Die International GT Open veranstaltete am vergangenen Wochenende auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya ihr Saisonfinale. Während der 70minütige Lauf am Samstag relativ ruhig ablief, sollten die 60 Minuten am darauf folgenden Tag von etlichen Zwischenfällen und Unfällen geprägt sein. Die Australian GT wird am Ende der Woche ebenfalls ihre Abschlussrennen abhalten.
International GT Open:
Vor Beginn der beiden Renntage führten die Italiener Thomas Biagi und Fabrizio Crestani mit jeweils 149 Punkten die Fahrermeisterschaft an. Diesen Status hatten sich die Piloten des #27 Orange 1 Team Lazarus Lamborghini Huracán GT3 vor allem durch konstante Leistungen und etliche Podien erarbeitet. Ihre größten Verfolger waren Fernando Monje und Gustavo Yacamán im #2 BMW Team Teo Martín M6 GT3. 29 Zähler Rückstand grenzten ihre Hoffnungen auf eine Aufholjagd jedoch stark ein. Vereinfacht gesagt mussten die Lamborghini-Fahrer bereits am Samstag nur vor dem BMW M6 GT3 ins Ziel kommen. Diese Aufgabe erleichterte man sich maßgeblich, indem man den orangen Huracán auf Startplatz eins stellte. Der #2 BMW Team Teo Martín M6 konnte nur die viertbeste Rundenzeit herausfahren. Komplettiert wurde die erste Reihe vom #34 TF Sport Aston Martin Vantage GT3 (Yoluc/Hankey). Drittbestes Fahrzeug der ersten Qualifikation ist der #28 Attempto Racing Porsche 911 GT3 R (Estre/Terting) gewesen.
Die 70 Rennminuten am Samstag starteten weitestgehend ruhig. Alle 21 Boliden kamen geordnet durch die erste Kurvenkombination und die größeren Unterschiede zwischen den Besatzungen sorgten schnell für aufreißende Lücken im Feld. Der #27 Team Lazarus Lamborghini in den Händen von Crestani blieb unangetastet auf Position eins und der #2 Teo Martín BMW mit Yacamán am Volant tat sich trotz aggressiver Fahrweise schwer beim Versuch in die Top 3 einzudringen. Die Nummer zwei musste vor dem Öffnen des Boxenstoppfensters stattdessen sogar noch einen Platz abgeben. Da in der GT Open Stoppzeiten speziell vorgegeben werden, konnte der #27 Team Lazarus Lamborghini, welcher von Thomas Biagi übernommen wurde, aufgrund der längeren (Erfolgs-)Standzeit auf Rang zwei verdrängt werden. Neues Führungsfahrzeug wurde dadurch der #28 Attempto Racing Porsche, welchen Peter Terting von Kévin Estre übernahm. Während des Pflichtboxenstoppfensters kam es zudem zur vorzeitigen Titelentscheidung, als der #2 Teo Martín BMW nicht sofort
weiterfahren konnte und von den Mechanikern durch die halbe Boxenanlage geschoben wurde. Zusätzlich rügte die Rennleitung dieses Verhalten mit einer 10-Sekunden-Strafe. Biagi und Crestani feierten infolgedessen nicht nur den zweiten Platz auf dem Podium, sondern auch den Meistertitel in der höchsten Klasse der GT Open. Nach dem vergleichbaren Erfolg des FFF Racing Team in der GT Asia Series kann sich die Marke aus Sant’Agata Bolognese somit über einen weiteren Titel kurz vor Jahresende freuen. Ähnlich glücklich waren Estre und Terting, die als Gaststarter Lauf eins gewannen. Auf der dritthöchsten Stufe des Podiums standen Shaun Balfe und Phil Keen, welche von Startplatz sechs auf Rang drei in ihrem #22 Balfe Motorsport McLaren 650S GT3 vorfahren konnten. Die Truppe aus Lincolnshire wechselte erst vor wenigen Monaten auf die britische GT3-Maschine.
In der zweiten Qualifikation am nächsten Tag zeigten sich andere Teams an der Spitze. Die Pole Position sicherte sich der #25 Antonelli Motorsport Lamborghini Huracán GT3 (Zampieri/Antonelli). Nur 0.053 Sekunden langsamer war der #11 TF Sport Aston Martin Vantage GT3 (Farmer/Barnes), welcher wiederum geringe 0.023 Sekunden Vorsprung auf den #30 Attempto Racing Lamborghini Huracán GT3 (Lindholm/Krognes) hatte.
Im Gegensatz zu den vorangegangenen 70 Minuten am Vortag war der Start ziemlich hektisch. Wie gewohnt wurde die große Auslaufzone in der ersten Schikane ausgiebig genutzt. Im weiteren Verlauf der ersten Rennrunde kam es zu etlichen Kollisionen, an welchen unter anderem der #11 TF Sport Aston und der #30 Attempto Porsche beteiligt waren. Etwa sechs Minuten später stand der vormals siegreiche Attempto-Porsche mit einer Fahrzeugseite im Kiesbett, nachdem der frühere DTM-Pilot Terting wohl nach einem Kontakt mit einem McLaren das Auto verloren hatte. Diese unglückliche Situation erforderte eine Safety Car-Phase, die knapp sechs Minuten in Anspruch nahm und das Ende des ersten Viertels markierte.
