Die Rennen zum Sydney 500 sind nicht nur die letzten in dieser Saison, es ist auch das letzte Mal, dass die Supercars im Olympic Park ihre Runden drehen werden. Ab 2017 wird das Saisonfinale in Newcastle stattfinden, das rund 170 Kilometer in nordöstlicher Richtung von Sydney liegt.
In diesem Jahr scheinen die Vorzeichen für das Finale kaum eindeutiger sein zu können, viel zu groß ist Shane van Gisbergens (RBRA) Vorsprung in der Gesamtwertung auf den Zweiten Jamie Whincup (RBRA). Van Gisbergen führt dort mit insgesamt 3089 Punkten und hat damit 191 Zähler mehr als sein Teamkollege. Dieser nahm sich beim letzten Rennwochenende mit einem wieder einmal überhasteten Überholversuch selber beinahe aus dem Kampf um die Meisterschaft. Im dritten der vier Rennen in Pukekohe verschätzte sich Whincup beim Versuch, an van Gisbergen vorbeizugehen, und beide drehten sich daraufhin von der Strecke. Während van Gisbergen weiterfahren und sich noch auf den dritten Platz verbessern konnte, reichte es für Whincup nach einer Pitlane Penalty nur zu Rang 25. Da der Neuseeländer aber in allen vier Rennen auf dem Podium landete und dabei auch einen Sieg einfuhr, waren selbst die beiden Laufsiege von Whincup nicht genug, und van Gisbergens Vorsprung ist nun groß genug, dass ihm schon ein Top-5-Ergebnis am Samstag die Meisterschaft sichern könnte. Im schlechtesten Fall reichen SVG sogar zwei sechzehnte Plätze bei gleichzeitigen Rennsiegen von Whincup. Man soll zwar niemals nie sagen, aber es müsste schon sehr viel zusammenkommen, um die erste Meisterschaft von van Gisbergen noch zu verhindern. Es wäre übrigens die erste für einen Neuseeländer seit Jason Richards 1991. Damals noch in der ATCC auf einem Group A Nissan Skyline R32 GT-R.
Whincup deutete aber immerhin schon an, keine „Lewis-Hamilton-Taktik“ zu fahren, was in seiner Situation ja ohnehin sinnlos wäre. Spannender ist da schon der Kampf um den dritten Platz zwischen Craig Lowndes (RBRA) und Scott McLaughlin (GRM), denn die beiden trennen gerade einmal 21 Punkte. Um seinen dritten Platz zu verteidigen, muss Lowndes sich aber erheblich steigern, denn momentan ist seine Form noch sehr ausbaufähig. Seit seinem zweiten Platz in Eastern Creek schaffte er es nicht mehr auf das Podium und nur zwei Mal schaffte er es seitdem unter die besten Fünf, McLaughlin holte in der gleichen Zeit immerhin vier Podestplätze. Zudem dürfte McLaughlin in Sydney besonders motiviert sein, da es seine letzten Rennen für Garry Rogers sind. Logischerweise will er sich mit guten Resultaten und Platz drei in der Meisterschaft in Richtung DJR-Penske verabschieden.
Abschied ist auch das Stichwort beim Holden Racing Team und Walkinshaw. Dort wird nach dem Sydney 500 eine 26-jährige und mit insgesamt sechs Fahrer- und fünf Teammeisterschaften äußerst erfolgreiche Partnerschaft enden. Das Team wird 2017 unter dem Namen Walkinshaw Racing antreten, während die „Marke“ HRT zu Red Bull Racing (Triple Eight) wechseln wird. James Courtney wird dabei dem Team erhalten bleiben, wohin es Garth Tander allerdings ziehen wird, ist noch nicht bekannt. Seine Optionen schwinden momentan, zumal sich Tim Blanchard die REC (Racing Entitlements Contract) von SuperBlack gekauft hat und damit weiterhin für Brad Jones Racing fahren wird. Eine Möglichkeit für Tander wäre daher Lucas Dumbrell Motorsport, eine andere für Jason Bright (Britek Motorsport) zu fahren, der seine REC wohl zu Prodrive mitbringt. Allerdings kann ich mir Tander beim besten Willen nicht in einem Ford vorstellen. Ein Cockpit als Enduro-Cup-Co-Driver ist auch denkbar, Tander schloss dies aber im November noch aus.
