Die letzte Rennrunde einer 20 Wertungsläufe umfassenden GT-Saison der Pirelli World Challenge sollte den diesjährigen Meister auf dramatische Art und Weise bestimmen. Vorher wurde bereits der Titelkampf in der GTS-Klasse entschieden und auch die Sprint X-Unterserie schloss ihre erste Saison ab. Am kommenden Wochenende beendet die 24h Series ihr Rennjahr mit dem 24h Epilog in Brno.
Pirelli World Challenge:
- GTS:
Passenderweise trafen bei der Titelentscheidung der GTS-Klasse die beiden Welten aufeinander, welche schon beim Saisonstart im Fokus standen. Anfang des Jahres hatte man sich für Boliden aus dem GT4-Reglement gänzlich geöffnet, was vor allem Sorge um die Balance of Performance hervorrufen sollte. Schließlich hatten die ursprünglichen GTS-Renner eine durchaus abweichende Fahrzeugcharakteristik. Würde man den Meisterschaftsstand als Beurteilungsgrundlage nehmen, konnte man die unterschiedlichen Boliden tatsächlich weitestgehend anpassen. Mit einem relativ großen Vorsprung reiste Brett Sandberg nach Monterey. Der Pilot aus dem Norden New Jerseys fuhr im Jahr 2016 den #13 ANSA Motorsports KTM X-Bow GT4 und war dementsprechend die Speerspitze der GT4-Einsätze. Sein einzig verbliebener Rivale war Lawson Aschenbach im #10 Blackdog Speed Shop Chevrolet Camaro Z28, der wiederum die Fahne der GTS-Maschinen hochhalten konnte. Er hätte sogar eine bessere Ausgangslage haben können, wenn der Camaro nicht verschiedene Probleme gehabt hätte. Neben technischen Querelen war vor allem die überdurchschnittliche Beanspruchung der Reifen eine Herausforderung zu den Rennenden hin. Da auf dem Mazda Raceway Laguna Seca jedoch ein Wertungslauf nachgeholt werden musste, konnte Aschenbach zumindest eine Restchance bewahren. Das Rennen in Mid-Ohio fiel Ende Juli aufgrund von Wettereskapaden aus.
Die Pole-Position für den Samstagslauf sicherte sich ein Unbeteiligter in Person von Scott Heckert, der den roten #54 Racers Edge Motorsports SIN R1 GT4 pilotierte. Das Fahrzeug mit Wurzeln in Bulgarien konnte im Laufe der Saison mehrmals überraschen, aber war zu inkonstant. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Fahrer von Mantella Autosport. Deren KTM X-Bow GT4 mit der Nummer 80 stellte Martin Barkey in die erste Reihe, der den #8 KTM des Teamkollegen Anthony Mantella damit direkt hinter sich hatte. Auf Rang vier startete Brett Sandberg in den Samstag. Da Rivale Aschenbach nur Position sieben vorweisen konnte, sah es nach einer vorzeitigen Meisterschaft aus.
