stewart und Denny Hamlin, doch davor plätscherte das Geschehen eher vor sich hin. In Watkins Glen war dagegen schon etwas mehr los, doch ein wirklich spannendes Finale mit Tür-an-Tür-Racing konnte die NASCAR nicht bieten. Dazu kamen mehrere heftigere Unfälle an Punkten, die auch in der Vergangenheit schon auffällig waren: im Ausgang des Outer-Loop auf dem Weg in die Kurzanbindung und in der letzten Kurve im Bereich der Einfahrt zur Boxengasse. Wieso hier immer noch ausschließlich auf Leitplanken gesetzt wird, kann man mit gesundem Menschenverstand leider nicht mehr erklären.
Die erste Hälfte des Rennens über 90 Runden lief noch halbwegs glatt ab und wurde lediglich durch zwei Debris-Cautions unterbrochen. An der Spitze buchten nacheinander Polesitter Carl Edwards (25), Martin Truex Jr. (1), Joey Logano (8), Danica Patrick (11), Kyle Busch (4) und Kurt Busch (3) einige Umläufe auf ihr Führungsrundenkonto, ohne sich dauerhaft dort festsetzen zu können. Wechsel an der Spitze gelangen eher durch unterschiedliche Strategien als im echten Kampf auf der Strecke. Nach der zweiten Caution übernahm Brad Keselowski die Spitzenposition und eröffnete dort den äußerst turbulenten zweiten Teil des Nachmittags mit sechs weiteren Gelbphasen, ausgelöst durch vier Unfälle, einen Motorschaden bei Alex Kennedy und äußerst tückischen Rasenschnitt in der Bus-Stop-Schikane – wofür die NASCAR so alles die gelbe Flagge rausholt ist schon atemberaubend, der Rasenmäher war hier Landon Cassill.
Zuerst kam Ricky Stenhouse Jr. unter kompletter Missachtung jeglicher Track-Limits im Ausgang des Outer-Loop zu früh über die Randsteine und wurde glatt ausgehebelt. Als Konsequenz schlug er frontal in die innere Leitplanke ein – Pocono lässt grüßen – und verwickelte dabei noch Austin Dillon, Greg Biffle und Jimmie Johnson in Schwierigkeiten. Die weißen Linien interessierten in Watkins Glen weder Fahrer noch Rennleitung, so gesehen hat die NASCAR offensichtlich nicht dasselbe Problem wie die Formel 1. Ob die Auslaufzone nun voll ausgenutzt wird oder nicht, das ist der Streitpunkt, doch irgendwann kommt halt die Mauer und spätestens dann ist sowieso Schluss. Die Frage ist ab einem gewissen Punkt natürlich auch, wozu man noch eine Streckenführung benötigt und ob man nicht lieber Rallye fährt. Der gesunde Mittelweg ist hier meiner Meinung nach die richtige Lösung.
Nach der viertelstündigen Rotphase hielt die grüne Flagge gerade einmal zwei Runden, bis in derselben Kurve etwa im Scheitelpunkt David Ragan ins Rutschen kam. Dahinter krachten in einer Kettenreaktion Aric Almirola, Clint Bowyer und ein komplett unschuldiger Carl Edwards in die #23. Acht Runden vor Schluss drehten sich Ryan Newman und Matt DiBenedetto, jeweils ohne direkte Fremdeinwirkung, in Turn 1. Für die letzte Caution und gleichzeitig eine erneute rote Flagge mit einer Länge von etwas über einer Viertelstunde sorgte nur fünf Umläufe vor Schluss ein Big-One im Staubnebel eines vorschnell auf die Strecke zurückgekehrten Fahrzeugs. Beteiligt waren hieran Kevin Harvick, Danica Patrick, David Ragan, Chris Buescher, Aric Almirola, Matt DiBenedetto und Michael McDowell. Man stellt fest, dass hier einige Namen durchaus öfter gefallen sind als andere.
In Führung befand sich zu diesem Zeitpunkt dann schon Denny Hamlin, der den Platz an der Sonne gut zehn Runden vor Schluss bei einem Restart von Brad Keselowski erben konnte. Keselowski und Kyle Busch lieferten sich bei den vielen Green-Flags harte Duelle und gerieten schließlich in Turn 1 zu weit hinter die Kerbs, sodass Hamlin innen durchschlüpfen konnte. Ein finaler Angriff von Keselowski in der letzten Runde schlug fehl, da Martin Truex Jr. an zweiter Position in der allerletzten Kurve beinhart verteidigte und die #2 quasi dazu zwang, ihn umzudrehen. Nach dem Rennen war man sich jedenfalls schnell einig, diese Situation als Rennunfall zu den Akten zu legen. Dahinter ging es zwischen AJ Allmendinger und Kyle Larson ähnlich rabiat zur Sache, was der #42 einen harten Einschlag am Eingang der Boxengasse bescherte. Allmendinger zeigte sich später immerhin reumütig und war nicht stolz auf seine Aktion.
Hinter Denny Hamlin kamen schließlich Joey Logano, Brad Keselowski, AJ Allmendinger und Tony Stewart ins Ziel. Die Top-10 komplettierten Kyle Busch, Martin Truex Jr., Jamie McMurray, Trevor Bayne und Matt Kenseth. Der Sprint Cup macht nun eine Woche Pause und meldet sich am übernächsten Wochenende vom Bristol Motor Speedway zurück. Dazu folgt dann auch noch eine kleine Vorschau rechtzeitig vorher mit Entry-List und dem (TV-)Zeitplan.
Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings