Viele Freudentränen, Hochspannung in beiden Rennen des Wochenendes und zwei hochverdiente Meister in der GT500 sowie GT300 der Super GT: Das Motegi GT Grand Final hielt alle Versprechungen. Am Ende krönten sich Heikki Kovalainen / Kohei Hirate (Denso Kobelco SARD RC F) sowie Takeshi Tsuchiya / Takamitsu Matsui (VivaC 86 MC) in ihren jeweiligen Klassen zu den neuen Königen des japanischen Motorsports. Unsere Analyse im XXL-Format.
„Es war ein unglaubliches Wochenende für uns“, erklärte ein jubelnder Heikki Kovalainen wenige Minuten nach dem Rennen. Passender hätten die Worte des Finnen nicht sein können. Zwei Pole-Positions, ein zweiter Platz am Samstag sowie der erste Saisonsieg im finalen Lauf am Sonntag reichten aus, um das Zehn-Punkte-Defizit zum Motul Autech GT-R (Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli) wettzumachen, die als Tabellenführer zum Finale nach Motegi gereist sind. Mit anderen Worten: Es war ein nahezu perfektes Wochenende für die Lexus-Mannschaft, die 22 Jahre nach ihrem Einstieg in die Super GT (damals noch JGTC) ihre lange Durststrecke voller Höhe- wie auch Tiefpunkten endlich beendeten und erstmals den prestigeträchtigen Meisterpokal der höchsten japanischen Motorsportserie erhielten. Für Kohei Hirate war es der zweite Titel nach 2013. Für Heikki Kovalainen war es zugleich der allererste Sieg in der Super GT wie auch sein erster Meisterschaftstriumph seit er die Nissan World Series 2004 gewann. Damit tritt der ehemalige McLaren-Pilot in die Fußstapfen von David Brabham (1996), Pedro de la Rosa (1997), Érik Comas (1998, 1999), Toranosuke Takagi (2005) und Ralph Firman (2007), die als (ehemalige) Vollzeit-Formel-1-Pilot die GT500-Krone gewannen – als einziger Grand-Prix-Sieger sogar. Damit unterband Lexus nicht nur den Titel-Hattrick von Nissan-NISMO, sondern verabschiedete auch ihren RC-F-Renner mit der Meisterkrone ins Museum, der 2017 bekanntlich durch den neuen LC500 ersetzt wird.
Es waren nicht die einzigen Freudentränen, die vergangenen Sonntag vergossen wurden. Auch in der GT300-Klasse wurde Geschichte geschrieben, als der VivaC 86 MC als Sieger die Ziellinie überquerte. Ähnlich SARD beendete auch Takeshi Tsuchiya seine persönliche Durststrecke, als er den Meisterpokal über den Kopf stemmte. Damit beendete der Teambesitzer seine 21-jährige aktive Karriere auf dem Höhepunkt, denn bereits vor wenigen Monaten kündigte er an, sich ab 2017 auf die Leitung seines GT300-Renstalls sowie seine Funktion als Ingenieur zu konzentrieren. Dass dem 44-jährigen Japaner in seinem allerletzten Rennen als Vollzeitpilot endlich das Kunststück des ersten Fahrertitels in der Super GT gelang, versüßte den Triumph natürlich umso mehr. Entsprechend lagen sich er und sein Vater Haruo Tsuchiya in den Armen. Es war ein Déjà-vu der Szenen aus Thailand, als ein mit Freudentränen überladener Masaaki Bandoh zu seinem Sohn Masataka Bandoh eilte, um ihn zum Premierentriumph in der GT500-Klasse zu gratulieren. Für die ehemals Tsuchiya Engineering genannte Mannschaft war es der erste GT300-Titelgewinn als einzelnes Team, nachdem die vorherigen Triumphe in den Jahren 1998 sowie 1999 in Kooperation mit Team Taisan respektive apr entstanden. Für Tsuchiyas Teamkollegen Takamitsu Matsui war es der erste Meisterschaftserfolg in seiner erst zweiten vollen Saison, nachdem er auf den finalen Metern den im Rückspiegel immer größer werdenden #31 Toyota Prius apr GT abwehrte. Mentor, Teamkollege sowie Chef Takeshi Tsuchiya hatte nach dem Rennen nur lobende Worte für seinen Schützling übrig, der ganz bescheiden zu Protokoll gab, dass er den Titelgewinn als Möglichkeit sieht, sich in den kommenden Jahren als Fahrer zu verbessern. Ein wahrer, kampflustiger Champion eben, von dem die Super GT in der Zukunft noch viel hören wird.
GT500
Round 3 (Samstag)
Offiziell trug das Samstagsrennen den Titel „Round 3“, da es als Ersatz für den Lauf in der Autopolis galt, der nach den schweren Erdbeben in Kumamoto abgesagt wurde. Mit halbierten Gewichts-Handicap wachten die Teams mit schweren Kopfschmerzen am Samstag auf. Der Freitag fiel nämlich gänzlich ins Wasser. Starkregen verhinderte mögliche Setup-Arbeiten, da für das restliche Wochenende trockene Bedingungen vorhergesagt wurden. Zwar versuchte die GT-Association (GTA) mit einer Verlängerung der zweiten Trainingssitzung am Freitagnachmittag um 40 Minuten den Rennställen entgegen zu kommen. Auf der weiterhin nassen Piste waren aber nur einige wenige Runden auf den Trockenreifen möglich. Das Bild sollte sich Samstagmorgen wiederholen. Erneute Regenfälle in der Nacht sorgten für einen nassen Asphalt, der bis zum Qualifying (eine einzelne Session ohne dem üblichen KO-Format) um 8:45 Uhr Ortszeit nicht abtrocknete. Noch schlimmer: Mit Bedingungen, die zu feucht für Trocken- aber nicht nass genug für Regenreifen waren, verkam die Zeitenjagd zur Lotterie. Immerhin: Wegen der Deklarierung zur Wet-Session konnten die Mannschaften vor dem Rennstart am Nachmittag neue Pneus aufziehen. Die extra fürs Finale geschaffene Regel, mit dem Qualifying-Reifen auch starten zu müssen, griff somit erst am Sonntag. Am besten schlitterte Heikki Kovalainen den Denso Kobelco SARD RC F, der für Toyota Gazoo Racing auch an einzelnen Events der japanischen Rally-Meisterschaft teilnimmt, auf der feuchten Strecke, indem er den Forum Engineering Advan GT-R (Daiki Sasaki / Masataka Yanagida) sowie au TOM’s RC F (Daisuke Ito / Nick Cassidy) auf die Plätze zwei und drei verwies. Der Raybrig NSX Concept-GT (Naoki Yamamoto / Takuya Izawa) sowie Epson NSX Concept-GT (Daisuke Nakajima / Bertrand Baguette) komplettierten die Top-5 und gaben Honda zumindest für einen kurzen Moment die Hoffnung, das Jahr mit einem etwaigen Sieg abzuschließen. Überhaupt nicht in Fahrt kamen die Titelaspiranten im Motul Autech GT-R (Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli), Zent Cerumo RC F (Yuji Tachikawa / Hiroaki Ishiura) sowie KeePer TOM’s RC F (Ryo Hirakawa / James Rossiter), die sich lediglich auf den Plätzen zwölf, 14 sowie 15 qualifizierten.