Während Brett Sandberg einen schlechten Start erwischte und auf Rang sieben zurückfiel, nutzte Aschenbach die Stärken seines Chevys, indem er auf Platz drei sprang. Nach 17 Rennminuten schlug das Pech beim Führenden Scott Heckert zu, dessen #54 SIN R1 GT4 ausrollte und schlussendlich stehen blieb. Auch der zweite SIN R1 GT4 hatte im ersten Lauf massive technische Probleme. Da Heckert den Boliden an einer günstigen Stelle parken konnte, war keine Neutralisierung nötig. Zur Rennhalbzeit setzte sich die Spitze aus dem #80 Mantella KTM GT4 von Martin Barkey, dem #10 Blackdog Speed Shop Chevrolet von Lawson Aschenbach und dem #14 Roush Performance Road Racing Ford Boss 302 von Nate Stacy zusammen. Der auf Platz vier liegende Sandberg musste zu diesem Zeitpunkt seine Titelfeier auf den Sonntag verschieben. Doch fast prototypisch für diese Saison litten Aschenbachs Reifen massiv und ließen ihn in den letzten Runden massiv Zeit verlieren. So befand sich sogar Sandberg direkt hinter ihm und musste den Camaro für den Titelgewinn nur noch geordnet überholen. Dies gelang mit einem begeisternden Beschleunigungsrennen auf der Start-Ziel-Geraden mit bereits sichtbarer schwarz-weiß-karierter Flagge. Damit sicherte sich der KTM-Pilot nicht nur den Titel, sondern auch den dritten Podiumsplatz. Eine Stufe höher stand der erst 16-jährige Nate Stacy, der im giftgrünen #14 Roush Ford Boss 302 überzeugen konnte. Der umjubelte Sieger stammt nicht wie der Großteil des GTS-Feldes aus den Vereinigten Staaten, sondern wie sein Team Mantella Autosport aus Kanada. Martin Barkey aus Ontario feierte im #80 KTM GT4 somit seinen PWC-Debütsieg.
Dass der SIN R1 wohl das schnellste Auto im Feld sein kann, bewies Scott Heckert durch die zweite Pole-Position für das letzte Rennen des Jahres. Platz zwei ging an Parker Chase im #19 Performance Motorsports Group Ginetta GT4 und Rang drei an den #37 Calvert Dynamics Ford Boss 302 von Andrew Aquilante. Da der erste Lauf der Sprint X-Unterserie bereits durchgeführt worden war und weitere GTS-Teams damit teilnehmen konnten, war das Feld etwas größer als noch am Samstag. Dies sollte dem Rennen auch eine lebhaftere Art mit auf den Weg geben.
Nach nur wenigen Minuten drehte sich der neue Meister Sandberg in der schnellen, nach links verlaufenden Kurve fünf weg. Ein Streckenteil, der später die Szenerie für das dramatische Ende des GT-Rennens bereitstellte. Obwohl das Safety Car deswegen das Feld einbremsen musste, konnte Sandberg seine Titelparade trotzdem im KTM dank einer schnellen Bergung fortführen. Die erste Rennhalbzeit war sehr lebendig und sah einen befreit auffahrenden Aschenbach. Dieser wurde jedoch schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, als die Elektronik des Chevy auf der SZ-Geraden versagte. Feuerlöscher waren sogar notwendig, um schlimmeres zu verhindern. Unbeeindruckt von den beiden Zwischenfällen und den daraus resultierenden Neutralisierungen holte sich der Student Scott Heckert auf dominante Weise den verlorenen Sieg des Samstags zurück und konnte der Leid gewöhnten Racers Edge Motorsports-Mannschaft ein positives Erlebnis mit dem SIN R1 GT4 verschaffen. Dahinter beendeten zwei Fords das Rennen. Mit einem zweiten Platz schloss Calvert Dynamics-Pilot Andrew Aquilante das Rennjahr 2016 ab und Nate Stacy holte dank der dritten Position die entscheidenden Punkte für die Team-Meisterschaft von Roush Performance Road Racing.
Die Unterserie des Pirelli World Challenge-Verbunds wird auch im kommenden Jahr wieder im Rahmen agieren und dank des boomenden GT4-Reglements weiterhin eine spannende Entwicklung erleben. Der Kalender ist in seinen Grundzügen bereits fertig, aber genaue Serienaufteilungen stehen noch aus. Man kann davon ausgehen, dass die GTS-Klasse hauptsächlich bei eigenen Events auftreten wird. Somit wird die neue Saison spätestens mit dem Wochenende auf dem neu dazugekommenen Virginia International Raceway (28. bis 30. April 2017) starten. Möglicherweise ist aber auch wieder Platz im Fahrerlager in St. Petersburg wie in diesem Jahr. Die PWC fährt dort im Rahmen der IndyCar vom 10. bis 12. März. Während die GT3-Segmente einen möglichen Wandel hin zu mehr Sprint X-Läufen erleben werden, bleibt die GTS wohl dem normalen Format tendenziell treu. Man ist ja bekanntlich nur ein „Auffüller“ bei den Rennen nach europäischem Vorbild. Mehr zu den Standorten folgt am Ende des Reports, denn nun nehmen wir uns dem Sprint X-Saisonabschluss direkt an.
