Im Mai noch hochdramatisch an gleicher Stelle verloren, nun hochdominant gewonnen: Nach einigen Rückschlägen holten Hironobu Yasuda und Joao Paulo de Oliveira im Calsonic Impul GT-R ihren ersten Saisonsieg am Fuji Speedway, vor den beiden Honda-NSX von Real Racing und Team Kunimitsu. Während Lexus beim Heimspiel die Puste ausging, obsiegte in der GT300-Klasse in einem hauchdünnen Finish erstmals dieses Jahr der ARTA BMW M6 von Shinichi Takagi und Takashi Kobayashi. Außerdem: Erste Infos zum technischen Reglement 2017 sowie frisches aus der News- und Gerüchteküche.
Mit 33 Grad Außen- und 49 Grad Asphalttemperatur war der vierte Saisonlauf (offiziell der Fünfte, nachdem das Autopolis-Rennen wegen der Erdbeben in Kumamamoto abgesagt und auf das Saisonfinale in Motegi verschoben wurde) eines der heißesten Super-GT-Rennen der letzten Jahre. Der japanische Hochsommer begrüßte die insgesamt 33.500 Zuschauer somit von seiner wärmsten Seite. Dem Racing tat dies jedoch keinen Abbruch, das insbesondere in der GT300-Klasse gleich zwei hauchdünne Zieleinläufe sah.
GT500
„Du hast die Gold-Medaille gewonnen“. Nachdem Joao Paulo de Oliveira, angelehnt an die Olympischen Sommerspiele in seinem Heimatland Brasilien nach dem Gewinn der Pole-Position am Vortag noch davon sprach, im 300-Kilometer-Rennen „Gold zu holen“, begrüßte ihn nach der Zieleinkunft der japanische Fernsehreporter Jiro Takahashi mit diesen Worten. Oliveira und Teamkollege Hironobu Yasuda gewannen am Fuji nicht nur Gold. Sie beendeten auch ihre persönliche Pechsträhne, nachdem ihnen in Führung liegend vier Runden vor Schluss beim 500-Kilometer-Rennen an just gleicher Stelle der linke Hinterreifen des Calsonic Impul GT-R platzte. Der Champagner nach dem Rennen dürfte dem japanisch-brasilianischen Duo nach dem Rennen deshalb gleich doppelt-süß geschmeckt haben. Die größte Konkurrenz in der ersten Rennhälfte kam dabei aus dem eigenem Haus in Form des S Road Craftsports GT-R (Satoshi Motoyama / Katsumasa Chiyo).
Direkt zu Rennbeginn konnten sich die beiden Startfahrer Oliveira und Motoyama sofort vom drittplatzierten Motul Autech GT-R (Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli), den der vierfache GT500-Champion Quintarelli in der Qualifikation trotz des Übergewichts von 84 kg in die zweite Startreihe beförderte, absetzen. Obgleich das Handicap auf der Highspeed-Bahn des Fuji Speedway einen leicht geringeren Nachteil als auf einem wendigen Kurs wie dem Sportsland Sugo mit sich bringt, war das Wirken vom selbigen zu spüren, da der Italiener nicht mit seinen beiden führenden Markenkollegen mithalten konnte. Stattdessen musste er sich nach hinten orientieren, von wo Takashi Kogure im Keihin NSX Concept-GT Druck ausübte. Bereits nach acht Runden forderte das Rennen seine ersten Opfer. Wie vom Blitz getroffen fielen hintereinander zunächst der aussichtsreich von Platz fünf gestartete Drago Modulo NSX Concept-GT (Hideki Mutoh / Oliver Turvey) sowie die Sugo-Sieger Daiki Sasaki / Masataka Yanagida im Forum Engineering Advan GT-R aus. Während ersterer mit einem Aufhängungsschaden nach Kontakt mit dem RunUp-Nissan aus der GT300-Klasse die Garage ansteuerte, musste das japanische Duo von Kondo Racing wegen eines elektronischen Problems vorzeitig die Segel streichen. So vermeldete die Anzeige eine zu hohe Öltemperatur. Zwar versuchte man das Problem zu beheben. Aus Angst den Motor bei der Weiterfahrt zu beschädigen, entschied man sich kurze Zeit später jedoch für die endgültige Aufgabe.