Im Zuge der Pflichtboxenstoppphase konnte der #25 Antonelli Lamborghini die Führung behalten und hatte nun den dramatisch im Titelkampf gescheiterten #2 Teo Martín BMW als neuen Konkurrenten im Kampf um den Sieg im Rückspiegel. Die anschließenden zehn Rennminuten waren ereignislos, aber endeten mit einem brutalen Abflug am Ende der langen Start-Ziel-Geraden des katalanischen Kurses. Der #89 AKKA ASP Team Mercedes AMG GT3 (Beaubelique/Policand) entzog sich anbremsend der Kontrolle des Fahrers und bog in die rechte Mauer ab. In selbige schlug der Mercedes heftig ein und wurde in die Richtung des Scheitelpunkts der ersten Kurve katapultiert. Leider kollidierte der AMG GT3 dort mit dem #59 Garage 59 McLaren 650S GT3 (Benham/Tappy). Duncan Tappy blieb trotz T-Bone-Konstellation größtenteils unverletzt. Bis auf Kratzer und einen angebrochenen Zahn gab es nichts zu vermelden. Der Franzose Jean-Luc Beaubelique zog sich ebenfalls
keine größeren Verletzungen zu. Um die Beseitigung des Trümmerfelds zu erleichtern, wurde das Safety Car zum zweiten Mal auf den Kurs gerufen. Der letzte Restart des Jahres erfolgte etwa vier Minuten vor Ablauf der Zeit. Den Schlusssprint gewann der #25 Antonelli Motorsport Lamborghini Huracán GT3, welcher das Wochenende des Kampfstiers krönte. Platz zwei erbten die Teamkollegen von Yacamán im #1 BMW Team Teo Martín M6 GT3 (Ramos/Schothorst), da der Kolumbianer nach einer gewagten Attacke im Kiesbett landete. Trotzdem reichte der Erfolg der Nummer eins für den Gewinn der Teammeisterschaft. Komplettiert wurde das letzte Podium des Jahres vom #21 Solaris Motorsport Aston Martin Vantage GT3 (Sini/Fannin).
Die Saison 2016 war mit großer Sicherheit kein Höhepunkt der International GT Open-Geschichte. Die Feldergrößen waren meist unterhalb der 15er-Marke und die 60 bis 70 Minuten dadurch meist hartes Brot. Man darf gespannt sein, ob die wachsende Konkurrenz auf dem europäischen Kontinent weiterhin der GT Open schaden wird.
Kalender 2017:
29. – 30. April: Circuito do Estoril
27. – 28. Mai: Circuit de Spa-Francorchamps
10. – 11. Juni: Circuit Paul Ricard
01. – 02. Juli: Hungaroring
02. – 03. September: Silverstone Circuit
30. September – 01.Oktober: Autodromo Nazionale di Monza
28. – 29. Oktober: Circuit de Barcelona-Catalunya
Blancpain GT Series:
Am gestrigen Montag hat die SRO Motorsports Group den endgültigen Kalender für das Jahr 2017 vorgestellt. Die wichtigste Neuerung ist die Aufnahme des Circuit Zolder in die Liste, auf welchem Sprintläufe ausgetragen werden. Die Formatänderungen bleiben hingegen bestehen, was uns ein 3h-Rennen in Barcelona als Saisonabschluss beschert. Interessanter ist dafür der Abschluss des Blancpain GT Series Sprint Cups 2017 auf dem Nürburgring.
Kalender 2017:
01. – 02. April: Misano World Circuit Marco Simoncelli (Sprint)
22. – 23. April: Autodromo Nazionale di Monza (3h-Rennen)
06. – 07. Mai: Brands Hatch Circuit (Sprint)
13. – 14. Mai: Silverstone Circuit (3h-Rennen)
02. – 04. Juni: Circuit Zolder (Sprint)
23. – 24. Juni: Circuit Paul Ricard (1000 km)
04. Juli: Circuit de Spa-Francorchamps (Test)
27. – 30. Juli: Total 24 Hours of Spa
25. – 27. August: Hungaroring (Sprint)
15. – 17. September: Nürburgring (Sprint)
30. September – 01. Oktober: Circuit de Barcelona-Catalunya (3h-Rennen)
Wochenendvorschau:
Das absolute GT-Highlight am kommenden Wochenende wird natürlich das zweiteilige Saisonfinale der japanischen Super GT sein. Deswegen seid Ihr wie immer auf die Vorschau des Kollegen Yankees verwiesen, der Euch wie gewohnt sehr ausführlich vorbereiten wird.
Außerdem wird die Australian GT (AGT Championship und Australian Endurance Championship) ihr Saisonfinale im neuseeländischen Highlands Motorsport Park durchführen. Der 4,1 Kilometer lange Kurs auf der Südinsel ist noch sehr jung, aber hat schon einige spannende Finalläufe gesehen. In der Sprint-Meisterschaft führt McLaren-Pilot Klark Quinn mit einem geringen Vorsprung auf Nathan Morcom, der ebenfalls den 650S GT3 sehr gut kennt. Roger Lago im JBS Australia Lamborghini REX GT3 ist Außenseiter im Titelkampf. Jedoch reist er mit Rückenwind an, da er das Hampton Downs 101 vor kurzem gewinnen konnte.
In der Endurance Championship führen momentan Grant Denyer und Nathan Morcom, die einen Tekno Autosport McLaren 650S GT3 pilotieren. Ihre größten Rivalen sind John Martin und Duvashen Padayachee im Walkinshaw Porsche 911 GT3 R.
Die beiden Sprintläufe finden am Samstag statt (Achtung: Start des ersten Laufs am Freitag um 23:20 Uhr deutscher Zeit) und das 101-Rundenrennen wird am Sonntag durchgeführt. Streams und weitere Formalitäten findet man in unseren TV Zeiten. Wir wünschen ein spannendes Wochenende mit viel Morgensport!
Bilderquelle / Copyright: International GT Open; Blancpain GT Series