Vor dem Rennwochenende gab es noch fünf Titelkandidaten, doch am Nürburgring konnten nur Edoardo Mortara und Marco Wittmann Erfolge erzielen.
Eigentlich kam es am Nürburgring genauso, wie man es erwarten konnte. Während die Mercedes-Piloten kaum Punkte holen konnten, durften die Audi- und BMW-Piloten das Podium unter sich ausmachen. Die große Ausnahme war Lucas Auer, der in beiden Qualifyings die schnellste Zeit fahren konnte und zumindest im zweiten Rennen auch aufs Podium kam. Zwar war das Ergebnis erst sein zweites Podium in dieser Saison, aber trotzdem ist er für mich bisher eine der Überraschungen der Saison 2016. Noch im letzten Jahr gehörte er zu den langsamsten Piloten im Feld mit einigen Aussetzern, wie zum Beispiel dem Unfall in der Runde zur Startaufstellung am Hockenheimring. In dieser Saison konnte er zwar auch noch nicht regelmäßig in die Punkte fahren, aber gute Einzelresultate erzielen und sogar Christian Vietoris hinter sich lassen, obwohl dieser zu Beginn der Saison als Titelkandidat gesehen wurde. Damit dürfte für Auer das Cockpit für nächstes Jahr gesichert sein und wenn er etwas konstanter wird, kann er vielleicht sogar um den Titel mitfahren.
Rennen 1
Leider musste Lucas Auer seine Pole Position für den ersten Lauf an Marco Wittmann abgeben, da er seinen dritten Strafpunkt beim zweiten Rennen am Moscow Raceway bekam und so fünf Plätze nach hinten musste in der Startaufstellung. Zusammen mit Wittmann stand Tom Blomqvist in der ersten Startreihe. Die zweite Startreihe teilten sich mit Jamie Green und Edoardo Mortara zwei Audi-Piloten. Am Start wurden sie zwar vor der Mercedes-Arena noch von Daniel Juncadella überholt, aber dieser verlor die Positionen auch schon wieder bis zum Ausgang der Mercedes-Arena an die beiden Audi-Piloten, sodass es in der Top 5 keine Veränderung am Start gab.
Einen guten Start erwischte zwar Robert Wickens, aber da er von Platz 13 starten musste, ging es auch nur auf den zehnten Rang vor. Am Ende des Rennens sollte es für ihn auch nur zum neunten Rang reichen. Besonders in den ersten zehn Minuten blieb das Feld eng beieinander, doch zu Überholmanövern kam es nicht. Problematisch war, dass alle Piloten maximal im Abstand von zwei Sekunden hinter dem Vordermann waren und so konnte keiner das DRS nutzen.
Da Mortara schneller war als Green, wurde er auch in der 13. Rennrunde vorbeigelassen, um Blomqvist anzugreifen. Dies hätte auch fast geklappt, doch Blomqvist hat sich extrem hart verteidigt und Mortara sogar einmal in den Notausgang geschickt, sodass er nicht an ihm vorbeikam, ohne seine ganzes Rennen zu riskieren. Größter Profiteur des Duells war wohl sogar Green, da er zwischendurch von Juncadella überholt wurde, aber durch den Zweikampf vor ihnen kam Green wieder an Juncadella vorbei.
In der letzten Runde durfte dann auch wieder Green an Mortara vorbei, was ich für eine Fehlentscheidung halte. Mortara war im kompletten Rennen schneller als Green und man hätte die beiden einfach auf der Strecke gegeneinander fahren lassen sollen. An der Spitze konnte Wittmann sich mit sieben Sekunden Vorsprung vor Blomqvist den Sieg sichern und damit auch seine Meisterschaftsführung ausbauen. Für Lucas Auer wurde es immerhin ein siebter Rang als zweitbester Mercedes-Pilot hinter Paul Di Resta.
Rennen 2
Durch das gute erste Qualifying mussten die Mercedes-Piloten auch im zweiten Qualifying 12,5 bis 15 kg mehr Performance-Gewicht an Bord haben als die anderen beiden Marken. Trotzdem konnte sich Lucas Auer die Pole Position vor Marco Wittmann sichern. Für Edoardo Mortara hingegen ging es nur vom sechsten Rang in das Rennen. Die gute Qualifying-Performance von BMW bestätigten Bruno Spengler und Tom Blomqvist, die aus der zweiten Reihe in das Rennen gingen.