Kurz darauf dann die erste Schrecksekunde des Rennens: James Rossiter (KeePer TOM’s RC F) segelte ohne Heckflügel in die breite Auslaufzone der ersten Kurve. Grund hierfür war ein Bruch der Halterung des Heckflügels. Während selbiger intakt blieb und auch von den Streckenposten kurzerhand in einem Stück gen TOM’s-Garage transportiert wurde, brach der sogenannte „Rear Wing Stay“, an dem der Flügel montiert wird. Hierbei handelt es sich um ein Einheitsteil, das von allen drei GT500-Herstellern verwendet wird. Die Ursache wird noch untersucht. Der Bruch ereignete sich ausgerechnet auf der Start- und Zielgeraden, wo die Autos über 300 km/h erreichen können. Dennoch gelang es James Rossiter den Wagen in der Bremszone gerade zu halten und den Lexus ohne einen Einschlag in einem Stück in die Box zu bringen. Dort reparierte die Mannschaft den Wagen binnen von sieben Runden, um im Falle weiterer Ausfälle noch einen Meisterschaftspunkt abzustauben. Das Vorhaben scheiterte haarscharf auf der zwölften Endplatzierung.
Joao Paulo de Oliveira ließ sich von den Problemen im Feld nicht beirren. Stattdessen baute er Runde um Runde seinen Vorsprung auf 5,4 Sekunden im 17. Umlauf auf Verfolger Motoyama aus. Beide konnten insgesamt 12 Sekunden auf den sich gegen den Keihin-Honda wehrenden Motul Autech GT-R herausfahren. Lange hielt der Abstand jedoch nicht an: Wegen einer Kollision zwischen dem Gulf NAC Porsche 911 und R’Qs SLS GT3 aus der GT300-Kategorie, bei dem letzterer kurz nach T1 ohne Motorhaube zum Erliegen kam, neutralisierte das Safety-Car das Feld, um die Haube des Mercedes-SLS zu bergen. Der Abstand war dahin. Viele der Teams, die bereits erste Vorbereitungen auf die anstehenden Boxenstopps trafen, verlegten diese nach hinten. So kam beim Restart in der 25. Runde lediglich der WedsSport Advan RC F (Yuhi Sekiguchi / Yuji Kunimoto) zum Service. Drei respektive vier Umläufe später taten es ihm der Keihin NSX-Concept GT (Takashi Kogure übergab an Koudai Tsukakoshi) sowie der Raybrig NSX Concept-GT (Naoki Yamamoto übergab an Takuya Izawa), der direkt nach dem Restart am zuerst genannten Markenkollegen für Position vier vorbeiging, nach. In der 32. Runde kam Satoshi Motoyama als erster der Spitzenreiter zum Reifen- und Fahrerwechsel an die Box. Katsumasa Chiyo übernahm den S Road Craftsports GT-R. Im 34. Umlauf taten es ihm Oliveira, der den Calsonic-Nissan an Hironobu Yasuda mit vier frischen Bridgestone-Reifen übergab, sowie Ronnie Quintarelli, der folglich den roten Godzilla an Teamkollege Tsugio Matsuda mit vier neuen Michelin-Pneus überreichte, gleich. Letzterer erlitt jedoch ein Getriebeproblem, was sich nicht nur auf die längere Stoppzeit wie auch den Verlust des Bronzeranges an den Raybrig-Honda auswirkte. So musste sich Matsuda im ersten Teil seines Stints mit Schaltproblemen herumplagen. Dies nutzte Koudai Tsukakoshi eiskalt aus, indem er in der 35. Runde am Werks-Nissan vorbeizog.
Direkt darauf dann die zweite große Schrecksekunde des Rennens: Wegen eines Bremsdefekts flog Katsumasa Chiyo nahezu ungebremst in die Streckenbegrenzung der ersten Kurve. Der Japaner konnte glücklicherweise eigenständig und unverletzt aus dem Wrack aussteigen. Dabei dürfte durchaus auch sein Erzwingen eines seitlichen Aufpralls beigetragen haben. Zur Sicherheit wurde Chiyo nach einer ersten Überprüfung im Medical Center für weitere Untersuchungen in ein örtliches Krankenhaus gebracht. Dort fanden die Ärzte glücklicherweise jedoch keine Verletzungen, weshalb der GT500-Rookie nach einem vorsorglichen, nächtlichen Aufenthalt das Hospital wieder verlassen konnte. Getreu der Lauda-ischen „An der gleichen Stelle fliegt eh keiner mehr ab“ (und wohl auch der Größe der Auslaufzone, wurde der verunfallte S Road Craftsports GT-R nur mit lokalen gelben Flaggen und ohne Einsatz des Safety Cars geborgen. Mit dieser häufig kritisieren Sicherheitslücke könnte 2017 endgültig Schluss sein. So äußerte sich GTA-Präsident Masaaki Bandoh vor dem Rennen im Sportsland Sugo über einen etwaigen Einsatz des Caution-Systems der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC). So könnte ab kommender Saison bereits ein Teil, oder gar das gesamte System, auch in der Super GT zum Einsatz kommen. Fahrer wie Joao Paulo de Oliveira äußerten in der Vergangenheit häufiger den Wunsch, jenes System zu adaptieren. Hierfür wurde beim Raybrig NSX Concept-GT auch bereits ein Warnsystem am Lenkrad-Display getestet, das gelbe Flaggen und mehr anzeigt. Zudem soll wie auch in der WEC der Rennleiter zukünftig direkten Funkkontakt zu den Fahrern haben.
