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Podcast-Kritik: Staffel zwei von „Dinner with Racers“

von Philipp Körner
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Sie haben es wieder getan. Der Acura-Werksfahrer Ryan Eversley und der Social Media-Kopf von Magnus Racing namens Sean Heckman haben einen Minivan bis zum Rand mit Aufnahmeequipment gefüllt und sind zu einem Roadtrip durch die Vereinigten Staaten aufgebrochen. Im Zuge dieser 40-tägigen Odyssee trafen sie 28 Größen aus den verschiedenen Bereichen der Motorsportszene.

Der Erfolg der ersten Staffel von „Dinner with Racers“ hat selbst die Macher überrascht, da das Nischenprodukt viele positive Rückmeldungen erhalten hat. Die 29 Interviews im vergangenen Jahr wurden hauptsächlich mit Charakteren aus der US-amerikanischen Sportwagenszene geführt (z.B. Andy Lally, Katherine Legge, Patrick Long und die Taylor-Brüder). So konnte man einen großen Vorteil nutzen: die freundschaftliche Stimmung in der Szene. Die Gespräche wirken deswegen sehr authentisch und freundschaftlich, was die eine oder andere Geschichte aus den Gästen herauslockte, die sie vielleicht eher in den Untiefen ihres Gedächtnisses verschwinden lassen wollten. Beispielsweise erzählt ein gestandener Siegpilot, wie er als Jungspund durch das Fahrerlager irrte und verstörten Teamchefs krude Bewerbungsunterlagen in die Hand drückte. Diese versteckten sich sogar schlussendlich vor ihm, um die peinlichen Situationen zu umgehen.

Neben diesem Fokus hat man jedoch mit einer stimmigen Gästeauswahl auch diverse andere Bereiche abgedeckt. Der ehemalige FOX Sports-Kommentator Bob Varsha, die Top Gear USA-Moderatoren Rutledge Wood sowie Tanner Foust und Vertreter der Publikation ‚Racer‘ erzählen beispielsweise aus der Welt der Medien und sorgen somit für Abwechslung. Wo sonst kann man Erläuterungen über Eiskunstlauf und rhythmische Sportgymnastik in Motorsport-Podcasts hören? Fans nordamerikanischer Monopostorennen sind dank Oriol Servia, Derrick Walker, Sarah Fisher und dem aktuellen IndyCar-Champ Simon Pagenaud ebenfalls versorgt. Der Franzose erklärt beispielsweise, wie er seinen Titelangriff für dieses Jahr vorbereiten wollte, was die allgemein bekannten Folgen hatte.

Ein Herzstück dieser Produktionsreihe sind auf jeden Fall die Folgen, deren Inhalt stark von „normalen“ Thematiken abweicht. Gill Campbell berichtet zum Beispiel, wie sie die Geschicke des Mazda Raceway Laguna Seca leitet und wie man sich in der Männerdomäne Motorsport erfolgreich durchsetzt. Memo Gidley, der 2014 in Daytona schwer verunfallte, schildert seine Leidensgeschichte seitdem, aber bricht dabei mit dem klischeehaften Narrationsstil, der in den USA so beliebt ist. Während andere ihn zum kämpferischen Helden gemacht hätten, beschreibt er schonungslos, wie jede noch so kleine Bodenwelle auf dem Weg zum Arzt Tränen in seinen Augen trieb und wie er oftmals geistig kapitulierte.

Besonders herzlich ist das Gespräch mit Bryan Clauson. Ein hoffnungsvoller Dirt Racer erzählt über seine Familie und das Leben eines Piloten, der nur eines will: so viele Rennen wie möglich absolvieren. Umso schmerzhafter und näher wirkt nun sein tragischer tödlicher Unfall am 07. August. Wer seine Bedeutung für die Ovalszene verstehen möchte, sollte unbedingt den Ausführungen lauschen, die fast zehn Monate vorher aufgenommen wurden.

