Während die DTM zwei ruhige Rennen ablieferte, bot die FIA WTCC eines des besten Rennen der Motorsportsaison 2016.
Zwar hatte ich in der Vorschau schon vermutet, dass es ein Audi-Wochenende werden könnte, doch die Dominanz im ersten Qualifying war schon überraschend. Die acht Audi-Piloten konnten sich auf den ersten achten Startplätzen qualifizieren und damit einen neuen Rekord in der DTM aufstellen. Etwas überraschend landete DTM-Rookie Felix Rosenqvist als bester Nicht-Audi-Fahrer auf dem neunten Rang. Dieses Qualifying-Resultat ist mal wieder die logische Konsequenz der Performance-Gewicht und man muss sich fragen, wann das System endlich abgeschafft wird. Seitdem es das System der Zusatzgewichte in der DTM gibt, sind die Rennen nicht spannender, sondern eher schlechter geworden. Zusätzlich werden die Hersteller bestraft, die eine bessere Arbeit machen und eventuell sogar mehr Budget in die Entwicklung stecken. So muss Mercedes für Hockenheim bereits zum siebten Mal in Folge das Performance-Gewicht erhöhen, während man bei BMW zum siebten Mal in Folge das Performance-Gewicht verringern darf.
Rennen 1
Wie ich schon in der Einleitung schrieb, dominierte Audi das Qualifying und konnte sich die ersten acht Startplätze sichern. Die Pole Position ging an Edoardo Mortara, der sich die erste Startreihe mit Jamie Green teilte. Die zweite Startreihe ging an Miguel Molina und Mike Rockenfeller. Für Marco Wittmann ging es nur von der zehnten Position ins Rennen, doch dank eines guten Starts konnte er sich auf den siebten Rang verbessern und diesen behielt er auch bis zum Schluss.
Weniger optimal lief der Start für Matthias Ekström, der sich zwar als Achter qualifizieren konnte, aber bereits in der zweiten Kurve von Martin Tomczyk gedreht wurde. Um ganz ehrlich zu sein, ist danach auch nichts mehr im Rennen passiert. Die Piloten fuhren zwar alle eng hintereinander her, aber dadurch war auch jeder Pilot im DRS-Fenster und konnte sich gegen Angriffe verteidigen. Sinnvoller wäre für die DTM wohl ein Push-To-Pass System, das unabhängig vom Rückstand zum Vordermann funktioniert.
Insgesamt war es wohl eines der langweiligsten DTM-Rennen der Geschichte. Die ersten sechs Piloten aus dem Qualifying konnten das Rennen als erste Sechs beenden und dementsprechend hat Mortara vor Green und Molina gewonnen.
Rennen 2
Auch für das zweite Rennen konnte sich Edoardo Mortara die Pole Position vor Matthias Ekström und Marco Wittmann sichern. Zu einem außergewöhnlichen Zwischenfall kam es beim ersten Start, da Robert Wickens sich auf die falsche Seite stellte – der Start musste wiederholt werden. Für Wickens ging es als Strafe ans Ende des Feldes zurück.
Die zweite Startprozedur klappte zwar, aber an der Spitze des Feldes kam es zu einer Kollision. Mortara hatte extrem viel Wheelspin, sodass Wittmann besser loskam und probierte, auf der Außenseite an Mortara vorbeizukommen. Jedoch wollte Mortara seine Position verteidigen, indem er Wittmann auf die Wiese drückte, und dies funktionierte zunächst auch. Trotzdem kam Wittmann an Mortara vorbei, aber er zog zu früh wieder nach innen, kollidierte mit Mortara und rutschte in Jamie Green. Bei dieser unglücklichen Verkettung zog sich Mortara einen Reifenschaden zu, was ihn aber nicht daran hinderte, die anderen BMW und Mercedes auf dem Weg zur Box noch aufzuhalten. Auch für Green war nach dem Unfall das Rennen beendet. Marco Wittmann hingegen konnte mit einem beschädigten Splitter weiterfahren und überraschenderweise sogar seinen vierten Rang halten.
Die großen Gewinner des Starts waren Ekström, Adrien Tambay und Daniel Juncadella. Wie auch im ersten Rennen passiert nach dem Start kaum noch etwas auf der Strecke. Die Führungsgruppe erledigt ihre Stopps erst am Ende des Boxenstoppfensters, während die Fahrer aus dem hinteren Mittelfeld schon zu Beginn an die Box gingen. Dadurch ergaben sich jedoch keine taktischen Vorteile, sodass es kaum Bewegungen im Feld gab.
Erst nach dem Rennen gab es dann wieder Diskussionsbedarf, da sowohl Daniel Juncadella als auch Marco Wittmann disqualifiziert wurden. Bei beiden Fahrzeugen wurde festgestellt, dass die Skidpads zu tief waren. Beide Hersteller haben jedoch schon Protest eingelegt, aber eine Entscheidung wird erst in den nächsten Wochen getroffen.
