Home Motorsport V8 Supercars: Analyse Sydney 500 2016

V8 Supercars: Analyse Sydney 500 2016

von ThomasB
0 Kommentare

Am vergangenen Wochenende gewann Shane van Gisbergen (RBRA) zum ersten Mal die Meisterschaft der V8 Supercars. Dabei reichte ihm bereits sein dritter Platz am Samstag, um alles klar zu machen und am Sonntag ohne große Sorgen in das letzte Saisonrennen zu gehen. Trotzdem musste van Gisbergen alles geben, denn zunächst lief es alles andere als gut für ihn.

Zum ersten Rennen hatte er sich zwar vor Jamie Whincup (RBRA) die Pole Position gesichert, fiel aber beim Start hinter diesen zurück. Vermutlich wollte er nicht volles Risiko gehen, denn schließlich würde auch ein fünfter Platz bei einem gleichzeitigen Sieg von Whincup zum Titelgewinn reichen. Doch auch dieser geriet schnell in weite Ferne. Gleich nach dem Start wurde van Gisbergen von Mark Winterbottom (PRA), der seinerseits vom Teamkollegen Chaz Mostert angeschoben wurde, in einer Schikane geradeaus geschickt, was ihn auf den sechsten Rang zurückwarf. Wenige Runden später dann drehte er bei einem halbherzigen Überholversuch Winterbottom um, was von der Race Control prompt mit einer Pitlane Penalty geahndet wurde. Von ganz hinten musste er sich nun wieder nach vorne arbeiten. Die Strafe war allerdings gerechtfertigt, denn Frostys Auto wurde bei der Kollision so stark beschädigt, dass er längere Zeit in der Garage verbringen musste. Das Rennen sollte er mit fünf Runden Rückstand auf Platz 23 beenden.

Um nun wieder nach vorne zu kommen, verlegte man van Gisbergens Pitstops so weit wie möglich nach hinten und spekulierte auf eine Safety-Car-Phase. Und so wie das Feld unterwegs war, war es eigentlich auch nur eine Frage der Zeit, bis das Safety Car auf die Strecke kommen würde. Wo man auch hinsah, wurde um Positionen gekämpft.

© Prodrive Racing Australia

Besonders viel Action gab es zu Anfang um Jason Bright (BJR) und Platz Zehn, den er gegen Michael Caruso, Todd Kelly (beide Nissan) und Chaz Mostert verteidigen musste. Der vor dieser Gruppe fahrende Cameron Waters (PRA) räumte nach einem Dreher in Runde 34 aber fast die gesamte Gruppe ab, als er von der Auslaufzone direkt in diese Gruppe fuhr und für etwas Konfusion sorgte. Bright hatte noch Glück und musste Waters nicht ausweichen und hatte somit wieder ein kleines Polster zu seinen Verfolgern.

Kurz danach war bereits Zeit für die zweiten Stopps, und gerade als die meisten bereits beim Service waren, setzte Dale Wood seinen Nissan in die Wand und sorgte für die bei van Gisbergen und seinem Ingenieur Grant McPherson erwartete (beziehungsweise ersehnte) Caution. Van Gisbergen und auch Todd Kelly gehörten anschließend zu den letzten, die die Box aufsuchten, und hatten dementsprechend einen entscheidenden Vorteil beim folgenden Restart.

Whincup hatte bis dahin das Rennen ungefährdet angeführt und konnte sich auch beim Restart gegen James Courtney und Garth Tander von HRT durchsetzen, die an diesem Tag erfreulich gut mithalten konnten. Weiter hinten nutzten nun Todd Kelly und van Gisbergen auf neuen Reifen ihren Vorteil und gingen quasi im Gleichschritt an Will Davison (Tekno) und Rick Kelly (Nissan) vorbei. Als nächstes liefen sie auf den auf dem fünften Rang liegenden Craig Lowndes (RBRA) auf. „TK“ verschätzte sich beim Überholversuch jedoch und van Gisbergen konnte sich neben ihn setzen. Kelly blieb daraufhin nur die äußere Linie und in Turn 11 rutschte er schließlich in die Reifenstapel. Glücklicherweise war sein Auto nicht schwer beschädigt, und so konnte er die Fahrt auf P17 fortsetzen. Bis zum Zieleinlauf machte er aber noch ganze fünf Positionen gut. Ohne den Ausrutscher wäre wohl noch das Podium drin gewesen.