Sonnige 18 Grad sowie 24 Grad Asphalttemperatur begrüßten die Fahrer zum 250-Kilometer-Rennen (53 Runden) am Samstagnachmittag. Kohei Hirate konnte zunächst problemlos die Pole-Position des Denso-Lexus verteidigen. Dahinter übernahm der au TOM’s RC F den Silberrang des Forum Engineering Advan GT-R. Die stets wilde Startphase wurde nach bereits drei Runden unterbrochen, nachdem gleich zwei unabhängige Unfälle des Mach Syaken 86 MC sowie des ARTA BMW M6 GT3 (siehe GT300-Teil) bei den beiden Unterführungen das Safety Car auf die Strecke zwang. Yuhi Sekiguchi (WedsSport Advan RC F) nutzte die Eröffnungsrunden am besten aus, indem er sich vom achten Startplatz auf den fünften Rang vorkämpfte. Direkt nach dem Restart griff der Thailand-Sieger auch nach Naoki Yamamoto, der den Yokohama-bereiften Lexus zunächst abwehren konnte. Es sollte nicht lange dauern, bis die Titelaspiranten im Wako’s 4CR RC F (Kazuya Oshima / Andrea Caldarelli) sowie Calsonic Impul GT-R (Hironobu Yasuda / Joao Paulo de Oliveira) zu den beiden Streithähnen hinzustoßen.
Am Ende der 19. Runde eröffneten der Zent Cerumo RC F sowie der Motul Autech GT-R eine ganze Reihe von Boxenstopps, nachdem beide mit ihren Reifen zu kämpfen hatten. NISMO entschied sich gar für einen Wechsel von den Softs auf die Medium-Reifen, da der weichere Satz laut Angaben von Michelin für Probleme sorgte – ein entscheidender Punkt, der insbesondere am Sonntag eine wichtige Rolle spielte. Die Ausbeute sollte für beide Titelaspiranten jedoch nicht sonderlich hoch ausfallen. Während Tachikawa und Ishiura den Zent-Lexus noch auf den sechsten Rang pilotieren, staubten Matsuda und Quintarelli im Motul-Nissan auf dem neunten Platz lediglich zwei Meisterschaftspünktchen ab.
Im 21. Umlauf kam Daisuke Ito zum Service herein, um mit lediglich zwei frischen Hinterreifen den au TOM’s RC F an seinen Teamkollegen Nick Cassidy zu übergeben. Bei SARD reagierte man prompt und holte Kohei Hirate umgehend eine Runde später zum Boxenstopp herein. Anders als die Markenkollegen bekam Heikki Kovaleinen jedoch vier frische Bridgestone-Gummis aufgeschnallt, wodurch der Finne zunächst hinter den Neuseeländer zurückfiel. Dahinter kamen auch der Raybrig-Honda sowie Calsonic-Nissan herein. Der Cerumo-Mannschaft gelang jedoch der sogenannte Undercut, wodurch der rote Lexus an beiden Kontrahenten vorbeiging, sich jedoch dem schnelleren Wako’s 4CR RC F geschlagen geben musste. An der Spitze entschieden sich die beiden Yokohama-bereiften Forum Engineering Advan GT-R sowie WedsSport RC F hingegen den Stint so lange wie möglich hinauszuzögern. Im 30. Umlauf gaben letztere klein bei und beorderten Sekiguchi den Wagen an Yuji Kunimoto zu übergeben, der ohne Gummitausch auf dem zunächst dritten Rang das Rennen aufnahm. Bei Kondo Racing setzte man hingegen erneut alles auf eine Karte. Erst vier Runden später kam auch der Forum Engineering RC F zum Service. Wie schon in Sugo entschloss sich Teamchef Masahiko Kondo jedoch für eine Fuel-Only-Strategie. Die Entscheidung wurde laut Daiki Sasaki bereits vor dem Rennen getroffen, weshalb er nach eigenen Angaben sehr darauf bedacht war, dem Führungsduo zu folgen, ohne dabei seine Reifen zu sehr zu beanspruchen.