- Sprint X:
Es war ein schwieriges Einführungsjahr für das neue Konzept. Während das klassische 60minütige Rennen samt Pflichtboxenstopp einen Höhenflug in Europa erlebt, was anhand der Starterzahlen der ADAC GT Masters und des Blancpain GT Series Sprint Cups belegt werden kann, waren die bisherigen Wertungsläufe von Sprint X ein trauriger Anblick. Teilweise waren weniger als zehn Autos aktiv am Geschehen beteiligt, was normalerweise der Todesstoß für jede Serie ist. Jedoch ist das Format per se beliebter als man meinen könnte. So gibt es neben den strikten Gegnern im Feld auch etliche Befürworter sowie Teams, die es einfach hinnehmen. Aber fast alle erklärten, dass man ihre für die regulären GT-Rennen gemeldeten Boliden nicht für „Nebenrennen“ mitten in der Saison opfern möchte. Dass dies kein Geschwätz war, zeigte das Starterfeld am Wochenende. Trotz der im Vorbericht geschilderten Unfälle starteten 24 Fahrzeuge in den Samstagslauf. Darunter waren zehn GT3-Maschinen, zwei Lamborghini Huracán Super Trofeo sowie ein Cup-Porsche und elf GTS-Autos. Zwar sind die drei Klassen (GT-X, GT Cup-X und GTS-X) für Europäer ungewohnt, aber der Sport war durchaus akzeptabel.
Die Pole-Position für den Samstagslauf in der GT-X ging an den #23 M1 GT Racing Audi R8 LMS GT3 (Ostella/von Moltke). Mit sehr geringem Abstand auf die Erstplatzierten beendete der #79 Alex Job Racing Porsche 911 GT3 R (MacNeil/Jeannette) dahinter die Qualifikation. Das aus der GTD-Klasse der IMSA WeatherTech SportsCar Championship abgewanderte Team mit dem gleichnamigen Sponsor ließ sich also auch vom Sprint X-Format begeistern. Rang drei holte sich ein ebenfalls aus der GTD bekanntes Team in der Form des #54 Black Swan Racing Porsche 911 GT3 R (Pappas/Pilgrim). Die GT Cup-X-Pole sicherte sich der #63 DXDT Racing Lamborghini Huracán Super Trofeo (Askew/Burke), der auf sehr dominante Weise das Rennen gewinnen sollte. Gleiches gilt für den Pole-Sitter der GTS-Klasse. Der #37 Calvert Dynamics Ford Boss 302 (Rezzetano/Aquilante) war schlicht unschlagbar.