Die erste Staffel war zu Recht ein großer Erfolg, da sie mehr als ein klassischer Motorsport-Podcast geworden ist. Sehr persönliche Gespräche, seltsamer, aber immer liebenswerter Humor und Kompetenz machten aus jeder Episode etwas besonderes. Selbst die Werbepartner wurden plötzlich zu Insider-Witzen.

Dementsprechend war die Erwartungshaltung nicht gerade klein im Vorlauf der Veröffentlichung der zweiten Staffel. Findet man noch weitere spannende Gäste? Ist der Überraschungseffekt weg? Am vergangenen Donnerstag ist der erste Teil mit einem Umfang von 14 Episoden hochgeladen worden. Den Anfang macht Cadillac-Werksfahrer Johnny O’Connell, der viele Anekdoten im Laufe seiner langen Karriere angesammelt hat.

Gäste – Teil 1:

  • Johnny O’Connell (GM-Werksfahrer mit etlichen Klassensiegen bei Sportwagenklassikern)
  • John Eversley (Vater von Ryan mit drei Jahrzehnten Erfahrung als Mechaniker im Motorsport)
  • Calvin Fish (Britischer Rennfahrer und Motorsportkommentator)
  • Joey Hand (Ehemaliger DTM-Pilot, Ford-Werksfahrer und aktueller GTE-Pro-Klassensieger bei den 24 Stunden von Le Mans)
  • Janet Guthrie (Pionierin im US-Motorsport und sehr bedeutsame Wegbereiterin)
  • Brad Kettler (Ehemaliger Programmdirektor von Audi Sport in den USA)
  • Mike Shank (Teambesitzer und Partner von Acura für das neue NSX GT3-Projekt)
  • Marc Miller (Rennfahrer und Coach)
  • Landon Cassill (Vollzeit-Pilot im NASCAR Monster Cup)
  • Dan Binks (Crew Chief der GTE-Programme von Corvette)
  • Kenny Wallace (NASCAR-Veteran und lautstarker Kommentator/Moderator)
  • Kevin „Rocket“ Blanch (Technical Manager der IndyCar Series)
  • Mike Hull (Managing Director des IndyCar-Programms von Chip Ganassi Racing)
  • Ed Carpenter (IndyCar-Pilot und Teamchef)

Gäste – Teil 2 (ab nächster Woche):

  • NASCARCASM
  • Matt Hardigree (Automobiljournalist)
  • Justin Marks (NASCAR Xfinity Series-Pilot)
  • Marty Smith (ESPN-Moderator)
  • Max Jones (Managing Director des NASCAR-Programms von Chip Ganassi Racing)
  • David Hobbs (Britische Motorsportlegende)
  • Hurley Haywood (Amerikanische Motorsportlegende)
  • Don Whittington (Le Mans-Sieger und Geschäftsmann)
  • Randy Lanier (IMSA Camel GT-Champion und Marihuana-Experte)
  • Eddie Gossage (Präsident des Texas Motor Speedway)
  • PD Cunningham (Teamchef von RealTime Racing und Partner von Acura für das neue NSX GT3-Projekt)
  • Ricky Stenhouse Jr., Kyle Larson und Ryan Blaney (NASCAR-Stars)
  • Brendan Gaughan (NASCAR Xfinity Series-Pilot und Kasino-Fachmann)
  • Alex Gurney (Sohn von Dan Gurney und Rennfahrer)

Die zweite Staffel wird sich etwas anders präsentieren als die erste. Experten aus dem technischen Bereich und Größen der Geschichte bilden den Kern der 2016er Ausgabe, was sich durchaus viele gewünscht haben. Dies könnte möglicherweise abschreckend wirken, aber was soll schon schief gehen, wenn zwei Erwachsene mit einem Bill Riley-Pappaufsteller durch Amerika fahren?

Bilderrechte / Copyright: Dinner with Racers

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