Denny Hamlin sicherte sich in Richmond über einen Top-Boxenplatz und geschickte Strategie den dritten Saisonsieg und damit drei weitere Bonuspunkte für den Chase. Die Qualifikation der fehlenden Playoff-Teilnehmer verlief nicht ganz problemlos, jedoch wenig überraschend. Außerdem stießen Tony Stewart und Ryan Newman mit den Hörnern zusammen. Das Thema des Rennens waren allerdings ganz klar die Reifen.
Analyse Richmond September 2016
Insgesamt 16 Cautions inklusive einer roten Flagge über 20 Minuten fuhr die Meute in der Nacht von Samstag auf Sonntag zusammen und damit eine Gelbphase mehr als bereits drei Mal in der Geschichte des Richmond International Raceway. Aufgrund der zahlreichen Unterbrechungen ergaben sich zahlreiche Gelegenheiten, neue Reifen aufzuziehen und diese zeigten ihren Wert meist prompt. Da es im Verlauf des Rennens logischerweise zu einer Gummiverknappung kam, kramten die Teams angefahrene Sätze mit drei bis vier Runden Geschichte aus dem Training hervor und selbst die brachten eine Menge mehr an Speed. Auch wenn der Asphalt die Pneus relativ schnell fraß, kamen die meisten Reifenschäden eher durch Aufschlitzen im engen Verkehr zustande.
Teilweise ging es einfach zu eng zu und so waren vereinzelt auch Four-Wide-Aktionen zu sehen, was selbst für einen Shorttrack wie Richmond natürlich schon eine Ausnahme ist. Ursache waren auch hier die Reifen und die unterschiedliche Strategien aufgrund der vielen Cautions, aber auch Strafen und schlechte Boxenstopps, von denen man sich jedoch schnell wieder erholen konnte. Die besten Beispiele lieferten Kyle Larson und Martin Truex Jr., die beide mehrmals vom Ende der Lead-Lap an die Spitze durchbrachen – teilweise in wenigen Runden. Den Rekord stellte Larson auf, der für die Overtime noch einen angefahrenen Satz Reifen aufschnallte und damit in nur zwei Umläufen von Platz 12 auf 2 nach vorne fuhr. Eine zweite Verlängerung hätte ihm zu 100 Prozent den Sieg beschert. Gefühlt war in Richmond daher mehr Bewegung im Leaderboard als in Talladega.
Für die zweite große Story des Abends sorgten Tony Stewart und Ryan Newman, die mehrfach aneinandergerieten, bis sich die Situation schließlich in einem hellen Lichtblitz entlud. Nach dem dritten Vorfall hatte Smoke laut eigener Aussage genug und drängte Newman am Ende der Gegengerade auf die Innenseite ab. Dabei übersah er, dass die #31 sich eher hinter ihm befand und wurde folgerichtig umgedreht. Es kam zu einem heftigen Unfall unter Beteiligung von Carl Edwards, David Ragan, Chris Buescher, Brian Scott, AJ Allmendinger und Dylan Lupton inklusive Rotphase. Die Aktion von Stewart war jetzt nicht so übertrieben wie jene vom letzten Wochenende in Darlington gegen Brian Scott, bei der Smoke sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Außerdem schoss ja auch eher Newman die #14 ab – zuerst auf der Strecke und dann nicht auf die feine englische Art im Interview. Letzterer dürfte eher bitter enttäuscht gewesen sein, dass er den Chase verpasste.
Dagegen erreichte aber Chris Buescher die Playoffs, indem er zuerst von den „Bremsproblemen“ seines Teamkollegen Landon Cassill bei Front Row Motorsports profitierte, um Platz 29 von diesem zu übernehmen. Anschließend kamen ihm auch die Querelen um David Ragan auf Platz 31 in der Meisterschaft zugute. Auch wenn das jetzt in Richtung Verschwörungstheorie geht, aber ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass man Cassill bewusst opferte, um einen Platz Puffer in der Fahrerwertung zu bekommen. Somit konnte eigentlich passieren, was wollte, die Chase-Qualifikation war Buescher nicht mehr zu nehmen. Ein positiver Nebeneffekt – und damit auch eine Entkräftung meiner Theorie – ist natürlich, dass die #34 es schließlich auch ohne fremde Hilfe geschafft hätte.
Die übrigen fehlenden Chase-Qualifikanten kamen mehr oder weniger ohne größere Probleme durch den Abend und so lösten neben Chris Buescher auch wie erwartet Chase Elliott, Austin Dillon und Jamie McMurray ihre Playoff-Tickets. Den Sieg holte Denny Hamlin, der außer über eine gute Strategie nach seiner Pole-Qualifikation ebenfalls über den besten Pitstall verfügte und damit regelmäßig als Erster die Restarts angehen konnte. Auf Platz zwei kam Kyle Larson ins Ziel, der Hamlin trotz seines unglaublichen Runs nur bei einer zweiten Overtime noch hätte gefährden können. Die Top-5 komplettierten Martin Truex Jr. (mit dem schnellsten Auto im Feld, aber erneut Pech an der Box), Brad Keselowski und Kevin Harvick. Dahinter rundeten Kasey Kahne, Jamie McMurray, Kurt Busch, Kyle Busch und Joey Logano die Top-10 ab.
