Der Le Mans- und GT3-Pilot Danny Watts hat sich offen zu seiner Homosexualität bekannt. Im Motorsport ist das immer noch ein Novum und das ist schlecht.
Niemand sollte wegen seiner Hautfarbe, seiner Herkunft oder seiner sexuellen Identität diskriminiert werden. Auch das beinhaltet der Artikel 1 des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Dass es 2017 immer noch eine Meldung wert ist, wenn sich jemand zu seiner sexuellen Identität bekennt, ist eigentlich schon traurig. Die meisten Menschen haben mittlerweile bemerkt, dass die sexuelle Identität nichts mit den Leistungen zu tun hat, die jemand erbringt. Auch der Charakter eines Menschen verändert sich dadurch nicht. In der Politik haben wir, zumindest in Deutschland, erlebt, was homosexuelle Menschen leisten. Und vermutlich sehen wir das auch jedes Wochenende auf einer Rennstrecke.
Der Punkt ist nur, dass sich wie im Profi-Fußball bisher kaum jemand getraut hat, seine sexuelle Identität offenzulegen. Bestimmte Fangruppen im Fußball machen das den Sportlern auch schwer. Aber im Motorsport?
Der Anteil jener Menschen weltweit, die eine andere sexuelle Identität haben als die heteronormative, liegt bei circa 7% (das schwankt, je nach Studie und Land). In Fahrerfeld der Formel Eins müsste es statistisch gesehen also mindestens einen homosexuellen Fahrer geben. Im mehr 150 Fahrer starken Feld von Le Mans dann mindestens sieben bis zehn. Sie fahren, sie siegen, sie verlieren. Wie jeder andere auch.
Dass man sich immer noch „outen“ muss, zeigt, dass es nicht selbstverständlich ist, seine sexuelle Identität offen zu leben. Was angesichts der Zeit, in der wir leben, durchaus zum Nachdenken anregen sollte. Denn, wie oben beschrieben, wissen wir ja, das eine andere sexuelle Identität nicht bedeutet, dass man ein schlechter oder besserer Mensch ist.
Ich halte die Motorsport-Community für sehr weltoffen. Das liegt daran, dass anders als vielleicht im Fußball, die Identifizierung mit einem Team nicht ganz so wichtig ist. An jedem Wochenende kommen irgendwo auf der Welt an einer Rennstrecke Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen zusammen, um ihren Sport zu sehen. Sie feiern und reden zusammen, sie teilen sich ihr Bier und tauschen ihre Erlebnisse aus. Und es spielt keine Rolle, ob man nun für Toyota in Le Mans oder Ferrari in der Formel Eins ist. Weil das verbindende Element aller Menschen an der Rennstrecke der Sport ist. Bei den Akteuren auf der Strecke sieht es genau so aus. Ein Rennteam besteht schon oft allein bei den Fahrern aus einem Querschnitt der Erdbevölkerung.
In kaum einen anderen Sport gibt es mehr Weltoffenheit, in kaum einen anderen Sport ist die sexuelle Identität derartig egal. Was würde passieren, wenn Lewis Hamilton oder Pascal Wehrlein mitteilen, sie seien homosexuell? Vermutlich: gar nichts. Und das ist auch gut so.
Ich würde mir wünschen, dass der Motorsport auch anderen Sportarten zeigt, dass man keine Angst vor seiner sexuellen Identität haben muss. Weil diese Zeiten wirklich endlich vorbei sein sollten.