Nach der Misere von Charlotte mussten einige Piloten ihren Rückstand in der Meisterschaft ausbügeln, doch das gelang nicht jedem. Kevin Harvick konnte dagegen seine Schäfchen ins Trockene bringen und mit einem Sieg den Einzug in die Runde der letzten Acht perfekt machen. Hinter dem deutlichen Gewinner ging es ziemlich eng zu.
Analyse Kansas Oktober 2016
Zu Beginn des Rennens in Kansas sah eigentlich alles nach einer dominanten Performance von Joe Gibbs Racing aus. Das Toyota-Team ging mit fünf Fahrern in den Top-7 nahezu geschlossen in der Spitze an den Start. Polesitter Matt Kenseth sammelte in der Folge satte 116 von 267 möglichen Führungsrunden ein, bevor ihm das Handling seines Autos nach einem Mauerkontakt abhandenkam. Für ihn übernahm zwischenzeitlich Kevin Harvick, der nach 42 Umläufen in Front jedoch bei Green-Flag-Pitstops Carl Edwards das Zepter überlassen musste. Doch Harvick war noch nicht fertig und kaufte Edwards nach dessen 61 Führungsrunden beim letzten Restart den Schneid ab, um seinerseits weitere 32 Umläufe bis zur Zielflagge anzuführen.
Ein Vorsprung von 1,183 Sekunden reichte für Kevin Harvicks vierten Saisonsieg, der gleichzeitig seinen in Charlotte erlittenen Rückstand ausglich und ihn bereits sicher in die nächste Chase-Runde katapultierte. Doch diesen Erfolg hatte Harvick nicht ganz ohne Hilfe herausgefahren, denn hinter ihm bekämpften sich Lokalmatador Carl Edwards (2.), Joey Logano (3.) und Kyle Busch (5.) extrem hart und verloren dabei die entscheidende Sekunde auf die #4. Da Buschs neue Reifen überraschenderweise ziemlich schnell hinüber waren, konnte Jimmie Johnson (4.) noch durchschlüpfen. Die Top-10 komplettierten Austin Dillon (6.), Alex Bowman (7.), AJ Allmendinger (8.), Matt Kenseth (9.) und Kasey Kahne (10.). Dillon konnte sein Charlotte-Desaster damit ein wenig vergessen machen und auch für Bowman und Allmendinger sprangen schöne Resultate heraus.
Doch nicht alle Chase-Piloten waren in der Lage, das Rennen in Kansas mehr oder weniger fehlerfrei zu absolvieren: Martin Truex Jr. hatte mit einem defekten Tankstutzen zu kämpfen und konnte zeitweise nicht viel Sprit mit auf die Reise nehmen. Platz 11 ist trotz der zusätzlichen Aufenthalte beim Service jedoch noch als sehr gute Schadensbegrenzung zu bezeichnen. Bei Denny Hamlin machte der Frontsplitter in Verbindung mit der Ölwanne früh im Rennen Probleme und ließ ihn zu einer ausgedehnten Boxenstoppserie antreten, um den Schaden mit einer Flex zu beheben. Dass am Ende trotzdem noch Rang 15 möglich war, grenzt schon fast an ein Wunder.
Chase Elliott bekam Schwierigkeiten mit einem schleifenden Kotflügel und berührte trotz diverser Reparaturmaßnahmen schließlich mehrfach die Mauer. Nach Platz 31 in Kansas muss der Rookie sich in Talladega nun am weitesten von allen Playoff-Teilnehmern strecken, doch dazu später mehr. Ganz übel erwischte es dagegen Brad Keselowski, der in Runde 191 mit Übersteuern aus Turn 4 herauskam. Denny Hamlin war es trotz Lupfen nicht mehr möglich, der #2 auszuweichen, und so schickte er Keselowski auf eine Umlaufbahn. Im Übergang vom Apron auf das Gras im Infield zerriss dieser sich die Front seines Fords dann komplett, was für eine lange Reparatur in der Garage sorgte. Als er schließlich in Umlauf 222 das Rennen wieder aufnehmen konnte, verabschiedete sich prompt der Motor. Die logische Gelbphase sorgte pünktlich zu Beginn des letzten Benzinfensters übrigens dafür, dass kein Spritpoker mehr möglich war.
Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings
Vorschau Talladega Oktober 2016
Das nächste Wochenende steht im Zeichen der Superlative, denn nach 188 Runden auf dem Talladega Superspeedway müssen nicht nur erneut vier Piloten aus den Playoffs ausscheiden. Die 2,66 Meilen lange Strecke ist zudem die längste im NASCAR-Kalender und wartet gleichzeitig mit der größten Kurvenüberhöhung des Jahres auf. Satte 33 Grad sind eben zwei mehr als Daytona und sogar drei mehr als Bristol anbieten können. Diese Konfiguration bedeutet gleichzeitig Restrictor-Plate-Racing am Sonntag und ausgerechnet Pack-Racing im letzten Rennen der Best-of-12-Serie. Für nervenaufreibende Spannung ist also zumindest bei den Fahrern gesorgt, die in der Nacht zuvor sicherlich so ihre Probleme beim Schlafen bekommen werden.
Im letzten Jahr gewann Joey Logano nach einer äußerst umstrittenen Green-White-Checkered knapp vor Dale Earnhardt Jr. sein drittes Chase-Rennen in Folge und zog damit überlegen in die Runde der letzten Acht ein. Es war übrigens diese Situation, welche uns für 2016 die unsägliche Overtime-Regelung einbrachte und Logano zudem eine Menge Bierdosen der Fans aus Alabama vor den Kühlergrill. Als zweiter haarsträubender Moment blieb mir der Motorschaden mit Ansage am Chevrolet von Kevin Harvick in Erinnerung. Warum Harvick damals nicht früher von der NASCAR aus dem – im wahrsten Sinne des Wortes – Verkehr gezogen wurde, ist mir immer noch schleierhaft. Es darf einfach nicht sein, dass man eine vorhersehbare Massenkarambolage mit geschlossenen Augen geschehen lässt.
Auch in diesem Jahr habe ich ein paar Befürchtungen, dass der Chase-Faktor wieder einzurechnen ist. Das Charlotte-Pech einzelner Fahrer hat sich nach Kansas jedoch glücklicherweise etwas entspannt, sodass die Chance auf Harakiri-Aktionen hoffentlich gesunken ist. Jimmie Johnson und Kevin Harvick sind nach ihren beiden Siegen jedenfalls sicher durch und werden sich nicht in wilde Manöver verwickeln lassen. Dahinter haben Matt Kenseth (+29), Kyle Busch (+27), Carl Edwards (+24), Kurt Busch (+17), Martin Truex Jr. (+13) und Joey Logano (+/-0) momentan ein Ticket für die Best-of-8-Serie gelöst. Logano ist dabei punktgleich mit Austin Dillon (+/-0), der wiederum einen kleinen Vorsprung auf Denny Hamlin (-6) aufweist, gefolgt von Brad Keselowski (-7) und Chase Elliott (-25). Elliott ist hier der einzige Pilot, der mehr oder weniger auf einen Sieg angewiesen ist.
Der Blick auf die Entry-List bringt eine kleine Überraschung, denn erstmals seit dem Daytona 500 zu Saisonbeginn sind mehr als 41 Fahrzeuge gemeldet. In Talladega werden nämlich insgesamt 42 Piloten versuchen, ihre Autos zu qualifizieren. Interessant ist zunächst, dass Josh Wise in der #30 von The Motorsports Group fehlen wird. Vermutlich hat man beim kleinen Team keine Lust auf die große Rechnung nach dem immer möglichen Big-One. Dafür wird bei anderen kleinen Mannschaften viel rotiert: Bobby Labonte übernimmt die #32 von GO FAS Racing, dafür sitzt Jeffrey Earnhardt in der #83 bei BK Racing. Die wiederum bringen für Matt DiBenedetto stattdessen die #93 an den Start. Front Row Motorsports setzt für den Restrictor-Plate-Spezialisten David Gilliland ein drittes Auto mit der #35 ein und schließlich bringt Roush-Fenway Racing seit langer Zeit ein viertes Auto mit der #99 und Ryan Reed am Steuer an die Strecke.
Zeitplan & TV-Programm:
Freitag, 21.10.
19:00 Uhr, Truck Series Practice, FS1
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, NBCSN
21:00 Uhr, Truck Series Final Practice, FS1
22:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, NBCSN
Samstag, 22.10.
16:30 Uhr, Truck Series Qualifying, FS1
19:00 Uhr, Truck Series Rennen (fred’s 250), FOX ab 18:30 Uhr
22:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, NBCSN
Sonntag, 23.10.
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Alabama 500), NBCSN & Motorvision TV ab 19:30 Uhr