Für die vorletzte Saisonstation begibt sich die Super GT für ihr einziges Rennen außerhalb Japans ins thailändische Buriram. Das Gastspiel im südostasiatischen Königreich ist gleichzeitig auch das drittletzte Rennen des Jahres, ehe die Meisterschaftsentscheidung in beiden Klassen beim großen Finale in Motegi Mitte November fällt, wo wegen des Erdbebens in Kumamoto gleich zwei Läufe ausgetragen werden.
Nach 2014 reist die japanische GT-Meisterschaft zum bereits dritten Mal ins thailändische Buriram. Die Partnerschaft der örtlichen Verantwortlichen mit der Super-GT-leitenden GT Association (GTA) in Tokyo scheint eine für die Zukunft zu sein, auch wenn die Zuschauerzahlen im vergangenen Jahr fast um die Hälfte zurückgingen. So kamen zur Premiere im Herbst 2014 insgesamt 117.765 Zuschauer an den Chang International Circuit. Vergangene Saison, als das Rennen wegen eines Terminkonflikts (Fußball-WM-Qualifikationsspiel im anliegenden Fußballstadion) sowie einer Bitte der hiesigen Streckenbetreiber auf das Frühjahr verlegt wurde, kamen mit insgesamt 54.793 Leuten immerhin ein ähnlicher Schnitt wie zu den Rennen in der japanischen Heimat. Dass die japanisch-thailändische Partnerschaft eine für die Zukunft sein soll, erklärte unter anderem GTA-Präsident Masaaki Bandoh vor wenigen Wochen auf einer Pressekonferenz in Bangkok, als er unter anderem auch auf die Pläne zurückkam, eine Super GT Thailand Series zu etablieren. Ursprünglich bereits 2014 in den Raum geworfen, umfasst diese Idee möglicherweise die Umformung der Thailand Super Series nach GT300-Reglement. Dies könne gleichzeitig den Einstieg hiesiger Teams in die japanische Super GT erleichtern. Ob diese Pläne umgesetzt werden, bleibt natürlich abzuwarten. Sie zeigen jedoch, dass es der GTA weiterhin wichtig ist, die Präsenz der eigenen Meisterschaft in Asien zu vergrößern. Zugleich sind besagte Kooperationen etwaige Trumpfkarten der involvierten Parteien, schließlich sind mit unter anderem Singapur und Malaysia, wo die Super GT bis 2013 gastierte, gleich mehrere asiatische Staaten an einem Gastspiel der Japaner interessiert.
Die GT500- und GT300-Boliden traten die Reise ins thailändische Königreich vor rund einem Monat per Schiff an. Teams und Fahrer folgten ihnen in den vergangenen Tagen. Bereits zuvor bewarben Super-GT-Offizielle das Rennen, indem beispielsweise alte Maschinen wie der Lexus SC430 oder der Honda CR-Z GT präsentiert wurden. Die Anreise der Piloten wie auch Mannschafen kann als „interessant“ bezeichnet werden, denn neben dem circa sechsstündigen Flug von Tokyo nach Bangkok musste auch eine rund siebenstündige Autofahrt von der thailändischen Hauptstadt bis nach Buriram bewältigt werden. Entsprechend geschlossen trat man auf, entweder mit Fahrgemeinschaften oder von den jeweiligen Marken gebuchten Kleinbussen. Gruppenreise auf die japanische Art sozusagen. Entsprechend unterschiedlich fiel während der langen Fahrt auch das Erlebte aus. So begegnete Tomoki Nojiri einem aufgemotzten Kleinsportwagen in ARTA-ähnlichen Farben, Hiroki Yoshimoto fuhr kurzfristig nach Regenfällen durch leicht überflutete Straßen, während die Nissan-Truppe einen Boxenstopp an einer über 1000 Jahre alten Tempelanlage einlegte. Regen könnte auch zumindest am Samstag eine Rolle spielen. Neben dem tropischen Klima mit Temperaturen um die 32°C sowie einer Luftfeuchte von über 80% könnten vereinzelte Regenschauer zumindest das Qualifying am Samstag durcheinander wirbeln. Zum Zeitpunkt dieser Vorschau spricht die Wettervorhersage hingegen ein trockenes Rennen aus, das entsprechend der heißen Temperaturen alles von Mensch und Maschine abverlangen wird.