Dort landete dann aber van Gisbergen, der sich, nachdem er an Lowndes vorbeigegangen war, nicht mit dem fünften Rang begnügte, sondern auch noch das Risiko einging, sich in den Kampf um die dritte Position zwischen Scott McLaughlin (GRM) und James Courtney einzumischen. Aber auch die beiden sollten ihn nicht lange aufhalten und mit zwei tollen Überholmanövern schnappte er sich den den letzten Platz auf dem Podest.

An der Spitze änderte sich nichts mehr und Jamie Whincup gewann verdient ein nicht nur wegen van Gisbergens Aufholjagd extrem sehenswertes Rennen vor Garth Tander und dem neuen Champion van Gisbergen. Vierter wurde Scott McLaughlin, gefolgt von James Courtney. Craig Lowndes drehte sich kurz vor Schluss noch von der Strecke, was ihn hinter Rick Kelly und Will Davison auf den achten Platz zurückwarf. Tim Slade (BJR) und David Reynolds (Erebus) machten die Top Ten komplett. Letzterer war nach Platz sieben in der Qualifikation noch ans Ende des Feldes verwiesen worden, weil er nach der Session direkt ins Paddock und nicht ins Parc Fermé geschoben wurde. Neben Whincup und van Gisbergen für mich der Mann des Rennens.

Ergebnis Rennen 1
Highlights Rennen 1

Im zweiten Rennen stand Garth Tander auf der Pole Position, der sich bei seinem vorerst letzten Rennen noch einmal für ein Cockpit im nächsten Jahr empfehlen konnte. Wie es 2017 für ihn weitergeht, ist immer noch nicht klar. Vielleicht weiß man nach dem 13. Dezember mehr, wenn geklärt wird, ob Garry Rogers Motorsport noch ein weiteres Jahr mit dem Volvo S60 fahren darf. Ansonsten gehen ihm, wie in der Vorschau schon erklärt, langsam aber sicher die Alternativen aus.

Von Platz zwei ging Shane van Gisbergen ins Rennen, vor James Courtney und dem erneut starken David Reynolds. Von den Plätzen fünf und sechs starteten Tim Slade und Scott McLaughlin. Für McLaughlin ging es noch um den dritten Platz in der Gesamtwertung gegen Craig Lowndes, der aber nur vom 14. Platz startete. Jamie Whincup hatte sich zwar mit der drittschnellsten Quali-Zeit für das Shootout qualifiziert, nach einem Fehler in Turn 1 musste er sich aber mit Startplatz zehn zufrieden geben.

Beim Start konnte sich Tander gegen van Gisbergen behaupten und sich zunächst recht zügig absetzen. Sein Teamkollege Courtney verlor allerdings eine Position an Reynolds. Van Gisbergen hatte Tander nach zehn Runden bereits eingeholt, und auch Reynolds kam langsam aber sicher an die beiden heran. Bei Tander machte man dann den Fehler, nicht zum ersten Stopp zu kommen, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Stattdessen wartete man noch ein paar Runden (bis Runde 23), ehe man Tander an die Box beorderte. Da war er aber schon lange von van Gisbergen überholt worden.

Was ihm aber wohl endgültig den Sieg kostete, war die Szene, die am Boxenausgang folgte. Van Gisbergen hatte Tander zwar auf der Strecke überholt, ihren ersten Stopp absolvierten die beiden aber kurz hintereinander. Die Red-Bull-Crew ließ van Gisbergen genau in den Pfad von Tander losfahren, der sogar noch bremste und leicht nach rechts fuhr, van Gisbergen aber trotzdem noch leicht touchierte. Eigentlich ein Unsafe Release aus dem Lehrbuch könnte man meinen – wenn die Race Control da nicht schon lange im Urlaub gewesen wäre. Van Gisbergen blieb straffrei und damit auch vor Tander. Ich kann immer noch nicht glauben, wie man da beide Augen zudrücken konnte.