Durch das Ausscheiden des S Road Craftsports GT-R war der Weg für den blauen Calsonic-Nissan endgültig frei. Nahezu ungefährdet kontrollierte Hironobu Yasuda den Rest des Rennens, indem er einen beachtlichen Vorsprung von 25,4 Sekunden herausfuhr. Zwar äußerte sich Teamkollege Joao Paulo de Oliveira nach dem Rennen, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr nervös war. Als Yasuda in die viertletzte Runde einbog, dürften aber sicherlich der tragischen Reifenschaden von vor drei Monaten kurzzeitig in Erinnerung getreten sein. Dahinter kam es hingegen zu einer Wiederholung des Honda-Duells. So holte Koudai Tsukakoshi in seinem Stint Runde für Runde auf seinen Kumpanen sowie Rivalen Takuya Izawa auf. Ab der 48. Runde lieferten die beiden sich einen packenden wie auch fairen Zweikampf, der die beiden Super-Formula-Teamkollegen gar durch mehrere Kurven nebeneinander fahren sah. Im 51. Umlauf setzte sich der Keihin-Pilot letztlich für den Silberrang durch, den er bis zum Ende auch nicht mehr abgeben sollte. Von den Getriebeproblemen geplagt, musste sich der vierplatzierte Tsugio Matsuda gegen den besten Lexus, den au TOM’s RC F (Daisuke Ito / Nick Cassidy) verteidigen. Als sich die Schaltung jedoch wieder von alleine reparierte, konnte der Nissan-Pilot die Verfolgung der beiden Honda-NSX aufnehmen, denen er allerdings nicht mehr gefährlich wurde.
Mit ihrem ersten Saisonsieg beendeten Hironobu Yasuda und Joao Paulo de Oliveira ihre einjährige Durststrecke, nachdem sie zuletzt beim 500-Kilometer-Rennen an just gleicher Stelle im Jahr 2014 siegreich waren. Es war die Genugtuung für das tragische Ende kurz vor Schluss während der Golden Week. Daran dürfte die japanische Motorsportlegende und Impul-Teamchef Kazuyoshi Hoshino jedoch nicht mehr gedacht haben. Stattdessen dürfte ihn die Fahrt seines Ensembles an seine eigenen glorreichen Tage in der blauen Calsonic-Rakete erinnert haben. Nissan bleibt mit ihrem vierten Sieg in Folge damit ungeschlagen in dieser Saison. Vielmehr: Die Marke aus Yokohama erweiterte ihren Rekord auf fünf von sechs Siegen auf dem Fuji Speedway seit 2014. Es beweist, welch herausragende Arbeit die Marke in die Entwicklung des exklusiv am Fuji verwendeten Low-Downforce-Kits steckte. So ist der GT500-Godzilla seinen beiden Konkurrenten aus dem Hause Lexus und Honda aerodynamisch überlegen. Die Kollegen von Auto Sport, Japans erfolgreichster Motorsportpublikation, analysierten, dass insbesondere der obere Teil des Fahrzeuges schnittiger sei. Auch der Turbomotor, den Nissan durch Software-Entwicklung seit 2014 stets verbesserte, dürfte einen großen Anteil bei dieser Dominanz auf der Highspeed-Bahn gehabt haben. Mit seinem nunmehr neunten GT500-Erfolg überholte Joao Paulo de Oliveira auf der ewigen Bestenliste die ehemaligen Champions Ryo Michigami, Takashi Kogure und Richard Lyons. Für Hironobu Yasuda war es der bislang vierte Triumph in der „großen“ Klasse der Super GT.