Der ehemals Buriram United International Circuit genannte Kurs wurde von Herman Tielke entworfen – und fällt entsprechend auch flacher als eine Flunder aus. Hinzu kommen großläufige Auslaufzonen, schließlich handelt es sich hierbei um einen FIA-Grade-1-Kurs. Für das geneigte Zuschauerauge wirkt der Kurs, insbesondere wenn man ihn mit anderen Tielke-Kreationen wie Sepang vergleicht, eher langweilig. Der erste Teil der 4,554 km langen Strecke ist der Highspeed-Teil, mit einer auf die erste Kurve folgenden, knapp 1000 m langen Geraden, die allerdings einen kleinen Knick enthält. Es folgt ein U-Turn, bevor man anschließend eine weitere Gerade entlangbrettert. Direkt dahinter ist mit einigen technisch anspruchsvollen Kurven das Infield. Nach den Kurven zehn und elf folgt eine weitere Gerade, die in eine scharfe Rechtskurve zurück auf die Start- und Zielgeraden mündet. Spannend und einfallsreich sieht auf den ersten Blick anders aus, erst recht wenn man Naturbahnen wie Sugo oder Autopolis gewohnt ist. Am ehesten ist die Thailand-Bahn mit dem Twin Ring Motegi vergleichbar, obgleich der Zwillingsring nicht ganz so flach ausfällt. Dennoch waren alle Fahrer nach den bisherigen Gastspielen vom Kurs überrascht. Die Strecke ist schnell und lässt sich sehr flüssig fahren, zusätzlich war man von der Größe der Anlage beeindruckt. Entsprechend erntete die neuste Tielke-Kreation viele Lorbeeren, die flüssig und somit spaßig zu fahren sei. Besonders toll: Von der Haupttribüne aus hat man freien Blick auf den kompletten Kurs. Internationale Anerkennung gab es bereits von Seiten der Superbike-Weltmeisterschaft wie auch der WTCC, obgleich letztere wegen einer Unstimmigkeit mit den örtlichen Promotern ihr diesjähriges Thailand-Gastspiel kurzfristig absagten. Ansonsten wird die Bahn selbstredend auch von der nationalen GT-Meisterschaft befahren. 2014 wurde die Strecke erst wenige Wochen vor dem Super-GT-Rennen fertig, weshalb die Japaner die Ehre hatten, den Chang International Circuit offiziell einzuweihen.
Im Folgenden eine Onboard-Runde mit dem VivaC 86 MC aus der GT300-Klasse:
GT500
Nach Suzuka rückte der Meisterschaftskampf wieder enger beisammen. Lediglich elf Punkte Vorsprung nahmen die Titelverteidiger Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli (Motul Autech GT-R) nach Thailand mit, nachdem Yuji Tachikawa / Hiroaki Ishiura (Zent Cerumo RC F) mit ihrem Triumph beim 1000-Kilometer-Klassiker in Suzuka diesen verringerten. Dass diese nicht noch näher an das japanisch-italienische Duo heranrückten, ist vor allem derer Meisterleistung geschuldet, trotz dem maximalen Gewichts-Handicap von 100 kg den sechsten Platz herauszufahren. Es waren essentiell wichtige Punkte, die gleichzeitig auch die Power des roten GT500-Godzilla demonstrierten. Glück im Unglück hatte die Werkstruppe ebenfalls, als Matsuda ohne Benzin auf den letzten Metern auslief, allerdings trotzdem noch auf dem sechsten Rang gewertet wurde. In Buriram muss NISMO nochmals mit 100-Kilo-Übergewicht antreten, was ihre Chancen auf ein etwaiges Podium-Finish natürlich deutlich mindern sollte. Suzuka hat jedoch gezeigt, dass sich dieser Nachteil vermehrt aufs Qualifying, nicht aber zwingend auf die eigentliche Distanz auswirkt, obgleich bei einer Distanz von lediglich 300 km weniger Zeit zur Kompensierung durch den Rennspeed zur Verfügung steht. Gleiches gilt selbstredend für die Cerumo-Konkurrenz von Lexus, die mit 90 kg Übergewicht einen Nachteil in den schnellen Kurven des Chang International Circuit spüren sollten.
