Vor mehr als drei Monaten beschäftigte sich ein ganzer GT3-Report mit der „Geschichte des 60-Stunden-Porsches„. Der Anlass dafür war der dritte Saisonsieg des #911 Precote Herberth Motorsport Porsche 911 GT3 in der 24H Series. Genau dieser Bolide wird am kommenden Wochenende ebenfalls bei den Gulf 12 Hours auf dem Yas Marina Circuit zu sehen sein. Neben Daniel Allemann und Ralf Bohn wird auch Teameigentümer und „Porsche-Privatfahrer des Jahres 2016“ Robert Renauer am Lenkrad drehen: unser Gesprächspartner für die achte Ausgabe von #RaceitLike. Der 31-Jährige antwortete uns bereits aus Abu Dhabi und ließ unter anderem das Jahr für uns Revue passieren. Außerdem wird die GT3-Szene mal aus der ökonomischen Sicht betrachtet.
Racingblog: Das Jahr 2016 war definitiv eine Erfolgsgeschichte für Precote Herberth Motorsport. Durch die Siege bei den 12 Stunden von Zandvoort sowie den 24 Stunden von Paul Ricard und Barcelona wart Ihr eindeutig die stärkste Kraft in der 24H Series. Auch in der ADAC GT Masters lief die erste Saison nach einer einjährigen Pause ausgesprochen gut. Dein Fazit?
Renauer: Die Ergebnisse in der 24H Series haben unsere vorab gesteckten Ziele weit übertroffen. Das Team und Auto haben ohne Probleme funktioniert. In der ADAC GT Masters hatten wir dieses Jahr leider nicht immer das Glück auf unserer Seite. Entweder lief es richtig gut oder komplett daneben. Das wird sich hoffentlich in der neuen Saison wieder zum Besseren wenden, sodass wir eine konstante Leistung liefern und um den Titel mitfahren können.
Racingblog: Die Geschichte des Rennstalls ist über 20 Jahre lang und hat sowohl freudige als auch sehr tragische Momente erleben müssen. Dein Vater Alfred Herberth, der das Team gegründet hat, verstarb 2012 nach einem Verkehrsunfall in Italien und hinterließ auf allen Ebenen nicht zu schließende Lücken. Zusammen mit Deinem Bruder Alfred hast Du die riesige Verantwortung der Teamleitung übernommen und das Herzensprojekt damit gerettet. Wie konntet ihr diese schwierige Aufgabe meistern?
Renauer: Wir haben ein tolles Team, zuverlässige Partner und Freunde, die uns in jeder Phase voll unterstützt haben. Viele haben schon damals mit unserem Vater zusammengearbeitet. Viele unserer Mechaniker kennen wir seit wir ganz klein sind. Es ist sicher ein Vorteil, dass wir ein sehr familiäres Verhältnis haben. Alle haben das gleiche Ziel verfolgt, den Namen Herberth Motorsport auch weiterhin mit Ehre und Erfolg im Motorsport zu vertreten. Ich denke, dass wir das alle zusammen ganz gut geschafft haben. Ohne den Zusammenhalt wäre das nicht möglich.
Racingblog: Als Eigentümer kennst Du auch die wirtschaftliche Seite des Motorsports gut. Kannst Du aus dieser Sicht die wachsende Beliebtheit der 24H Series erklären, der ihr auch im nächsten Jahr treu bleibt?
Renauer: Für uns ist die 24H Series eine super Plattform, weil sie die Möglichkeit bietet, mit sehr talentierten Privatfahrern um Gesamtsiege mitzufahren. Ein weiterer positiver Aspekt ist natürlich, dass die Fahrer viele Fahrminuten auf der Strecke sammeln. Auch die Strecken im Rennkalender sind international und haben ihren Reiz.
Racingblog: Aus unserer Perspektive hat die Einführung der neuen GT3-Generation der Szene neuen Auftrieb verliehen. Lohnt sich die Investition eines Neukaufs tatsächlich so sehr, obwohl die Preise höher ausfallen?
Renauer: Das kann ich nur aus unserer Sicht mit dem Beispiel Porsche 991 GT3 R sagen. Für uns war es klar, dass man ein Auto aus der neuen Generation braucht, um erfolgreich und konkurenzfähig im GT3-Sport teilzunehmen. Der neue Porsche hat in vielen Bereichen große Fortschritte gemacht. Sei es die Fahrbarkeit, Haltbarkeit oder auch die Unterhaltskosten. Wir sind sehr froh, dass wir uns zusammen mit unserem Partner Ende 2015 dazu entschlossen haben, auch weiterhin mit Porsche an den Start zu gehen.
Racingblog: Am kommenden Wochenende wirst Du die Gulf 12 Hours auf dem Yas Marina Circuit in Abu Dhabi bestreiten. Was erwartest Du Dir von diesem Rennen?
Renauer: Es wird meine Premiere auf dieser tollen Anlage sein. Das wird für mich persönlich eine Herausforderung. Nach mittlerweile 13 Jahren im GT-Sport freue ich mich immer, auf neuen Rennstrecken fahren zu können. Mit meinen Teamkollegen Daniel Allemann und Ralf Bohn bin ich zuversichtlich, dass wir eine weitere Topplatzierung erreichen können. Wir möchten schließlich das Jahr gebührend abschließen.
Racingblog: Du hast im Lotto gewonnen und kannst ein Projekt/Rennen Deiner Wahl vorbereiten. Wo würdest Du Deine Boliden einsetzen?
Renauer: Das ist eine schwierige Frage. In der ADAC GT Masters fühle ich mich schon sehr wohl – als Fahrer und als Teamchef. Allerdings hätte ich auch nichts gegen eine Saison in der WEC mit einem GTE- bzw. LMP2-Wagen einzuwenden. Die V8-Serien in Australien oder Brasilien wären geografisch und motorsportlich natürlich auch sehr reizvoll. Vor allem würde ich dann nicht nur zu den Renntagen hin, sondern die Möglichkeit nutzen, ein paar Tage Urlaub dran zu hängen :-)
Wir bedanken uns für die Zeit, die sich der Oberbayer trotz der stressigen Rennvorbereitung für uns genommen hat. Außerdem wünschen wir natürlich viel Erfolg beim GT3-Jahresabschluss und einen guten Rutsch ins Rennjahr 2017, welches sowohl für ihn als auch für uns mit den 24 Stunden von Dubai beginnen wird.
#RaceitLike Robert Renauer!
Bilderquelle / Copyright: ADAC Motorsport; Herberth Motorsport