Es war ein außergewöhnlich ruhiges Rennen in Road Atlanta in diesem Jahr. Bestes Wetter und wenig Unterbrechungen sorgten aber dennoch für jede Menge Spannung. Und in der letzten Stunde ging es rund.
Es war ein Rennen der Abschiede. Die Daytona Prototypen hatten ihr letztes Rennen, ebenso die Viper in der GTD. Dazu hatte John Pew von Michael Shanks Racing seinen Rücktritt vom Motorsport angekündigt. Als historisch muss man wohl einen weiteren Abschied betrachten: Zum letzten Mal sah man einen Lola-Protoyp in einem Rennen. Denn auch das schon betagte Lola B12/80 Chassis, das noch auf dem B08/80 Chassis aus dem Jahr 2008 beruht, hatte seinen letzten Einsatz und damit verschwindet mit Lola ein Hersteller, der seit 1958 in verschiedenen Rennsportserien rund um die Welt unterwegs war. Und leider sollte der letzte Einsatz eines Lola nicht von Erfolg gekrönt werden.
Das Rennen sah vom Start weg die LMP2 an der Spitze. Vor allem der Ligier-Honda von Michael Shanks, der sich von OAK Racing Olivier Pla zur Unterstützung ausgeborgt hatte, schien in einer eigenen Liga unterwegs zu sein. Nur die beiden Mazda konnten zu Beginn das Tempo mitgehen. Da das Rennen in der ersten Hälfte nur wenig Unterbrechungen hatte, konnte Shanks seinen Vorsprung an der Spitze schnell ausbauen. Die wenigen Cautions bedeuteten aber auch, dass man sich keine Fehler erlauben konnte. Da die Runde in Road Atlanta für die Prototypen nur 75 Sekunden lang ist, standen vor allem die Boxencrews unter enormen Druck.
Als erstes erwischte es ausgerechnet den Shanks-Ligier, der Probleme mit dem linken Hinterrad hatte. Es ließ sich nicht abnehmen und man verlor viel Zeit bei einem Stopp. So viel, dass man fast eine gesamte Runde verlor und man sich wieder am Ende des Prototypen-Feldes einreihen musste. In dieser Phase übernahmen dann die Mazda die Führung, knapp vor den beiden Action Express-Wagen. Die wiederum kämpften ja um die Meisterschaft. Die Whelen-Corvette führte mit nur einem Punkt vor den Teamkollegen, was denkbar knapp war. Während des Rennens schwang das Pendel zwischen beiden Teams mehrfach hin und her, ein Favorit war nicht auszumachen.
Gegen Mitte des Rennens kam es dann zu einer mehr als einstündigen Unterbrechung. In Turn 2 und 3 löste sich der Asphalt und es blieb der Rennleitung nichts anderes übrig, als das Loch in der Strasse zu flicken. Das gelang dann in 60 Minuten erstaunlich schnell und vor allem hielt die Stelle dann auch das restliche Rennen durch. Man ließ die Fahrzeuge eine Stunde hinter dem Safety Car fahren. Zwar hätte man das Rennen auch ganz unterbrechen können, aber so bleiben die Fahrzeuge wenigstens in Bewegung, was den Teams auch lieber war.
Danach ging das Rennen weiter und es gab die ersten Verluste zu vermelden. Die #55 von Mazda rollte wieder mit Elektronik-Problemen aus und war nicht mehr zu einem Einsatz zu bewegen. Und dann wurde es auf der Strecke dramatisch, denn plötzlich hatte die #5 von Action Express einen platten Reifen. Barbosa schleppte die Corvette um den Kurs, aber die langsame Fahrt und der Stopp sorgten dann dafür, dass man eine Runde verlor. Auch kam der Wagen nach dem Stopp nicht mehr richtig auf Tempo, offenbar hatte der explodierte Reifen auch Schäden am Wagen hinterlassen.