Der Gamble ging auf: Mit einem flinken Stopp von 23,7 Sekunden behielt Masataka Yanagida die Führung, 4,5 Sekunden vor den beiden Lexus von TOM’s und SARD. Seit den Boxenstopps befanden sich die beiden Markenkollegen im Streit um den Silberrang, der sichtlich zum strategischen Kniff von „Matchy“ Kondo beitrug. Nach einem langen sowie stets ansehnlichen Kampf ging Heikki Kovalainen in der 39. Runde letztlich an Nick Cassidy vorbei, der mit seinen abgenutzten Vorderreifen zu kämpfen hatte. Zwei Umläufe später tat es ihm Andrea Caldarelli gleich, indem er Yuji Kunimoto den Bronzerang abknüpfte. Kovalainen nahm umgehend die Verfolgung Yanagidas auf, der stark mit den abgenutzten Yokohama-Reifen zu kämpfen hatte. Zudem kämpfte sich der Finne deutlich energischer durch den GT300-Verkehr, wodurch der weiß-rote Lexus sechs Runden vor Schluss im Rückspiegel des Japaners auftauchte. Es war eine Art Déjà–vu der Szenen aus Sugo. Auch damals entschied sich Kondo Racing für eine Fuel-Only-Strategie und wurde in den finalen Runden vom Denso-Lexus um den Kurs gejagt. Anders als noch im Juli dieses Jahres sollte eine rote Flagge mitsamt vorzeitigem Rennende jedoch nicht den Forum Engineering GT-R retten. Stattdessen musste Masataka Yanagida tief in die Trickkiste greifen, um Heikki Kovalainen hinter sich zu halten. „Ich habe gehört, dass die Stimmung in der Box ziemlich angespannt war. Und ehrlich gesagt war ich es auch“, erklärte der zweifache GT500-Champion nach dem Rennen. Den Druck Kovalainens konnte Yanagida dennoch standhalten. Selbst als dieser in der finalen Runde direkt an seinem Heck schnupperte, rettete der Japaner, sichtlich mit dem abgenutzten Yokohama-Reifen kämpfend, den zweiten Saisonsieg für den Forum Engineering Advan GT-R mit nur 0,239 Sekunden Vorsprung nach Hause. Entsprechend hoch war der Jubel in der Kondo-Racing-Garage. Nicht nur gewann man erstmals zwei Rennen in einem Jahr, man fuhr sich auch in die Reihe der Titelkandidaten. Der bereits dritte Saisonsieg stellte zudem einen persönlichen Rekord für Reifenausstatter Yokohama dar.
Somit ging zum bereits zweiten Mal in diesem Jahr der strategische Gamble von Masahiko Kondo auf, auf einen Reifenwechsel zu verzichten. Und getreu dem Motto „never change a running system“, erklärte er auf der Pressekonferenz lachend, dass man die gleiche Taktik auch am Sonntag probieren werde. Dass der Kniff aufging, war nach Angaben von Masataka Yanagida aber auch der hervorragenden Ausgangsposition geschuldet: „Der wichtigste Grund zu unserem Erfolg war der Fakt, dass wir aus der ersten Reihe starteten.“ Zwar verpassten Heikki Kovalainen und Kohei Hirate auf dem Silberrang zwar knapp den Sieg, übernahmen wegen des schlechten Abschneidens des Motul Autech GT-R (Platz neun) aber die Tabellenführung. Das Podium komplettierten Daisuke Ito / Nick Cassidy im au TOM’s RC F, die mit ihrem besten Saisonresultat den Wako’s 4CR RC F hinter sich hielten. Mit dem WedsSport Advan RC F sowie dem Zent Cerumo RC F auf den Rängen fünf und sechs dominierte Toyotas Luxusmarke die Positionen zwei bis sechs. Einzig der KeePer TOM’s RC F (Ryo Hirakawa / James Rossiter) erlitt abermals Pech, als kurz nach den Boxenstopps die linke Vorderradbremse Feuer fing und somit alle Titelträume zerplatzen ließ. Nach einer guten Qualifikation blieb Honda beim Heimspiel lediglich der Kampf um die goldene Ananas, indem Naoki Yamamoto / Takuya Izawa im Raybrig NSX-Concept auf dem zehnten Rang als bestes Team der Armada ein einzelnes Pünktchen einfuhren.
Round 8 (Sonntag)
Mit dem Ergebnis von Samstag war die Bühne für den Titel-Showdown im finalen Saisonlauf eröffnet, das frei von jeglichen Gewichts-Handicaps war. Anders als noch am Vortag fand die Qualifikation nun unter sonnig-trockenen Bedingungen statt. Dabei begab sich Lexus Team SARD erneut in die beste Ausgangsposition, als Kohei Hirate mit einem neuen Rundenrekord (1:36.491) – 1,9 Sekunden schneller als Pole-Zeit von Scott Dixon in der IndyCar im Jahr 2011) – abermals die Pole-Position und damit einen weiteren Bonuspunkt sicherte. Somit ging man mit vier Punkten Vorsprung gegenüber den Titelverteidigern im Motul Autech GT-R ins Rennen, die sich lediglich auf dem neunten Platz qualifizierten. Vor den geschockten Gesichtern der NISMO-Ingenieure versuchte Ronnie Quintarelli sein Qualifying zu erklären, das von schwerwiegenden Balance-Problemen geplagt wurde. Da die Zeitenjagd unter trockenen Bedingungen stattfand, griff auch die Regel, mit dem Qualifying-Reifen das Rennen starten zu müssen. Entsprechend wichtig war die Gummientscheidung, welche bei den beiden Michelin-ausgestatteten Mannschaften von NISMO und MOLA auf den Medium-Reifen fiel, nachdem die weichere Variante am Samstag zu stark abbaute. Dieser benötigte allerdings zu lange, um die benötigte Betriebstemperatur zu erreichen, wodurch Quintarelli chancenlos blieb.
Zudem schlich sich ein Leistungsproblem beim frisch fürs Finale verbauten Aggregat ein. Zwar verwendete Nissan in jedem der vier GT500-Godzillas den frischen, dritten Motor. Vom Leistungsproblem war jedoch lediglich die Werksmannschaft betroffen, weshalb man bereits am Samstag das Motoren-Mapping verstellen musste. Toyota Racing Development karrte ebenfalls frische Motoren an die Strecke, die laut der Aussage mehrerer Insider-Quellen (darunter Jiro Takahashi von J Spors) 30 PS stärker ausfiel als die vorherige Entwicklungsstufe. Dieser zusätzliche Boost zeigte sich in der Dominanz von Lexus, die in der Qualifikation fünf ihrer sechs RC F in die Top-6 stellten. Dazwischen schlich sich lediglich der Calsonic Impul GT-R auf Rang fünf – das Ende der Titelträume für Impul. So benötigten Hironobu Yasuda und Joao Paulo Oliveira dringend den Bonuspunkt für die Pole-Position, um mathematisch noch am Meisterschaftskampf mitzuwirken. Damit gingen noch sieben Titelkandidaten ins Rennen.