Dies könnte der große Vorteil für die Hauptfavoriten von Mola (S Road Craftsports GT-R) an diesem Wochenende sein, deren der thailändische Tielke-Kurs mit einer Pole-Position bei der Premiere 2014 sowie einem Sieg ein Jahr später besonders liegt. Für Veteran Satoshi Motoyama bedeutete besagter Triumph gleichzeitig auch das Ende einer dreijährigen Siegesdürre. Trotz einer sehr guten Performance wollte der Knoten für ihn sowie GT500-Rookie Katsumasa Chiyo dieses Jahr noch nicht platzen. Zu viel Pech gesellte sich auch noch großes Unglück, als letzterer wegen einer gebrochenen Bremsscheibe mit rund 280 km/h am Ende der Zielgeraden des Fuji Speedway abflog. Genauere Untersuchungen haben eine Rückverletzung festgestellt, weshalb der Japaner die vergangenen Wochen pausieren musste. In Suzuka wurde er von Nissan-Global-Athlet Mitsunori Takaboshi ersetzt, der essentiell zum Bronzeerfolg beim Langstreckenklassiker beitrug. Glücklicherweise wieder komplett genesen, feiert Chiyo an diesem Wochenende sein Comeback. Neben, im Vergleich zu den Hauptkonkurrenten, lediglich 56 kg Handicap könnten sich auch ihre Michelin-Reifen als entscheidender Vorteil erweisen, die in der Vergangenheit bei heißen Temperaturen besonders gut funktionierten. Ähnliches gilt auch für den Motul-Nissan, der ebenfalls mit dem französischen Gummi bereift ist.
Ebenfalls mit 56 kg ausgestattet ist der Calsonic Impul GT-R (Hironobu Yasuda / Joao Paulo de Oliveira), die eine ähnliche Achterbahnfahrt wie der Markenkollegen von Mola dieses Jahr erlebten. Beim Sommer-Auftritt auf dem Fuji Speedway klappte es endlich mit dem ersten Saisonsieg, nachdem man Monate zuvor an gleicher Stelle in Führung liegend wenige Runden vor Schluss ausschied. Etwaige Sieghoffnungen in Suzuka gingen hingegen sprichwörtlich in Flammen auf, als wegen eines Lecks Öl auf den Auspuff tropfte. 2014 und 2015 beendete die Truppe rund um die japanische Motorsportlegende Kazuyoshi Hoshino das Thailand-Gastspiel auf dem dritten respektive vierten Rang. Für eine Überraschung könnte hingegen der Forum Engineering Advan GT-R (Daiki Sasaki / Masataka Yanagida) sorgen, die nach einer guten Saison sowie einem Überraschungserfolg im Sportsland Sugo mit 44 kg Handicap nach Buriram reisen. Yanagida war Teil des Mola-Triumhps vor einem Jahr. Zudem haben sich die Yokohama-Pneus, insbesondere bei heißen Temperaturen, auf den Longruns als sehr effektive Waffe erwiesen.
Ähnliches gilt für den WedsSport Advan RC F (Yuhi Sekiguchi / Yuji Kunimoto). Nicht nur, weil die Mannschaft rund um Masataka Bandoh ebenfalls auf Yokohama setzt, sondern insbesondere auch wegen Yuhi Sekiguchi, der nach einigen schwierigen Jahren 2016 endlich seinen großen Durchbruch im japanischen Motorsport feiert. So ärgerte der 28-Jährige nicht nur die großen Teams im Sportsland Sugo. Auch in der Super Formula beweist er sein können, indem er zuletzt in Okayama als bislang einziger Pilot dieses Jahr zwei Siege einfuhr und als Tabellenführer zum Finale in Suzuka Ende Oktober reist. In Thailand ist der Lexus von Teambesitzer Masataka Bandoh mit 40 Zusatzkilos beladen. Für Lexus dürfte nach dem Triumph in Suzuka ein gewaltiger Stein vom Herzen gefallen sein. So brach man nicht nur Nissans Erfolgsserie von gleich vier Siegen dieses Jahr, man meldete sich auch eindrucksvoll im Meisterschaftskampf zurück. Insbesondere Yuji Tachikawa und Hiroaki Ishiura (Zent Cerumo RC F) haben mit dem thailändischen Flunder-Kurs noch eine Rechnung offen, als ihr letztjähriges Duell um den Rennsieg mit Satoshi Motoyama wegen eines Bremsdefekts vorzeitig beendet wurde. Mit 90 kg Übergewicht und elf Punkten Rückstand dürfte der Fokus aber darauf liegen, vor NISMO ins Ziel zu kommen.