Während vorne der Start ruhig verlief, kam es hinten zu einem Kontakt zwischen Paul Di Resta und Timo Glock. Während Glock noch auf dem 14. Rang ins Ziel kam, war für Di Resta das Rennen nach der ersten Runde beendet. An der Spitze konnte Wittmann zwar Druck auf Auer ausüben, aber es reichte nicht für ein Überholmanöver, obwohl er sich sogar neben ihn setzen konnte. Ein „Zug“ entwickelte sich zu Beginn des Rennens hinter Augusto Farfus, der auf dem fünften Rang lag, aber deutlich langsamer als die hinter ihm fahrenden Piloten war.
Farfus war auch einer der ersten, die in Runde 14 beziehungsweise nach 20 Minuten in die Boxengasse kamen. Zusammen mit ihm stoppten Robert Wickens und Miguel Molina. Während bei Molina und Wickens alles problemlos verlief, legte Farfus einen Unsafe Release hin und bekam eine Durchfahrtsstrafe. In Runde 16 kam der bis dahin auf Rang drei liegende Bruno Spengler an die Box und damit eine Runde vor Lucas Auer und Marco Wittmann. Durch einen guten Stopp kam Spengler an Wittmann zwar vorbei, jedoch musste er die Position 25 Minuten vor Schluss wieder abgeben.
Besonders fiel im zweiten Rennen ins Gewicht, dass die Piloten, die früh gestoppt hatten, von anderen Fahrern aufgehalten wurden. So kam Auer knapp eine Runde nicht an einem recht langsamen Timo Glock vorbei und Wittmann wurde von Vietoris aufgehalten, der knapp zwei Sekunden langsamer war als sein Teamkollege Auer. Dadurch konnte Mortara soviel Zeit herausfahren, dass er zumindest vor Wittmann, aber hinter Auer nach dem Boxenstopp wieder auf die Strecke kam. Dann konnte er seine frischeren Reifen und DRS nutzen, sodass er elf Minuten vor Schluss schon vor dem Anbremspunkt zur ersten Kurve an Auer vorbeikam.
Ein richtig gutes Rennen erwischte mal wieder Mattias Ekström, der vom zehnten auf den vierten Rang vorgefahren ist. Wenn das Rennen noch etwas länger gedauert hätte, wäre er wohl noch an Wittmann vorbeigekommen. Schlecht lief hingegen das Rennen für Jamie Green, der nach einem Rempler gegen Gary Paffett eine Durchfahrtsstrafe bekommen und das Rennen außerhalb der Punkte beendet hat.
Da die Mercedes-AMG C63 DTM momentan 25 Kilogramm mehr als die Audi und 17,5 Kilogramm mehr als die BMW wiegen, ist es sehr unwahrscheinlich, dass einer der Mercedes-Piloten noch in den Meisterschaftskampf eingreifen kann. Zusätzlich liegt der beste Mercedes-Pilot Robert Wickens bereits 50 Punkte hinter Wittmann, sodass eigentlich schon ein Doppelsieg beim nächsten Event in Ungarn nötig wäre, um den Rückstand noch aufzuholen. Besonders ärgern dürfte man sich bei Audi, da man mit der Markenorder in den letzten Rennen Mortara sieben Punkte abgenommen hat und dieser nun 33 statt 26 Punkte hinter Wittmann liegt. Auch in der Team- und Markenwertung sieht es momentan nach einem BMW-Erfolg aus, sodass wir uns schon einmal auf die Diskussionen nach dem Saisonfinale freuen dürfen.
Ein besonderer Dank gilt den Streckenposten rund um unseren Kollegen Felix Töllich. Am Wochenende haben sie Fahnen und Caps an Menschen mit Handicap weitergegeben und so für einige Freude gesorgt.
Mit der DTM geht es in zehn Tagen am Hungaroring weiter.
Gesamtwertung