Kevin Harvick setzte sich im 24h-Rennen von Bristol souverän gegen seine Verfolger durch, nachdem Kyle Busch zur Halbzeit mit einem Aufhängungsschaden aufgeben musste. Leider tat das der Spannung nicht gut – die verbliebenen fünf Zuschauer an der Strecke hätten ein Duell der beiden besten Fahrzeuge bis zum Schluss verdient gehabt.
Analyse Bristol August 2016
Seit Sonntag wissen wir nun, was das „NRA“ im Titel „Bass Pro Shops NRA Night Race“ bedeutet: „not really a“. Das Rennen wurde zwar noch am Samstagabend gestartet, doch aufgrund stündlich durchziehender Regengebiete bekam NASCAR nur ein Zehntel der Renndistanz in den Kasten. Da laut Reglement natürlich 50 % abgespult werden müssen, um eine gültige Wertung zu erhalten, ging es folglich am nächsten Tag weiter. Für den Sonntag war eine gute Wetterprognose zwar erst ab Mitternacht deutscher Zeit gegeben, doch bereits gegen halb 11 konnte wieder gestartet werden, nachdem die letzte Regenfront durchgezogen und die Strecke mit tatkräftiger Hilfe der AirTitans nach nur einer Stunde abgetrocknet war.
An der Spitze befand sich zum Zeitpunkt des Abbruchs Kyle Busch, der sich bereits früh im Gerangel des JGR-Quartetts plus Martin Truex Jr. die Führung sichern konnte. Diese behielt er auch nach dem Restart bis auf kleinere Unterbrechungen (Ryan Newman, Carl Edwards) durch unterschiedliche Reifenstrategien bei der Konkurrenz während der Cautions (Competition, Debris, Unfall Regan Smith) bis etwa zur Rennhalbzeit bei. Dann tauchte erstmals Kevin Harvick auf, der von Platz 24 ins Rennen gegangen war, und schnappte sich Busch. Letzterer konnte die Führung ausgerechnet durch einen Unfall seines Bruders Kurt Busch bei den anschließenden Boxenstopps zurückholen, doch dann ging etwas komplett schief. Ein Teil der Aufhängung war am Toyota mit der #18 gebrochen, was erst in einen Verlust der Führung an Harvick mündete und schließlich einen Totalausfall zur Folge hatte.
Da Kyle Busch sich nach dem endgültigen Bruch von der Strecke drehte, brach dahinter das Chaos aus. Etwas bedenklich machte Justin Allgaier auf sich aufmerksam, der kurzfristig den erkrankten Michael Annett in der #46 von HScott Motorsports ersetzen musste/durfte. Er knallte mit ziemlich hoher Geschwindigkeit in den bereits seit einigen Sekunden zum Stillstand gekommenen Wagen von Busch, was dieser anschließend im Interview nicht gerade freundlich kommentierte. Ich frage mich ganz ehrlich, ob der Spotter hier gepennt hat oder ob Allgaier noch schnell ein paar Positionen im Gedränge gutmachen wollte. Jedenfalls ist in einer solchen Gefahrensituation deutlich mehr Aufmerksamkeit vonnöten, als hier letztlich abgeliefert wurde. So ein T-Bone kann auch mal nach hinten losgehen.
Vorne hielt nun Kevin Harvick das Heft in der Hand und nach dem Ausfall des anderen starken Autos (#18 – Kyle Busch) legte er eine ziemlich dominante Vorstellung auf den Beton. Zwar gelang es zwischenzeitlich noch Joey Logano und Denny Hamlin, teilweise während der Cautions an der Boxengasse (Big-One mit elf Fahrzeugen, Debris, Nieselregen inklusive fünfminütiger Rotphase) oder auch im direkten Verkehr die Führung zu übernehmen, doch in den letzten 70 Runden war Harvick komplett unangreifbar. So konnte er schließlich mangels ernsthaften Gegnern seinen zweiten Saisonsieg einfahren und damit seine Position in der Chase-Setzliste verbessern. Doch nicht nur er machte in der Meisterschaftswertung einen Schritt nach vorne.
