In Phoenix bekamen wir nun endlich mal ein abwechslungsreiches Rennen zu sehen, in dem viele Siegkandidaten kamen und gingen. Am Ende fuhr Ryan Newman als Ergebnis einer Mischung aus Taktik und Glück zum ersten Mal seit gut vier Jahren wieder in die Victory-Lane. Kyle Larson blieb erneut glücklos, holte sich aber die Tabellenführung.
Analyse Phoenix März 2017
Nach zuletzt einigen harten Langweilern in Atlanta und Las Vegas gab es endlich mal wieder ein abwechslungsreiches NASCAR-Rennen zu genießen. Meiner Meinung nach lag das aber auf gar keinen Fall am neuen Stage-Format, denn prinzipiell hat man damit nur zwei zusätzliche Competition-Cautions geschaffen. Die Segmente mit ihren Extrapunkten sollten eigentlich bezwecken, dass auch mitten im Rennen härter um Platzierungen gekämpft wird. Allerdings geht auch das weiterhin nur mit einem schnellen Auto. Wenn jedoch nach gut zehn Runden bereits jeweils eine knappe Sekunde zwischen allen Fahrzeugen liegt, kann man schlecht hart mit der Konkurrenz fighten. Auch die weiter beschnittene Aerodynamik hat zuletzt nicht wirklich gut geholfen.
Vielleicht erkennt man bei der NASCAR bald, dass es im Prinzip der Kalender ist, der die Rennen teilweise so langweilig gestaltet. Die 1,5-Meiler waren – wenn man ehrlich ist – eigentlich nie spannend, es sei denn, es treten unvorhergesehene Faktoren auf, wie z. B. Reifenschäden, Hitze oder Rivalitäten – das berühmte Salz in der Suppe also. Immerhin geht man in die richtige Richtung und überlegt für 2018 das Chase-Rennen in Charlotte auf den Rundkurs des Ovals zu verlegen. Auch der geplante Versuch der XFINITY Series mit Restrictor-Plates in Indianapolis könnte mehr Spannung in die ansonsten sehr trockene Angelegenheit auf dem Brickyard bringen.
Dass Phoenix mehr Spannung brachte als die letzten Rennen, haben wir den außergewöhnlichen Temperaturen in der Wüste von Arizona zu verdanken. 30+ Grad Lufttemperatur und 60 Grad heißer Asphalt brachten sowohl Mensch, als auch Material an die Grenze ihrer Möglichkeiten. Die stark erhitzten Bremsen gaben ihre Wärme an die Felgen weiter, die schließlich für ein Schmelzen der Reifenwülste als schwächstes Glied in der Kette sorgten. So musste unter anderem Matt Kenseth nach einem Reifenschaden einen harten Einschlag einstecken und konnte sein Fahrzeug nur humpelnd verlassen. Die menschliche Komponente zeigte sich ebenfalls beeinflusst durch die erhöhten Temperaturen, was sich zum einen durch einige hitzige Manöver auf der Strecke und zum anderen an Speeding in der Boxengasse erkennen ließ.
Das prominenteste Beispiel für eine Übertretung stellte wohl Polesitter Joey Logano dar, der direkt nach seinem Sieg im ersten Segment zu schnell geblitzt wurde. Die Führung wanderte daher an Chase Elliott weiter, der seinerseits die zweite Stage an der Spitze des Feldes beenden konnte. Elliott gelang es auch weiterhin, das Rennen zu bestimmen, doch seine Zeit war nach 193 von 312 geplanten Runden gekommen, als der erwähnte Reifenschaden Matt Kenseth aus der Bahn warf. An der Boxengasse übernahm stattdessen ein Teamkollege der unglücklichen #20 die Führung: Kyle Busch. Dieser sah daraufhin wie der sichere Sieger aus, denn auch zwei weitere Gelbphasen konnten nicht an seinem Thron rütteln. Die entscheidende Situation trug sich allerdings vier Runden vor Schluss zu – wieder so eine Late-Race-Caution, die ein gesamtes Event umkrempeln kann.
