Jedes Jahr das gleiche Bild. Ein brauchbares Auto, aber wenig Geld für die Entwicklung. Das B-Team von Red Bull bleibt im Mittelfeld stecken.
Toro Rosso hat wenig Geld, aber mit James Key einen guten Designer. Das diesjährige Chassis zeigte sich vor allem auf den anspruchsvollen Kursen stark. Die meisten Punkte holte man in Bahrain, Spanien, Malaysia und in Brasilien. Allein das zeigt, dass das Chassis gar nicht schlecht war und mit etwas mehr Geld mehr drin gewesen wäre. Aber der Wagen hatte auch gravierende Schwächen und das galt vor allem für die Hochgeschwindigkeitskurse.
Das lag einerseits am letztjährigen Ferrari-Motor, den man im Heck hat, andererseits produzierte das Chassis viel Abtrieb, was im Zusammenspiel mit der fehlenden Leistung dann paradoxerweise zu Problemen führte. Gewissermaßen Luxusproblemen, denn über den Abtrieb des Toro Rosso hätten sich andere Teams gefreut. Mangels Budget konnte man die Probleme aber nicht mit unterschiedlichen Aero-Kits angehen, sondern man musste halt mit dem Leben, was man hatte.
Dass das Chassis aber insgesamt recht ausgewogen funktionierte, konnte man an den Reifen sehen. Toro Rosso hatte selten Probleme mit den Pirelli, allerdings gelang es ihnen auch nur selten, alternativen Strategien zu fahren. Man war ein wenig festgelegt und machte das, was die anderen taten. Nur selten gelang es dem Team, in Sachen Strategie auszubrechen. Eingezwängt zwischen dem Budget und dem schwachen Motor keine einfache Sache. Um so bemerkenswerter, dass man da doch regelmäßig um P10 fahren konnte.
Nicht leicht dürfte dem Team auch der Verlust von Max Verstappen gefallen sein. Es war klar, dass der Niederländer ein kommender Star ist und sowas motiviert auch ein gesamtes Team. Dass Kvyat wieder zurückkam hat das Team vor keine leichte Aufgabe gestellt. Der Russe tat sich dann dementsprechend schwer. Die Demontage musste er auch erst mal verdauen, was ein halbes Jahr dauerte. War die Entscheidung gerechtfertigt? Angesichts der Ergebnisse von Verstappen ist man geneigt, „Ja“ zu sagen. Man sollte aber auch nicht vergessen, dass Kvyat in Russland auf P3 landete. Mit einem Auto, das deutlich schlechter war als der Red Bull am Ende der Saison. Aber internen Daten von Red Bull zeigten wohl, dass Verstappen der schnellere Mann ist. Und sich auch besser vermarkten lässt.
Carlos Sainz jr. tat mir dieses Jahr ein bisschen leid. Er lieferte teilweise brillante Rennen ab. Zum Beispiel in Spanien, in Austin und zuletzt in Brasilien. Von den 63 Punkten die Toro Rosso auf dem Konto hat, gehen 46 sein Konto. Aber irgendwie schwebt der Spanier unter dem Radar, was seiner Leistung absolut nicht gerecht wird. Der Spanier steckt so langsam in einer Falle. Ein drittes Jahr bei Toro Rosso ist besser, als nicht zu fahren, aber wo soll er danach hin? Sollte Ricciardo (warum auch immer) Red Bull Ende 2017 gen Ferrari oder McLaren verlassen, böte sich eine Chance beim Hauptteam. Wenn Riccardo bleibt, dann muss er schauen, dass er woanders unterkommt. Eine Stelle bei Force India oder Williams hätte er in meinen Augen verdient.
Bilder: Red Bull Mediahouse/Getty