Das IndyCar-Rennen in Watkins Glen hatte zwei Sieger. Scott Dixon gewann das Rennen und Simon Pagenaud machte einen großen Schritt in Richtung seiner ersten Meisterschaft.
Scott Dixon war auf dem Watkins Glen International einfach nicht zu schlagen. Vom ersten Training am Freitag an war er der schnellste Pilot auf der Strecke. In der Qualifikation sicherte er sich den ersten Startplatz und fuhr dann am Sonntag eines fast ungefährdeten Start-Ziel-Sieg ein. Dixons größter Gegner in den letzten Runden war sein eigener Benzinverbrauch. Die Caution in den Runden 39 bis 41 nutzten alle Fahrer an der Spitze für ihren letzten Boxenstopp, aber die Distanz bis zum Ziel war für die meisten zu lang. Da Scott Dixon aber auch der Meister im Benzinsparen ist, gewann er das Rennen vor Josef Newgarden. James Hinchcliffe verlor ohne Benzin noch Platz 3 an Helio Castroneves und wurde nur auf Platz 18 gewertet.
Viel spannender als der Kampf um den Rennsieg war der um die Meisterschaft. Will Power konnte sich Startplatz 2 sichern, wohingegen Simon Pagenaud nur Startplatz 7 erreichen konnte. Beim Start wurde es in Kurve 1 wie üblich sehr eng und Pagenaud konnte sich innen auf Platz 3 nach vorne schieben, während sich Sebastien Bourdais und Juan Pablo Montoya drehten und ans Ende des Feldes fielen. An der Spitze konnte sich Scott Dixon in den folgenden Runden absetzten. Will Power folgte ihm im Respektsabstand und Simon Pagenaud war dem ständigen Druck von Tony Kanaan ausgesetzt. Mit Helio Castroneves, Charlie Kimball und Max Chilton lagen noch drei weitere Fahrer von Team Penske und Chip Ganassi Racing in den Top-8. Nur R.C. Enerson konnte sich in seinem zweiten Rennen in der Phalanx der Topteams halten.
Mit der ersten Runde der Boxenstopps wurde das Feld durchgemischt. Ab Runde 8 kamen die ersten Fahrer an die Box. Scott Dixon folgte in Runde 14. In derselben Runde platzte Mikhail Aleshin der linke Hinterreifen in Kurve 4. Zu diesem Zeitpunkt waren unter anderem Will Power, Simon Pagenaud, Tony Kanaan und Helio Castroneves noch nicht an der Box gewesen und verloren durch den Stopp während der Caution viele Positionen. Die ehemaligen Verfolger von Dixon lagen zum Restart nur auf den Positionen ab Platz 12. Die neue Verfolgergruppe bildeten Max Chilton, Juan Pablo Montoya und Conor Daly.
Wie so häufig folgte der ersten Caution direkt die zweite. Graham Rahal setzte sich in Kurve 1 innen neben Charlie Kimball. Am Ausgang der Kurve zog er nach außen und ließ Kimball keinen Platz, der schon mit seinen linken Reifen neben der Strecke war. Beide Wagen touchierten sich, Rahals drehte sich nach innen weg und schlug hart in die Leitplanke ein. Nach dem Rennen verstand es Graham Rahal nicht, wie Charlie Kimball außen einfach auf seiner Linie bleiben konnte, obwohl Kimball vorne und auf der Ideallinie war.
Einen großen Einfluss auf das Rennen hatte diese zweite Caution nicht, sodass alle auf die zweite Runde der Boxenstopps warteten. Will Power fuhr in Runde 29 an die Box und kam hinter Ryan Hunter-Reay wieder auf die Strecke. Dort verlor er viel Zeit auf Simon Pagenaud, der durch die ganzen Stopps freie Bahn hatte und einige Runden länger auf der Strecke blieb. Nach den Stopps in Runde 37 lag Pagenaud auf Platz 5 hinter Scott Dixon, Juan Pablo Montoya, Josef Newgarden und James Hinchcliffe. Will Power fuhr hingegen, mit über 6 Sekunden Rückstand auf Pagenaud, nur auf Platz 14.
Der Nachmittag sollte aber noch viel schlimmer für Will Power werden. Auf der Back Straight setzte sich Charlie Kimball außen neben Power, da er dachte, der Australier würde wie üblich die innere Linie blocken. Power hingegen rechnete nicht mit Kimball und zog in Anfahrt auf den Inner Loop nach außen. Es kam zu Kollision und Power schlug hart in die Mauer ein. Bei der anschließenden Untersuchung zeigten sich Symptome einer Gehirnerschütterung bei Will Power. Ein Start in zwei Wochen beim Saisonfinale ist somit in Gefahr.
