Nach einer kurzen Pause startet die NASCAR mit drei Nachtrennen in den nächsten vier Wochen noch einmal richtig durch, bevor anschließend zumindest im Sprint Cup bereits der Chase beginnt. Daher nutzen wir die Gelegenheit und schauen uns nach der gewohnten Streckenvorstellung auch die Situation in der Fahrerwertung genauer an.
Auweia, an den nächsten vier Wochenenden wird es mit Sicherheit die eine oder andere schlaflose Nacht geben. Mit Ausnahme von Michigan als Gnadenbrot direkt nach Bristol stehen vor dem Beginn des Chase im Sprint Cup noch die Flutlichtrennen von Darlington (sogar von Sonntag auf Montag) und Richmond auf dem Programm. Los geht es wie erwähnt auf dem Bristol Motor Speedway, der extrem spektakulären Betonkampfbahn im US-Bundesstaat Tennessee. Die zweitkürzeste Strecke im NASCAR-Kalender misst nur 0,533 Meilen, kann aber mit einer Kurvenüberhöhung zwischen 26 und 30 Grad aufwarten. Mit der neuen Aerodynamik wurde zuletzt eine eher hohe Linie auf der Strecke gefahren, während sich die Fahrer auf der unteren Linie die Zähne an ihren Konkurrenten ausbissen.
Überholmanöver gehen seit der Schönheitskorrektur 2012 – bei der die Betreiber nach Beschwerden von Fahrern und Fans kurzerhand an der Mauer ein paar Grad weghobelten – wieder nur noch mit der Brechstange, was sicherlich einige Bump-&-Runs provozieren sollte. Ein paar ganz Verrückte probierten im Frühjahr den klassischen Slidejob, den man eigentlich eher von Dirt-Tracks kennt: Mit ordentlichem Überschuss an Geschwindigkeit geht es auf der Innenbahn in die Kurve. Da das Auto so schnell nach außen getragen wird, gilt es, den Konkurrenten auf der oberen Linie möglichst noch zu überholen, bevor man ihn in die SAFER-Barrier drückt. Das ist immer ein kleines Wagnis und echt schön anzuschauen – wenn es denn richtig funktioniert.
Obwohl seit diesem Jahr „nur“ noch 40 Fahrzeuge an den Rennen teilnehmen, wird es in Bristol natürlich trotzdem wieder enorm eng zugehen. Der Fahrer hat daher die Aufgabe, seinen Wagen bis zum letzten Rennviertel eher zu schonen. Im Endeffekt entscheidet nicht die Aerodynamik, sondern die verbleibende Dicke der Bremsbeläge über Sieg und Niederlage. Wer sein Auto in den ersten 400 von 500 Runden komplett überfährt, kann die Victory-Lane abschreiben. Überholmanöver kann man mit einem guten Team auch gerne in die Boxengasse verschieben und sich dort die Track-Position etwas gefahrloser sichern. Interessant wird die Reifenwahl im Rennen: Riskiert man lieber zwei neue Reifen und gewinnt dadurch Positionen auf der Strecke oder lassen die Gummis dafür zu schnell nach?
Das Frühjahrsrennen gewann Carl Edwards und holte sich damit seinen zweiten Bristol-Sieg nach 2014, den er noch für Jack Roush einfuhr. Seit 2012 befanden sich am Ende des Tages mit einer Ausnahme immer die üblichen Verdächtigen von Joe Gibbs Racing (Matt Kenseth, Denny Hamlin) und Team Penske (Brad Keselowski, Joey Logano) in der Victory-Lane, 2013 im März gewann dagegen Kasey Kahne. Die Liste der Favoriten ist damit relativ eng gestrickt, ein Erfolg von Hendrick Motorsports würde mich bei der momentanen Performance eher überraschen als ein weiterer Sieg auf dem Konto von Martin Truex Jr. Nicht vergessen darf man natürlich Kyle Busch, der immerhin bereits fünf Bristol-Erfolge einfahren konnte und damit den Rekord der noch aktiven Fahrer hält.
Auf der Entry-List sucht man dagegen fast vergeblich nach großen Änderungen oder Überraschungen. Jeff Gordon wird ein weiteres Mal für den weiterhin verletzten Dale Earnhardt Jr. in der #88 von Hendrick Motorsports einspringen. Die #32 von GO FAS Racing wird nach dem Ausflug von Boris Said in Watkins Glen an diesem Wochenende wieder von Jeffrey Earnhardt pilotiert. Genauso muss Alex Kennedy in der #55 von Premium Motorsports das Cockpit wieder für Reed Sorenson räumen. Wesentlich interessanter gestaltet sich dagegen die Situation in der Fahrerwertung nur vier Rennen vor dem Beginn des Chase, welche wir uns nachfolgend etwas genauer ansehen wollen.