Deswegen lohnt es sich, nur einen Blick auf die GT3-Maschinen zu werfen. Gleich am Start sprang MacNeils #79 AJR Porsche auf Platz eins, was der einzige Höhepunkt eines unaufgeregten Starts gewesen ist. Begleitet von strahlendem Sonnenschein nahm ein ereignisarmer Rennanfang seinen Lauf. Kurz vor dem Öffnen des Boxenstoppfensters, welches in der PWC mit individuellen Flaggen organisiert wird, ereignete sich ein größerer Unfall, als zwei GTS-Maschinen kollidierten. Beide Fahrer blieben unverletzt. Die schwer beschädigten Renner und ihr Schmutz blockierten den Kurs jedoch und provozierten eine rote Flagge. Da dies vor der Zeitgrenze geschah, traten alle GT3-Boliden den obligatorischen Stopp nach der Wiederfreigabe an. Man addierte die abgelaufene Zeit im Übrigen auf die Restrennzeit, wodurch ein etwa 30minütiger Schlussspurt geschaffen wurde. Aus diesem ging der #19 Stephen Cameron Racing Audi R8 LMS ultra GT3 (Regitz/Marcelli) als Sieger hervor, nachdem Gunnar Jeannette im #79 AJR Porsche die Führung verloren hatte und auf Position drei zurückgereicht wurde. Rang zwei ging an die #80 Lone Star Racing Dodge Viper GT3-R (Knox/Skeen), welche der größte Gewinner der 90-Sekunden-Stopps gewesen ist. Das kurzfristig zusammengebaute Sprint X-Programm des auf Platz fünf gestarteten Sieger-Audis beweist, dass das Format zumindest in Sachen Flexibilität große Vorteile hat. Dieser Bonus könnte jedoch mit einer obligatorischen Vernetzung mit den GT-Sprintrennen verloren gehen.
Das zweite Sprint X-Rennen fungierte als Abschluss des letzten PWC-Wochenendes des Jahres und sah den am Vortag erfolgreichen #19 Stephen Cameron Racing Audi auf der Pole-Position. Startplatz zwei ging an den #98 Calvert Dynamics Porsche 911 GT3 R (Calvert/Lewis), der nach dem katastrophalen Brand des Schwester-Porsches in Utah auf dem Wüstenkurs nahe Salt Lake City zweimal gewinnen konnte. Die zweite Reihe wurde vom #14 GMG Racing Porsche 911 GT3 R (Holden/Udell) eröffnet. Dessen Startfahrer war GT Cup-Meister Alec Udell, der im kommenden Jahr höchstwahrscheinlich in ein GT3-Programm aufsteigen wird. Sein Stint am Sonntag war sehr überzeugend und rechtfertigt diese Hoffnung. Im GT Cup-X ging der #10 DXDT Racing Lamborghini Huracán Super Trofeo (Burton/Bernoldi) als erster ins Rennen, der wie die Teamkollegen am Samstag ebenfalls dominant das Rennen gewinnen konnte. Auch in der GTS-X spielte sich ähnliches ab. In diesem Fall gelang dem #37 Calvert Dynamics Ford Boss 302 sogar der zweite Sieg nach wiederholter Pole.
In den ersten Minuten überholte Porsche-Talent Michael Lewis im #98 Calvert 911 GT3 R den ehemals Führenden Kyle Marcelli im Kampf um den GT-X-Sieg. Doch nur zehn Minuten später rollte der Porsche mit undefinierbaren Problemen aus und übergab Rang eins somit an den Markenkollegen Alec Udell im #14 GMG 911 GT3. Kurz darauf verabschiedete sich ein Ginetta aus der GTS-X in die staubige Mischung aus Sand und Kies, weswegen das Safety Car auf die Strecke gerufen wurde. Der Neustart erfolgte einige Minuten vor dem Öffnen des Boxenstoppzeitraums. Nach dem zehnminütigen Intervall fiel mit dem #79 AJR Porsche der nächste Zuffenhauser in aussichtsreicher Position aus. Da die GMG Racing-Maschine in den Händen des eingewechselten Holden viel langsamer war, verblieb nur noch der #54 Black Swan Racing 911 GT3 R als Vertreter der deutschen Marke an der Spitze. Dieser attackierte sogar den nach den Stopps und dem Ausfall führenden #46 Mills Racing BMW Z4 GT3 (Mills/Edwards), der zu diesem Zeitpunkt Favorit auf den Fahrer- und Teamtitel war. Tim Pappas überholte den Z4 und gewann, aber im Nachhinein wurde ein Vergehen bei den Stopps festgestellt, wodurch der Sieg doch an die BMW-Paarung ging. Michael Mills und sein Team konnten sich also mit dem Sieg beide Titel sichern. Obwohl sein eigentlicher Kollege Kuno Wittmer in der Eifel weilte, gewann er den Profi-Titel der Sprint X-Unterserie. Durch die Zeitstrafe fiel der #54 Porsche auf Platz zwei zurück. Komplettiert wurde das Podium vom #23 M1 GT Racing Audi R8 LMS GT3 von David Ostella und Dion von Moltke.