Wie bereits am Vortag verteidigte Kohei Hirate die Führung vor Ryo Hirakawa im KeePer TOM’s RC F. Dieser erwies sich als Teamplayer, indem er vor der zweiten Kurve absolut kampflos den noch mit Meisterschaftschancen bestückten Wako’s 4CR RC F vorbei lies. Eine ähnliche Situation ereignete sich auch in der 14. Runde, als Hirakawa Sekiguchi im WedsSport-Lexus vorbeiwinkte, nachdem dieser zuvor seine kurzzeitig an Hironobu Yasuda verlorene Position wieder zurückgewann. Das ironische Grinsen in Kazuki Nakajimas Stimme, der als zusätzlicher Experte das Finale im japanischen Fernsehen kommentierte, war kaum zu überhören. Auch wenn niemand das Wort Markenorder in den Mund nahm, so war es offensichtlich und auch korrekt, dass man bei KeePer TOM’s den jeweiligen Titelaspiranten nicht im Weg stehen wollte, auch auf Kosten des eigenen Ergebnisses. Am Ende belegte man den fünften Platz, wodurch man trotz des Ausfalls vom Vortag ein noch relativ versöhnliches Ergebnis einfuhr.
Am Ende des 19. Umlaufs eröffnete der zu diesem Zeitpunkt fünftplatzierte Calsonic Impul GT-R die Boxenstopps, nachdem sich hinter dem blauen GT500-Godzilla ein Zug bestehend aus dem au TOM’s RC F, Zent Cerumo RC F, Motul Autech GT-R sowie S Road Craftsports GT-R bildete. Just zum gleichen Zeitpunkt bog auch der Forum Engineering Advan GT-R (Startplatz zwölf) in die Boxenstraße. Wie bereits am Vortag angekündigt, versuchte sich Kondo Racing erneut an einer Fuel-Only-Strategie. Der Kniff ging zunächst auf: Daiki Sasaki kam vor Markenkollege Joao Paulo de Oliveira heraus, fiel im weiteren Verlauf des Rennens aber wieder zurück. Am Ende überquerten die Vortagessieger die Ziellinie auf dem zehnten Platz. Die konservative Vier-Reifen-Strategie stellte sich am Sonntag als die richtige Entscheidung heraus. Diese wählten auch die Tabellenführer, als Kohei Hirate den Denso Kobelco SARD RC F in der 20. Runde an Heikki Kovaleinen in 37,3 Sekunden übergab. Team LeMans reagierte sofort. Der Stopp dauerte mit 42 Sekunden jedoch deutlich länger, wodurch Kovalainen problemlos wieder am Wako’s 4CR RC F vorbeizog. Damit war klar: Wollte die Mannschaft unter der Führung des dreifachen GT500-Champions Juichi Wakisaka die Super-GT-Krone gewinnen, musste Kazuya Oshima Heikki Kovalainen auf der Strecke überholen.
Anders als die anderen Mannschaften verfolgten NISMO sowie MOLA eine gänzlich andere Strategie. Da der Medium-Reifen von Michelin zu lange brauchte, um auf Betriebstemperatur zu gelangen, entschied man sich erstmals für einen Fuel-Only-Stopp. Die Taktik ging jedoch nicht auf: Am Ende kamen der S Road Craftsports GT-R sowie Motul Autech GT-R auf den Plätzen sechs und sieben ins Ziel, nachdem man die mit frischen Gummis ausgestatteten Kontrahenten nicht hinter sich halten konnte. Damit blieben die Titelverteidiger im großen Saisonfinale absolut chancenlos und wurden am Ende gar auf den dritten Tabellenplatz verdrängt. Laut Angaben von Michelin waren die Mediums und somit die Strategie, keine Reifen zu wechseln, die einzige Option, nachdem sich die Softs am Vortag als nicht konkurrenzfähig herausstellten. Damit ging Heikki Kovalainen wieder in Führung, der von einem immer schneller werdenden Kazuya Oshima um den Zwillingsring gehetzt wurde. Es sollte bis zur 49. Runde dauern, ehe der Japaner am Auspuff des Finnen schnüffelte.
„Zum Schluss hatte ich mit meinen Reifen zu kämpfen“, erklärte Heikki Kovalainen nach dem Rennen. Dies ermöglichte Oshima die Lücke immer weiter zu schließen, ehe der Kampf um die Führung in den finalen Runden entbrach. Dem Denso-Gespann hätte ein zweiter Platz gereicht, um den Titel einzufahren. Selbstredend sollte dies jedoch mit einem Sieg geschehen – dem ersten seit den Fuji 500 km im Jahr 2012. Das Wako’s-Ensemble musste hingegen hoffen, dass ihre Markenkollegen noch den auf Bronzerang abrutschten, um ihrerseits die GT500-Krone aufsetzen zu können. Trotz der abgenutzten Reifen ließ sich Kovalainen nicht von den Attacken Oshimas beeindrucken. Dieses Mal war er der gejagte. Und dieses Mal rettete er mit lediglich 0,472 Sekunden den Sieg über die Ziellinie. Dass dieser Triumph für das Team wichtig war, betonte insbesondere Kohei Hirate: „Natürlich bin ich überglücklich darüber, die Meisterschaft gewonnen zu haben. Mehr als alles andere wollte ich die Saison aber mit einem Sieg abschließen – und ich bin froh darüber, dass wir dieses Ziel erreichten.“ Der Bronzerang ging an Yuhi Sekiguchi / Yuji Kunimoto, die nach dem Sieg in Thailand ihr zweites Podiumsresultat in diesem Jahr einfuhren. Im Gegensatz zu den Yokohama-Kollegen von Kondo Racing setzte man im finalen Lauf auf die konservative Strategie, alle vier Reifen zu wechseln. Eine Entscheidung, die sich auszahlte da man so den vierten Rang in der Fahrer- wie auch Teamwertung einfuhr – ihr bisher bestes Resultat. Es war ein Jahr des Durchbruchs für das kleine Privatteam von Masataka Bandoh, die 2011 den Sprung ins GT500-Haifischbecken wagten und seitdem eher auf den hinteren Plätzen vertreten waren. Dies betrifft selbstredend auch das Fahrer-Duo Yuhi Sekiguchi / Yuji Kunimoto, die nach einigen schwierigen Jahren 2016 ihr komplettes Talent demonstrieren konnten, was unter anderem im Gewinn der Super-Formula-Meisterschaft Kunimotos mündete. Sollte WedsSport Bandoh der Sprung zum neuen LC500 gelingen, so darf auch 2017 wieder mit der kleinen Privattruppe zu rechnen sein.