In Sydney wird sich HRT natürlich noch einmal von seiner besten Seite zeigen wollen, wobei es nach einem kurzen Zwischenhoch (Sieg beim Sandown 500) nun wieder sehr mau aussieht. Auf Stadtkursen aber waren sowohl Courtney als auch Tander eigentlich immer stärker als auf anderen Strecken, und gerade Tander wird noch einmal zeigen wollen was in ihm steckt. Ich glaube, es gibt im ganzen Feld keinen, der es so beherrscht, auch auf Kursen, auf denen das Überholen eher schwer ist, selbst nach schlechten Quali-Ergebnissen noch viele Positionen gutmachen zu können.
Bei Prodrive wird man wohl froh sein, dass nach dem Wochenende die Saison endlich vorbei ist. Titelverteidiger Mark Winterbottom hatte eine unterm Strich sehr enttäuschende Saison, denn zwei Siege sind für eine Titelverteidigung einfach zu wenig. Ein miserabler Enduro Cup zerstörte schließlich die letzten Titelhoffnungen. In Pukekohe kamen mit einem Laufsieg und insgesamt vier Top-fünf-Platzierungen immerhin wieder ein paar gute Ergebnisse zustande. Sein Teamkollege Chaz Mostert hatte mit fünf Pole Positions eine gute Pace in den Qualifikationen, im Rennen konnte er dann aber wie alle Prodrive-Fords nicht den Speed mitgehen, den die Red Bulls oder Scott McLaughlin (GRM) an den Tag legten. In Sydney könnte eine Pole allerdings hilfreich für seinen ersten Saisonsieg und damit einen versöhnlichen Saisonabschluss sein. Bei Mostert darf man nicht vergessen, dass er von einer schweren Verletzung zurückkam und selbst beim ersten Rennwochenende in Adelaide noch angeschlagen wirkte. Ich hoffe für ihn, dass das nächste Jahr besser laufen wird, denn Platz sieben in der Gesamtwertung ist für einen solch talentierten Fahrer deutlich zu wenig.
Homebush Street Circuit
Zur Strecke im Sydney Olympic Park, die übrigens von Mark Skaife designt wurde, gibt es leider nicht sonderlich viel zu erzählen. Die erste von zehn Kurven ist die Coates Hire Corner, eine 90-Grad-Links in der man durchaus gut überholen kann. Nach einer kurzen Gerade folgen mit der Gold Chicane die Turns 2 bis 4. Danach geht es wieder auf eine kurze Gerade und nach einem leichten Linksknick (Turn 5) landet man in einer weiteren Schikane. Mit den Turns 8 und 9 bietet der Kurs noch zwei weitere gute Überholstellen, ehe es durch eine Kombination von 90-Grad-Kurven wieder in Richtung Start-Ziel geht.
In den bisherigen beiden Trainingssessions fuhren McLaughlin und van Gisbergen die Bestzeiten ein. Im vergangenen Jahr, als hier drei Rennen gefahren wurden, gewannen zweimal Whincup und einmal van Gisbergen.
Zeitplan
In der letzten Ausgabe des Sydney 500 kehrt man wieder zum alten Format mit zwei Rennen zurück. Die Sessions verteilen sich dabei wie folgt:
Samstag:
02:15 Uhr – Qualifying 1 – 20 Minuten
05:45 Uhr – Rennen 1 – 74 Runden (250km)
Sonntag:
01:00 Uhr – Qualifying 2 – 20 Minuten
03:05 Uhr – Top Ten Shootout
05:40 Uhr – 74 Runden (250km)
Im Rahmenprogramm sind außerdem die Dunlop Series, die V8 Utes, die Touring Car Masters und die Toyota 86 Racing Series zu finden. Deren Startzeiten findet ihr wie immer im TV-Planer.