Als eine der ersten Serien verabschiedet sich am nächsten Wochenende die IndyCar Series in die Winterpause. Davor muss aber noch der Champion ermittelt werden.
Zum elften Mal in Folge wird die Meisterfrage erst im letzten Rennen der IndyCar-Saison entschieden. Die Vergabe der doppelten Anzahl an Punkten beim Finale macht es deutlich wahrscheinlicher, dass erst dann die Meisterschaftsentscheidung fällt. Aber auch bei normaler Punktevergabe hätte Will Power mit 43 Punkten Rückstand noch eine kleine theoretische Chance auf den Titel. Am Sonntag kann maximal ein Rückstand von 88 Punkten aufgeholt werden und so hat Will Power noch realistische Chancen auf den Titel. Trotzdem ist Simon Pagenaud der klare Favorit, auch wenn Juan Pablo Montoya im Vorjahr einen ähnlichen Vorsprung noch verspielt hat. Pagenaud braucht immerhin noch Platz 4 um sicher Meister zu werden, wenn Power die maximale Anzahl an Punkten holen sollte.
Simon Pagenaud und Will Power sind die dominierenden Fahrer dieser Saison. Von den bisherigen 15 Saisonrennen gewannen sie bisher acht (jeweils vier). Nur Scott Dixon konnte sich mit zwei Siegen auch mehrfach in die Siegerliste eintragen. Auffällig ist, dass Power bei den Ovalrennen deutlich mehr Punkte holen konnte als Pagenaud. Früher hat er die Meisterschaft oft auf den Ovalen verloren und in diesem Jahr könnte ihm die Ovalstärke diese sichern. Vor allem der untypische Sieg auf dem Pocono Raceway brachte Power wieder nahe an seinen Teamkollegen heran. Nach Josef Newgarden (234 Punkte) hat Will Power (223 Punkte) sogar die zweitmeisten Punkte in den Ovalen eingefahren. Bei den Stadt- und Straßenrennen hat wenig überraschend Simon Pagenaud bisher die meisten Punkte (386) gesammelt und nur sein Teamkollege Helio Castroneves (306 Punkte) könnte ihn hier noch von Platz 1 verdrängen.
Spannend ist auch, welcher Fahrer hinter dem Top-Duo Platz 3 in der Meisterschaft belegen wird. Aktuell liegen Scott Dixon und Helio Castroneves punktgleich auf den Plätzen 3 und 4. Josef Newgarden auf Platz 5 hat nur 5 Punkte Rückstand. Im Prinzip gewinnt der Fahrer den dritten Platz, der vor den beiden anderen ins Ziel kommt. Sollte dies Helio Castroneves gelingen, wäre es das erste reine Team Penske-Podium seit 1994, als das legendäre Trio aus Al Unser jr., Emerson Fittipaldi und Paul Tracy die Saison dominiert hatte. Rookie des Jahres war damals übrigens ein gewisser Jacques Villeneuve. In diesem Jahr sollte dieser Titel an den Indy 500-Champion Alexander Rossi gehen, der 75 Punkte Vorsprung auf Conor Daly mit zum Finale bringt.
Strecke
Die Strecke in den Bergen von Sonoma kennt man von unzähligen Rennen der Grand-Am, der ALMS, dem NASCAR Sprint Cup, der WTCC und der IndyCar Series. Jede Serie fährt aber ihr eigenes Streckenlayout und variiert dieses auch noch regelmäßig. Die IndyCar nutzt dabei, wie in den letzten Jahren, eine 2,39 Meilen (3,85 km) lange Variante. Nach der kurzen Start- und Ziel-Gerade folgt eine lange und schnelle Linkskurve. Eine weite Rechtskurve führt in einen etwas winkligeren Teil. Nach Turn 3, einer fast 90 Grad-Linkskurve, folgen drei immer schneller werdende Rechtskurven, die ins Karussell münden. Diese langgezogene Linkskurve führt auf die längste Gerade, die im Vergleich zu anderen Strecken aber immer noch recht kurz ist. An deren Ende befindet sich mit einer engen Haarnadel die beste Überholmöglichkeit. Ein leichtes Geschlängel führt zu einer kurzen Gerade, die in eine Rechts-Links-Schikane mündet. Man hat hier versucht, wie auch mit der Haarnadeln von Turn 7 und 11, bessere Überholstellen zu schaffen – so ganz ist es nicht gelungen. Nach der Schikane folgt eine 90 Grad-Rechtskurve und nach einer weiteren kurzen Geraden die letzte Haarnadel. Turn 12, ein schneller Linksknick, bringt die Fahrer wieder auf Start-Ziel.
