In Phoenix dauerte es am Sonntag bis zur vorletzten Runde, bis das große Drama inszeniert wurde. Eine späte Gelbphase beraubte Matt Kenseth seines sicher geglaubten Sieges, da es beim Restart zu einem Missverständnis kam. So gewann stattdessen Joey Logano vor Kyle Busch, und diese beiden Piloten sicherten sich auch das Finalticket.
Analyse Phoenix November 2016
Was für ein Unglückstag für Matt Kenseth in Phoenix: Da führt er die letzten 55 Runden an und ausgerechnet einen Umlauf vor der karierten Flagge platzt Michael McDowell ein Reifen. Grund genug für die NASCAR, eine Caution auszurufen, um das Rennen zu neutralisieren und dem bisher ausgebliebenen Drama ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Nachdem Kenseth sich bereits sicher in den Final-Four für Homestead gewähnt hatte, musste er nun noch eine Overtime überstehen. Kurzzeitig gelang das auch ganz gut, da neben ihm ein zuvor wie entfesselnd fahrender Alex Bowman (194 Führungsrunden) beim Restart die Hinterreifen durchdrehen ließ. Dahinter drückte Kyle Busch die langsame #88 jedoch so heftig nach vorne, dass es in Turn 1 zu eng wurde.
Der Spotter von Matt Kenseth rief zunächst noch ein „Clear“ in sein Funkgerät, aber als sein Schützling einlenken wollte, war plötzlich die #88 innen im Weg. Gleichzeitig mit der Berührung hörte Kenseth über das Headset ein „Inside“, doch da war es bereits zu spät: Alex Bowman drehte die #20 ohne eine Chance auf Vermeidung der Kollision um. Hinter ihm drückte nämlich immer noch Kyle Busch und der hatte seinerseits einiges zu verlieren. Als Nutznießer des Spotterfehlers entpuppten sich schnell Busch und erneut Joey Logano, der bereits in der ersten Rennhälfte einen Großteil seiner 58 Führungsrunden einsammelte. Dieses Duo kämpfte vor Ausbruch der Caution schon extrem eng und mit Punktegleichstand um den Einzug ins Finale – eigentlich genug Drama gegen Rennende.
Der letzte Overtime-Versuch verlief dann erfolgreich und sicherte nicht nur Sieger Joey Logano den Einzug in die Final-Four, sondern auch Kyle Busch auf Rang 2. Die Top-5 komplettierten Kyle Larson, Kevin Harvick und Kurt Busch, wobei Larson gefühlt irgendwie aus dem Nichts auftauchte, nachdem er in der ersten Rennhälfte gleich zwei Cautions auslöste und weit zurückgefallen war. Harvick und Busch, die unglücklichen Teamkollegen von Stewart-Haas Racing, hätten sich in Phoenix nur über die Victory-Lane für das Finale in Homestead qualifizieren können. Besonders überraschend war für mich, dass ausgerechnet die #4 auf dieser Paradestrecke keinen Morgen sah. Ich hätte schwören können, dass Harvick mal wieder in der Wüste von Arizona gewinnt.
Die Top-10 setzte sich nach zwei Overtime-Anläufen und 12 Runden Zugabe aus Alex Bowman, Denny Hamlin, Ryan Blaney, Chase Elliott und Paul Menard zusammen. Lokalmatador Bowman lieferte eine sensationelle Leistung für seinen Rookie-Status ab und befand sich lange Zeit dicht am ersten Sieg im Sprint Cup. Bedanken kann er sich bei seiner Boxenmannschaft, die ihn nach einem Unfall zwischen Ryan Newman und Martin Truex Jr. zum Ende des zweiten Renndrittels hinter Matt Kenseth wieder auf die Strecke schickte. Weil Hamlin in dieser Caution auf der Strecke geblieben war, fiel die #88 aus der ersten Restartreihe, wo der Wagen nicht mehr ganz so gut lief wie in Clean-Air. Der Taktik-Schachzug der #11 war übrigens nicht von Erfolg gekrönt, da Hamlin mit den alten Reifen schnell an Boden verlor und auf eine Final-Four-Teilnahme fehlten ihm dann sechs Zähler.
Für Zwischenfälle sorgten Martin Truex Jr. und Jimmie Johnson, weil sie kurz vor der Einfahrt in die Boxengasse das Pacecar überholten – in der NASCAR ein absolutes No-Go! Du darfst das Pacecar anschieben, rammen und vermutlich auch darauf schießen, aber du darfst es definitiv nicht überholen. Nach dem Fauxpas von Truex hätte es Johnson dann eigentlich besser wissen müssen. Es war schon grob fahrlässig vom Team der #48, ihren Fahrer nicht proaktiv zu warnen. NASCAR betonte am nächsten Tag, dass man in der Besprechung mit den Fahrern vor dem Rennen noch auf diesen Umstand hingewiesen hatte. Truex erholte sich nicht mehr vom kassierten Rundenrückstand und musste nach dem Unfall mit Ryan Newman als 40. aufgeben. Johnson kam auf Rang 38 ins Ziel, doch das dürfte ihm wohl genauso wie Carl Edwards auf Platz 19 ziemlich egal gewesen zu sein.
Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings
Vorschau Saisonfinale Homestead 2016
Damit sind alle Zutaten für das große Finale auf dem Homestead-Miami Speedway geschnitten und warten darauf, in den Nudeltopf gegeben zu werden. Das etwas ungewöhnliche 1,5-Meilen-Oval mit zwei 180-Grad-Kurven und einem variablen Banking von 18 bis 20 Grad bringt nach 36 Saisonrennen die Entscheidung in der Meisterschaft. Ob es gerecht ist, dass nun nur noch Jimmie Johnson, Carl Edwards, Joey Logano und Kyle Busch eine Chance auf den Titel haben und zudem noch etwas kommunistisch auf 5.000 Punkte gesetzt werden oder nicht, darüber lässt sich natürlich super streiten. Jedenfalls sorgt dieser Modus für garantierte Spannung – außer natürlich alle vier Anwärter fallen in der ersten Runde einem Big-One zum Opfer.
Es zählen keine Bonuspunkte (eigentlich sogar überhaupt keine Punkte mehr), sondern nur noch die Platzierungen auf der Strecke. Der Zuschauer muss nicht rechnen und kann sich stattdessen ganz auf die Action konzentrieren. Das einzige Gegenargument, was ich wirklich gelten lasse, betrifft die Auswahl dieses Final-Ovals: Homestead wird nicht jedem Fahrer/Team liegen und es ist etwas schade, dass dadurch bestimmte Konstellationen einen (leicht) unfairen Vorteil gewinnen. Die letzten beiden Jahre gewann jedenfalls ein Final-Four-Teilnehmer das Rennen und damit auch die Meisterschaft. 2014 stand Kevin Harvick am Ende ganz oben und 2015 schließlich Titelverteidiger Kyle Busch. Die drei Jahre zuvor fuhren Denny Hamlin (2013), Jeff Gordon (2012) und Tony Stewart (2011) in die Victory Lane.
Jimmie Johnson ist dagegen – genau wie Joey Logano – in Homestead bisher noch sieglos. Gewinnen musste er in der Vergangenheit aber auch nicht, da er bei seinen sechs Titeln meistens einen guten Vorsprung in den Punkten geschickt verwalten konnte. Ich wage jetzt keine Prognose auf einen Meister 2016, habe aber zumindest eine Reihenfolge meiner persönlichen Favoriten: Carl Edwards wäre als Meister der Herzen nach der Punktgleichheit 2011 gegen Tony Stewart nun endlich mal an der Reihe. Dann würde ich mich über einen siebten Titel von Jimmie Johnson freuen, der ebenso wie Richard Petty und Dale Earnhardt Sr. eine ganze Ära bestimmt hat und einfach mit diesen Legenden gleichziehen muss. Eine Titelverteidigung von Kyle Busch wäre natürlich auch schön, er hat sich einfach an der Spitze etabliert und wäre ein verdienter Meister. Bei Joey Logano fliegt dagegen der Fernseher aus dem Fenster, so einen Unsympathen möchte ich am Ende nicht ganz oben sehen.
Zeitplan & TV-Programm:
Freitag, 18.11.
14:30 Uhr, Truck Series Practice, FS1
16:30 Uhr, Truck Series Final Practice, FS1
18:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, NBCSN
20:00 Uhr, XFINITY Series Practice, NBCSN
21:30 Uhr, Truck Series Qualifying, FS1
23:00 Uhr, XFINITY Series Final Practice, NBCSN
00:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, NBCSN
02:00 Uhr, Truck Series Rennen (Ford EcoBoost 200), FS1 ab 01:30 Uhr
Samstag, 19.11.
16:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, CNBC
17:00 Uhr, XFINITY Series Qualifying, CNBC
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, NBCSN
21:30 Uhr, XFINITY Series Rennen (Ford EcoBoost 300), NBCSN ab 21 Uhr
Sonntag, 20.11.
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Ford EcoBoost 400), NBC & Motorvision TV ab 20 Uhr
2 Kommentare
Für mich ist eher Kyle Busch der Unsympath schlecht hin. Jeden Titel den er gewinnt ist einer zu viel und nach den 2 Rennen in Phoenix( XF Chaser Allgaier abgeschossen der ihn vorher fair und ohne Kontakt überholt hat und im Sprint Cup fast die #88 gewreckt) darf er auf keinen Fall an Sonntag den Titel gewinnen. Wär meiner Meinung nach völlig unverdient.
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