Bei TOM’s wird man sich noch mit großer Freude an Thailand zurückerinnern, schließlich gewann man die Premiere im Jahr 2014 – vom zwölften Startplatz aus. In einem wilden Rennen gelang Chefingenieur Tsutomu Tojo ein strategischer Coup, indem er beim Boxenstopp auf einen Reifenwechsel verzichtete. Wegen des noch frischen Asphalts fiel der Reifenverschleiß sehr gering aus. Ein Phänomen, das auch die Formel 1 in Russland erlebte. Ein Jahr später versuchte TOM’s den gleichen Kniff – der wie in meiner damaligen Vorschau vorausgesagt jedoch nach hinten losging. Mit einem neuen Hauptsponsor (au TOM’s RC F) sowie einer frischen Fahrerpaarung (Daisuke Ito / Nick Cassidy) gelang Toyotas Flaggschiff-Team in Suzuka der erste Podiumserfolg des Jahres, nachdem man sich zum Schluss des Rennens ein sehr beherztes Duell mit den Markenkollegen von Cerumo lieferte, das seinen Höhepunkt in einem mehr oder weniger „kontroversen“ Überholmanöver mündete. Kurzer Rückblick: Bei schwierigen, regnerischen Bedingungen flog auf Trockenreifen der Raybrig-Honda ausgangs der Löffelkurve ab. Wenige Sekunden später setzte Yuji Tachikawa an wenige Meter vor der Bergungsstelle zum Überholmanöver gegen Nick Cassidy an. Als beide auf die Löffelkurve schossen, wurde von den Streckenposten die weiße Flagge geschwungen, die kein Überholverbot oder eine Reduzierung der Geschwindigkeit erzwingt. Erst als sich beide Fahrzeuge kurz nach Augenhöhe zu den Streckenposten befanden, kam eine einzelne gelbe Flagge heraus – zu spät, um sie aus dem Cockpit der Autos heraus wahrzunehmen. Der für die Fahrersicherheit beauftragte Naoki Hattori bestätigte nach dem Rennen, dass die gelbe Flagge für Yuhi Tachikawa nicht mehr sichtbar war, als er zum Überholmanöver ansetzte – ein entscheidender Punkt, der so auch im Videomaterial erkennbar war. Letztlich handelte es sich um eine Sekundenentscheidung, bei der Tachikawa sicherlich auch etwas Glück hatte. Dennoch gab er wenige Runden später den Platz an Nick Cassidy vor der Schikane zurück, nur um ihn kurz darauf erneut zu überholen. War es ein diskussionswürdiges Überholmanöver? Auf jeden Fall. War es kontrovers? Gewiss nicht, was das eingespielte Videomaterial sofort offenbarte und nach Rennende einleuchtend von Naoki Hattori erklärt wurde. Solche Situationen könnten zukünftig entschärft werden, da die GTA weiterhin daran arbeitet, das aus der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) bekannte Caution-System auch in der Super GT einzuführen.
In der Meisterschaft belegt Lexus derzeit die Tabellenränge drei, vier, fünf und sechs. Dabei fallen insbesondere die drittplatzierten Kohei Hirate / Heikki Kovalainen (Denso Kobelco SARD RC F) auf, die sich in diese Position mit zwei Silberrängen am Fuji sowie in Sugo manövrierten. Die vergangenen zwei Rennen offenbarten jedoch eine Schwäche mit dem Gewichts-Handicap, von dem sie satte 70 kg in Thailand herumschleppen müssen. Ähnliches gilt auch für den KeePer TOM’s RC F (Ryo Hirakawa / James Rossiter), die zwar zehn Kilogramm leichter sind, deren Achillesferse in der Vergangenheit jedoch besagter Zusatzballast war. Ebenfalls mit 70 Kilo Übergewicht unterwegs sind Kazuya Oshima / Andrea Caldrelli (Wako’s 4C RC F), die in Suzuka nur knapp das Podium verpassten. Zusammen mit dem Denso Kobelco SARD RC F sowie dem WedsSport Advan RC F zählen sie zu den einzigen drei Lexus-Mannschaften, die heuer in jedem Rennen punkten konnten.