Race-Results
Chase-Standings
Driver-Standings
Owner-Standings
Vorschau Chicagoland 2016
Am nächsten Wochenende startet nun endlich der Chase auf dem Chicagoland Speedway, einem nicht ganz typischen 1,5-Meilen-Oval. Die Gegengerade ist eher gebogen, wodurch die volle Streckenlänge als eine durchgezogene Kurve durchfahren wird. Das Banking in Höhe von 18 Grad liegt im Bereich der variablen Kurvenüberhöhung des Kansas Speedway – der Strecke, die sich laut Fahrern und Teams am ehesten mit dem Intermediate-Oval in Joliet, Illinois vergleichen lässt. Seit 2011 stellt Chicagoland den Auftakt der NASCAR-Playoffs dar und wurde zu diesem Zweck extra von einem Nachtrennen im Juli zu einem Tagrennen im September umgewandelt. Falls das Wetter nicht mitspielen sollte, hat die Rennleitung also immer noch eine Flutlichtanlage zur Verfügung.
Diese letzten fünf Ausgaben wurden zwei Mal von Joe Gibbs Racing (2013 – Matt Kenseth, 2015 – Denny Hamlin), zwei Mal von Penske Racing (Dodge) beziehungsweise Team Penske (2012 & 2014 – Brad Keselowski) und ein Mal von Stewart-Haas Racing (2011 – Tony Stewart) gewonnen. Hendrick Motorsports holte bisher überhaupt nur zwei Siege in Chicagoland und alle beide ausgerechnet durch ehemalige Piloten (2006 – Jeff Gordon, 2009 – Mark Martin). Diese Strecke ist also ein denkbar schlechtes Pflaster für den Chase-Auftakt von HMS. Die Truppe muss zudem richtig zulegen, um überhaupt in Reichweite der Meisterschaft zu kommen. Auch in Richmond traten wieder die üblichen Probleme bei Restarts, Boxenstopps und leichtfertig kassierten Strafen auf.
Dagegen ist das derzeitige Momentum von Joe Gibbs Racing inklusive Furniture Row Racing nicht zu unterschätzen und ich denke, dass man dieser Truppe die besten Titelchancen zuschreiben muss. Als Meisterkandidat kommen tatsächlich alle fünf Piloten in die engere Auswahl, nach meiner persönlichen Reihenfolge: Denny Hamlin -> Kyle Busch -> Martin Truex Jr. -> Carl Edwards -> Matt Kenseth. Ansonsten dürfen sich noch Kevin Harvick, Kurt Busch, Brad Keselowski und Joey Logano gute Möglichkeiten auf die Krone ausrechnen. Die restlichen Teilnehmer sind eher Außenseiter, vielleicht mit Ausnahme der Wildcards Jimmie Johnson und Tony Stewart – Chris Buescher stufe ich dagegen als chancenlos ein. Aber man weiß ja nie, am Ende stehen Chase Elliott oder Kyle Larson in Homestead in der Victory-Lane und sorgen für eine Sensation.
Abschließend werfen wir einen Blick auf die Entry-List, denn Jeff Gordon wird an diesem Wochenende nicht als Vertretung für Dale Earnhardt Jr. agieren und stattdessen das Lenkrad an Alex Bowman übergeben. Bowman soll insgesamt acht der zehn Chase-Rennen bestreiten, Gordon wird die #88 von Hendrick Motorsports nur noch auf seinen Spezialstrecken Dover und Martinsville pilotieren. Weitere Änderungen betreffen eher die Hinterbänkler, da Joey Gase die #32 von GO FAS Racing von Jeffrey Earnhardt übernimmt und Matt DiBenedetto nach dem Einmal-Einsatz von Dylan Lupton wieder in der #83 von BK Racing sitzt.
Zeitplan & TV-Programm:
Donnerstag, 15.09.
22:00 Uhr, Truck Series Practice, nicht im TV
00:30 Uhr, Truck Series Final Practice, nicht im TV
Freitag, 16.09.
18:30 Uhr, XFINITY Series Practice, NBCSN
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, NBCSN
21:00 Uhr, XFINITY Series Final Practice, nicht im TV
22:30 Uhr, Truck Series Qualifying, FS1
00:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, NBCSN
02:30 Uhr, Truck Series Rennen (American Ethanol E15 225), FS1 ab 2 Uhr
Samstag, 17.09.
16:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, CNBC
17:45 Uhr, XFINITY Series Qualifying, NBCSN
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, NBCSN
21:00 Uhr, XFINITY Series Rennen (Drive for Safety 300), NBC ab 20:30 Uhr
Sonntag, 18.09.
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Teenage Mutant Ninja Turtles 400), NBCSN & Motorvision TV ab 20 Uhr