Favoriten
In den letzten Jahren war der Sonoma Raceway fest in der Hand von Will Power und Scott Dixon; Power gewann 2010, 2011 und 2013, Dixon 2007, 2014 und 2015. Dario Franchitti holte 2009 einen weiteren Sieg für Chip Ganassi Racing und Helio Castroneves 2008 und Ryan Briscoe 2012 zwei weitere für Team Penske. Seit zehn Jahren sind die beiden Topteams in Sonoma somit ungeschlagen. Davor waren Tony Kanaan und Marco Andretti zweimal für das damalige Andretti Green Racing erfolgreich.
Will Power muss die maximale Anzahl an Punkten holen. Die Pole Position, die er fünfmal in den letzten sechs Jahren holen konnte, ist ihm schon fast sicher. Auf eine Runde ist der Australier in Sonoma eigentlich nicht zu schlagen. Das Problem ist aber, dass Startplatz 1 keine Garantie für einen Sieg ist. Scott Dixon ging bei seinen Siegen in den letzten beiden Jahren von den Startplätzen 3 und 9 ins Rennen. Trotzdem begeht man sicher keinen großen Fehler, wenn man sein Geld auf Will Power oder Scott Dixon setzt.
Simon Pagenaud wird sich darauf konzentrieren, möglich nahe an Will Power dran zu bleiben. Zu konservativ darf er aber auch nicht zu Werke gehen. Es gibt genug Fahrer im Feld, die auch den Meisterschaftsführenden im „Notfall“ von der Piste schieben würden. Auf diese Weise hat ja im Vorjahr Juan Pablo Montoya die Meisterschaft noch verloren. Der sicherste Platz für Pagenaud wäre im IndyCar-Feld die Spitze.
Neben Scott Dixon waren im Vorjahr auch seine Teamkollegen Charlie Kimball und Tony Kanaan mit den Plätzen 3 und 4 sehr gut unterwegs. Auch diese beiden Fahrer sollte man auf dem Zettel haben. Platz 2 ging 2015 an Ryan Hunter-Reay. In diesem Jahr waren die Fahrer von Andretti Autosport auf den Straßenkursen fast chancenlos. Mit Hunter-Reay in Road America und Carlos Munoz in Mid-Ohio stehen nur zwei Top-5 bei den fünf bisherigen Straßenrennen zu Buche. Ein Topergebnis zum Saisonabschluss wäre schon eine Überraschung.
Die Entry-List (PDF) umfasst die üblichen 22 Meldungen.
Zeitplan (local time, MEZ)
Freitag, 16. September
11:00 a.m. – 12:15 p.m. (20:00 – 21:15) – Verizon IndyCar Series practice 1, RaceControl.IndyCar.com
2:45 p.m. – 4 p.m. (23:45 – 1:00) – Verizon IndyCar Series practice 2, RaceControl.IndyCar.com
Samstag, 17. September
11:00 – 11:45 a.m. (20:00 – 20:45) – Verizon IndyCar Series practice 3, RaceControl.IndyCar.com (live), NBCSN at 2 p.m. PT (tape)
3:05 – 4:20 p.m. (00:05 -1:20) – Verizon IndyCar Series qualifying (three rounds of knockout qualifying), NBCSN (live)
Sonntag, 18. September
11:30 a.m.-noon (20:30 – 21:00) – Verizon IndyCar Series warmup, RaceControl.IndyCar.com
3:30 p.m. (0:30) – NBCSN, Sport1 US on air
3:43 p.m. (0:45) – Start engines command
3:50 p.m. (00:50) – GoPro Grand Prix of Sonoma (85 laps/202.7 miles), NBCSN, Sport1 US, DAZN (live)
Wie man es von Kalifornien erwarten kann, wird es ein warmes und sonniges Wochenende, ohne Regengefahr.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Owens