Ein neues Gesicht im Honda-Lager: Tadasuke Makino ersetzt ab sofort Oliver Turvey an der Seite von Hideki Mutoh im Drago Modulo NSX Concept-GT. Der McLaren-Testfahrer wird sich fortan auf die Formel E konzentrieren, deren beiden nächsten Wochenenden sich mit jenen der Super GT überschneiden. Ob Turvey nochmals nach Japan zurückkehren wird ist fraglich, zumal über ihm das Damoklesschwert namens Jenson Button schwebt. Nach dessen Verkündung, kommende Saison eine „Formel-1-Pause“ einzulegen, wurden natürlich umgehend sämtliche Herde in der Gerüchteküche angeheizt, dass dieser in die Super GT wechseln könnte. Bereits in der Vergangenheit verkündete der Brite sein Interesse an der ehemaligen JGTC. Nach der McLaren-Verkündigung in Monza offenbarte Button, dass obgleich er noch nichts über 2017 sagen könne, die Super GT wie auch Rallycross-Weltmeisterschaft (WRX) interessante Optionen wären. Für Honda wäre die Verpflichtung Buttons natürlich ein gewaltiger PR-Coup, zumal er der erste ehemalige Formel-1-Weltmeister wäre, der in der Super GT starten würde. Zudem ist Button seit seiner BAR-Honda-Tagen unglaublich populär bei den japanischen Fans. Das Alles ist aber selbstredend noch Zukunftsmusik. Die Verkündung, dass Makino sein GT500-Debüt feiern wird, kam kurz vor dem Transport des Drago-NSX nach Thailand. Nach eigenen Angaben mussten bei der Sitzanpassung jedoch kaum Änderungen vorgenommen werden, da der letztjährige Formel-4-Vizechampion ähnliche Maße wie Hideki Mutoh aufweist. Neu ist die Super GT für Tadasuke Makino nicht. In Suzuka feierte er im Lotus Evora in der GT300-Klasse ein beeindruckendes Debüt, als er im Qualifying den Streckenrekord brach.
Honda startete schwach in die Saison. Nach dem Ausbau des Hybrid-Systems des NSX Concept-GT litt der Bolide unter starken Balanceproblemen, die sich auch in den Bremszonen bemerkbar machten. Seit dem Sportsland Sugo ist der Knoten jedoch geplatzt und Honda wieder konkurrenzfähig. Mit dem Rennglück hapert es allerdings noch, was unter anderem der tragische Defekt des Drago Modulo NSX Concept-GT in Suzuka bewies, nachdem man im Qualifying noch eindrucksvoll die Pole-Position herausfuhr. Mit lediglich zehn Zusatzkilos zählt die Mannschaft deshalb zu den Geheimfavoriten in Thailand, zumal die Streckencharakteristik dem Mittelmotor-Layout des NSX entgegen kommt. Zu Problemen könnte jedoch die Hitze werden, die in der Vergangenheit die Achillesferse des Boliden darstellte. Das thailändische Gastspiel könnte ein von Honda dringend benötigter Befreiungsschlag sein, deren bestes Duo Koudai Tsukakoshi / Takashi Kogure (Keihin NSX Concept-GT) mit 34 Punkten Rückstand auf dem zehnten Tabellenrang liegt. So war es auch jene genannten Piloten, mit dem Silberrang beim Sommerlauf auf dem Fuji Speedway das bislang beste Saisonresultat für die Marke einfuhren. Just vor einem Jahr, als der drittletzte Saisonlauf im Sportsland Sugo ausgetragen wurde, obsiegte der Raybrig NSX Concept-GT (Naoki Yamamoto / Takuya Izawa). Vielleicht ein Vorbote für dieses Wochenende?