Teils versöhnlich endete die Sprint X-Saison also auf der Strecke, aber hinter den Kulissen brodelt es weiterhin. Die anfangs angedeuteten Gräben im Paddock scheinen immer noch tief zu sein. So gilt beispielsweise Cadillac Racing als großer Feind der Neuerung. Der Verlust des Autoherstellers, der als Rückgrat der Serie gilt, wäre ein riesiger Rückschlag für die tendenziell wachsende Serie.
- GT-GTA-GT Cup:
Was ist Spannung? Höchstwahrscheinlich, wenn nach über 950 Rennminuten nur zwei Punkte zwischen den Titelanwärtern liegen. Umso mehr sogar, wenn es für einen Sieg 110 Zähler samt ominöse Zusatzpunkte gibt. Genau diese Konstellation existierte vor dem alles entscheidenden letzten Rennen der GT-Hauptwertungen. Nun werden sich wahrscheinlich einige wundern, warum denn zwei und nicht neun Zähler Vorsprung für Álvaro Parente hier angeführt werden. In dem diffusen Punktesystem der PWC und SCCA hatten sich bei den Bonuspunkten aus dem Lime Rock-Wochenende Fehler eingeschlichen, da sie im Endeffekt eigentlich Andrew Palmer zustehen. Zum so tragisch verunfallten Piloten gibt es leider keine Neuigkeiten. Da bereits die ersten Jahresrückblicke zur PWC anstehen, sollte man besonders an den jungen Piloten und an seine Familie denken. Wir hoffen weiterhin auf gute Nachrichten in der Zukunft! Auch das Duell in der Teammeisterschaft zwischen K-PAX Racing und Cadillac Racing wurde durch ähnliche Anpassungen wieder enger. Bekannte Sportwagenjournalisten verschärften ihre Kritik am Punktesystem und haben mit ihren Argumenten grundlegend Recht. In diesem Bereich muss sich etwas ändern.
Die letzte Pole-Position des Jahres erzielte der #3 Cadillac Racing ATS-V.R. GT3 von Johnny O’Connell. Darauf folgte mit dem #58 Wright Motorsports Porsche 911 GT3 R der einzige Rivale von Álvaro Parente namens Patrick Long. Der Kalifornier befand sich in einer Cadillac-Klammer, da Michael Cooper und sein #8 ATS-V.R. GT3 auf Platz drei lagen. Die Titelhoffnungen von Álvaro Parente im #9 K-PAX Racing McLaren 650S GT3 erlebten einen kleinen Rückschlag, da der schwarzgelbe Brite nur sechstbestes Auto war. Mit der GTA-Pole unterstrich Klassenmeister Martín Fuentes im #07 Scuderia Corsa Ferrari 458 Italia GT3 seine herausragende Jahresleistung. Da Alec Udell anderweitig beschäftigt war, bestand der Cup nur noch aus drei Porsche. Die Pole sicherte sich Corey Fergus im #00 Motorsports Promotions 911 GT3 Cup.
