Der Machtkampf bei McLaren ist beendet. Nach knapp 36 Jahren muss Ron Dennis die Leitung des McLaren Konzern abgegeben. Zuvor hatte er sich einen Machtkampf mit den Teilhabern geliefert.
Kaum jemand hat die letzten 35 Jahre in der Formel Eins so geprägt, wie Ron Dennis. Der technokratische Kopf von McLaren hat aus einem Formel Eins Team einen milliardenschweren Konzern gezimmert. Doch während die diversen McLaren Firmentöchter allesamt erfolgreich waren, lief es beim Formel Eins Team schlecht. Und das war wohl auch der Grund, warum die anderen Teilhaber Ron Dennis loswerden wollten.
Dennis gehören 25% der McLaren Group, der Muttergesellschaft des Konzerns. Weitere 25% gehören der TAG-Gruppe um Mansour Ojjeh, die restlichen 50% hält der Staatsfond des Königreichs Bahrain, die Mumtalakat Holding Company. Diese Konstellation war eigentlich so gedacht, dass sich Dennis und Ojjeh, die seit Ende der 70er eng befreundet waren, immer die Kontrolle über McLaren behalten würden. Doch offensichtlich haben sich Dennis und Ojjeh in den letzen Jahren zerstritten. Grund hierfür war wohl die Erfolglosigkeit des Rennstalls, der mehr Geld brauchte, als man an Sponsorengelder reinbekam. Auffällig war in den letzten Jahren, dass es Dennis nach dem Verlust des Hauptsponsors Vodafone nicht gelang, einen neuen Geldgeber zu finden. Zwar wird das Team teilweise massiv durch Honda unterstützt, Geld fehlt aber dennoch.
Aus den Geschäftsunterlagen geht leider nicht hervor, wie viel McLaren der Rennstall kostet. Aber ein Vergleich mit Mercedes ist sicher nicht falsch. Die verloren 2015 rund 20 Millionen Dollar, und das trotz des Hauptsponsors Petronas und der Prämien durch die FOM. Da McLaren in den letzten Jahren kaum Punkte gesammelt hat und der Hauptsponsor fehlt, kann man sich ausrechnen, wie viel Geld da bei F1-Team fehlt, bzw. durch die anderen Teile der McLaren Group aufgefangen werden müssen.
Dennis hatte in den letzten Wochen versucht mit Hilfe von chinesischen Investoren den Rennstall wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Doch das Angebot von 1.6 Milliarden Dollar waren den restlichen Anteilseigner wohl zu wenig. Zwar entspricht das dem doppelten, was McLaren erwirtschaftet hat, aber normalerweise liegt der Preis bei einer Übernahme bei dem drei- bis vierfachen des Umsatzes einer Firma. Nicht auszuschließen ist aber auch, dass die Ablehnung des Angebots persönliche Gründe hat.
Dennis muss seinen Posten als CEO und defacto Chef von McLaren F1 sofort räumen. Er bleibt auf Grund seiner Beteiligungen zwar im Aufsichtsrat, kann dort wegen seiner Minderheitsbeteiligung aber nichts ausrichten. Wer sein Nachfolger wird, ist unklar. Genannt werden des Ex-McLaren Chef Martin Whitmarsh und der in der Formel Eins vor allem wegen seiner Marketing- und Sponsorenfirma bekannte Zak Brown, dem nebenbei auch noch United Motorsport gehört.
In die missliche Lage, keine direkte Kontrolle mehr über McLaren zu haben, hatte sich Ron Dennis Ende 90er Jahre selber gebracht. Damals stand der Rennstall kurz vor dem Aus. Nach dem Weggang von Ayrton Senna hatte man eine lange Durststrecke, die die finanziellen Ressourcen des Teams fast komplett erschöpften. Dennis gelang es Mercedes an Bord zu holen, die 40% des Teams übernahmen, während er und Ojjeh jeweils 30% hielten. 2007 stieg Mumtalakat ein, die jeweils 15% von Ojjeh und Dennis übernahmen. Als Mercedes Ende 2009 den Brawn Rennstall übernahm, verkaufte man 20% an Mumtalakat, jeweils 10% kauften Dennis und Ojjeh zurück. Dennis fehlten auch damals die Mittel den Mehrheitsanteil an McLaren zu erwerben.
Mit Ron Dennis verlässt der langjährigste Teamchef nach Frank Williams die Szene. Mit Unterbrechungen hatte er McLaren knapp 36 Jahre angeführt. Bekannt war Dennis nicht nur als „harter Hund“ und absolut Detail-verliebter Teamchef, sondern auch wegen seiner extrem komplexen Sprechweise, auch bekannt als „Ron-Speak“. Ihm gelang es immer wieder einfache Sachverhalte mit einer verwirrenden Kaskade von Fremdwörtern und einem kompliziertem Satzbau möglichst unverständlich auszudrücken.
Die Art seiner Absetzung ist gleichzeitig ein gemeiner Witz der Geschichte. Dennis hatte 1980 durch die Unterstützung des damaligen Sponsor Marlboro eine freundliche Übernahme von McLaren gestartet. Da da Team damals extrem erfolglos war, sorgte sich Marlboro um das Investment und legte das von Dennis als F1-Team angelegt „Project Four“ mit McLaren zusammen. Seitdem heißen die McLaren „MP4“. Dennis drängte damals gegen dessen Willen Teddy Mayer aus dem Team, der das Team seinerseits nach dem Tod von Bruce McLaren übernommen hatte. Und so wie er damals Mayer aus dem Team geworfen hat, so werfen ihn nun seine Teilhaber raus.
Bilder: McLaren
1 Kommentare
Schöner Hintergrundbericht – gefällt mir gut :)
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