Hondas doppelter Podiumserfolg bestätigt den Aufstieg der Marke nach einem schwachen Saisonstart, als der frisch vom Hybridsystem befreite NSX Concept-GT an Balance- wie auch Bremsproblemen litt. Die Testfahrten sowie insbesondere die Qualifikation im Sportsland Sugo haben jedoch gezeigt, dass Honda auf den High-Downforce-Strecken wieder mit bei der Musik sei. Unklar war jedoch die Highspeed-Bahn des Fuji Speedway. Diese Sorgte dürfte bei den Verantwortlichen jedoch nun auch der Vergangenheit angehören. Mit viel Selbstvertrauen wird man wohl deshalb zum 1000-Kilometer-Klassiker in Suzuka Ende August reisen. Bei Lexus werden nach dem Fuji-Wochenende hingegen viele rauchende Köpfe dringende Aufklärungsarbeit leisten. Ausgerechnet beim Heimspiel gelang mit dem WedsSport Advan RC F lediglich einem Boliden von Toyotas Luxusmarke der Sprung ins zweite Qualifikationssegment. Im Rennen retteten wenigstens Daisuke Ito und Nick Cassidy im au TOM’s RC F mit dem fünften Platz die Kastanien aus dem Ofen. Die restlichen Fahrzeuge der Marke belegten ab Position sieben lediglich die hinteren Plätze im Klassement, womit Lexus ein ähnliches Debakel wie die restliche Nissan-Flotte, mit Ausnahme des siegreichen Forum Engineering Advan GT-R, im Sportsland Sugo erlebte. Damit bleibt die GT500-Variante des RC F wohl endgültig sieglos auf Lexus‘ einstiger Paradestrecke. Im kommenden Jahr wird die Marke nämlich einen neuen Wagen einsetzen, der Ende August in Suzuka offiziell präsentiert wird. Gerüchten zufolge wird es sich hierbei um den Lexus LC500 handeln.
Mit einem vierten Platz sowie dem Patzen der direkten Konkurrenten bauten Tsugio Matsuda und Ronnie Quintarelli ihren Meisterschaftsvorsprung auf 13 Punkte vor den am Fuji achtplatzierten Kohei Hirate / Heikki Kovalainen aus. Der Vorsprung kommt jedoch mit einem Preis: Beim nächsten Rennen in Suzuka muss das NISMO-Duo das maximale Gewichts-Handicap von 100 kg herumschleppen. Bereits mit 20 Punkten Rückstand sind Ryo Hirakawa und James Rossiter auf Position drei. Zwei Zähler dahinter befinden sich nun die Fuji-Sieger Hironobu Yasuda und Joao Paulo de Oliveira. Ein gutes Ergebnis in Suzuka, wo wegen der längeren Distanz mehr Punkte vergeben werden, könnte ausreichen, um den Anschluss an die führenden Markenkollegen zu finden.
GT500-Rennergebnis Fuji
GT500-Meisterschaftstabelle
GT300
0,106 Sekunden. Das war der Abstand, den Takashi Kobayashi im ARTA BMW M6 GT3 vor Richard Lyons im Hitotsuyama Audi R8 LMS ins Ziel rettete. Es waren packende finale Runden, die eine Schlussattacke des ehemaligen GT500-Champions aus dem Windschatten hinaus auf der Zielgeraden sah. Es mag zwar das knappste GT300-Finish um den Sieg gewesen sein. Noch enger ging es allerdings um Platz vier zwischen Manabu Orido (Manepa Lamborghini GT3) und Nobuteru Taniguchi (Goodsmile Hatsune Miku AMG) zu, die in einem Foto-Finish lediglich winzige 0,006 Sekunde trennte. Ein kurzes Augenreiben bestätigt: Es war die Super GT am Fuji Speedway – und nicht die NASCAR in Daytona.
