Nur eine Woche nach dem Rennen in Spa folgt der nächste Klassiker in Monza. Hier geht es vor allem um eins: Topspeed. Das wird den Mercedes entgegenkommen. Für Felipe Massa wird es das letzte Rennen in Monza.
14 Jahre war Felipe Massa in der Formel Eins, heute hat er seinen Rücktritt aus der Serie bekannt gegeben. Der Brasilianer war vor allem 2007 und 2008 knapp an einem Gewinn der Weltmeisterschaft gescheitert. Nach dem schweren Unfall 2009 in Ungarn knickte die Karrierekurve von Massa ab. Seine Schnelligkeit aus den Jahren zuvor konnte er nicht mehr wieder erlangen, dazu kam dann mit Fernando Alonso ein Teamkollege, der ein gutes Stück schneller war. Das er nun seine Karriere bei Williams beendet, ist vermutlich die richtige Entscheidung, auch wenn seine Leistungen, auch im Vergleich zum hoch gehandelten Bottas, kaum schlechter waren. Aber mit 35 hat er so langsam die Altersgrenze in der Formel Eins erreicht und tritt mit Würde aus der Serie ab. Der wegen seiner langen Zeit bei Ferrari in Italien sehr beliebte Massa kann sich in Monza von den Fans feiern lassen. Dem Motorsport selber will er aber treu bleiben.
Ein letzter Sieg wird ihm, wenn es denn normal läuft, in Monza nicht gelingen. Dafür sind die Mercedes zu stark. Dort gilt es vor allem für Rosberg, den Abstand zu Hamilton weiter zu verringern. Insgeheim hatte der Deutsche vermutlich gehofft, dass er den Teamkollegen in Spa würde einholen können, doch das Rennglück war dann auf Seiten des Briten. Das macht die Arbeit in den nächsten Rennen nicht leichter, denn Rosberg muss in den verbleibenden acht Rennen möglichst vor Hamilton ins Ziel kommen. Dass er acht Rennen am Stück gewinnt, ist eher unwahrscheinlich, entscheidend werden also die nun kommenden Rennen in Monza, Singapur, Malaysia und Japan. Mindestens zwei, besser drei, sollte der Rosberg gewinnen, um den Druck auf Hamilton zu erhöhen. Enteilt im der Weltmeister um mehr als 25 Punkte, muss er schon auf einen Ausfall des Briten hoffen. Dabei schwebt über ihm selbst die gleiche Gefahr, denn bisher ist er von technischen Problemen verschont geblieben.
Die Suppe könnten ihm die Ferrari versalzen, die in Spa weit unter ihren Möglichkeiten geblieben sind. Vor allem im letzten Sektor, der fast nur Vollgas erfordert, waren die Ferrari aber schnell. Monza ist eine Strecke, die die Traktionsschwäche des Ferrari verdeckt. Zwar wird man in den beiden Schikanen leiden, aber der Rest kommt der Chassis entgegen. In Sachen Motorleistung sind die Unterschiede offenbar nur noch marginal, der fehlende Abtrieb des Ferrari ist in Monza eher hilfreich. Es wird von den Streckentemperaturen abhängen, wie nahe man an die Mercedes kommt, aber zumindest die Red Bull sollte man sicher hinter sich lassen können. Die angekündigten 30 Grad sollten dem Ferrari entgegenkommen.
Red Bull ist schwer einzuschätzen. Der Renault-Motor ist bei weitem nicht mehr so schwach auf der Brust, aber die Österreicher sind skeptisch, was das Rennen angeht. Ein Blick zurück zum Rennen in Kanada bestätigt das. Da war Ferrari schneller und mehr als P4 war für die Red Bull nicht drin. Ähnliches sollte man auch in Monza erwarten.
Wobei die Force India da durchaus ein Wörtchen mitreden können. Die Überraschung in Spa war ja schon, dass Hülkenberg so weit vorne war, das sollte dann in Monza, mit dem Mercedes-Motor, ebenfalls möglich sein. Und zwar für beide Fahrer. Ob sie die Red Bull schlagen können, ist schwer zu sagen, das hängt vom Rennverlauf ab, aber in Spa war die Chance auf jeden Fall da.
Williams sucht weiter seine Form. Eigentlich hätten sie in Spa weiter vorne sein sollen, wurden aber von Force India abgehängt. Und zwar deutlich. Es ist nicht zu erwarten, dass das in Monza anders aussehen wird. Was genau bei Williams in der Saison schief gelaufen ist, darüber rätselt man auch in England. Die verschiedenen Tests lassen vermuten, dass mit dem grundsätzlichen Konzept des Fahrzeugs etwas nicht stimmt. Jedenfalls hat man die Probleme nie in den Griff bekommen und im Vergleich zum letzten Jahr hat man nachgelassen. Das ist in den letzten Rennen besonders ärgerlich, denn Force India hat den Traditionsrennstall mittlerweile um einen Punkt abgehängt. P5 in der WM ist nicht das, was man erreichen wollte. Schon gar nicht mit dem Material, das dem Team eigentlich zur Verfügung steht.