Gesetzt sind aktuell Brad Keselowski (4 Siege), Kyle Busch (4), Carl Edwards (2), Denny Hamlin (2), Matt Kenseth (2), Jimmie Johnson (2), Kevin Harvick (1), Kurt Busch (1), Joey Logano (1), Martin Truex Jr. (1) und Tony Stewart (1). Bei Stewart kommt es noch darauf an, in den verbleibenden Rennen nicht aus den Top-30 zu fliegen, was mit 97 Punkten Vorsprung auf Platz 31 allerdings ein Selbstläufer sein dürfte. Dort hinten lauert übrigens Chris Buescher, der nach seinem Sensationssieg im Nebelchaos von Pocono eine Chance auf eine Chase-Teilnahme besitzt. Sein Rückstand auf Rang 30 beträgt momentan winzige drei Zähler – eine lösbare Aufgabe, zumal auch sein Mutterteam Roush-Fenway Racing ihn nun nicht zuletzt aus eigenem Interesse mit besserem Material versorgen sollte.
Wer gut mitgezählt hat, kommt jetzt wie ich auf zwölf Piloten, teilnehmen dürfen an den Playoffs aber deren 16. Es könnte somit bei vier verbleibenden Rennen immer noch zu einer Konstellation kommen, bei der ausschließlich Rennsieger um die Meisterschaft fahren – doch das nur am Rande. Um diese vier (oder auch fünf Plätze, je nach Abschneiden von Chris Buescher) kämpfen derzeit hauptsächlich Ryan Newman (562 Punkte), Chase Elliott (-1), Austin Dillon (-3), Jamie McMurray (-12). Dieses Quartett weist einen größeren Vorsprung auf zu Kyle Larson (-30 Punkte hinter seinem Teamkollegen McMurray), dem Trevor Bayne (-38), Kasey Kahne (-41) und Ryan Blaney (-48) folgen. Für AJ Allmendinger (weitere 16 Punkte hinter Blaney), Ricky Stenhouse Jr. (-27) und Dale Earnhardt Jr. (-31) muss nun schon mindestens ein Sieg her.
Diese Ausgangslage ist jetzt noch relativ übersichtlich und ändert sich erst brutal, wenn Chris Buescher den Einzug in die Top-30 nicht mehr schaffen sollte oder einer der genannten Piloten seinen ersten Saisonsieg einfährt. Dann verschiebt sich die Cut-Linie plötzlich und der Chase rückt für einige Fahrer entweder in greifbare Nähe oder in weite Ferne. Hier muss man nun Woche für Woche die Situation betrachten und nach Möglichkeit konstant in den Top-10 oder mindestens in den Top-15 unterwegs sein. Auffällig ist, dass Hendrick Motorsports momentan nur mit einem einzigen Fahrzeug sicher in den Playoffs vertreten ist. Jedoch erscheint eine Qualifikation von Chase Elliott wahrscheinlich und Dale Earnhardt Jr. war vor seiner Zwangspause auch nicht allzu schlecht platziert. Das Sorgenkind ist und bleibt jedoch weiterhin Kasey Kahne.
Entry-List
Driver-Standings
Owner-Standings
Zeitplan & TV-Programm:
Mittwoch, 17.08.
15:30 Uhr, Truck Series Practice, FS1
17:30 Uhr, Truck Series Final Practice, FS1
22:45 Uhr, Truck Series Qualifying, FS2
02:30 Uhr, Truck Series Rennen (UNOH 200), FS1 ab 2 Uhr
Donnerstag, 18.08.
19:00 Uhr, XFINITY Series Practice, CSN (nicht alle Regionen)
21:30 Uhr, XFINITY Series Final Practice, CSN (nicht alle Regionen)
Freitag, 19.08.
16:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, CSN (nicht alle Regionen)
18:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, USA
21:15 Uhr, XFINITY Series Qualifying, CSN (nicht alle Regionen)
23:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, USA
01:30 Uhr, XFINITY Series Rennen (Food City 300), USA ab 1 Uhr
Samstag, 20.08.
02:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Bass Pro Shops NRA Night Race), NBCSN & Motorvision TV ab 01:30 Uhr