Bei perfekten äußeren Bedingungen traten 28 Fahrzeuge die letzten 50 Minuten in diesem Jahr an. Mit einem brillianten Start schob sich der Portugiese Parente sofort auf Platz drei und damit direkt hinter Long. Wer als erstes die Ziellinie überquert, sollte also Meister werden. Das Duell musste jedoch erstmal warten, da Martín Fuentes Ferrari unterhalb der Cooper-Tire-Brücke in die Streckenbegrenzung einschlug. Der italienische Renner stand mit stark zerstörtem Heck auf dem Asphaltband, was die Rettungsmaßnahmen zehn Minuten andauern ließ. Verstärkt wurde das Problem durch die #80 Lone Star Racing Dodge Viper GT3-R, welche am Ende der Corkscrew beschädigt auf Hilfe wartete. Der Neustart erfolgte geordnet und Parente versuchte die anfängliche Schwäche des gegnerischen Porsches zu nutzen. Je mehr Minuten jedoch von der Uhr genommen wurden, desto besser wurde die Pace von Long. Es schien so, als ob das vorangegangene harte Verteidigen sein Schritt Richtung Titel gewesen ist. Der achtminütige Green-Flag-Run endete durch einen Unfall des #88 Bentley Team Absolute Continental GT3 mit Aushilfe Fabian Hamprecht abrupt. Dieser Zwischenfall ließ wiederum acht Minuten ohne Rennaction verstreichen. Den zweiten Neustart konnte Patrick Long ohne Probleme antreten und verwies Parente weiterhin auf Platz drei. Leider musste noch eine weitere SC-Phase den Schlussspurt unterbrechen. Der Grund dafür war beängstigender Natur. Der Sprint X-Sieger des Vortages in Person von Drew Regitz im #19 Stephen Cameron Racing Audi R8 LMS ultra GT3 fuhr in der Andretti Hairpin geradeaus und schlug hart ein. Gottseidank blieb der Fahrer bis auf leichtes Humpeln unverletzt. Da eine geordnete Bergung nicht mehr möglich war, sicherte man die Lage und ermöglichte dann eine letzte Rennrunde: Drama vorprogrammiert. Natürlich war die Entscheidung riskant, aber wurde aus der Perspektive des Meisterschaftskampfes wohlwollend aufgenommen. Der sich vor Parente befindliche Cup-Porsche wurde durch vernünftige Abstimmung vor dem Neustart durch eine Fahrt durch die Boxengasse neutralisiert. Die letzte Chance von Parente verkehrte sich rasch ins Gegenteil, als Michael Cooper im #8 Cadillac dahinter in den Angriffsmodus ging. Long war damit so gut wie durch, wenn er auf Platz zwei ins Ziel einläuft und sich nicht mit O’Connell in die Haare bekommt. Ebendies geschah jedoch in Kurve fünf. Long kollidierte mit dem Cadillac-Mann und fuhr kurzzeitig durch den Dreck am Kurvenäußeren. Parente erbte somit erst Platz zwei und Stunden später sogar den Sieg, da O’Connell als Schuldiger ausgemacht wurde. Eine Konsensmeinung zum Unfall wird es mit absoluter Sicherheit nie geben, aber Parentes Titel ist in jedem Fall sicher. Rang zwei ging damit an Michael Cooper im #8 Cadillac und komplettiert wurde das revidierte Podium vom #05 Always Evolving Replay XD Nissan GT Academy GT-R Nismo GT3 von Bryan Heitkotter. Durch den Sieg sicherte Álvaro Parente nicht nur den Fahrertitel, sondern auch die Teammeisterschaft für K-PAX Racing by Flying Lizard und die Konstrukteursmeisterschaft für McLaren, deren Briefkopf eh etliche Zeilen länger wurde in diesem Jahr. Angefangen hatte alles mit dem Sieg bei den 12h von Bathurst, woran ja auch Parente maßgeblich beteiligt war. Seine damaligen Kollegen namens Shane van Gisbergen und Jonathon Webb haben am vergangenen Wochenende ebenfalls überzeugt. Blancpain GT Series Endurance Cup-Meister van Gisbergen holte Platz zwei beim Bathurst 1000 und Webb gewann mit Tekno Autosports, welche auch für den 12h-Sieg zuständig waren. So schließt sich der Kreis.
Auch wenn die Umstände sehr bedauerlich sind, ist der Portugiese ein verdienter Champion, der im Fahrerlager sehr beliebt ist. Der viertplatzierte Long konzentrierte seinen Zorn dementsprechend nur auf O’Connell, der ihm markige Worte mit auf den Weg gab. In Sachen Drama und Konflikt hatte das Finale also viel geboten.