In den Top-5 hinter Kevin Harvick durften wir mit Ricky Stenhouse Jr., Denny Hamlin, Austin Dillon und Chris Buescher nämlich gleich zwei Überraschungen erleben. Schön, dass Jack Roush sich dazu entschieden hat, das Partner-Team Front Row Motorsports um seinen Entwicklungsfahrer mit besserem Material zu unterstützen. Das brachte Buescher auch gleich mal in die Top-30 der Fahrerwertung mit einem netten Vorsprung von 13 Punkten auf Platz 31. Die Top-10 komplettierten Carl Edwards, Jimmie Johnson, Jamie McMurray, AJ Allmendinger und Joey Logano. Einen kleinen Rückschlag musste dagegen Tony Stewart hinnehmen, der das Rennen nur auf Rang 30 beenden konnte und somit sein Polster zum Verlassen der Top-30 auf 75 Zähler einschmolz.
Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings
Vorschau Michigan August 2016
Weiter geht es mit dem „Race to the Chase“ auf dem Michigan International Speedway – übrigens das einzige Tagrennen der kommenden drei Wochen, also genießen wir es. Auf dem 2-Meilen-Oval mit 18 Grad Kurvenüberhöhung sind zwar viele unterschiedliche Linien möglich, doch meist ist der Kampf auf der Strecke nur in den ersten Runden nach einem Restart sehr intensiv. Hier soll das Low-Low-Downforce-Paket helfen, welches nach dem ersten Ausflug auf dieser Strecke 2016 nun auch im Spätsommer zum Einsatz kommen soll. Im Juni zeigte sich bereits deutlich, dass die Fahrzeuge sehr sensibel auf die kleinsten Luftveränderungen reagieren (zum Beispiel durch Sidedrafting), da sieben der neun Cautions durch Unfälle oder Dreher ausgelöst wurden.
Das Rennen im Frühjahr gewann Joey Logano und bewies damit, dass Michigan nicht unbedingt eine Strecke für Toyota ist. Zwar fuhr Matt Kenseth im Vorjahresrennen in die Victory-Lane, das war aber gleichzeitig der einzige Ausflug des japanischen Herstellers seit 2012 dorthin. Neben Ford konnte sich auch Chevrolet in den letzten fünf Jahren immer mal wieder ein Stück vom Kuchen abschneiden, die Statistik lautet hier in etwa 50:50. Doch bei der momentanen „Stärke“ von Hendrick Motorsports sehe ich eher wieder Kevin Harvick oder Kurt Busch am Ende ganz vorne, sollten es Logano oder Brad Keselowski nicht machen. Eine Überraschung, aber durchaus im Bereich des Möglichen, wäre ein Sieg von Kyle Larson oder Austin Dillon. Larson kann hier schön oben an der Mauer entlangzirkeln – eine Linie, die ihm sehr entgegenkommt.
Die Entry-List unterscheidet sich bis auf eine „Kleinigkeit“ nicht von der Ausgabe der Vorwoche in Bristol: Aufgrund einer bereits vorher feststehenden Verpflichtung, kann Jeff Gordon am Sonntag nicht für den weiterhin mit einer Gehirnerschütterung kämpfenden Dale Earnhardt Jr. einspringen. Wer die #88 am Wochenende pilotieren wird, soll erst kurzfristig bekanntgegeben werden. Sollte Junior weiter pausieren müssen, ist Alex Bowman der zuletzt benannte Kandidat. Bowman fuhr bereits in New Hampshire überraschend für Rick Hendrick in der #88 und belegte nach einem guten Rennen mit späten Schwierigkeiten leider nur Rang 26. Die Besetzung dürfte bei Erscheinen dieses Artikels bereits feststehen, also klickt einfach auf die nachfolgend verlinkte und aktualisierte Liste.
Zeitplan & TV-Programm:
Freitag, 26.08.
16:00 Uhr, XFINITY Series Practice, nicht im TV
18:00 Uhr, XFINITY Series Final Practice, nicht im TV
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, NBCSN
19:30 Uhr, Truck Series Practice, FS2
22:00 Uhr, Truck Series Final Practice, FS2
23:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, NBCSN
00:30 Uhr, XFINITY Series Qualifying, NBCSN
Samstag, 27.08.
14:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, CNBC
15:30 Uhr, Truck Series Qualifying, FS1
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, CNBC
19:00 Uhr, Truck Series Rennen (Careers for Veterans 200), FS1 ab 18:30 Uhr
21:00 Uhr, XFINITY Series Rennen (Road America 180), NBCSN ab 20:30 Uhr
Sonntag, 28.08.
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Pure Michigan 400), NBCSN ab 19 Uhr & Motorvision TV ab 19:30 Uhr