Das Sonntagsergebnis unterstreicht die Lexus-Dominanz in Motegi: fünf RC F in der Top-5, die vom au TOM’s RC F sowie dem KeePer TOM’s RC F komplettiert wurde. Dies musste auch Honda bei ihrem Heimspiel eingestehen, welche nicht nur im Rennen, sondern auch in der Tabelle die letzten fünf Plätze einnahmen. Somit blieb die Marke erstmals seit 1997 sieglos, nachdem man mit der Pole-Position in Suzuka sowie dem Silberrang in Thailand lediglich zwei Ausrufezeichen setzen konnte. Trauriges Ende für Drago Modulo Racing: Ausgerechnet in ihrem allerletzten Rennen sah man wegen eines technischen Defekts acht Runden vor Schluss nicht die Zielflagge. 2017 wird einen Neuanfang für Honda darstellen, die laut eigener Aussage aus den Entwicklungsfehlern des NSX Concept-GT gelernt haben. Dies wäre insbesondere deshalb wünschenswert, da ein spannender Dreikampf um die Meisterschaft das Einzige ist, was die Super GT derzeit vermissen lässt. Laut eines Berichts der japanischen AutoSport soll übrigens Mugen in die GT500 zurückkehren und die Nachfolge von Ryo Michigamis Drago-Mannschaft übernehmen.
Am Ende obsiegte somit die Konstanz von Heikki Kovalainen und Kohei Hirate, welche zusammen mit ihren Markenkollegen Kazuya Oshima / Andrea Caldarelli sowie Yuhi Sekiguchi / Yuji Kunimoto in allen Rennen in diesem Jahr punkten konnten. Eine Konstanz, die zum nunmehr achten GT500-Titel für Toyota führte. „Lapidar gesagt: Der Grund, weshalb der dritte Titelgewinn uns aus den Händen rutschte, war das wir nicht schnell genug gegen unsere Konkurrenten im Finale waren“, erklärte der ausführende Nissan-Teamdirektor Toshikazu Tanaka. Dass der Motul Autech GT-R stets den nötigen Speed besaß, demonstrierten Tsugio Matsuda und Ronnie Quintarelli nicht nur mit den beiden Siegen in Okayama und Fuji, sondern auch, dass sie mit hohen Gewichts-Handicap stets in die vorderen Punkteplatzierungen fuhren. Einen herben Rückschlag erlebte man erst in Thailand, als man mit 100 Extrakilos kurz vor Schluss auf den hinteren Punkteplatzierungen mit einem vermeidbaren Unfall ausschied, nachdem man zuvor in Suzuka vom vierten auf den sechsten Platz abrutschte, als ihnen in der allerletzten Runde das Benzin ausging. Die Probleme mit dem Motoren-Mapping sowie den Michelin-Reifen waren dann letztlich der Sargnagel gegen eine konstante Konkurrenz, die stets im Rücklicht des roten GT500-Godzillas lauerte. Die Trauer um den verlorenen Titel-Hattrick scheint aber bereits vergessen: Wenige Tage nach dem Rennen veröffentlichte man eine Werbeanzeige, in der man sich nicht nur bei allen Fans für die treue Unterstützung bedankte, sondern auch eine Kampfansage für die kommende Saison aussprach. Eines gilt sicher: Mit dem neuen LC500 sowie GT-R und NSX-GT wird es auch in der kommende Generation der neuen GT500-Ära an Spannung nicht mangeln.
Ergebnis Round 8
Endstand Fahrerwertung
Endstand Teamwertung
GT300
Round 3 (Samstag)
Wie auch die Qualifikation der GT500- verkam auch jene der GT300-Klasse zur Lotterie. Am schnellsten über den nassen Asphalt schlitterte der Gainer Tanax AMG GT3 (Katsuyuki Hiranak / Björn Wirdheim), gefolgt vom Hitotsuyama Audi R8 LMS (Tomonobu Fujii / Richard Lyons) sowie dem Subaru BRZ R&D Sport (Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi). Die als Tabellenführer nach Motegi gereisten Takeshi Tsuchiya / Tadasuke Makino (VivaC 86 MC) qualifizierten sich auf den siebten Platz. Erneut keine gute Qualifikation erlebten die Tabellenzweiten Kazuki Hoshino / Jann Mardenborough im B-Max NDDP GT-R, die nicht über den 21. Platz hinauskamen. Nur unwesentlich besser verlief die Zeitenhatz für Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka (Goodsmile Hatsune Miku AMG), die nach einem weniger erfolgreichen Versuch, das Qualifying mit Slicks anzugehen, nach dem Wechsel auf die Regenreifen nur die 19. schnellste Zeit einfuhren. Auch für die GT300 galt: Weil die Qualifikation unter nassen Bedingungen stattfand, herrschte zumindest für „Round 3“ am Samstagnachmittag freie Reifenwahl. Ein Punkt, der zu vielen Fuel-Only-Strategien führte.