Ausgerechnet Joey Logano erlitt einen Reifenschaden und versalzte seinem Konkurrenten nach Las Vegas ein weiteres Rennen. Dieses Mal ging es jedoch um die direkte Führung und die holte sich erstaunlicherweise Ryan Newman, der in dieser späten Phase gemeinsam mit weiteren Kollegen auf der Strecke blieb und keine zwei neuen Reifen aufzog. Ich dachte, dass sein Schicksal damit schnell besiegelt sein würde, denn neues Gummi ist am Ende eines Fuelruns einfach kaum zu überbieten. Anscheinend hatte ich die Rechnung aber ohne die übermütigen Verfolger in Person von Kyle Larson und Ricky Stenhouse Jr. gemacht, die sich beim Restart fast gegenseitig abräumten. Diese Situation verschaffte dem reifentechnisch benachteiligten Newman den notwendigen Puffer, um im nur zwei Runden langen Overtime-Versuch zu bestehen.
Für Ryan Newman war dies der erste Sieg seit Indianapolis 2013 und für ihn endete damit folglich eine knapp vier Jahre lange erfolglose Periode. Auch Richard Childress Racing stand 2013 zuletzt in der Victory Lane, allerdings etwas später mit Kevin Harvick im Chase-Rennen von Phoenix. Das früher so regelmäßig erfolgreiche Team konnte damit zumindest einen moralischen Sieg einfahren und darf nach dem Strategiezug von Crew-Chief Luke Lambert von sich behaupten, in der nicht nur sprichwörtlichen Hitze des Gefechts einen kühlen Kopf bewahrt zu haben. Hinter Newman kamen Kyle Larson, Kyle Busch, Ricky Stenhouse Jr. und Brad Keselowski innerhalb der Top-5 ins Ziel, die Top-10 komplettierten Kevin Harvick, Daniel Suarez, Erik Jones, Jimmie Johnson und Denny Hamlin.
Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings
Vorschau Fontana 2017
Am nächsten Wochenende wird der West-Coast-Swing der NASCAR im kalifornischen Fontana abgeschlossen, Austragungsort ist dabei der eher unbeliebte und wenig spektakuläre Auto Club Speedway. Das 2-Meilen-Oval steht mit seinem Namen eigentlich geradezu für das typische Kaugummi-Racing, welches die Serie seit einigen Jahren immer mehr Zuschauer kostet. Die weite Bahn mit 14 Grad Banking erlaubt viele verschiedene Linien und verhindert damit zusätzlich enge Duelle um Positionen. Es wird interessant zu sehen sein, ob die beschnittene Aerodynamik und die Einführung der Stages an dieser Tatsache etwas ändern können. Falls das gewohnte Bild bleibt, gehen den Offiziellen so langsam die Ausreden aus.
In den letzten fünf Jahren präsentierten sich alle großen Top-Teams mal in der Victory-Lane von Fontana, was den Sonntag quasi zum Spiel für jedermann erklärt. Neben Joe Gibbs Racing (inkl. Furniture Row Racing) und Team Penske muss man aktuell auch auf Stewart-Haas Racing schauen, die den Wechsel von Chevrolet zu Ford erstaunlich gut abgewickelt haben. Noch dazu produzieren sie seit 2017 auch ihre eigenen Chassis, was gewiss keine Peanuts-Umstellung ist. Hendrick Motorsports vermisse ich aktuell ein wenig an der Spitze, auch wenn mit Chase Elliott interessanterweise ausgerechnet der jüngste Pilot des Teams die Fahne oben hält. Hier muss man aufpassen, nicht vom Kundenteam Chip Ganassi Racing gebügelt zu werden, bei denen sich der neue Tabellenführer Kyle Larson gerade in Spitzenform befindet.
Auf der Entry-List gibt es keine Änderungen zum Rennen in Phoenix, diese 39 Fahrzeuge sind am Sonntag alle fest dabei:
Zeitplan & TV-Programm:
An diesem Wochenende stellen wir die Zeitmesser von 2 auf 3 Uhr vor, daher findet das Rennen in Fontana wieder mit der gewohnten Zeitverschiebung von 6 Stunden statt. Das Rahmenprogramm am Freitag und Samstag wird dagegen noch eine Differenz von 5 Stunden aufweisen.
Freitag, 24.03.
18:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Practice, FS1
20:00 Uhr, XFINITY Series Practice, FS1
22:00 Uhr, XFINITY Series Final Practice, FS1
00:00 Uhr, Monster Energy Cup Series Qualifying, FS1
Samstag, 25.03.
16:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Practice, FS1
17:30 Uhr, XFINITY Series Qualifying, FS1
19:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Final Practice, FS1
21:00 Uhr, XFINITY Series Rennen (NXS 300), FS1
Sonntag, 26.03.
21:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Rennen (Auto Club 400), FOX