Für Martin Truex Jr. lief es beim Southern 500 einmal anders als gewohnt. Er dominierte nicht das gesamte Rennen und musste sich dann dem Pech ergeben, sondern war zur Stelle, als es Kevin Harvick bei den Boxenstopps schlecht erging. Sein zweiter Saisonsieg brachte Truex in der Chase-Setzliste weiter nach vorne.
Analyse Darlington 2016
Bei knapp vier Stunden Länge konnte man froh sein, dass das Southern 500 bereits kurz nach Mitternacht gestartet wurde und das Bett schon um halb 5 Uhr morgens in Reichweite gelangte. Erschwerend kam hinzu, dass die erste Hälfte mehr oder weniger vor sich hinplätscherte und mit Kevin Harvick und Brad Keselowski in Führung sowie nur zwei Gelbphasen eher spannungslos verlief. Immerhin gab es den müden Augen so die Gelegenheit, ungestört ein paar schöne Retro-Lackierungen zu bewundern. Interessant wurde es erst nach den ersten 205 von insgesamt 367 zu fahrenden Runden, weil Tony Stewart in einem fragwürdigen Manöver den bereits zuvor in Schwierigkeiten geratenen Brian Scott in die Mauer verfrachtete. Dafür durfte er sich nach dem Rennen zu Recht eine Standpauke von der Rennleitung anhören.
Die ganze Geschichte wurde nach dieser kurzen Unterbrechung dann auch endlich etwas offener, denn bis zum Rennende unterbrachen insgesamt acht weitere Cautions im Abstand von 15 bis 30 Runden regelmäßig die Hatz an der Spitze. Dort ließen sich durch die vielen Boxenstopps (teilweise abwechselnd) Denny Hamlin (13 Führungsrunden), Matt Kenseth (10), Kyle Larson (45), Ryan Newman (9) und schließlich Martin Truex Jr. (28) über längere Zeit nieder, weil Kevin Harvick (214) trotz dem besten Auto im Feld durch seine Mannschaft mehrfach schwer gehandicapt wurde. Für ihn galt es in den meisten Fällen, die durch einen defekten Schlagschrauber verlorenen Positionen nach den Restarts wieder aufzuholen. Für mich ist es ein Rätsel, wie es mehrfach zu solch gravierenden Fehlern an der Box kommen konnte und entsprechende Konsequenzen erst so spät gezogen wurden.
Den entscheidenden Boxenstopp gut 15 Runden vor dem Ende bewältigte die Crew der #78 von Furniture Row Racing schließlich am besten und schickte Martin Truex Jr. als Führenden zum Restart. Wieder einmal zeigten die Toyota-Teams von FRR und Joe Gibbs Racing die absolut schnellsten Reifenwechsel, während die Chevrolet-Cliquen von Hendrick Motorsports und Stewart-Haas Racing weiterhin großen Nachholbedarf offenbarten. Zumindest bei HMS wurde zwischenzeitlich reagiert, denn die Mannschaft hielt am Mittwoch dieser Woche ein Tryout für Tire-Changer ab. Das gewaltige Potenzial in der Aufholjagd gegen JGR und deren Verbündete wird hier also wenigstens in der Boxengasse erkannt und aufgegriffen.
Für den letzten Sonntag kam aber natürlich jede Hilfe zu spät, denn Martin Truex Jr. ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und fuhr nach dem Coca-Cola 600 im Mai seinen zweiten Saisonsieg ein, der ihn in der Chase-Setzliste kurz vor dem Playoff-Start noch etwas besser platziert. Kurioserweise lief es für Truex nach den vielen Fehlschlägen in der Vergangenheit einmal gänzlich anders: Die meisten Führungsrunden und dafür das Pech am Ende überließ er dieses Mal Kevin Harvick auf Platz zwei und spielte stattdessen selbst „The Closer“ mit einer Margin-of-Victory von 0,606 Sekunden. Hinter dem Duo platzierte sich der erneut stark auffahrende Kyle Larson, gefolgt von Denny Hamlin und dem eher unauffälligen Joey Logano. Die Top-10 komplettierten Matt Kenseth, Kasey Kahne, Ryan Newman, Brad Keselowski und Chase Elliott.
Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings
Vorschau Richmond September 2016
Am kommenden Wochenende geht es endlich um die Wurst, wenn auf dem Richmond International Speedway die Setzliste für den Chase festgezurrt wird. Traditionell geschieht das auf dem 0,75 Meilen langen Shorttrack in Virginia, der mit seiner D-Form und 14 Grad Kurvenüberhöhung eine kleine Sonderstellung in dieser Streckenkategorie einnimmt. Hier kommt es wieder eher auf das Haushalten mit den Bremsen an, statt auf die ohnehin schon stark eingeschränkte Aerodynamik. Zudem sind die Turns gänzlich unterschiedlich zu fahren, da durch die D-Form und nicht zuletzt das unterschiedliche Banking – zwei Grad auf der Gegengeraden und acht Grad auf der Zielgeraden – teilweise mehr oder weniger Auslauf geboten wird. Der Eingang in Turn 1 und der Ausgang aus Turn 4 gestalten sich somit deutlich entspannter als der Eingang in Turn 3 und der Ausgang von Turn 2, wo man mit runtergeschrubbten Reifen schnell mal in der Mauer landet.
Die Stärkeverteilung in Richmond gibt momentan klar den Ausschlag in Richtung Joe Gibbs Racing, für die Carl Edwards die Frühjahrsausgabe und Matt Kenseth das letztjährige Pre-Chase-Rennen gewinnen konnten. 2014 holte Team Penske einen Sweep mit Joey Logano (April) und Brad Keselowski (September), dazwischen fuhr im April 2015 Kurt Busch für Stewart-Haas Racing in die Victory-Lane. Der letzte Sieg von Hendrick Motorsports entstammt erschreckenderweise dem Jahr 2008, weshalb man sich da nicht allzu große Hoffnungen machen sollte. Die Entry-List weist dieses Mal tatsächlich 41 Fahrzeuge auf, weil BK Racing Matt DiBenedetto in die nicht fest qualifizierte #93 ausgelagert hat, um Platz für Dylan Lupton in der #83 zu schaffen. Zudem fällt Dale Earnhardt Jr. bis zum Jahresende aus und wird weiterhin durch Jeff Gordon und (im Chase gehäuft) Alex Bowman in der #88 vertreten.
Der wichtigste Punkt an diesem Wochenende ist und bleibt jedoch das Ende der Regular-Season, womit Richmond die letzte Gelegenheit bietet, noch in den Chase einzuziehen. Hinter den erfolgreichen Elf namens Brad Keselowski (4 Siege), Kyle Busch (4), Kevin Harvick (2), Carl Edwards (2), Denny Hamlin (2), Martin Truex Jr. (2), Matt Kenseth (2), Jimmie Johnson (2), Joey Logano (1), Kurt Busch (1) und Kyle Larson (1) ist Tony Stewart mit mehr als den geforderten 48 Zählern Vorsprung auf Platz 31 ebenfalls fest qualifiziert. Sollte Chris Buescher es schaffen, den Vorsprung von elf Punkten auf Rang 31 zu halten, haben wir sogar 13 Teilnehmer über Saisonsiege im Feld.
Die Kandidaten um die drei oder vier verbleibenden Plätze lauten Chase Elliott (+24 auf Newman/+61 auf Kahne), Austin Dillon (+16/+53), Jamie McMurray (+7/+44) und Ryan Newman (0/+37). Für Kasey Kahne werden die Playoffs mit 37 Zählern Rückstand auf Newman und 44 Punkte auf McMurray dagegen schon fast nur noch mit einer Fahrt in die Victory-Lane erreichbar sein. Da ich denke, dass Chris Buescher es über die Top-30 und den Sieg aus Pocono schaffen wird, dürfte sich die spannende Marke bei den sieben Pünktchen zwischen McMurray und Newman befinden. Mit einem Saisonsieg in Richmond hat es zudem jeder Fahrer innerhalb der Top-30 der Fahrerwertung selbst in der Hand.
Zeitplan & TV-Programm:
Freitag, 09.09.
14:00 Uhr, XFINITY Series Practice, NBCSN
16:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, NBCSN
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, NBCSN
22:00 Uhr, XFINITY Series Qualifying, NBCSN
23:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, NBCSN
01:30 Uhr, XFINITY Series Rennen (Virginia529 College Savings 250), NBCSN ab 1 Uhr
Samstag, 10.09.
01:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Federated Auto Parts 400), NBCSN & Motorvision TV ab 1 Uhr