GT300
Kein Super-GT-Gastspiel in Thailand ohne die Teilnahme von hiesigen Wild-Card-Teams. 2016 treten gleich zwei lokale Mannschaften an – und ihre jeweiligen Hintergrundgeschichten könnten unterschiedlicher nicht sein. Da wäre zum einen Toyota Team Thailand, die bereits während der Premiere 2014 hereinschnupperten und die Ehre hatten, als erstes das neue Mother-Chassis-Konzept zu erproben. Zwei Jahre später sind die Gegebenheiten nicht ganz unähnlich, da man die neuste Entwicklungsstufe des Toyota 86 MC unter Rennbedingungen testen wird. Die große Besonderheit des neuen Mother-Chassis: Dome entwickelte dessen Karosserie mit Hilfe der numerischen Strömungsmechanik (CFD). Zugleich sind einige wesentliche Unterschiede am Heck des Fahrzeugs zu erkennen, das unter anderem eine größere Öffnung für die Hinterreifen besitzt. Wie viele der bisherigen Mother-Chassis-Teams den neuen Boliden erwerben werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch ungewiss. Im Gegensatz zu den GT3-Boliden besteht der große Vorteil dieses Fahrzeugkonzepts darin, dass die Teams nicht nur selbst, im Rahmen des Reglements, entwickeln und schrauben können, sondern ähnlich eines Baukastensystems lediglich einzelne Komponenten erwerben können.
Hinter das Lenkrad des Arto 86 MC greifen die beiden Thailänder Nattavude Charoensukhawatana, der bereits Teil des 2014er-Gastspiels war, sowie Piti Bhirombhakdi. Letzterer ist ein Bronze-Level-Amateurfahrer, der sich dieses Wochenende aus der Komfortzone der GT Asia bewegt. Für Toyota Team Thailand und Dome ist der Einsatz dieses Wochenende als Testeinsatz unter Rennbedingungen zu verstehen, zumal erstere ab kommender Saison Vollzeit in die Super GT einsteigen sollen. Solche Pläne gab es bereits Ende 2014, die bis jetzt jedoch auf Eis gelegt wurden. Damit würde nur noch ein V8-Motor für ein weiteres Mother-Chassis-Team zur Verfügung stehen, da diese Fahrzeuge bislang nur mit einem von der GTA zertifizierten Erstausrüstereinheit (OEM Engine) ausgestattet werden dürfen, die im jetzigen Falle Restbestände von NISMO sind. Laut Angaben von Masaaki Bandoh arbeite man stark daran, einen neuen Motorenpartner für jenes Fahrzeugkonzept zu gewinnen.
Anders hingegen der Hintergrund von Vattana Motorsport, die bereits vergangenes Jahr in Kooperation mit Reiter Engineering in Buriram antraten. Für 2016 ging man eine Partnerschaft mit MARC Cars Australia, die in der heimatlichen GT-Meisterschaft unterwegs sind, ein. Zusammen bereitete man den Vattana BMW M6 GT3 vor, der die Besonderheit besitzt, als einziger Michelin-bereifter Wagen in der GT300-Klasse zu starten, deren Gummi vor rund zwei Jahren die Gaststarter von i-mobile AAS Racing fast zum Sieg trug. Gleichzeitig feiert der junge Australier Morgan Harber, der die Invitational-Klasse beim diesjährigen 12-Stunden-Rennen in Bathurst gewann, sein Debüt in der Super GT. Die Geschichte seines thailändischen Teamkollegen Chonsawat Asavahame ist hingegen weniger feierlich und sollte, obgleich wir uns als reinen Motorsport- und nicht Politikblog verstehen, nicht unerwähnt bleiben. Bereits letztes Jahr an der Seite von Thomas Enge in Buriram teilgenommen, wanderte der Millionär-Sohn, ehemaliger Politiker sowie Amateur-Rennfahrer Asavahame wenige Monate später wegen Wahlbetrugs im Jahr 1999 ins Gefängnis. Sein Fall wurde als einer der größten politischen Skandale Thailands bezeichnet, zumal dessen Vater Vatana Asavahame, der einige ranghohe politische Ämter bekleidete, wegen krimineller Anklagen im Jahr 2008 zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde, seitdem aber flüchtig ist. Chonsawat Asavahames Wahlbetrug sind nicht die einzigen kriminellen Anschuldigungen. So endete seine Ehe mit der Schauspielerin Janie Thienphosuwan nach nur einem Jahr, nachdem Bilder ins Internet gelangten, welche auf einen Akt häuslicher Gewalt hinwiesen. Von der Anklage des Versuchten Mordes an einem Polizisten im Jahr 2010, der versuchte einen Grundstücksstreit zu schlichten, wurde nach Zahlung einer Kaution fallen gelassen. Seine vorzeitige Freilassung aus der ursprünglich 18-monatigen Haftstrafe wurde von einigen thailändischen Politikern wie auch den Medien stark kritisiert.
