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NASCAR: Analyse Atlanta / Vorschau Las Vegas 2017

von KristianStooss
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500 Meilen auf einem verschlissenen Asphaltband klingen zunächst super, sind doch die Fahrer übermäßig stark gefordert und die Autos bewegen sich viel. Was dann trotz guter Vorzeichen und neuer Regeln auf dem Atlanta Motor Speedway folgte, war aber eine 1:1-Wiederholung mancher unrühmlicher Rennen aus den Vorjahren.

Analyse Atlanta 2017

Atlanta ist eines dieser Rennen, bei denen man sich ernsthaft überlegen muss, ob 500 Meilen wirklich Sinn ergeben. Wenn ich von dreieinhalb Stunden eigentlich nur die letzten 15 Runden anschauen muss, um das komplette Rennen zu verstehen, dann läuft irgendwas falsch. Im Vorfeld bestimmte eigentlich nur ein Thema das vergangene Wochenende: die 20 Jahre alte Asphaltdecke des Atlanta Motor Speedway. Ist ein Repave notwendig? Ja, definitiv! Sollte man ihn auch schnellstmöglich durchführen? Nicht unbedingt. Die unebene Strecke fällt zwar mehr oder weniger auseinander – man beachte alleine die vielen Flickstellen – doch gerade das verleiht Atlanta Charakter und einen gewissen Reiz.

Man konnte in Practice und Qualifying sehen, wie stark sich die Autos auf der Strecke bewegen. Die Fahrer hatten nicht zuletzt auch wegen der neuen Aero-Regeln in diesem Jahr ordentlich mit dem Übersteuern zu kämpfen. Beste Voraussetzungen für ein spannendes Rennen mit einigen Fahrfehlern, Ausrutschern und engen Zweikämpfen eigentlich, aber weit gefehlt. Jeder Green-Flag-Run sorgte für die bekannte Kaugummi-Problematik und dafür, dass Kevin Harvick vom Start weg schnell auf seine fünf Sekunden Vorsprung kam, die er verwalten konnte. Insgesamt gab es sechs Cautions, die das Feld zwar wieder zusammenführten, doch die ersten beiden stellten jeweils das Ende eines Segments dar.

Bis in Runde 241 von 325 wurde es an der Spitze eigentlich nur einmal interessant, als Brad Keselowski in Stage zwei einen Undercut gegen den Ford mit der #4 versuchte. Mangels Gelbphasen zahlte sich diese Strategie aber leider nicht aus. Dann brachten Debris, der Motorschaden von Gray Gaulding, ein Reifenplatzer bei Clint Bowyer und die defekte Lichtmaschine bei Austin Dillon vier Restarts und ein paar Boxenstopps etwas Leben ins Rennen. Viele Fahrer bekamen Probleme mit der Rennleitung, weil sie zu schnell in der Pitlane unterwegs waren. Offenbar hatte die NASCAR etwas an den Timing-Lines verändert – zumindest vermutete man das bei FOX. An der Spitze veränderte sich weiter… nichts!

Die Restarts waren wirklich eine schöne Abwechslung, da teilweise three- bis four-wide um Track-Position gekämpft wurde. Auf der rutschigen Piste gerieten manche Fahrzeuge aneinander, siehe der aufgeschlitzte Reifen an der #14 bei Clint Bowyer. Nach wenigen Runden ging es dann zurück in den Single-File-Modus. Doch es hätte wirklich knüppeldick kommen können, denn ohne die letzte Gelbphase 15 Runden vor Schluss hätte man gar nicht einschalten brauchen. Ausgerechnet Kevin Harvick wurde in der Boxengasse geblitzt und musste ans Ende des Feldes zurück. Die finalen elf Umläufe reichten natürlich nicht mehr aus, um diesen Nachteil wettzumachen. Stattdessen kämpften nun Kyle Larson und Brad Keselowski um die Führung, wobei Letzterer die Oberhand behielt.

