Ungewohnter Termin und dazu noch viel Neues in Malaysia. Das Rennen am Wochenende wird unberechenbar und schwierig.
Daran, dass der GP von Malaysia nun im Herbst stattfindet, muss man sich auch erst mal gewöhnen. Aber der neue Termin ist nicht das einzige, das in Malaysia neu ist. Über die letzten Monate hat man die Strecke, die ja erst 1999 eröffnet wurde, einer gründlichen Renovierung unterzogen. Zum einen hat man sich des lästigen Problems der Drainagen zugewendet. Stehendes Wasser auf der Strecke hat schon mehrfach für einen Abbruch des Rennens gesorgt. Damit das Wasser besser abläuft, hat man einerseits die Kanalisation erweitert, vor allem aber hat man bei einigen Kurven die Neigung verändert. Sie weisen jetzt eine negative Neigung auf, fallen also nach außen ab. So kann sich kein Wasser mehr auf der Innenseite sammeln, gleichzeitig wird die Kurve dadurch schwieriger fahren.
Komplett erneuert wurde der Asphalt, der nun auch deutlich dunkler geworden ist. Das bedeutet auch, dass er mehr Hitze speichern wird, die Streckentemperaturen werden sich also erhöhen. Was das für die Reifen heißt, ist schwer zu sagen. So lange keine Daten darüber vorliegen, wie verschleißfreudig der Asphalt ist, lässt sich wenig sagen. Was bedeutet, dass die Teams vor allem den Freitag für Setuparbeiten nutzen müssen.
Und wie schnell das problematisch werden kann, hat man in Singapur gesehen. Weil Lewis Hamilton 30 Minuten Trainingszeit fehlten, konnte nicht wie gewünscht verschiedene Setups gegeneinander testen – und blieb so am Ende weit hinter seinem Teamkollegen, der jetzt mit 8 Punkten in der WM führt und gerade einen Lauf hat.
Ob der sich in Malaysia fortsetzen wird? Dazu liegen die beiden Mercedes-Piloten zu eng zusammen, als dass man hier eine definitive Aussage treffen kann. Das berühmte Momentum liegt bei Rosberg, aber das war im Frühjahr auch so. Bei noch sechs ausstehenden Rennen gibt es jedoch durchaus auch einen kleinen psychologischen Vorteil für Deutschen. Sollte ihm in Malaysia erneut ein Sieg gelingen, läge der Vorsprung bei 15 Punkten Aber das muss er natürlich auch erst einmal schaffen.
Es ist allerdings nicht davon auszugehen, dass die Konkurrenz in Sachen Sieg etwas zu vermelden hat. Die Strecke liegt den Mercedes, die vielen schnellen Kurven passen der Aerodynamik gut. Mercedes hat schon mehrfach bewiesen, dass man vor allem dann schnell ist, wenn man auf Hochgeschwindigkeitsstrecken mit schnellen Kurven unterwegs ist. Der Abstand zu Ferrari und Red Bull sollte sich bei den üblichen 8 Zehnteln einpendeln.
Es sei denn, Ferrari hat endlich mal Glück mit den Updates. Man bringt noch mal, extra für Malaysia und die kommenden Rennen, ein neues Aero-Paket mit und hofft, so ein paar Zehntel zu finden. Seitens des Motors sollte man in Malaysia in der Lage sein, die Red Bull zu schlagen. Vor allem wäre es aber wichtig, dass man beide Autos vor den Red Bull ins Ziel bekommt, um den Rückstand in der WM zu dezimieren.
Das Mittelfeld bleibt wie immer dicht gedrängt und es ist schwer, einen Favoriten auszumachen. Williams wäre mal wieder dran mit einem gutem Ergebnis, allerdings ist der Wagen dieses Jahr eine Wundertüte. Mal geht er auf den schnellen Strecken, mal aber auch nicht, weil die Temperaturen nicht stimmen. Die großen Konkurrenten heißen Force India und McLaren, wobei letztere bei den hohen Temperaturen schwächer einzuschätzen sind. Bisher zeigt sich der Honda ja deutlich verbessert, auch wenn noch rund eine Sekunde auf ein Podium fehlt. Aber bei der Hitze muss man für den Hybrid mehr Lüftung schaffen, was der Aerodynamik schadet.
Dahinter versammelt sich dann die übliche Meute: HassF1, Renault, Sauber und Manor, wobei die Amerikaner noch die besten Chancen haben. Renault, in Singapur immerhin mit einem Punkt beschenkt, hat in Malaysia nichts zu vermelden. Und auch Sauber und Manor fehlt auf der Strecke einfach der nötige Abtrieb.
Strategie
Das wird kein Spaß für die Strategen an der Box. Pirelli bringt Hard, Medium und Soft mit. Dabei konzentrieren sich die Vorbestellungen auf die Soft, allerdings halt auf Basis der alten Daten. Sollte der neue Asphalt noch Öl ausdünsten oder mehr von den Reifen verlangen, könnte das schwierig werden. Klar ist aber, dass man die ganz harten Reifen meidet wie die Pest. Damit kann niemand so richtig etwas anfangen. Zwar kann man theoretisch mit den Hard eine Ein-Stopp-Strategie versuchen, doch viel Sinn macht das nicht, da man gegenüber den Soft so um die zwei Sekunden pro Runde verliert.
Zwei Stopps sind also mal wieder das Ziel. Der Start auf den Soft, dann entweder noch mal Soft oder Medium/Soft. Das hängt allein davon ab, wie die Autos auf die Medium reagieren. Bei den Mercedes weiß man, dass sie die Medium lange fahren können und damit gute Rundenzeiten produzieren. Nicht umsonst ist man den ganzen Winter damit unterwegs gewesen. Allerdings ist die Spreizung zwischen gebrauchten Medium und neuen Soft relativ groß, was die Gefahr eines Undercut sehr groß macht.
Es gilt also einerseits zu schauen, dass man von hinten nicht überrascht wird, andererseits muss man sehen, dass man auch nicht zu früh reinkommt. Ähnlich wie in Singapur könnten zu frühe Stopps eine ganze Reihe von Zusatzstopps auslösen, sollte das Feld sich auseinander ziehen. Safety Cars sind hier sehr selten, eher muss man mal mit einer VSC rechnen, was die Strategie aber auch durcheinander werfen kann.