Die Überraschung schlechthin waren im letzten Rennen die McLaren. Offensichtlich hat Honda sein Paket mittlerweile gut im Griff, auch wenn es immer noch Probleme mit der Zuverlässigkeit gibt. Aber immerhin ist das Auto im vorderen Mittelfeld angekommen und es ist immer leichter, ein schnelles Auto standfest zu bekommen. Sollte McLaren auch in Monza kein Problem mit dem Akku-Paket haben, also auf den langen Geraden genug Power entwickeln können, dann ist man zumindest auf einem sehr guten Weg für 2017. Punkte werden aber schwer für McLaren, da müsste man an den Williams vorbeikommen.
Toro Rosso wird mit dem alten Ferrari-Motor keine Chance haben, dann eher die Haas. Dem Chassis fehlt es auch etwas an Abtrieb, was in Monza eigentlich gut ist. Renault und Sauber haben keine Chance. Aber dann wäre da noch Manor. Dort rechnet man sich gute Chancen in Monza aus, denn das auch in Sachen Abtrieb eher schwach ausgestattete Chassis dürfte mit den schnellsten Topspeed haben. Es wird nicht leicht werden, am Manor vorbeizukommen, auch mit DRS. Viel wird davon abhängen, ob es Wehrlein und Ocon gelingt, in Q2 vorzudringen, um sich dann so um P12 zu positionieren. Angesichts der starken Konkurrenz wird das aber schon schwer werden. Doch die Chance ist da, vor allem wenn die vorderen Teams technische Probleme bekommen und die Strategie stimmt.
Strategie
Pirelli hat die übliche Mischungen in Monza: Supersoft, Soft und Medium. Bei hohen Asphalttemperaturen wird es davon abhängen, wie die Supersoft sich verhalten. Der Asphalt in Monza ist weniger fordernd als in Spa, von daher wird man den Supersoft vor allem in Q3 nutzen müssen. Auch im Rennen dürfte der Supersoft bei allen Teams der Reifen der Wahl sein. Die Belastung auf den Supersoft, vor allem auf den rechten Vorderreifen, ist aber in Monza hoch, Blasenbildung und leichtes Graining können die Folge sein. Der Soft ist stabiler und sollte lange durchhalten.
Wie im letzten Jahr wird die bevorzugte Strategie sich auf einen Stopp beschränken. Man hat also nur einmal die Chance für einen Undercut. Wie man in der Grafik von Pirelli sehen kann, haben die Top-Teams ähnliche Strategien in Sachen Reifen gewählt. Man wird sich also einen Satz neuer Soft für das Rennen aufsparen, um die Ein-Stopp-Strategie hinzubekommen. Das Rennen dauert 53 Runden, der einzige Stopp sollte also zwischen den Runden 15 (etwas zu früh) und Runde 25 erfolgen. Der Soft hat schon gezeigt, dass er 40 Runden schaffen kann, aber man wird das Risiko eines Reifenschadens in Monza nicht eingehen wollen.
Theoretisch möglich ist eine Zwei-Stopp-Strategie, da man nicht so viel Zeit in den Boxen verliert. Zwar blasen die anderen mit 320 km/h+ über die Gerade, aber An- und Abfahrt in Monza sind einfach und man verliert nicht viel Zeit. Das Problem ist aber, das die Unterschiede zwischen einem neuen Supersoft und einem Soft gegen Ende des Rennens nicht mehr so groß sind. Das Rennen in Österreich hat gezeigt, dass der Supersoft für ein paar Runden mehr Grip bietet, dann aber gegen den Soft abfällt. Da der Soft der nominierte Reifen ist, muss man ihn also so oder so fahren.
Chancen gibt es für die Mittelfeld-Teams, die auf Soft starten. Der Reifen sollte bis Runde 22 und länger durchhalten, wenn man den Reifen schonen kann. So kann man sich Plätze gegenüber den auf Supersoft gestarteten Teams sichern, um die gewonnen Positionen am Ende mit frischeren Soft verteidigen zu können.
Bilder: Williams, Ferrari, McLaren, Pirelli
2 Kommentare
Schade dass Massa aufhört, auch wenn’s natürlich nicht unlogisch und der Zeitpunkt ganz gut gewählt ist.
(Er hat allerdings eigentlich immer gesagt, er könne sich an seinen Ungarn-Unfall überhaupt nicht erinnern und es würde ihn nicht beeinflussen. Gemeinhin wird stattdessen für seinen Leistungsknick in der Karriere die offensichtliche Degradierung zur zweiten Geige hinter Alonso bei Ferrari durch die Stallregie-Demütigung in Hockenheim verantwortlich gemacht.)
Ich wiederum bin der Meinung, dass Massa vor allem mit weichen Reifen und wenig Gewicht ein exzellenter Fahrer war.
Mit den neuen Wagen ab 2009 kam er danach nie mehr richtig in Tritt, Alonso vor der Nase tat natürlich das Übrige.
Massa wird für mich immer der wahre Weltmeister 2008 sein!
Da hat er echt Eier gezeigt, vor allem die Bilder wie er Hamilton in Fuji drehte und die Ferrari-Box feierte, werde ich nie vergessen. :D
Auch geil der Funkspruch im Regenchaos von Malaysia anno 2009.
Felipe baby, stay cool! Weltklasse :D
Obrigado, Felipe!
Comments are closed.