Das ist natürlich schade für Harvick, denn er wäre der absolut verdiente Sieger gewesen. Natürlich kann man bei Brad Keselowski nicht sauer sein, denn gemeinsam mit dem Runner-Up Kyle Larson waren sie die einzigen Piloten, die Harvick wenigstens annähernd unter Druck setzen konnten. Die Top-5 komplettierten Matt Kenseth sowie die Hendrick-Piloten Kasey Kahne und Chase Elliott, wobei gerade Kahne nach der verwachsten Saison 2016 nun hoffentlich etwas Momentum aufnehmen konnte. In den Top-10 platzierten sich Joey Logano, Kurt Busch, Martin Truex Jr., der unaufmerksame Kevin Harvick und Jamie McMurray.

Mein persönliches Fazit: Die weiter abgespeckte Aerodynamik und die Aufteilung in Segmente mögen ja tollen Ideen sein. Doch wenn ein Dominator dann immer noch fünf Sekunden Vorsprung herausfahren und verwalten kann, dann stimmt irgendetwas nicht. Ich kann mir nicht so richtig erklären, woran es lag. Auch die Reifen von Goodyear waren gerade so haltbar genug, um keinen Shitstorm einzufahren, hatten aber einen ziemlich deutlichen Drop-Off nach nur wenigen Runden. Über die Strecke hatte ich bereits gesprochen, der Asphalt bot eigentlich beste Voraussetzungen. Die anstehenden Überlegungen beinhalten hoffentlich nicht das Thema „Caution-Clock“, auch wenn ich befürchte, dass einzig diese das Rennen in Atlanta hätte aufpeppen können.

Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings

Vorschau Las Vegas 2017

Am nächsten Wochenende bekommen Low-Low-Downforce-Paket und Segment-Regelung eine weitere Gelegenheit, sich zu bewähren. Gefahren wird auf dem Las Vegas Motor Speedway, einem 1,5-Meiler mit D-Form und einem progressiven Banking um die 20 Grad. Die große Story aktuell ist, ob Las Vegas tatsächlich ein zweites Saisonrennen bekommt. Eine Expansion des Kalenders ist jedoch mehr als unwahrscheinlich und das NASCAR-Speedway-Konglomerat ISC sowie die einzelnen Stakeholder Indianapolis, Pocono und Dover werden sicherlich keinen Termin abgeben. Hier steht also der Mutterkonzern SMI von Bruton und Marcus Smith in der Pflicht.

Gerüchte besagen den Abgang eines Termins aus New Hampshire in die Wüste von Nevada, auch wenn sich viele dagegen sträuben. Nicht nur die NASCAR wird ein Interesse daran haben, dass der Markt im Nordosten der USA ausreichend bedient wird. Zuletzt ließ aber die Nachfrage nach dem Besuch von Rennen vor Ort im Allgemeinen nach, sodass dieser Wechsel in ein anderes, kompakteres Tourismuszentrum und an die ebenso unterrepräsentierte Westküste logisch erscheint. Da die Übernahme des Sommerrennens keinen Sinn ergibt, wird wohl der Chase-Termin an ein weiteres 1,5-Meilen-Oval abgegeben. Auf der anderen Seite ergänzt sich das gut mit den aufgewärmten Gerüchten um ein Rundkursrennen in Charlotte in den Playoffs anstatt des langweiligen Bank of America 500.

Auf der Entry-List gibt es keine Änderungen zum Rennen in Atlanta, daher sehe ich hier keinen Kommentarbedarf. Diese 39 Fahrzeuge sind am Sonntag alle fest dabei:

Entry-List

Zeitplan & TV-Programm:

Freitag, 10.03.
20:00 Uhr, Monster Energy Cup Series Practice, FS1
22:00 Uhr, XFINITY Series Practice, FS1
00:00 Uhr, XFINITY Series Final Practice, FS2
01:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Qualifying, FS2

Samstag, 11.03.
18:00 Uhr, Monster Energy Cup Series Practice, FS1
19:00 Uhr, XFINITY Series Qualifying, FS1
20:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Final Practice, FS1
22:00 Uhr, XFINITY Series Rennen (Boyd Gaming 300), FS1

Sonntag, 12.03.
21:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Rennen (Kobalt 400), FOX

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