Fünf Monate nach dem Saisonbeginn kommt die DTM wieder auf den Hockenheimring zurück, und spannender könnte das Finale kaum sein.
Nur 14 Punkte trennen den aktuellen Tabellenführer Marco Wittmann von seinem einzigen ernsthaften Titel-Konkurrenten Edoardo Mortara, sodass Mortara bereits nach dem ersten Lauf die Gesamtwertung anführen könnte. Dass es so kommt, ist nicht unwahrscheinlich, denn beim Saisonauftakt gab es eine sehr ähnliche Verteilung der Performance-Gewichte und damals konnte Mortara das erste Rennen gewinnen, während Wittmann nur auf dem 16. Rang ins Ziel kam. Natürlich würde eine Audi-Dominanz auch wieder für mehr Zusatzgewichte im zweiten Qualifying sorgen und damit für schlechtere Startplätze. Ziel von Mortara und Audi muss es also sein, möglichst das erste Rennen zu gewinnen und Wittmann außerhalb der Top 5 zu halten, sodass Mortara mit Vorsprung in das letzte Saisonrennen geht. Doch nicht nur um die Meisterschaft wird gekämpft, sondern auch um die Verträge für die nächste Saison.
Bei BMW haben Martin Tomczyk und António Félix da Costa bereits verkündet, dass sie nächste Saison nicht mehr in der DTM starten werden. Während Tomczyk wahrscheinlich in das neue GTE-Projekt von BMW wechselt, konzentriert sich António Félix da Costa vor allem auf die Formel E mit dem von BMW werksunterstützten Andretti-Team. Beide Fahrer sind übrigens in der DTM für das Schnitzer-Team unterwegs, und auch dieses könnte sich nächstes Jahr aus der DTM zurückziehen und auf die WEC konzentrieren. Die anderen BMW-Piloten dürften ihr Cockpit für das nächste Jahr gesichert haben und es gibt auch keine BMW-Junioren, die in den nächsten ein, zwei Jahren in die DTM kommen könnten.
Falls es zu einer Verkleinerung des DTM-Starterfelds im nächsten Jahr kommt, wird man sich auch bei Mercedes von zwei Fahrern trennen müssen. Wenn man auf die aktuelle Gesamtwertung schaut, dürften dies Maximilian Götz und Daniel Juncadella sein. In dieser Saison konnte Juncadella bisher erst sechs Punkte erzielen und auch Götz konnte sich nur 17 Punkte sichern. Für Götz wird es dann wahrscheinlich nächstes Jahr wieder mehr Einsätze für Mercedes im GT-Sport geben, während die Zukunft von Juncadella noch etwas fraglich ist. Momentan würde ich ihn in der WEC sehen.
Extrem schwierig wird die Vergabe der Fahrerplätze bei Audi für die Saison 2017. Wenn man nur auf die Gesamtwertung schaut, würde es Timo Scheider und Mike Rockenfeller treffen, doch beide können eigentlich in einer guten Saison immer um den Titel kämpfen. Ich würde eher Miguel Molina oder Adrien Tambay nächstes Jahr nicht mehr in der DTM sehen. Entscheidend wird aber auch, wie Audi die nächsten Jahre im Motorsport vertreten ist. Eventuell könnte auch Rockenfeller wieder zurück in den Langstreckensport gehen, und Timo Scheider hat bereits angekündigt öfters in der WRX unterwegs zu sein. Dieses Jahr fuhr er bereits zwei (erfolgreiche) Rennen für Münnich Motorsport in einem Seat Ibiza und auch beim Saisonfinale in Argentinien wird er wieder starten. Falls der Volkswagen-Konzern mal werksseitig in der WRX startet, könnte durchaus einer der Fahrerplätze an Scheider gehen.
Fraglich ist auch, ob Mattias Ekström noch permanent in der DTM bleibt. Momentan führt er die WRX-Weltmeisterschaft an und deswegen wird er dieses Wochenende auf dem Estering starten und nicht in Hockenheim. Auch im nächsten Jahr dürfte es wieder einige Terminkollisionen geben, sodass er sich wieder zwischen den beiden Meisterschaften entscheiden muss. Sein Ersatz für dieses Wochenende wird Rene Rast sein, der gerne dauerhaft in der DTM starten würde und in der bisherigen WEC-Saison extrem stark gefahren ist. Etwas überraschend wird er dieses Wochen für Phoenix starten und Rockenfeller wechselt zu Team Abt. Dadurch wird man auch sehen, ob es an Phoenix oder den Fahrern lag, dass man bisher erst 34 Punkte eingefahren hat.