Während Björn Wirdheim im Gainer-Mercedes die Führung am Start behaupten konnte, krallte sich Koki Saga mit dem #31 Toyota Prius apr GT den Bronzerang vom Subaru BRZ R&D Sport. Auch dahinter gab es eine Platzverschiebung, als Takeshi Tsuchiya ein erfolgreiches Manöver gegen den triple a Lamborghini GT3 setzte. In Runde drei dann die große Schrecksekunde: Wegen gleich zwei unabhängiger Zwischenfälle, musste das Safety Car auf die Strecke ausrücken. Zum einen kam nach einem Dreher der Mach Syaken MC86 (Tetsuji Tamanaka / Masami Kageyama) unter der ersten Unterführung zum Stillstand. Wenige Sekunden darauf schlug bei der zweiten Unterführung Shinichi Takagi (ARTA BMW M6) hart in die innere Streckenbegrenzung ein. Glücklicherweise unverletzt, war das Rennen für einen der stärksten Titelaspiranten bereits beendet. Noch schlimmer: Der Unfall beschädigte die Frontpartie des orangenen BMW M6 GT3 nahezu gänzlich. Eine Reparatur für das Sonntagsrennen erschien unmöglich, auch weil Autobacs Racing Team Aguri die nötigen Ersatzteile fehlten. Schweren Herzens mussten die Fuji-Sieger deshalb bereits am Samstag nach nur drei Umläufen bereits das Garagentor für das restliche Wochenende schließen. Shinichi Takagi gab sich nach dem Unfall ratlos. Zwar kam er mit den beiden linken Reifen leicht in den Dreck, dies könne nach eigener Aussage jedoch nicht der alleinige Grund für den Dreher gewesen sein, zumal mehrere Piloten ebenfalls den Randstein in der drittletzten Kurve leicht überschossen. Vielmehr vermutete ARTA ein Problem mit der Traktionskontrolle, welche in jener Sekunde die Reifen zum Durchdrehen brachte, wodurch Takagi ungewöhnlich die Kontrolle verlor und schwer in die innere Streckenbegrenzung einschlug. Weitere Untersuchungen in diese Richtung sind jedoch nötig, um eine endgültige Aussage zu treffen.
In der 19. Runde entschlossen sich der in der Qualifikation untergegangene B-Max NDDP GT-R wie auch der Goodsmile Hatsune Miku AMG zu einem frühen Boxenstopp. Mit der Entscheidung, keine Reifen zu wechseln, versuchten sie so dem Verkehr zu entgehen und mittels des sogenannten Undercuts mehrere Positionen zu gewinnen. Die Strategie ging jedoch nicht auf: Beide Fahrzeuge verpassten die Punkte auf dem 13. Respektive 18. Rang. Nach dem Rennen gab sich Jann Mardenborough arg verwundert über die Performance des eigenen GT3-Godzillas. Wohlwissend, dass sie keine Punkte gewinnen würden und somit mathematisch aus dem Meisterschaftskampf eliminiert werden, entschloss sich Goodsmile Racing with TeamUkyo für einen späten zweiten Stopp, um einen Reifentest für Sonntag zu fahren. Erster Stopper der Führungsgruppe war der VivaC 86 MC, die Takamitsu Matsui mit lediglich zwei neuen Yokohama-Reifen auszustatten.
Als die Spitzentruppe zur Halbzeit des Rennens ihre Boxenstopps absolvierte, wechselte abseits der Kameras die Führung. Zwar verzichteten sowohl der Gainer Tanax AMG GT3 wie auch der Hitotsuyama Audi R8 LMS auf einen Reifenwechsel. Der Audi-Truppe gelang der Boxenstopp jedoch etwas flinker, wodurch Tomonobu Fujii das Rennen anführte. Hinzu gesellte sich der Manepa Lamborghini GT3 (Manabu Orido / Kazuki Hiramine), der ebenfalls auf eine Fuel-Only-Strategie setzte. Das Trio sah sich dem Excellence Porsche (Naoya Yamano / Jörg Bergmeister) ausgesetzt, der nicht nur deutlich später stoppte, sondern auch alle vier Yokohama-Pneus tauschte. Somit war Jörg Bergmeister mit den frischesten Reifen ausgestattet, nachdem es Teamkollege Naoya Yamano gelang, das Duo in eine günstige Ausgangssituation zu manövrieren. Obgleich der Hitotsuyama-Audi wie auch der Gainer-Mercedes jeweils mit Reifen der Marke Dunlop ausgestattet sind, schien der „schwarze Silberpfeil“ deutlich härter zum amerikanischen Gummi gewesen sein. „Uns gingen schlichtweg die Reifen zum Ende hin aus“, gab Björn Wirdheim nach dem Rennen zu Protokoll. Dies nutzte Kazuki Hiramine zu seinem Vorteil, als er in der 90-Grad-Kurve in der 41. Runde erfolgreich am Schweden vorbeizog. Für diesen ging es zwei Umläufe später gar einen weiteren Platz nach hinten, als Jörg Bergmeister kurzen Prozess mit dem Gainer Tanax AMG GT3 machte.
Es war die Große Stunde des gebürtigen Langenfelders, der binnen weniger Runden den Abstand zum zweitplatzierten Lamborghini zufuhr und im 49. Umlauf diesen erfolgreich überholte — die Augen anschließend umgehend auf Tomonobu Fujii gerichtet. Am Ende konnte der diesjährige Champion der SP-X-Klasse der Super Taikyu jedoch einen Abstand von zwei Sekunden auf den Deutschen ins Ziel retten. Damit feierte Audi Team Hitotsuyama (ehemals Hitotsuyama Racing) ihren allerersten Erfolg in der Super GT, nachdem man beim Sommerlauf auf dem Fuji Speedway nur knapp daran scheiterte. Für Audi war es der erste Erfolg seit Okayama 2012, für Richard Lyons (GT500-Meister 2004) der erste in der GT300 überhaupt. Das Jahr 2012 schien eine magische Anziehungskraft vergangenen Samstag gehabt zu haben, denn auch für Porsche als Marke sowie KTR als Team war es der erste Podiumserfolg seit 2012 (damals noch als Hankook-Werkseinsatz), für Tetsuya Yamano sowie Jörg Bergmeister gar eine Premiere.
