Home IRLIndyCar IndyCar: Analyse GoPro Grand Prix of Sonoma – Das große Finale

IndyCar: Analyse GoPro Grand Prix of Sonoma – Das große Finale

von Rainer
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Mit einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg sicherte sich Simon Pagenaud seine erste IndyCar-Meisterschaft. Durch die Stärke des Franzosen war das Rennen eine eher langweilige Angelegenheit.

16c_1895-1Die Spannung im Meisterschaftskampf bekam schon in der Qualifikation einen Dämpfer. Simon Pagenaud holte sich mit einer Fabelrunde die Pole Position und damit auch den ersten Extrapunkt. Will Power gelang hingegen nur die viertbeste Zeit im Fast-Six-Qualifying. Um auch im letzten Rennen noch mal die ganze Stärke des Teams zu zeigen, belegten Helio Castroneves und Juan Pablo Montoya die Startplätze 2 und 3. Die schnellsten Nicht-Penske waren Graham Rahal und Ryan Hunter-Reay auf den Plätzen 5 und 6.

Die Strategie von Will Power war vor dem Rennen klar: schnellstmöglich auf Platz 1 vorfahren und hoffen, dass die gemeinsamen Teamkollegen Simon Pagenaud das Leben so schwer wie möglich machen. Das ging aber nicht auf. Am Start konnte sich Power zwar Montoya schnappen, aber vorne setzte sich Pagenaud von Castroneves ab. In Kurve 7 waren sich Tony Kanaan und Sebastien Bourdais nicht ganz einig und zwangen Mikhail Aleshin in einen Dreher. Der Russe verlor einige Plätze, konnte aber das Rennen zügig wieder aufnehmen. Kanaans Motor hingegen starb ab und so verlor er fast eine Minute auf die Spitze.

In den ersten 36 Runden tröpfelte das Rennen vor sich hin. Scott Dixon verlor beim ersten Pitstopp, durch eine kurze Reparatur seinen Funks, einige Plätze. Das Problem, dass er seine Box nicht hörte, wurde aber nicht behoben, sodass er bei einer längeren Reparatur in Runde 48 komplett an das Ende des Feldes fiel.

04cj1799In Runde 37 löste dann Will Power, besser gesagt sein Wagen, die erste und einzige Caution des Rennens aus. Aufgrund eines elektronischen Defekts konnte Power keinen Gang wechseln und schlich im Schritttempo an die Box. Damit war die Meisterschaft dann entschieden und Simon Pagenaud konnte sich auf den Rennsieg konzentrieren. Er wurde dabei von Helio Castroneves, der eine 4-Stopp-Strategie versuchte, und Graham Rahal, der sich bei den zweiten Stopps an Juan Pablo Montoya vorbeischieben konnte, herausgefordert.

Helio Castroneves hätte für einen Angriff auf den Tagessieg eine weitere Caution benötigt. Da diese ausblieb, fiel er nach seinem Extra-Stopp auf Platz 8 hinter Josef Newgarden und James Hinchcliffe zurück. Damit war plötzlich auch der dritte Rang in der Meisterschaft für Castroneves in Gefahr, auf dem virtuell in dieser Rennsituation Newgarden lag. So entbrannte das spannendste Duell des Rennens. Schnell ging Castroneves an Hinchcliffe vorbei und machte Druck auf Newgarden, der sich aber sehr geschickt verteidigte. Durch den Vorsprung in der Gesamtwertung reichte Castroneves aber Platz 7 direkt hinter Newgarden zur Sicherung von Platz 3. Entsprechend unterließ er weitere Überholversuche und fuhr Platz 7 nach Hause.

Derweil hatte Graham Rahal seinen zwischenzeitlichen Rückstand von über fünf Sekunden auf unter eine Sekunde verkürzt. Bevor aber so etwas wie Spannung entstehen konnte, reagierte Simon Pagenaud und legte in den Rundenzeiten wieder zu. Innerhalb von drei Runden hatte er wieder einen beruhigenden Vorsprung von 2,5 Sekunden. Im Ziel waren es dann sogar 3,3 Sekunden. Auch ohne den technische Defekt hätte Will Power wohl keine Chance auf den Titel gehabt – zu überlegen war Simon Pagenaud an diesem Wochenende. Trotzdem ist Platz 2 in der Meisterschaft ein großer Erfolg für Power, wenn man bedenkt, dass er gesundheitsbedingt am ersten Rennen in St. Petersbug nicht teilnehmen konnte.