Das einzige, was die #31 jetzt noch machen musste, war im Rennen zu bleiben. Man ließ es dementsprechend ruhiger angehen und hielt sich aus allen Zweikämpfen raus. Was zur Folge hatte, dass man nach und nach etwas zurückfiel und den Kampf um die Spitze den LMP2 überließ. Dort hatte sich im Verlauf des Rennens auch wieder die #60 von Shanks gemeldet. Es war vor allem Olivier Pla, der den Ligier um den Kurs trieb und nach ein paar Stunden wieder an der Spitze war. Dahinter hatte sich der ESM-Ligier eingenistet. Derani, auch mal wieder eine Klasse für sich, hatte den übrig geblieben Mazda überholt und sich abgesetzt.
Kurz vor Schluss war das Feld gesetzt. Pla steuerte den Shanks-Wagen, Derani den ESM und dahinter lag der Mazda-Lola auf P3. Doch es sollte nichts mit einem Podium für das letzte Lola-Chassis werden. 15 Minuten vor Rennende explodierte eine Zylinderbank des Mazda. Der Wagen fing sogar Feuer und musste in der Boxengasse gelöscht werden. Logischerweise war die Enttäuschung bei Mazda riesig. Erneut hatte der Motor mal wieder nicht gehalten. Und so blieb dem großen Namen Lola ein letzter Erfolg verwehrt.
Der Restart lief problemlos, Pla konnte sich schnell wieder absetzen und den Sieg für Michael Shanks einfahren. Es war ein emotionaler Sieg, vor allem für John Pew, der sein letztes Rennen fuhr. Aber auch für das Team, das sich 2017 aus der Prototypen-Klasse verabschiedet und in die GTD wechselt, wo es den NSX GT3 einsetzen wird. Auf P2 kam das ESM-Team, dahinter landete die Wayne Taylor-Mannschaft, sodass ein Daytona Prototyp auf dem Podium war.
Meister wurden aber Eddie Curran und Dane Cameron. Und das natürlich zurecht, denn schon im letzten Jahr verfehlte die Mannschaft nur knapp und mit viel Pech die Meisterschaft. Action Express kann für sich verbuchen, dass man alle Meistertitel in der USCC geholt hat. Auch das ist bemerkenswert.
GTLM
Auch in der GTLM stand die Entscheidung um die Meisterschaft noch aus. Ford hatte die Mannschaft Briscoe/Westbrook (#67) im Rennen, Corvette Gavin/Milner (#4). Die Ford hatten die Pole erobert, während die #4 mit Gavin/Milner nur im Mittelfeld startete. Die Chevy-Mannschaft hatte dann auch den ersten Schreckmoment, als das Schwesterauto mit der #3 wegen eines defekten Gaspedals für zwei Runden an der Box war. Sollte der #4 so etwas passieren, würde es eng mit der Meisterschaft. Aber dann schlug der Defektteufel bei Ford und ausgerechnet bei der #67 zu. Wegen eines nicht näher erläutertem Defekts verlor man zwölf Runden – damit war auch klar, dass man aus dem Meisterschaftsrennen war, denn Ford hätte das Rennen gewinnen müssen.
Nachdem der Druck aus der Meisterschaft raus war, ließ man die #4 ruhiger fahren, blieb aber in der Nähe des Podiums. Das Rennen vorne wurde durch die Ferrari bestimmt. Der Risi F488 mit Fisichella/Vilander/Calado übernahm schnell die Spitze und gab sie bis zum Rennende auch nicht mehr ab. Dahinter lag der zweite Ford mit Müller/Hand/Bourdais. Um die Plätze dahinter stritten sich die Corvette und beide Porsche. Doch die Werks-Porsche hatten dieses Jahr Pech. Nick Tandy wurde Opfer eines unverschuldeten Abschusses. Der andere Porsche fuhr dem Magnus Audi aus der GTD ins Heck. Während der Audi keinen Schaden hatte, war die Front des Porsche hinüber. So konnte Chevy die Plätze 3 und 4 einfahren.
Überhaupt nicht in Gang kamen die BMW. Das Rennen als Demütigung zu beschreiben, kommt der Sache schon nahe. Erst konnte man das Tempo der gesamten Konkurrenz nicht halten, dann fielen beide BMW auch noch mit technischen Problemen zurück. Da wird sich BMW für 2017 was überlegen müssen.