Den VW-Rundumschlag komplettierten Manabu Orido und Kazuki Hiramine im Manepa Lamborghini GT3 auf dem Bronzerang. Die Tabellenführer Takeshi Tsuchya / Takamitsu Matsui (VivaC 86 MC) verteidigten mit dem siebten Rang ihre Tabellenführung, nur einen Platz hinter dem bislang besten Resultat des neu in dieser Saison hinzugestoßenen Taisan SARD FJ Audi R8 (Yuya Motojima / Tsubasa Kondo). Die Titelaspiranten im Subaru BRZ R&D Sport wie auch #31 Toyota Prius apr GT (Koki Saga / Yuichi Nakayama) blieben auf dem 23. respektive 24. Platz punktelos. So musste der blaue Boxer nicht nur wegen eines Regelverstoßes beim Boxenstopp eine Durchfahrtsstrafe absolvieren. Drei Runden vor Schluss geriet man auch noch mit dem Syntium Apple Lotus (Kazuho Takahashi / Hiroki Katoh) aneinander. Der schnellste Prius der Welt rollte hingegen zehn Umläufe vor Schluss einmal durch die Boxengasse, nachdem ein sich anschließend selbstlösendes, technisches Problem für einen kurzzeitigen Aussetzer sorgte.
Round 8 (Sonntag)
Bei trockenen Bedingungen brachen gleich zwölf Piloten den 2014 aufgestellten Rundenrekord in der Qualifikation am Sonntagmorgen. Am schnellsten umrundete dabei Yuichi Nakayama im #31 Toyota Prius apr GT (1:46.760) den Zwillingsring, wodurch sich die Titelaspiranten den wichtigen Bonuspunkt für die Pole-Position sicherten. Dies bedeutete gleichzeitig auch die mathematische Eliminierung der Titelverteidiger Andre Couto / Ryuichiro Tomita (Gainer Tanax GT-R), die diesen dringend benötigten, das Qualifying mit dem 19. Startplatz jedoch komplett in den Sand setzten. Der Leon Cvstos AMG-GT (Haruki Kurosawa / Naoya Gamou), Manepa Lamborghini GT3, Gulf Nac Porsche 911 (Ryohei Sakaguchi / Hiroki Yoshida) sowie Goodsmile Hatsune Miku AMG komplettierten die Top-5. Knapp an dieser scheiternd waren die Tabellenführer im VivaC 86 MC. Die Ausgangslage war somit klar: Sollte der schnellste Prius der Welt zum Sieg düsen, hätten Takeshi Tsuchiya / Takamitsu Matsui mindestens den Bronzerang benötigt, um die GT300-Meisteschaft zu gewinnen. Die Daten des Vortages analysierend und wissend, dass man durch den reinen Speed allein wohl nicht um den Sieg mitfahren könne, beschloss Takeshi Tsuchiya noch auf dem Grid, im Rennen auf einen Reifenwechsel zu verzichten – eine Strategie, welche in der Vergangenheit wie zuletzt in Thailand zu ihren besten Rennresultaten führte. Hierfür ließ der Japaner den Reifendruck verringern. Dies führte während seines Stints zwar zu einigen Handling-Problemen, wodurch er kräftig am Lenkrad rotieren musste, um nicht ins Mittelfeld zurückzufallen. Auf die Distanz gesehen konnten sie so aber schonender mit ihren Yokohama-Pneus umgehen, was mittels des Zeitgewinns beim Boxenstopp letztlich der Schlüssel zum Erfolg war.
Wohl auch dem niedrigeren Reifendruck geschuldet, verlor Takeshi Tsuchiya ein bisschen an Boden am Start, als er sowie Hiroki Yoshida im Gulf-Porsche vom Goodsmile Hatsune Miku AMG und dem Subaru BRZ R&D Sport verdrängt wurden. An der Spitze verteidigte Koki Saga souverän die Führung vor Okayama-Sieger Haruki Kurosawa (Leon Cvstos AMG-GT) sowie dem Manepa Lamborghini GT3 mit Manabu Orido am Steuer. JLOCs Träume von einem weiteren Podiumsergebnis zerplatzten allerdings bereits nach zehn Runden, als ein Problem mit der Antriebswelle sie zur vorzeitigen Aufgabe zwang. Trotz dass Tsuchiya auch vom Hitotsuyama Audi R8 LMS geschnappt wurde und zu jenem Zeitpunkt der Führende Toyota Prius die Meisterschaft gewinnen würde, ließ sich der 44-jährige Japaner nicht beunruhigen. Als der Leon-Mercedes in der 18. Runde zum Service abbog, tat dies ihm der VivaC 86 MC gleich. Wie bereits erwähnt übernahm Takamitsu Matsui das Toyota-86-Mother-Chassis ohne frische Reifen, während Naoya Gamous „schwarzer Silberpfeil“ zwei neue Yokohama-Pneus aufgeschnallt bekam. Dank der kürzeren Stoppzeit (20 Sekunden) rückte Matsui direkt an Gamou an, den er kurz nach Ausfahrt dank der noch aufgewärmten Reifen auch umgehend überholte. Bei apr reagierte man auf den Gamble von VivaC Team Tsuchiya sofort, indem einen Umlauf später auch der führende #31 Toyota Prius ohne Gummitausch an Yuichi Nakayama übergeben wurde. Die kürzere Stoppzeit garantierte nach Ende des Boxenstoppzyklus den Behalt der Spitzenposition.