Direkt zum Start ließen Shinichi Takagi, der den ersten Stint übernahm, und Takashi Kobayashi keine Zweifel über die Siegambitionen des orangenen BMW M6 GT3 aufkommen. Takagi gelang es einen kleine Vorsprung auf den verfolgenden Audi mit Tomonobu Fujii am Steuer auszubauen. Direkt dahinter entbrannte ein Duell zwischen dem JMS LMcorsa 488 GT3 (Akihiro Tsuzuki / Morio Nitta) und Subaru BRZ R&D Sport (Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi), welches der blaue Boxer für sich entschied. Ähnlich verlief es auch hinter den beiden Streithähnen zwischen dem Goodsmile Hatsune Miku AMG (Nobuteru Taniguch / Tetsuya Kataoka) und dem Toyota Prius apr GT (Koki Saga / Yuichi Nakayama), das den Hybrid-Renner zunächst am quietschbunten Mercedes vorbeiziehen sah. Takagis Flucht nach vorne wurde allerdings bereits nach bereits 13 Runden gestoppt, als Fujii der Anschluss an den ARTA BMW M6 GT3 gelang. Einen Weg fand der Japaner an seinem Landsmann aber nicht vorbei. Mehrfach gelang es Takagi die Angriffe des Hitotsuyama Audi R8 LMS abzuwehren. Dies nutzte Hideki Yamauchi im Subaru BRZ R&D Sport aus, um einen Dreikampf um die Führung zu eröffnen. Dieser fand im 18. Umlauf jedoch ein abruptes Ende, als wie bereits im GT500-Teil angesprochen, das Safety-Car nach einer Kollision zwischen dem Gulf NAC Porsche 911 (Ryohei Sakaguchi / Hiroki Yoshida) sowie dem R’Qs SLS AMG GT3 (Hisashi Wada / Masaki Jyonai) auf die Strecke kam, um die verlorene Motorhaube des Mercedes zu bergen.
Direkt zum Restart in Runde 25 kam ein großer Teil des GT300-Feldes zum Boxenstopp, darunter auch der bis Fuji Meisterschafts-führende VivaC 86 MC (Takeshi Tsuchiya / Takamitsu Matsui). Von Position neun aus kommend, versuchte das Team eine gewagte Strategie, um ohne Reifenwechsel an die Spitze zu gelangen. Die Rechnung ging nicht auf. Stattdessen wurde das auf dem Toyota GT86 basierende Mother-Chassis am Ende des Rennens bis auf die 13. Position zurückgereicht. An der Spitze blieb es derweil eng, nachdem es Shinichi Takagi gelang, einen kleinen Puffer von lediglich über einer Sekunde auf den verfolgenden Audi herauszufahren. Drei Umläufe später bog mit dem Toyota Prius apr GT der erste Wagen aus der Spitzengruppe zum Service ab. Nach dem vollständigen Wechsel sprang der Hybrid-Renner jedoch nicht mehr an. Erst nach über einer Minute konnte Yuichi Nakayama wieder die Boxengasse verlassen. Das technische Problem war jedoch schwerwiegender, weshalb die Sugo-Sieger das Heimspiel von Toyota mit 16 Runden Rückstand auf dem 25. Platz beendeten.
In der 29. respektive 30. Runde kamen die beiden Spitzenreiter zu ihren Boxenstopps. Ohne taktische Spielereien wechselten beide ihre jeweiligen vier Reifen. Nachdem der Manepa Lamborghini (Manabu Orido / Kazuki Hiramine) sowie der Taisan SARD FJ Audi R8 (Shogo Mitsuyama / Yuya Motojima) ihre Boxenstopps spät ausübten, konnte Takashi Kobayashi nach erneuter Übernahme der Führung bis zur 48. Runde einen kleinen Vorsprung von rund 5,9 Sekunden auf Richard Lyons ausbauen. Ähnlich des ersten Stint seines Teamkollegen schienen die Dunlop-Reifen des Hitotsuyama Audi R8 LMS bei den heißen Temperaturen auf die Distanz jedoch besser zu funktionieren, denn folgend konnte Lyons den Rückstand graduell abbauen. So betrug der Abstand zwischen den beiden Siegkandidaten fünf Runden vor Schluss lediglich 1,8 Sekunden. Und die Zahl sank weiter, bis der GT3-Renner aus Ingolstadt letztlich groß im Rückspiegel des orangenen BMW auftauchte. Kurzzeitige Schützenhilfe gab es aus der GT500, als Tomoki Nojiri im ARTA NSX Concept-GT ein paar Kurven länger brauchte, um den Schwesterwagen zu überholen. Lyons behielt jedoch die Ruhe. Der GT500-Meister von 2004 gelang der erneute Anschluss in der finalen Runde. Besser aus der Panasonic-Kurve beschleunigend, nutzte er den Windschatten aus, um sich auf den letzten Metern auf der Zielgeraden neben ARTA-BMW zu setzen. Der Rest ist bekannt: Kobayashi rettete auf den finalen Metern den ersten Saisonsieg für das GT300-Team von Aguri Suzuki mit einem hauchdünnen Vorsprung von lediglich 0,106 Sekunden über die Ziellinie. Entsprechend groß war die Freude am Kommandostand, schließlich erreichte man an just der gleichen Stelle vor rund drei Monaten von der Pole-Position aus kommenden nur den Silberrang. Für ARTA war es der erste Sieg in der GT300-Klasse seit genau einem Jahr, als man mit dem mittlerweile in Rente geschickten Honda CR-Z GT obsiegte. Damals griff man tief in die Trickkiste, indem man beide Piloten etwas unverantwortlich ohne Cool Suit ins Rennen schickte, um etwas Gewicht zu sparen. Einen ähnlichen Kniff probierte dieses Jahr Nayoa Gamou im Leon Cvstos AMG-GT. Das Spiel mit der eigenen Gesundheit ging jedoch nicht auf, als der Okayama-Sieger auf aussichtsreicher Position liegend nach einem Aufhängungsschaden wenige Runden vor Schluss aufgeben musste.