Schon die gesamte Saison über herrscht in der GT300-Klasse ein sehr enger wie auch spannender Meisterschaftskampf, aus dem sich bislang kein eindeutiger Favorit herauskristallisieren konnte. In Suzuka gelang Subaru R&D Sport das Kunststück zum dritten Mal in den letzten vier Jahren den Langstreckenklassiker zu gewinnen, wodurch sie gleichzeitig auch die Tabellenführung übernahmen. Damit katapultierte sich Subaru mit gleich drei Podiumserfolgen hintereinander an die Spitze, nachdem man in den ersten beiden Saisonrennen noch punktelos blieb. Die Verteidigung besagter Führung dürfte für Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi jedoch alles andere als einfach werden, da deren BRZ mit 94 kg Zusatzkilos ausgestattet ist. Dass der Chang International Circuit zum blauen Boxer passt, bewiesen sie mit dem fünften respektive sechsten Platz in den vergangenen beiden Jahren. Lediglich neun Punkte hinter dem Führungsduo liegen Koki Saga / Yuichi Nakayama im #31 Toyota Prius apr GT, die trotz eines guten Speeds mit einem Sieg in Sugo sowie einem Silberrang in Suzuka erst zweimal diese Saison punkten konnten. Dass sie dadurch trotzdem auf dem zweiten Tabellenrang liegen, unterstreicht wie inkonstant die Titelaspiranten dieses Jahr agierten. Zumindest auf dem Papier sollte die Streckencharakteristik dem Hybrid-Renner entgegenkommen, obgleich abzuwarten bleibt, wie sich das Handicap von 76 Kilogramm auswirken wird. Gänzlich ohne Hybrid-Power wird der Schwesterwagen (#30 Toyota Prius apr GT) von Hiroaki Nagai / Kota Sasaki) ausgestattet sein. Anders als die #31, die einen Kompensator als Energiespeichersystem verwendet, ist in der #30 eine Batterie verbaut, die nach Angaben des Teams wie auch der GTA nicht verschifft werden konnte. Damit muss einer der Toyota Prius erstmals seit Sepang 2012, als wegen der malaysischen Importbestimmungen dessen Lithium-Ionen-Batterie nicht eingeführt werden konnte, ohne Hybrid-System starten. Wegen des daraus resultierenden Gewichtsvorteils muss der #30 Toyota Prius apr GT im Rahmen der Balance of Performance-Bestimmungen deshalb 35 Extrakilos aufladen.
Für den ARTA BMW M6 GT3 (Shinichi Takagi / Takashi Kobayashi) endete das Suzuka-Wochenende in einem punktelosen Desaster, nachdem man, einen bärenstarken Fuji-Sieg im Gepäck, als Tabellenführer zum Hochsommer-Klassiker reiste. Laut eigenen Angaben war das Gewichts-Handicap von 74 kg die große Achillesferse, an denen man auch in Thailand zu knabbern haben wird. Noch schlimmer traf es die Markenkollegen von BMW Team Studie, die wegen eines technischen Defekts erst gar nicht am Sonntag starten konnten. Die sehr löblichen wie auch sehr „old-schooligen“ Rettungsversuche seitens des Teamchefs Yasuaki „Bob“ Suzuki, den Studie BMW M6 (Jörg Müller / Seiji Ara) durch ein Einbau einer Zündkerze aus seinem privaten BMW X5 wieder fit zu bekommen, blieben erfolgslos. Für die werksseitig unterstützte BMW-Truppe war es ein erneuter Eintrag auf der bereits ellenlangen Defektliste, nachdem es mit Ausnahm des Saisonstarts bislang kein Rennen gab, an dem sie nicht mit dem Fahrzeug zu kämpfen hatten. Laut Angaben des stets sehr emotional agierenden Suzuki entschuldigte sich BMW per Brief höchstpersönlich beim Team und gelobte Besserung für die Zukunft. Ohne technische Defekte könnte das deutsch-japanische Duo ein Befreiungsschlag in Thailand gelingen, wo man seit der Premiere 2014 stets auf dem Podium landete. Apropos Deutsch: Nachdem Jörg Bergmeister wegen seines IMSA-Engagements die gesamte Hochsommerperiode in Japan verpasste, feiert der gebürtige Langenfelder an diesem Wochenende sein Comeback an der Seite von Naoya Yamano im Excellence Porsche, der nach einer schwierigen Saison in Suzuka erstmals in den Punkten landete.