Obwohl der Kalender in seinen Grundzügen fertig ist und die Saison vom 10. bis 12. März in St. Petersburg beginnen wird, fehlen noch etliche Informationen zu den Formaten. Im Laufe des Restjahres werden sicherlich weitere Updates folgen. Verabschieden muss man sich von den beiden Acura TLX-GT von RealTime Racing, die 2017 durch den NSX GT3 ersetzt werden. Damit endet eine spannende Geschichte rund um den speziellen Prototypen aus Wisconsin.
Vorläufiger Kalender:
10. – 12. März: Streets of St. Petersburg
07. – 09. April: Long Beach Grand Prix Circuit
28. – 30. April: Virginia International Raceway
19. – 21. Mai: Canadian Tire Motorsport Park
26. – 27. Mai: Lime Rock Park
23. – 25. Juni: Road America
28. – 30. Juli: Mid Ohio Sports Car Course
August (Daten folgen noch): Utah Motorsports Campus
01. – 03. September: Circuit of the Americas
15. – 17. September: Sonoma Raceway
13. – 15. Oktober: Mazda Raceway Laguna Seca (im Rahmen der Intercontinental GT Challenge)
Wochenendvorschau:
Die Saison der 24h Series umfasst ganze zehn Monate, da sie schon Anfang des Jahres in Dubai beginnt. Am kommenden Wochenende gastiert man im tschechischen Brno, wo man auf 24 Stunden aufgestockt hat. Ganz am Anfang waren es im Übrigen nur sechs Stunden. Leider werden nur fünf GT3-Renner am Samstag um 12:00 Uhr das Rennen antreten. Größter Favorit ist der #911 Precote Herberth Motorsport Porsche 911 GT3 R (Alfred Renauer-Robert Renauer-Daniel Allemann-Ralf Bohn). Die stabil besetzte Truppe hofft auf ihren vierten Sieg in Folge. Ein sehr starker Gegner bei diesem Unterfangen wird der #963 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Rolf Ineichen-Adrian Amstutz-Andrea Caldarelli) sein, der extrem stark besetzt ist. Mit dem #34 Car Collection Motorsport Audi R8 LMS GT3 (Dr. Johannes Kirchhoff-Gustav Edelhoff-Max Edelhoff-Ingo Vogler-Elmar Grimm) wird auch der “Sauerland”-Audi wieder am Start sein. Das wohl kontroverseste Team ist bei seinem Heimspiel ebenfalls vor Ort. Scuderia Praha wird den Ferrari 488 GT3 mit der Nummer elf (Jiri Pisarik-Josef Král-Peter Kox-Tom Onslow-Cole) einsetzen, nachdem der alte Ferrari 458 Italia GT3 in Barcelona einen weiteren heftigen Unfall erlebt hatte. Zu guter Letzt sei noch der #10 Hofor-Racing Mercedes SLS AMG GT3 (Christiaan Frankenhout-Kenneth Heyer-Roland Eggimann-Chantal Kroll-Michael Kroll) genannt. Formalitäten, Zeiten und Streams sind in unserer Kategorie TV Zeiten zu finden.
Außerdem fährt die Italian GT in Mugello, wo die begeisternde Legende Alex Zanardi ihr Comeback feiern wird nach den Triumphen in Rio. Alleine ihm zuliebe kann man ruhig mal einschalten, aber auch die Rennen der IGT an sich sind durchaus sehenswert. Fans unbekannter Strecken werden mit der nächsten Station des Audi R8 LMS Cup zufriedengestellt, der auf dem taiwanischen Dapeng Bay International Circuit zwei Rennen austragen wird. Wir wünschen ein spannendes und unterhaltsames Rennwochenende.
Bilderquelle / Copyright: Pirelli World Challenge; 24h Series