Für den 42-jährigen Takagi, der nach eigener Aussage vor dem Wochenende noch unsicher über die Performance des Wagens auf dem Fuji Speedway war, war es der nunmehr 17. GT300-Erfolg, womit er Nobuteru Taniguchi von der ewigen Bestenliste auf den dritten Platz verdrängte. Nur noch ein Fahrer hat einen Sieg mehr: Morio Nitta. Es war ein perfektes Wochenende für ARTA, die alle Sessions wie auch die schnellste Rennrunde für sich entschieden. Gleichzeitig bescherte man BMW den ersten Super-GT-Erfolg mit dem neuen M6 GT3. Kein Licht, dafür viel Schatten gab es hingegen beim Studie BMW M6 (Jörg Müller / Seiji Ara), der nach einem abermaligen technischen Problem lediglich auf dem 20. Platz ins Ziel kam. Bereits in der ersten Trainingseinheit am Samstagmorgen wurde das Team von einem technischen Defekt heimgesucht, für die es bereits der zweite Nuller im vierten Rennen war. Teamchef Yasuaki „Bob“ Suzuki meldete sich nach dem Rennen in einem sehr emotionalen wie auch kryptischen Blog-Eintrag zu Wort. So entschuldigte er sich bei all ihren Fans für die schlechte Performance. Des Weiteren würde er gerne mehr über die Probleme sprechen, könne dies aus „politischen Gründen“ jedoch nicht tun. Man habe, so Suzuki, derzeit einfach kein Glück. So hatte der ARTA BMW M6 GT3 etwas, was der eigene Studie M6 GT3 nicht hatte. Was Yasuaki Suzuki jedoch mit dieser Aussage meint, ist nur schwer zu entziffern, da es sich hierbei um nahezu alles möglich handeln könne, auch um fehlende technische Probleme. Seit Saisonstart plagt sich das Team mit Problemen herum. So konnte man wegen eines Getriebeschadens am offiziellen Vorsaisontest in Okayama nicht teilnehmen. Für kurze Zeit war es gar unklar, ob man ein neues Getriebe für die eine Woche später stattgefundenen Probefahrten am Fuji Speedway erhalten würde. Auch bei den letzten Testfahrten in Suzuka kam man kaum zu fahren, wobei hierfür ein BMW-PR-Termin Schuld trug, da der Wagen aus Präsentationsgründen in Tokyo benötigt wurde. Erst für den finalen Testtag wurde der Wagen nach Suzuka gekarrt.
