Es war eine zähe Saison für Williams, die vor allem geprägt war durch Probleme mit dem Chassis. Zeitweilig wirkte man hilflos.
Wenn die Saison startet, geben alle Teamverantwortlichen lange Interviews, in denen sie behaupten, dass man nun aber wirklich durchstartet und die Spitze angreift. Williams sprach Anfang des Jahres davon, dass man 2016 unbedingt Platz zwei in der Team-WM angreifen wollte. Die Voraussetzungen waren auch gar nicht so schlecht. 2014 hatte man ein sensationelles Jahr. 320 WM Punkte, 1 Pole, 9 Podien. Das Chassis war gut, es fehlte etwas an der Feinabstimmung. 2015 war ein kleiner Rückschritt. Trotz stabiler Regeln hatte man sich beim Bau des neuen Autos etwas verhauen. Die Folge: nur noch 257 Punkte und vier Podien. Und 2016? 136 Punkte, ein Podium. Der Trend ist unverkennbar.
Was genau da schief gelaufen ist, ist schwer zu sagen. Sicher profitierte man 2014 noch deutlich mehr von Mercedes-Motoren, das war 2015, als Ferrari nachlegte, anders. Aber alle Daten belegen, dass Mercedes immer noch den stärksten Motor baut, also müsste es auch bei Williams, die bis auf das Mapping, alle Updates bekommen, besser laufen. Wenn man diese Fehlerquelle ausschließen kann, bleibt nur noch das Chassis.
Das Budget von Williams war in diesem Jahr sogar etwas größer als sonst. Dank Bernie und seiner TV-Gelder und aufgrund der guten Positionen in der WM in den letzten Jahren. Aber der von außen betrachtet im Vergleich zu 2015 kaum veränderte Williams lief noch schlechter als in der Saison zuvor. 2014 hatte Williams ein Problem auf den langsamen Strecken. 2015 versuchte man das Problem anzugehen, verlor aber dann auf den mittelschnellen Strecken, während man auf den langsamen etwas besser unterwegs war. Insgesamt war man schlechter dran.
Irgendwie ist es Williams 2016 gelungen, die Schwachpunkte des Chassis noch weiter zu verstärken, während die ehemaligen positiven Aspekte verloren gingen. Dafür gibt es nur eine Antwort: Man hat in die falsche Richtung entwickelt. Dessen war man sich auch schnell bewusst, aber man wusste nicht, was genau da schief gelaufen ist. Williams nutzte alle Testmöglichkeiten in diesem Jahr und probierte teilweise abenteuerliche Dinge aus. Was einen Hinweis darauf lieferte, dass man sich völlig unklar darüber war, was man tun sollte. Zwar blieb die Performance des Autos über das Jahr konstant, aber eben konstant schlechter als in den Vorjahren.
Ein weiteres Phänomen der Williams war die Tatsache, dass die Quali-Pace teilweise gut war, man die Startpositionen nicht in gute Rennergebnisse ummünzen konnte. Die fehlende Rennpace ist ein Indiz dafür, dass etwas mit dem Reifenmanagement nicht stimmte. Dafür spricht auch, dass man sich oft für die härtere Mischung entschied. Gleichzeitig konnte man aber mit den härteren Reifen keine überlangen Distanzen fahren. Man versuchte es bis zur Mitte der Saison mehrfach mit langen Mittelstints, wechselte dann aber oft am Ende des Rennens doch noch mal die Reifen. Ein entscheidender strategischer Nachteil, der sich vor allem negativ im Kampf mit Force India auswirkte. Da man deswegen in einem engen strategischen Korsett steckte, hatte man wenig Möglichkeiten. Die Hilflosigkeit spiegelte sich dann auch ab der Mitte der Saison in vielen Interviews wieder.
Die schmerzhafte Niederlage gegen Force India den Piloten zuzuschreiben, wäre unfair, aber wirklich überzeugen konnten mich weder Bottas noch Massa. Wobei der Brasilianer in seiner letzten F1-Saison durchaus einige Highlights hatte und besser unterwegs war, als man dachte. Was die Leistung von Bottas zum Problem macht. Dass sich der Finne mehrfach seinem älteren Teamkollegen geschlagen geben musste, ist schon erstaunlich und dürfte seinen Marktwert reduziert haben. War er im letzten Jahr noch auf der Einkaufsliste von Ferrari, scheint das Interesse an ihm in diesem Jahr deutlich erlahmt zu sein.
Damit ist nicht gesagt, dass er schlechte Rennen fuhr. Sein dritter Platz in Kanada und der vierte Platz in Russland sind angesichts der Probleme bei Williams mehr als aller Ehren wert. Aber er wirkte nicht zwingend überzeugend. Eher abwartend, kalkulierend, wenig aggressiv. Mit anderen Worten: blass. Und das, obwohl er nach Perez auf P8 liegt. Vielleicht ändert sich das mit Lance Stroll im nächsten Jahr, sollte der mehr Druck machen können als Massa.
Zu Massa kann nur sagen: Eine tolle Karriere geht zu Ende. Massa war vor allem in seiner Anfangszeit bei Ferrari extrem schnell. Aber ihm fehlte schon immer die Konstanz, egal auf welchem Niveau sich sein Auto bewegte. Die Ausschläge in seiner Leistungskurve waren nie riesig, aber groß genug, dass es auffallen musste. Sein Unfall in Ungarn hat ihn sicher verändert, danach konnte er nicht mehr an die großen Leistungen früherer Jahre anschließen.
Aber Massa wird mir schon fehlen. Er war einer der wenigen wirklich ehrlichen Fahrer im Paddock, einer der wenigen, denen man Ärger, Frust und Glück sofort ansehen konnte. Einer der auf dem Podium weinte, einer, der aber auch vor Wut fast explodieren konnte, wenn es etwas nicht passte. Hoffen wir mal, dass wir ihn vielleicht noch ein paar Jahre in anderen Serien erleben können.
Bilder: Williams