Oder auch nicht – denn BMW hat angekündigt, einen GTE-Wagen für die WEC ab 2018 einsetzen zu wollen. Und der M6 wird es nicht sein. Welchen Wagen sie einsetzen, ist allerdings auch nicht klar. Es gäbe da den neuen Z5, den man mit Toyota entwickelt. Angeblich soll es aber auch einen „M8“ geben. Jedenfalls müssten beide Autos so langsam in der Erprobung sein, wenn man 2018 an den Start gehen will.
GTD
Die Meisterschaft in der GTD war eigentlich schon vor dem Rennen klar. Scuderia Corse lag mit Christina Nielsen und Alessandro Balsan fast uneinholbar vorne. Nachdem man die Hälfte des Rennens absolviert hatte (und es damit Punkte gab) war die Entscheidung klar. Ein toller Erfolg für die Mannschaft und toll auch, dass es endlich mal wieder eine Frau gibt, die mit den Profis unterwegs ist und sich nicht verstecken muss. Die fahrerische Klasse in der GTD ist unbestrittten, vor allem in diesem Jahr, in dem viele europäische GT3-Fahrer unterwegs sind. Dass das Duo Balsan/Nielsen hier den Titel holen konnte, ist schon eine bemerkenswerte Leistung.
Das Rennen in der GTD war wie üblich eng. Es kristallisierte sich im Verlauf der zehn Stunden aber ein Zweikampf zwischen dem Magnus Audi und der Viper heraus. Die Mannschaft von Ben Keating, die im nächsten Jahr wohl zu den Prototypen wechselt, gab der Viper bei ihrem letzten Auftritt ordentlich die Sporen.
Doch dann kam die Unterbrechung 15 Minuten vor Schluss und plötzlich hatte man den Audi wieder im Genick. Ein winziger Fahrfehler von Jeroen Bleekemolen brachte Andy Lally im Audi dann vorbei. Aber damit war das Rennen noch nicht gelaufen. Denn direkt nach der Zieldurchfahrt wurde der Audi ans Ende des Feldes gesetzt. Was war da passiert?
Magnus Racing hatte sich im Reglement verheddert. Eigentlich hätte den Schlussstint Teambesitzer John Potter fahren müssen, da er die minimale Fahrzeit noch nicht erreicht hatte. Eine Dummheit, angesichts der Tatsache, dass es eine einstündige Unterbrechung gegeben hatte, in der Potter seine Fahrzeit erreicht hätte. Am Ende ging es um den Sieg und Potter war klar, dass er gegen Bleekemolen keine Chance haben würde. Da zwei Silberfahrer die Minimum-Fahrzeit erreichen müssen, ließ er seinen Partner Andy Lally im Auto. Der dritte Fahrer, Marco Seefried, war zwar nur Gaststarter, hatte aber die Minimum Fahrzeit schon erledigt. So hatten Potter zwei Fahrer, die also in der Wertung waren, er nahm sich dann praktisch aus der Wertung raus.
So geht das aber nicht, sagte die Rennleitung, denn es muss das für die Saison gemeldete Fahrerpaar die Fahrzeit erreichen. Tut es das nicht, wird der Wagen eben ans Ende des Feldes gesetzt. Ein Blick in die Regelbücher bestätigte dies, die Rennleitung hatte Potter wohl auch schon während der letzten 30 Minuten auf das Problem aufmerksam gemacht. Jedenfalls wurde die Untersuchung noch während des Rennens angekündigt und mit Fallen der Zielflagge bestätigt. Damit gewann dann die Viper ihr letztes Rennen, was auch ein schöner Abschied war.
In 113 Tagen startet dann die neue Saison in der Weathertech Series. Vor allem bei den Prototypen wird alles anders. Schon jetzt geht man davon aus, dass man acht Fahrzeuge der neuen DPi und der LMP2 zusammen am Start haben wird, eventuell werden es sogar ein paar mehr. Wir halten Euch auch in der Off-Season über die Entwicklungen auf dem Laufenden.
Bilder: IMSA