Da passte dann auch die Meldung nach dem Rennwochenende, dass die Supercars Commission sich dazu entschieden hat, nicht mehr mit Jason Bargwanna als Driving Standards Observer und Investigating Officer zusammenzuarbeiten. Generell waren die Entscheidungen der Race Control zu oft nicht nachvollziehbar, den Höhepunkt hatte man wohl beim diesjährigen Bathurst 1000 erreicht, mit der Kollision zwischen Whincup, McLaughlin und Tander und der ganzen Posse, die auch Red Bull Racing danach lostrat. Hoffentlich wird das im neuen Jahr wieder besser.

Doch zurück zum Renngeschehen. Nach den Stopps führte James Courtney, der bereits nach elf Runden zum ersten mal stoppte, mit über acht Sekunden vor van Gisbergen das Rennen an. Durch den frühen Stopp hatte aber den Nachteil der älteren Reifen gegenüber seinen Verfolgern, weshalb sich sein Vorsprung stetig verringerte.

Für Courtney sollte es aber noch dicker kommen. Zunächst sorgte in Runde 40 ein Crash zwischen Cameron Waters und Fabian Coulthard für eine Gelbphase und Courtneys restlicher Vorsprung war somit egalisiert. Das Feld kam nun geschlossen zum zweiten Pitstop, wobei Courtney nicht nur zwei Plätze an van Gisbergen und Tander verlor, sondern auch noch knapp hinter Reynolds zurückfiel. Der stoppte eine Runde später und kam bei der Neutralisation des Feldes noch vor Courtney über die Control Line beim Boxenausgang, was Courtney schließlich auf Rang vier zurückwarf. Und da aller guten Dinge drei sind, verlor Courtney in Runde 55 nach einem Fehler in Turn 1 noch zwei weitere Plätze an McLaughlin und Whincup. Am Ende musste er sich schließlich mit Platz sechs begnügen.

© Prodrive Racing Australia

Bis zum Rennende sollten noch zwei weitere Cautions folgen. Die erste löste Jason Bright aus, der sein letztes Rennen für BJR mit einem Crash in Turn 5 beendete. Die letzte Caution des Rennens gab es für Rick Kelly. Er war acht Runden vor Schluss am Boxeneingang liegengeblieben, nachdem sich sein Motor ohne Vorwarnung abgeschaltet hatte. Seltsamerweise hatten drei der vier Nissan mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Nur kurz zuvor war Michael Caruso für eine neue Batterie an die Box gekommen, und nach dem letzten Restart rettete sich Todd Kelly gerade so auf P19 ins Ziel, nachdem er sich lange in den Top Ten aufhalten konnte. Abgesehen vom sechsten Platz von Rick Kelly am Vortag also ein Wochenende zum Vergessen für Nissan.

Das letzte Rennen der Saison gewann, wenn auch glücklich, Shane van Gisbergen vor Garth Tander. David Reynolds rettete einen großartigen dritten Platz ins Ziel, den er bis zum Schluss gegen Jamie Whincup verteidigen musste. Mit Platz fünf sicherte sich Scott McLaughlin den dritten Platz in der Gesamtwertung, da Craig Lowndes nur Neunter wurde. Die Plätze sechs bis acht belegten James Courtney, Tim Slade und Will Davison. James Moffat (GRM) komplettierte nach einem guten Rennen die Top Ten, dabei war er nur von Startplatz 17 ins Rennen gegangen.

Ergebnis Rennen 2
Highlights Rennen 2

 

Die Saison 2016, und auch die Geschichte des Homebush Street Circuit, endete mit zwei wirklich sehenswerten Rennen. Hoffentlich wird man in Newcastle eine ähnlich gute Show hinbekommen, aber da bin ich doch recht zuversichtlich. Wie immer gibt es noch die Links zu den Endständen in der Fahrer- und Teamgesamtwertung sowie zur Stewards Summary der Supercars.

Zum Schluss möchte ich mich noch bei allen Lesern für ihr Interesse bedanken, und sofern es die Zeit denn auch zuließ, auch für das Mitschauen der Rennen. Ich wünsche euch allen schöne Feiertage und schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Das könnte Dir auch gefallen