Wichtiger als die Vergabe der Fahrerplätze für das nächste Jahr, ist der Meisterschaftskampf am Wochenende. Der große Favorit ist natürlich Marco Wittmann, der mit 14 Punkten in der Gesamtwertung führt und zudem mit dem BMW M4 DTM auch noch im leichtesten Fahrzeug sitzt. Nur 1.112,5 Kilogramm muss der Tourenwagenprototyp von BMW auf die Waage bringen und ist damit 7,5 Kilogramm leichter als die Audi und sogar 12,5 Kilogramm unter den Mercedes-AMG C 63 DTM. Damit hat man wieder den gleichen Gewichtsabstand zu Audi wie beim Saisonauftakt, doch wirklich erfolgreich war man nicht. Es konnten zwar drei BMW-Piloten in die Top 10 fahren, aber keiner der Fahrer erreichte die Top 5. Anders als vor fünf Monaten sind jedoch die Mercedes-Benz fünf Kilogramm schwerer, sodass BMW leicht vor Mercedes sein könnte. Zumindest im ersten Rennen sehe ich BMW leicht hinter Audi, aber für Marco Wittmann sollte trotzdem ein Ergebnis am Rande der Top 5 möglich sein. Im zweiten Qualifying könnte man dann von der Veränderung des Performance-Gewichts profitieren und die ersten Startreihen für sich beanspruchen. Wichtig wäre für Wittmann vor allem, dass sich die anderen BMW-Piloten steigern und ihm durch Teamorder helfen oder vor Mortara ins Ziel kommen. Dadurch könnte man auch noch die Markenwertung gewinnen, obwohl man momentan 37 Punkte hinter Audi liegt. Zusätzlich könnte man mit BMW Team RMG auch noch die Teammeisterschaft gewinnen, aber dafür müssten Marco Wittmann und Timo Glock 26 Punkte mehr holen als die Piloten vom Audi Sport Team Abt Sportsline.
Fahrerwertung: 60% Titelchance
Teamwertung: 40% Titelchance
Markenwertung: 40% Titelchance
Audi hat zwar theoretisch noch zwei Titelkandidaten, aber es ist doch recht unwahrscheinlich, dass Jamie Green 39 Punkte Rückstand aufholt. Dadurch wird man sich wohl komplett auf Edoardo Mortara konzentrieren, nachdem dieser bereits den Saisonauftakt am Hockenheimring gewonnen hat und so zumindest als Topfavorit auf einen Rennsieg ins Wochenende geht. Ansonsten wird man bei Audi darauf hoffen müssen, dass noch genügend andere Fahrer vor Wittmann ins Ziel kommen und man dadurch vielleicht sogar schon im ersten Rennen die Tabellenführung übernimmt. Ein kleiner Vorteil für Mortara könnte am Ende sein, dass er momentan einen Sieg mehr erzielt hat und bei Punktgleichheit vor Wittmann wäre. In der Titelwertung könnte es auf Mike Rockenfeller ankommen, der dieses Wochenende Ekström bei Abt ersetzt und damit auch Punkte für das Team holen muss.
Fahrerwertung: 30% Titelchance (Mortara)
Fahrerwertung: 10% Titelchance (Green)
Teamwertung: 60% Titelchance
Markenwertung: 60% Titelchance
Für Mercedes geht es am Wochenende nur um gute Rennergebnisse. Man hat bereits seit acht Rennen das schwerste Fahrzeug im Feld und mit Robert Wickens liegt der beste Mercedes-Pilot 54 Punkte hinter Marco Wittmann. In der Teamwertung fehlen 141 Punkte und in der Markenwertung sogar 174 Punkte auf die Führenden. Insgesamt war es also für Mercedes eine der schlechtesten DTM-Saisons und der Tabellenstand ist das beste Argument für eine Veränderung des Verteilungsschlüssels der Performance-Gewichte. Zumindest im zweiten Rennen könnte man aber eine Siegchance haben, falls die Gewichte nochmals verringert werden.
Das DTM-Saisonfinale wird wahrscheinlich von Regen verschont und mit Temperaturen um die 20°C sollten auch die Zuschauer auf den Tribünen nicht frieren. Natürlich überträgt die ARD beide Rennen und ONE (ehemalig EinsFestival) zeigt die Qualifikationen. Das Qualifying gibt es am Samstag ab 12:40 Uhr und am Sonntag um 12:55 Uhr. Die ARD überträgt das Rennen am Samstag ab 14:50 Uhr und am Sonntag gibt es das Finale ab 15:15 Uhr zu sehen. Auch der Audi TT Cup, die Formel 3 Europameisterschaft und der Porsche Carrera Cup sind wieder im Rahmenprogramm unterwegs. Die genauen Sendezeiten könnt ihr unseren TV-Zeiten entnehmen. Es gibt die Rennen auch wieder bei Youtube im Livestream und wir werden den Stream hier im Artikel einbinden.
Gesamtwertung und Performance-Gewicht