Vor dem Rennen wurde von einem Benzinfenster von 18 Runden ausgegangen. Der Stopp in Runde 41 unter Gelb hätte im anschließenden Benzinsparmodus ausreichen sollen, um sicher ins Ziel zu kommen. Der Benzinverbrauch war aber höher als erwartet und die Vorgaben aus der Box für die Fahrer kaum einzuhalten, obwohl alle Fahrer, abgesehen von Scott Dixon, sehr langsam unterwegs waren.
Den Versuch durchzukommen, gaben in Runde 57 Helio Castroneves, Charlie Kimball, der durch beide Unfälle ohne Beschädigung kam, und Max Chilton auf und fassten neues Benzin an der Box. In der letzten Runde rollte James Hinchcliffe ohne Benzin aus. Conor Daly schaffte es, auf Platz 4 mit den letzten Tropfen vor Sebastien Bourdais über die Ziellinie zu kommen. Mit genug Benzin sicherten sich Helio Castroneves Platz 3 und Charlie Kimball Platz 6. Josef Newgarden (Platz 2) und Simon Pagenaud (Platz 7) blieben während der Ehrenrunde auf der Back Straight liegen. Nur Scott Dixon hatte genug Benzin für die Ehrenrunde und die Fahrt in die Victory Lane. Obwohl er das meiste Benzin gespart hatte, kam er mit über 15 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Scott Dixon ist wahrlich der König im Benzinsparen.
Auf den Plätzen 8 bis 10 kamen die Rookies Alexander Rossi, R.C. Enerson und Max Chilton ins Ziel. Besonders für Enerson war das, in seinem zweiten Rennen überhaupt, ein phänomenales Ergebnis. Er hat mit Juan Pablo Montoya und Ryan Hunter-Reay (Plätze 13 und 14) zwei absolute Größen deutlich geschlagen und das nicht irgendwie durch Glück, sondern durch seinen Speed auf der Strecke. Viel Pech hatte Tony Kanaan. In den ersten 20 Runden war er auf Augenhöhe mit Power und Pagenaud unterwegs. Während der Caution brach aber ein Teil seiner Hinterradaufhängung und durch die Reparatur verlor er zwei Runden. Im Anschluss war er zwar wieder sehr schnell unterwegs, aber durch den Rundenrückstand reichte er nur zu Platz 19.
Das ganze Ergebnis gibt es auf der Homepage der IndyCar Series als PDF.
Mit dem Sieg schob sich Scott Dixon (451 Punkte) auf Platz 3 der Gesamtwertung, punktgleich mit Helio Castroneves. Mit Platz 7 sicherte sich Simon Pagenaud 26 Punkte und liegt somit 104 Punkte vor Dixon und Castroneves. Trotz doppelter Punkte beim Finale ist dieser Rückstand nicht mehr aufzuholen. Nur Will Power kann den Franzosen noch vom Thron stoßen. Dafür müsste er aber fit sein und dann auch 43 Punkte aufholen
Das Saisonfinale der IndyCar Series findet am 18. September auf dem Sonoma Raceway statt.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Bret Kelley, Mike Harding
2 Kommentare
@Dixon: die Performance war dermassen überlegen, dass es ausserhalb jeder Normvarianz lag. Klar mag er die Strecke gut können (sonst hätte er da nicht schon so oft gewonnen), aber so wie er praktisch alle anderen Fahrzeuge buchstäblich hat stehen lassen, sowohl in Kurven rein, als auch aus Kurven raus, als auch auf den Geraden… ich denke, da kann man sich schonmal fragen, ob mit seinem Auto alles im grünen Bereich war.
@Rahal: der Gute versteht öfters so einiges nicht, das ist normal. Interviews mit dem bestehen meistens aus drei Nervigkeiten: dem Team danken, die Sponsoren lobhudeln, andere Fahrer in die Pfanne hauen. In dessen Kopf kann offenbar niemand autofahren ausser ihm selbst, und Schuld haben sowieso immer die anderen. Selbst wenn er gewinnt findet er immer noch irgendwo Zeit für einen Halbsatz der Marke „da hat er mich geblockt/nach aussen gedrängt/wollte mich in die Wand fahren, ist ja sowieso immer dasselbe mit dem/das macht der ja immer…“. Ausgeprägte charakterliche Defizite nennt man das wohl.
@Dixon: Scott Dixon ist schon einer der schnellsten Piloten im Feld, hat mit das beste Material, ist der Meister im Benzinsparen und so traue ich ihm solch eine Demonstration durchaus mit regelkonformen Auto zu. Außerdem hatte er den Vorteil, dass seine beiden schnellsten Kontrahenten am Sonntag Will Power und Tony Kanaan schon bei der ersten Caution aus dem Rennen waren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dixon ihnen teilweise eine gute Sekunde pro Runde im letzten Stint hätte abnehmen können.
@Rahal: zu dem fällt mir langsam nichts mehr ein
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