Alle GT300-Akteure haben eines gemeinsam: Den Sturz der Nissan-Regenten im thailändischen Königreich. So zielt der B-Max NDDP GT-R GT3 auf den dritten Buriram-Triumph in Folge ab. Veteran Kazuki Hoshino gelang dieses Kunststück gar mit wechselnden Teamkollegen (Lucas Ordonez 2014, Mitsunori Takaboshi 2015), weshalb er heuer, zusammen mit Jann Mardenborough, erneut nach den Kronjuwelen greift, nachdem man bereits zusammen beim 500-Kilometer-Lauf am Fuji Speedway Anfang Mai obsiegte. Größte Baustelle des japanisch-britischen Ensembles ist das Qualifying, in dem sie die Power des GT3-Godzillas bislang nicht umsetzen konnten. Anders hingegen die eigentlichen Rennen, in denen beide Piloten mit wahren Monster-Stints nahezu alle Defizite beseitigten. Anders als die vergangenen beiden Jahre sollte es wegen der 68 Zusatzkilos jedoch schwieriger werden, die Power ihres Turbos auf die Straße zu bekommen. Mit lediglich 14 Punkten Rückstand auf die Tabellenführer liegen Takeshi Tsuchiya / Takamitsu Matsui VivaC 86 MC nur einen Zähler hinter dem Nissan-Gespann. Trotz einer besonders anfangs starken Saison fährt das Duo ihrem ersten Saisonsieg noch hinterher. Die einstige Tabellenführung musste man nach zwei punktlosen Resultaten am Fuji wie auch Suzuka ebenfalls abgeben. Die schnellen Kurven des Chang International Circuit sollten jedoch zur Charakteristik des Mother Chassis passen, von denen auch der Syntium Lotus Apple (Kazuho Takahashi / Hiroki Katoh) profitieren sollten. In Suzuka lange Zeit auf Siegkurs gewesen, endeten diese Träume, als Takahashi auf einer nassen Stelle ausrutschte und der Lotus Evora auf der Innenseite nach Kurve eins zerschellte.
Für das drittletzte Saisonrennen wurde erneut an der Balance of Performance geschraubt. Abseits der 35 kg für den einmalig ohne Hybrid-System antretenden #30 Toyota Prius apr GT wurde die minimale Bodenfreiheit aller JAF-GT-Renner um fünf weitere Millimeter auf nun 15 Millimeter angehoben. Die von der SRO exklusiv für die Super GT entwickelte GT3-BoP liest sich hingegen wie folgt: Audi R8 LMS GT3 +25 kg, BMW M6 GT3 +35 kg, Lamborghini Huracan GT3 +60 kg, Ferrari 488 GT3 +15 kg, Mercedes-Benz AMG GT3 +25 kg, Porsche 991 GT3-R +20 kg, Nissan GT-R NISMO GT3 +20 kg, Mercedes-Benz SLS AMG GT3 +15 kg, Lexus RC F GT3 +0 kg. Aus finanziellen wie auch Streckenkapazitätsgründen verzichteten folgende GT300-Teams auf die Reise nach Thailand: Team Mach (Mach Syaken 86MC), Team Taisan SARD (Taisan SARD FJ Audi R8), Dijon Racing (Dijon Racing GT-R), Lamborghini Team Direciton Shift (Direction 108 Huracan), Tomei Sports (RunUp Group & DOES GT-R).
TV-Zeiten Buriram
Gute Nachrichten für alle europäischen Zuschauer: Wegen der thailändischen Zeitzone sowie des japanischen Formel-1-Grand-Prix fallen die Startzeiten angenehmer als sonst aus. Am Samstag überträgt der japanische TV-Sender J Sports 3 ab 9:45 Uhr die Qualifikation live. Am Sonntag beginnt J Sports 4 die Übertragung um 9:30 Uhr. Das Rennen über eine Distanz von 66 Runden startet eine halbe Stunde später um 10:00 Uhr deutscher Zeit. Wie gehabt wird auch NISMO-TV das Rennen live und kostenlos auf YouTube mit dem englischen Kommentar von Radio Le Mans streamen. Dank der idealen Startzeit lässt sich die lange Motorsportnacht mit dem Bathurst 1000 sowie dem japanischen Formel-1-Grand-Prix in Suzuka somit passend mit der Super GT ausklingen.
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