Mit Platz 3 hatte Juan Pablo Montoya einen versöhnlichen Abschluss einer größtenteils miserablen Saison. Nach dem Auftaktsieg in St. Petersburg hat er nur noch zwei Podiumsplätze (Detroit I, Pocono) auf der Habenseite. Auf der anderen Seite stehen Platz 33 beim Indy 500 und Platz 20 in Detroit II, Iowa und Toronto. In Summe bedeutet das Platz 8 in der Meisterschaft. Ob und wenn ja, in welchem Wagen wir den Kolumbianer im nächsten Jahr in der IndyCar Series sehen werden, ist komplett offen. Im Team Penske verliert er sein Vollzeitcockpit und könnte eventuell nur zum Indy 500 antreten.

16c_2140-1Insgesamt war es ein fast perfektes Jubiläumsjahr (Roger Penske ist seit 50 Jahren im Motorsport aktiv) für Team Penske. Von den 16 Rennen konnten zehn gewonnen werden. Elf Mal ging ein Fahrer von Roger Penske von der Pole Position ins Rennen, alleine Simon Pagenaud siebe Mmal. Die ersten drei Plätze der Meisterschaft belegen Simon Pagenaud, Will Power und Helio Castroneves. Nur das Indy 500 trübt ein wenig die makellose Saison.

Unter dem Thema „versöhnlicher Abschluss einer größtenteils miserablen Saison“ stehen auch die Plätze 4 und 5 für Alexander Rossi und Ryan Hunter-Reay für Andretti Autosport. Abgesehen vom alles überstrahlenden Sieg beim Indy 500 war das Team von Michael Andretti meist im Hinterfeld unterwegs. Das zeigen auch die Plätze 10, 11, 12 und 16 in der Meisterschaft. Überraschenderweise hat Carlos Munoz im Team die meisten Punkte vor Alexander Rossi, dem Rookie des Jahres, gesammelt. Der eigentliche Leader Ryan Hunter-Reay liegt nur auf Platz 3 der internen Reihenfolge. Es trennen die drei Fahrer aber nur vier Punkte. Marco Andretti ist aber abgeschlagen Letzter. Daran änderte auch Platz 8 – seim bestes Saisonresultat! – nichts mehr. Von den Stammpiloten war eigentlich nur Jack Hawksworth noch schlechter, da er nie die Top-10 erreicht hat.

rd365475Erfolgreichster Fahrer von Chip Ganassi war in Sonoma Charlie Kimball. Er profitierte natürlich stark vom Pech seiner Teamkollegen. Tony Kanaan erreichte nach dem Unfall in Runde 1 noch Platz 13. Scott Dixon verlor durch den Austausch des Helmes inklusive der Ohrhörer so viel Zeit, dass er am Ende der Führungsrunde auf Platz 17 ins Ziel kam. Ohne Probleme erreichte Max Chilton nur Platz 16. Insgesamt war es eine schwierige Rookiesaison für den Britten. Das zeigt auch Platz 19 in der Meisterschaft zwischen Conor Daly und Jack Hawksworth.

Ein schwieriges Jahr hatte auch Sebastien Bourdais. Immerhin konnte er sich, wie in den Jahren zuvor, einen Saisonsieg sichern. Als Einzelkämpfer war er aber auch oft mit unterlegenem Material unterwegs. KVSH Racing setzte zwar auch auf Chevrolet, aber das kleine Team hat natürlich deutlich weniger Ressourcen als Team Penske oder Chip Ganassi Racing. Einige gute Ergebnisse hat Sebastien Bourdais aber auch durch Fehler selbst weggeschmissen.

Trotz des Unfalls in Runde 1 erreichte Mikhail Aleshin Platz 11, und damit einen Platz vor seinem Teamkollegen James Hinchcliffe, das Ziel. Insgesamt war es für Schmidt Peterson Motorsport eine Übergangssaison. Sowohl Aleshin als auch Hinchcliffe kehrten nach lebensbedrohlichen Verletzungen in die IndyCar Series zurück. Umso erfreulicher ist es, dass beide gerade auf den Ovalen überzeugen konnten. Hinchcliffe erreichte Platz 7 beim Indy 500 und verpasste nur um Millimeter den Sieg auf dem Texas Motorspeedway. Aleshin ging von der Pole Position ins Rennen von Pocono und beendete dieses auf Platz 2. Wenn das Team so zusammenbleibt, sind bessere Ergebnisse als Platz 13 und 15 in der Meisterschaft im nächsten Jahr zu erwarten.

