Nach einer nicht ganz freiwilligen Pause von fünf Wochen steht bei den V8 Supercars nun der Sydney SuperSprint auf dem Eastern Creek Raceway an. Die Pause fiel allerdings nur deshalb so lange aus, weil bekanntlich die Runde in Kuala Lumpur wegen rechtlicher Probleme zwischen dem Veranstalter und der Stadt abgesagt werden musste.
Einigen Teams kam diese Pause sicherlich sehr gelegen. So hatte man bei Charlie Schwerkolt Racing genug Zeit, ein neues Chassis für Sydney vorzubereiten, nachdem Lee Holdsworth mit dem bisherigen Wagen in Darwin schwer verunfallte und sich dabei Brüche an der Hüfte und den Rippen zuzog. Momentan befindet sich Holdsworth, dessen Vertragsverlängerung übrigens so gut wie sicher sein soll, auf dem Weg der Besserung und wird wahrscheinlich in Sandown Mitte September wieder zurückkehren. In Townsville und Ipswich wurde Holdsworth noch von Kurt Kostecki ersetzt, der die Rennen in seinem Chassis aus der Dunlop Series bestritt, in Sydney wird jedoch ein brandneues Chassis zum Einsatz kommen und daher Holdsworths Enduro-Partner Karl Reindler im Auto sitzen. Reindler war 2015 noch Co-Driver bei Lucas Dumbrell Motorsport und bestritt seine letzte komplette Saison 2012 für Kelly Racing.
Ein neues Chassis gibt es auch für Garth Tander, nachdem sich das Holden Racing Team entschieden hat, das bisher eingesetzte Chassis aufgrund massiver Setup-Probleme zu parken. Selbst wenn man es genau wie James Courtneys Auto abstimmte, soll es sich komplett anders verhalten haben. Interessanterweise ist es dasselbe Chassis, das 2014 in Bathurst einen heftigen Unfall hatte. Es ist also wahrscheinlich nicht die schlechteste Idee, den Wagen fürs erste beiseite zu stellen.
Doch bei HRT ging es in den vergangenen Wochen um weitaus mehr als nur neue Chassis. Vergangene Woche verkündete Holden, Walkinshaw Racing nach 26 Jahren zu verlassen und sich 2017 Red Bull Racing (Triple Eight) anzuschließen, um dann unter dem Namen Red Bull Holden Racing Team anzutreten. Und auch wenn in den vergangenen Jahren die großen Erfolge ausblieben – die letzte Fahrermeisterschaft feierte man 2002 mit Mark Skaife – geht damit eine erfolgreiche und legendäre Partnerschaft zu Ende. Seit 1990 gewann man sechsmal die Fahrer- und fünfmal die Teammeisterschaft. Zudem stehen sieben Siege beim Bathurst 1000 auf dem Konto. Nach den letzten leider ziemlich mageren Jahren mit nur vereinzelten Rennsiegen zusammen mit Walkinshaw beginnt man 2017 die neue Partnerschaft mit Red Bull, also dem erfolgreichsten Holden-Team zur Zeit, und es ist sehr wahrscheinlich, dass die „Marke“ Holden Racing Team sich bald wieder mit neuen Titeln schmücken kann.
Walkinshaw Racing wird den V8 Supercars aber erhalten bleiben und auch 2017 wieder mit zwei Autos an den Start gehen. Ob dann aber Tander und Courtney für das Team fahren, steht noch in den Sternen, da die Verträge mit beiden auslaufen. Um Courtney gibt es seit längerem Gerüchte, dass er die Serie verlassen könnte, um wieder außerhalb Australiens Rennen zu fahren. Aber auch Nissan und Garry Rogers Motorsports wären mögliche Anlaufstationen für ihn. Bei Tander, mittlerweile auch schon 39, könnte es sein, dass er demnächst den letzten Vertrag in seiner Karriere unterschreibt. Bei ihm sehe ich einen Verbleib bei Walkinshaw wahrscheinlicher als bei Courtney. Falls Courtney das Team verlassen sollte, wäre es sicherlich eine Option, Nick Percat von LDM zurückzuholen. Mit Tander und Percat wäre dann das Duo wiedervereint, das 2011 in Bathurst gewinnen konnte. Die Silly Season ist also in vollem Gange.
Auch bei LDM muss man zur Zeit umstrukturieren, denn dort wurde Team-Manager Barry Hay vor die Tür gesetzt. Hay kam Anfang 2015 von Erebus und war bis Juni auch Renningenieur von Andre Heimgartner. Zuletzt war er aber in eine etwas merkwürdige Sponsorenverhandlung mit Travers Beynon (Freechoice Tobacco) involviert, die schlussendlich von den Supercars unterbunden wurden, da der Sponsorenvertrag Werbung für Beynons Zigarettenfirma beinhaltet hätte. Die Wagen von LDM waren deshalb zuletzt ganz in schwarz unterwegs. Ob das jetzt der entscheidende Punkt für die Trennung von Hay war, ist unklar.
Ausblick Sydney SuperSprint
Favorisiert für das kommende Wochenende ist wohl mal wieder das Red-Bull-Trio um Jamie Whincup, Craig Lowndes und Shane van Gisbergen, das die Rennen in Townsville und Ipswich quasi unter sich ausmachte. Der letzte Nicht-Red-Bull-Fahrer, der ein Rennen gewinnen konnte, war Michael Caruso (Nissan) in Darwin Mitte Juni. Seitdem gab es drei Siege von van Gisbergen und jeweils einen von Whincup und Lowndes, und momentan ist kein Ende dieser Serie in Sicht. Zudem steht für Lowndes mit seinem 600. Start ein Jubiläum an, das er bestimmt mit einem Sieg krönen möchte.
Aber auch Prodrive sollte man im Sydney Motorsport Park nicht außer Acht lassen, mit Chaz Mostert fuhr man dort im vergangenen Jahr zwei Pole Positions und zwei Laufsiege ein. Zwar konnte Mostert in diesem Jahr noch kein Rennen gewinnen, er stand aber bereits sieben Mal in der ersten Startreihe. So langsam wird es also Zeit für ihn, das auch in einen Sieg umzumünzen. Sein Teamkollege Mark Winterbottom, zur Zeit Dritter der Meisterschaft, wird auch auf gute Resultate hoffen, um nicht noch weiter Boden auf Whincup und van Gisbergen zu verlieren.
In den ersten beiden Trainingssessions waren zudem Tim Slade (BJR) und Scott McLaughlin (GRM) vorne zu finden. Sie konnten zuletzt zwar keine Bäume ausreißen, aber auch mit ihnen könnte in Sydney zu rechnen sein. Vor allem auf McLaughlin bin ich gespannt, denn er bekam in den vergangenen Wochen immer öfter Druck von seinem Teamkollegen James Moffat.
Desweiteren wird es interessant zu sehen, wo die HRT landen werden und ob die Maßnahmen der vergangenen Wochen das Team in die richtige Richtung bringen.
Zeitplan
Samstag:
06:15 Uhr – Qualifying 1 – 15 Minuten
08:30 Uhr – Rennen 1 – 31 Runden (120 km)
Sonntag:
03:40 Uhr – Qualifying 2 – 20 Minuten
08:00 Uhr – Rennen 2 – 52 Runden (200 km)
(Zeiten in MESZ und ohne Gewähr.)