Für die zweitplatzierten Tomonobu Fujii und Richard Lyons war es der erste Podiumserfolg seit Okayama 2015 sowie Audis beste Zieleinkauft in der Super GT seit dem bisher letzten Sieg der Marke in Okayama im Jahr 2012. Im Vorfeld wurde viel über die Balance of Performance der JAG-GT-Autos gesprochen. In wie fern die neusten Änderungen auf die Performance hatten, ist an dieser Stelle, insbesondere wegen der Streckencharakteristik sowie des Gewichts-Handicaps nur schwierig zu beantworten. Abgesehen vom VivaC 86 MC waren der Subaru BRZ R&D Sport sowie der Toyota Prius apr GT jedoch gut unterwegs. Während letzterer von einem technischen Problem ausgebremst wurde, erlangten Takuto Iguchi und Hideki Yamauchi im blauen Boxer mit dem Bronzerang ihren zweiten Podiumserfolg in Folge. Für den Manepa Lamborhini GT3 sowie den Saisan SARD FJ Audi R8 ging die Strategie mit den späten Boxenstopps auf: Ersterer kam auf dem vierten Rang im knappsten GT300-Finish aller Zeiten gegen den Goodsmile Hatsune Miku AMG ins Ziel, während letztere mit Platz acht ihr bis dato bestes Saisonresultat einfuhren. Ebenfalls stark: Kazuki Hoshino und Jann Mardenborough im B-Max NDDP GT-R GT3, die nach einem erneuten Monster-Stint des Briten, ähnlich Sugo, vom 17. Startplatz auf den sechsten Rang vorfuhren. Absolut kein Glück hatte hingegen Jono Lester. Wegen eines schwerwiegenden Motorenproblems musste Direction Racing den Direction 108 Huracan bereits vor dem Rennen zurückziehen. Damit verschiebt sich das Debüt des Neuseeländers auf das Rennen in Suzuka.
Mit ihrem ersten Saisonsieg katapultierten sich Shinichi Takagi / Takashi Kobayashi mit 37 Punkten vom sechsten auf den vordersten Platz in der Tabelle. Dieser gewaltige Sprung demonstriert den knappen Meisterschaftskampf in der diesjährigen GT300-Klasse. Lediglich vier Zähler dahinter befinden sich Takeshi Tsuchiya / Takamitsu Matsui, gefolgt von Kazuki Hoshino / Jann Mardenborough (32 Punkte). Nobuteru Taniguchi / Tetsuya Kataoka (25 Punkte) und Richard Lyons / Tomonobu Fujii (26 Punkte) komplettierten die Top 5. Da beim kommenden Rennen, der 45. Ausgabe des International Suzuka 1000km, wegen der höheren Distanz mehr Punkte vergeben werden, könnte sich ein erster Meisterschaftsfavorit herauskristallisieren.
GT300-Rennergebnis Fuji
GT300-Meisterschaftstabelle
News
Auf der an jedem Rennwochenende stattfindenden Pressekonferenz verkündete GTA-Präsident Masaaki Bandoh einige interessante Neuigkeiten. Zunächst entschuldigte er sich jedoch erneut für den vorzeitigen Rennabbruch im Sportsland Sugo, nachdem der Upgarage Bandoh 86 (Yuhki Nakayama / Yuya Motojima) sechs Runden vor Schluss in der letzten Kurve verunfallte. Persönlich hätte er das Rennen gerne erneut angepfiffen. Die Entscheidung der Rennleitung sei jedoch wegen der längeren Reparaturarbeit der Streckenbegrenzung unausweichlich gewesen. Bereits vor der der Siegerehrung trat der Super-GT-Boss vor die ins Sportsland Sugo angereisten Fans und entschuldigte sich für das vorzeitige Rennende. Unvorstellbar in Europa oder Nordamerika. Zugleich kommentierte er die neusten Balance-of-Performance-Änderungen für die JAF-GT. So sei der große Vorteil dieser Fahrzeugkategorie, dass diese, im Gegensatz zu den FIA-GT3, von den Teams selbst stets weiterentwickelt werden können. Diesen Fortschritt möchte man in Zukunft auch nicht aufhalten. Um jedoch einen ausgeglichenen Wettbewerb zu garantieren, wird man, sofern nötig, Änderungen an der sogenannten Balance of Performance vornehmen müssen.