Das ganze Ergebnis gibt es auf der Homepage der IndyCar Series als PDF.

Gesamtwertung

Rank Driver Oval Street+Road Total
1 Simon Pagenaud 169 490 659
2 Will Power 223 309 532
3 Helio Castroneves 145 359 504
4 Josef Newgarden 234 268 502
5 Graham Rahal 154 330 484
6 Scott Dixon 198 279 477
7 Tony Kanaan 198 263 461
8 Juan Pablo Montoya 106 327 433
9 Charlie Kimball 159 274 433
10 Carlos Munoz 195 237 432
11 Alexander Rossi 199 231 430
12 Ryan Hunter-Reay 135 293 428
13 James Hinchcliffe 167 249 416
14 Sebastien Bourdais 158 246 404
15 Mikhail Aleshin 141 206 347
16 Marco Andretti 123 216 339
17 Takuma Sato 84 236 320
18 Conor Daly 66 247 313
19 Max Chilton 112 155 267
20 Jack Hawksworth 86 143 229
21 Spencer Pigot 15 150 165
22 Gabby Chaves 62 59 121

Insgesamt war es eine tolle IndyCar Saison 2016. Es gab viele spannende Rennen mit 8 verschiedenen Siegern, ein sehr überraschendes Indy 500, eine Meisterschaftsentscheidung beim Finale und einen überaus verdienten Champion. Der positivste Aspekt der Saison ist aber sicherlich, dass die Fahrer fast komplett von schweren Unfällen verschont worden sind. Nur der Unfall beim Firestone 600, bei dem sich Josef Newgarden ernsthaftere Verletzungen zugezogen hat, ist hier zu nennen. Keine vier Wochen später gewann er aber auf dem Iowa Speedway. Insgesamt ist das kein Vergleich zu den Vorjahren mit den Unfällen von Dario Franchitti, Mikhail Aleshin, James Hinchcliffe oder Justin Wilson.

Zum Abschluss von 2016 möchte ich Firo gratulieren, der mit eindrucksvollen 2529 Punkten unsere RB-IndyCar Fantasy Series gewinnt. Mit auf dem Podium stehen CousinCarl (2441 Punkte) und Jimmie48 (2401 Punkte). Yankee hält auf Platz 6 mit 2338 Punkten die Fahne der Racingblogger am höchsten.

Ausblick 2017

Die neue Saison beginnt in St. Petersburg am 12. März. Mit dem Rennen im Gateway Motorsport Park (26. August) wird die Saison 17 Rennen umfassen. Der Höhepunkt ist das 101. Indy 500 am 28. Mai. Die restlichen Rennen, inklusive dem Finale in Sonoma am 17. September, liegen in etwa auf denselben Wochenenden, wie in diesem Jahr. Ausnahme ist das Rennen in Phoenix, das von Anfang auf Ende April verlegt wird.

Mit Honda und Chevrolet wird es wieder zwei Hersteller für Motoren und Aero-Kits geben. Die Aero-Kits werden aber auf dem aktuellen Stand eingefroren und im Jahr 2018 wird wieder eine Einheits-Aerodynamik geben. Ob ein Team den Hersteller wechseln wird, steht noch nicht fest.

Bei den Fahrerbesetzungen wird es auf jeden Fall einige Änderungen geben. Schlüssel ist dabei Josef Newgarden, der sich sein Cockpit aussuchen kann. Bei Chip Ganassi Racing würde er wohl Tony Kanaan verdrängen und bei Team Penske Juan Pablo Montoya. Aber auch Alexander Rossi soll ein Kandidat für den vierten Vollzeit-Penske sein. Fest steht, dass Ryan Hunter-Reay auch die nächsten Jahre in einem DHL Andretti sitzen wird. Auch die Verhandlungen von Sebastien Bourdais mit Dale Coyne sollen schon weit fortgeschritten sein.

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Joe Skibinski, Shawn Gritzmacher

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