Falls es bei der Disqualifikation bleibt, wäre Mortara nur noch 14 Punkte hinter Wittmann, und wir dürften uns auf ein spannendes Finale am Hockenheimring in knapp zwei Wochen freuen. Jedoch wird BMW dort wieder das leichteste Fahrzeug haben und wesentlich konkurrenzfähiger sein.
FIA WTCC
Ein ganz anderes Bild bot sich bei der FIA WTCC auf dem Shanghai International Circuit. Schon in den letzten Jahren gehörten die Rennen auf der Grand Prix-Strecke zu den besten der Saison, doch diese Saison gab es in Shanghai sogar vielleicht eines der besten Rennen in der Geschichte der FIA WTCC.
Rennen 1
Dank der umgedrehten Startaufstellung durfte John Filippi von der Pole Position ins Rennen gehen. Die Startplätze hinter ihm gingen an Norbert Michelisz, Tom Chilton und Fredrik Ekblom, sodass alle vier Hersteller auf den ersten vier Rängen vertreten waren.
Am Start ging es jedoch für Filippi recht schnell nach hinten, da er mit Kupplungsproblemen zu kämpfen hatte und so bereits vor der ersten Kurve auf den vierten Rang zurückfiel. Dadurch konnte Michelisz die Führung vor Chilton und Gabriele Tarquini übernehmen, der von Startplatz fünf aus gut wegkam.
Insgesamt war die Anfangsphase geprägt von Zweikämpfen und teilweise sogar Kampfgruppen, die aus bis zu fünf Fahrzeugen bestanden. Leider hatte sich aber die Regie entschieden, vor allem in der Anfangsphase das Rennen aus Onboard-Perspektiven zu zeigen, sodass man sich kaum einen Überblick verschaffen konnte. In der dritten Rennrunde kam es auf jeden Fall zu einer Kollision mit Filippi, der daraufhin sein Rennen mit einer gebrochenen Aufhängung in der ersten Kurve aufgeben musste. Da Filippi mitten auf der Strecke stand, musste auch das Safety Car für zwei Runden rauskommen.
Direkt nach dem Restart entwickelte sich ein Kampf um den zweiten Rang zwischen Chilton und Tarquini, der mit einer Kollision zwischen den beiden endete. Dadurch bekam Thed Björk den zweiten Rang und überraschenderweise konnte er sogar an Michelisz heranfahren, sodass es in den letzten Runden zu einem harten Zweikampf kam. Björk war auf der langen Geraden zwischen Kurve 13 und 14 deutlich schneller, jedoch konnte Michelisz zunächst immer die innere Linie verteidigen.
In der letzten Runde konnte dann Björk aber bereits vor der Haarnadelkurve vorbei, aber er bekam von Michelisz einen Schlag und die Achse des Volvo S60 bekam ein Schaden, sodass er die letzte Kurve quer fahren musste und sich nur knapp vor Michelisz ins Ziel retten konnte. Für Volvo ist es der erste große Tourenwagensieg seit dem Gewinn der Bathurst 1000 im Jahr 1998 und der erste Sieg von Polestar auf internationaler Bühne. Zusätzlich fuhr Björk mit 1:52,6 seine schnellste Runde und war damit knapp eine halbe Sekunde schneller als das restliche Feld. Der dritte Rang ging an Yvan Muller, der damit wichtige Punkte für den Vizetitel geholt hat.
Rennen 2
Im Gegensatz zum ersten Rennen verlief das zweite Rennen extrem ruhig. Trotz des Zusatzgewichts von 80 Kilogramm konnte sich José-Maria Lopez die Pole Position vor Nick Catsburg und Yvan Muller sichern. Direkt am Start ging dann auch Muller vorbei an Catsburg und auch Mehdi Bennani kam deutlich besser los als der Lada-Pilot und konnte sich den dritten Rang sichern.
Nach dem Start passierte nicht mehr viel. Die komplette Top 5 änderte sich nach der ersten Kurve nicht mehr und nur der Kampf um den Sieg in der Privatfahrerwertung war noch spannend. Am Ende konnte sich Tom Chilton knapp gegen Tom Coronel durchsetzen. Für Tiago Monteiro hingegen war auch das zweite Rennen eine Enttäuschung, da er nur Achter wurde und am ganzen Wochenende nur fünf Punkte einfahren konnte. Dadurch liegt Muller 31 Punkte vor Monteiro in der Gesamtwertung und die Vizemeisterschaft ist so gut wie entschieden.
Die FIA WTCC macht nochmal zwei Monate Pause bis zum Saisonabschluss in Katar. Für alle Tourenwagenfans gibt es aber schon eine Woche davor das internationale TCR-Finale in Macau.