Bezüglich der zukünftigen Expansion in Asien vermeldete Masaaki Bandoh, das man mehrere Angebote vorliegen hätte. So besteht Interesse an der Rückkehr der Super GT nach Malaysia, wo man auf der Grand-Prix-Strecke von Sepang mit Ausnahme von 2003 zwischen 2002 und 2013 gastierte. Zugleich bestehe ein Angebot der sich noch im Aufbau befindlichen Strecke im malaysischen Johor Bahur, die FIA Grade 2 anstrebt. Ähnlich verhält es sich mit Interesse eines zweiten Rennens in Thailand, wo in Pattaya eine neue Rennstrecke entstehen soll. Die spektakulärste News kommt hingegen aus Singapur. So besteht die Möglichkeit eines Super-GT-Rennens auf dem Grand-Prix-Kurs der Formel 1, das, sofern es stattfindet, vor oder nach dem Wochenende der selbsternannten Königsklasse ausgetragen würde. Da Stadtkurse in Japan per Gesetz noch immer verboten sind und Vorhaben, solche Rennen durchzuführen, in der Vergangenheit an den örtlichen Polizeistellen und Politikern scheiterten, könnte der mögliche Ausflug nach Singapur eines der spektakulärsten Super-GT-Events werden. Nach Angaben von Masaaki Bandoh werden die Angebote genaustens überprüft. Neue Informationen möchte man erst veröffentlichen, wenn man auch einen entsprechenden Fortschritt erreicht. Allerdings gab der GTA-Präsident zu Protokoll, dass ein weiteres Auslandsrennen mit vielen logistischen wie auch planungstechnischen Problemen verbunden sei. So muss man wegen der 24 Stunden von Le Mans auf jeden Fall einen Monat pausieren. Durch den Ausflug ins thailändische Buriram sei die Planung zum Ende der Saison ebenfalls schwierig. Gut möglich also, dass es zunächst bei einem Auslandsrennen bleibt, ehe der erst kürzlich verlängerte Vertrag mit dem Chang International Circuit ausläuft. Die von Sam Collins während der NISMO-TV-Übertragung des Fuji-Rennens verbreiteten Gerüchte, dass die Super GT zukünftig auch in Bahrain oder Dubai fahren könnte, können mangels brauchbarer Quelle an dieser Stelle nicht kommentiert werden. Gemessen der wenige Stunden zuvor getätigten Aussage Masaaki Bandohs kann jenes Gerücht aber wohl als absolut unrealistisch abgestempelt werden. Zumal hatte der GTA-Präsident in der Vergangenheit mehrmals erwähnt, dass man sich maximal in Südostasien bewegen möchte.
Ein bestätigtes Gerücht ist hingegen der gemunkelte Einstieg von Red Bull als Sponsor in die GT500-Klasse, das aus der aktuellen Ausgabe der japanischen Auto Sport stammt. Zwar lassen sich dem Artikel keinerlei Details entnehmen. Dafür sorgte eine Mockup-Grafik für Aufsehen, die einen GT500-Nissan mit Red Bull-Verzierung zeigt. Interessanterweise trägt dieser Wagen die Startnummer 22, was traditionell die Startnummer des in der Vergangenheiten zweiten NISMO-Wagens war. Demnach besteht die Möglichkeit, dass Red Bull (Japan) eventuell einen Sponsorship-Einstieg mit Nissan in die höchste japanische Motorsportserie plant. Die Rückkehr des zweiten Werkswagens der Yokohamer erscheint ebenfalls sinnig, da eine Gentleman-Regel besagt, dass alle Hersteller mindestens fünf Boliden einsetzen sollten. So traten 1994 und 2008 zwei Werksfahrzeuge von NISMO an. Nachdem einer dieser Wagen im Jahr 2009 bei Testfahrten jedoch irreparabel beschädigt wurde und die Nissan-Chefetage wegen der Finanzkrise sich gegen den Einsatz eines zweiten Wagens stellte, ist die Werksmannschaft seitdem nur noch ihrer Traditionsnummer 23 (ni-san) unterwegs. Übrigens: Eine weitere Gentleman-Regel besagt, dass jedes Fahrzeug der drei GT500-Hersteller mit mindestens einem japanischen Fahrer besetzt sein soll.
Bezüglich des technischen Reglements 2017 gibt es ebenfalls Neuigkeiten zu vermelden. So veröffentliche der japanische Automobilverband JAF vor wenigen Tagen das technische Reglement für die kommende Saison. Die signifikantesten Änderungen betreffen hierbei die GT500-Klasse. So wird 2017 die Höhe des hinteren Diffuser von 206 Millimeter auf 101 Millimeter gesenkt. Zugleich wird die Länge des Frontsplitters von 100 Millimeter um die Hälfte auf 50 Millimeter verkürzt. Die finale Änderung betrifft die Breite des Einheitsheckflügels, die 2017 1900 Millimeter anstatt 1390 Millimeter beträgt, womit der bislang lediglich am Fuji Speedway und optisch auch hübschere Heckflügel der neue Standard wird. Bereits vor einem Jahr sprach Masaaki Bandoh darüber, die Downforce der GT500 zu reduzieren. Hintergrund sind die hohen Geschwindigkeiten auf den kleinen Kursen wie Okayama und Sugo, wo nur kleine Auslaufzonen bestehen. Mit den nun von der JAF kommunizierten Änderungen soll dieses Ziel erreicht werden.
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