Großer Profiteur war natürlich der VivaC 86 MC, der passenderweise auf den Silberrang aufrückte und umgehend den Druck auf den Hybrid-Renner ausübte. Runde um Runde knabberte Matsui, vermutlich die Titelmelodie des Weißen Hai summend, an Nakayams Vorsprung. Takeshi Tsuchiyas vorsichtige Fahrweise wie auch die Idee, mit einem geringen Reifendruck schonender zum Yokohama-Gummi zu sein, zahlten sich aus: In der 37. Runde ging der VivaC 86 MC am #31 Toyota Prius apr GT in der V-Kurve vorbei. Zwar kam mit Siebenmeilenstiefeln der drittplatzierte Leon Cvstos AMG an das Führungsduo herangeschossen. Das Glück war jedoch mit den tüchtigen, als ein technisches Problem die Okayama-Sieger zur Aufgabe zwang. Während Nakayama bemüht war, Matsui nicht entfliehen zu lassen, entbrannte ein hitziger Kampf um die verbleibende Podiumsplatzierung, als der vom 14. Startplatz aus kommende Jann Mardenborough (B-Max NDDP GT-R) einen weiteren seiner berühmten Monster-Stints auf den Asphalt zauberte, um Tür-an-Tür mit dem zweimaligen GT300-Champion Nobuteru Taniguchi (Goodsmile Hatsune Miku AMG) zu rasen. Laut eigener Aussage hatte der ehemalige GT-Akadamiker jedoch mit stark abbauenden Reifen zu kämpfen, wodurch Taniguchi nach einem kurzen Duell den Bronzerang übernahm. Anschließend machte sich Mardenborough breit, um sich gegen den direkt dahinter anrückenden Hitotsuyama Audi R8 LMS zu verteidigen. Drei Runden vor Schluss kam es jedoch zum Kontakt zwischen den beiden Boliden, wodurch der GT3-Godzilla leichten Schaden nahm, der ihn bis auf den sechsten Platz zurückfallen ließ.
Damit war der Drops aber noch nicht gelutscht. Auf den letzten Kilometern erhöhte Yuichi Nakayama abermals den Druck auf Takamitsu Matsui, der nun ebenfalls mit seinen Reifen haderte. Ähnlich dem Finish in der GT500 hätte ihm auch der Silberrang zum Meisterschaftstriumph gereicht – natürlich wollte der Japaner den finalen Saisonlauf jedoch auf der obersten Stufe des Treppchens beenden. Am Ende gelang es dem letztjährigen Rookie Veteran Nakayama mit einem geringen Vorsprung von lediglich 0,929 Sekunden abzuwehren. Der Bronzerang ging an Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka (Goodsmile Hatsune Miku AMG), die mit ihrem sechsten Top-5-Finish in Motegi ihr etwas durchwachsenes Jahr auf einer positiven Note beendeten. Die Vortagessieger Tomonobu Fujii / Richard Lyons (Hitotsuyama Audi R8 LMS) verpassten auf dem vierten Rang das Podium nur knapp, konnten sich dadurch aber auf den dritten Tabellenrang in der Endwertung vorkämpfen. Eine wahre Leistungsexplosion in der zweiten Saisonhälfte erlebte der Excellence Porsche (Naoya Yamano / Jörg Bergmeister). Mittels eines weiteren, späten Boxenstopps kämpfte sich das japanisch-deutsche Duo nach dem zweiten Platz am Samstag auf den fünften Rang vor. Mit diesen zwei Top-Resultaten im Gepäck, dürfte KTR mit großer Zuversicht gen 2017 blicken. Der sechste Platz ging an Kazuki Hoshino / Jann Mardenborough im B-Max NDDP GT-R, die nach einem durchwachsenen Wochenende auch auf den vierten Tabellenrang abrutschten. Kleiner Trost: Jann Mardenborough beendete seine erste volle Super-GT-Saison als Rookie des Jahres. Der Taisan SARD FJ R8 (Yuya Motojima / Tsubasa Kondo) sowie der Gulf Nac Porsche 911 (Ryohei Sakaguchi / Shinnosuke Yamada) komplettierten die Top-8. Für letztere waren es die ersten Punkte des Jahres.
Nach dem Debüt in Thailand 2014 feierte das von Dome entwickelte Toyota-86-Mother-Chassis im erst zweiten vollen Jahr bereits den ersten Meisterschaftsgewinn. Zwar zählte der VivaC 86 MC nicht immer zu den schnellsten Fahrzeugen im Feld. Dank einiger gewagten wie auch interessanten Strategien bewiesen Takeshi Tsuchiya sowie Takamitsu Matsui jedoch, dass zum Gewinnen mehr als nur ein pfeilschneller Bolide gehört. Damit endet eine abwechslungsweise auch stets spannende Saison. Für einige der Super-GT-Asse verzögert sich der wohlverdiente Winterurlaub allerdings ein wenig. Während an diesem Wochenende ein kleiner Teil beim Saisonfinale der Super Taikyu in der Autopolis am Werke ist, sind mit Nick Cassidy, Jann Mardenborough, Hiroki Yoshimoto, Tadasuke Makino, Andre Couto, Richard Lyons, Daiki Sasaki und Kenta Yamashita, der nächstes Jahr die Nachfolge von Takeshi Tsuchiya im VivaC 86 MC antritt, gleich acht Piloten im F3- respektive GT3-World-Cup in Macau vertreten. Für mehr Informationen zur wilden Stadtrundfahrt sei die exzellente wie auch ausführliche Vorschau des Kollegen Phil ans Herz gelegt. Mit apr sowie JLOC werden zudem mindestens zwei GT300-Teams bei den diesjährigen 12 Stunden von Sepang im Dezember vertreten sein. So verkündeten Koki Saga sowie Manabu Orido, dass der Toyota Prius apr GT und Manepa Lamborghini GT3 sich der Herausforderung stellen werden. Es sind die Früchte der Kooperationsarbeit zwischen GTA und SRO, die bereits vor einigen Monaten ankündigten, dass GT300-Teams startberechtigt seien und als Ansporn finanzielle respektive logistische Unterstützung erhalten sollen. Auch über das letzte große Langstreckenrennen des Jahres wird GT3-Experte Phil ausführlich berichten.
Ergebnis Round 8
Endstand Fahrerwertung
Endstand Teamwertung
Copyright Photos: GT-Association
3 Kommentare
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Hallo Yankee,
vielen Dank für Deine hervorragenden Berichte und Analysen zur Super GT!!
Schön das man bei euch im Blog regelmäßig zu dieser überragenden Serie Info`s bekommen kann.
Die Saison war mal wieder der Hammer – freue mich schon auf`s kommende Jahr!
Danke auch an dieser Stelle an das gesamte Racingblog-Team für eure tolle Arbeit!
Hallo Stefan,
vielen Dank fürs Lesen und vor allem für dein Lob sowie die netten Worte. Sowas motiviert immer unglaublich. Vielen Dank!
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