Kyle Larson münzte seine Pole um und festigte in Fontana seine Tabellenführung mit einem längst überfälligen Sieg, nachdem er zuletzt drei zweite Plätze in Folge einfahren konnte. Als größter Konkurrent um den Sieg präsentierte sich Martin Truex Jr., doch dessen Crew-Chief verzichtete im entscheidenden Moment auf neue Reifen für die #78.
Analyse Fontana 2017
Reden müssen wir eigentlich nur über die letzten 20 Runden, da die ersten beiden Stages bis auf eine Ausnahme in Runde 5 komplett ohne Cautions auskamen – das allseits bekannte Problem. Daher nur kurz zur einzigen echten Gelbphase in 180 von 200 Umläufen: Brad Keselowski zeigte sich hier verantwortlich, da er mit starkem Übersteuern vor die Front von Jimmie Johnson geriet. Auch bereits beim initialen Start kam Keselowski in Probleme, da er einem komplett verpennten Denny Hamlin unabsichtlich auffuhr. Dabei wurde auch der Chevrolet von Kevin Harvick stark in Mitleidenschaft gezogen. Stage 1 sicherte sich anschließend Kyle Larson, Segment 2 gewann mit Martin Truex Jr. der stärkste Konkurrent der #42 um den Rennsieg.
Bis zum Finale präsentierte sich das Rennen typisch für Fontana extrem mau. Zwischenzeitlich befanden sich nur noch die Top-20 in der Führungsrunde und der Abstand von Platz 1 auf den zweiten Rang wuchs knapp an die 10-Sekunden-Marke heran. Abwechslung brachten zum Glück die Competition-Cautions zwischen den Stages, welche die Vorsprünge pulverisierten und einige spannende und actiongeladene Restarts bewirkten. Hier zeigte sich wieder einmal deutlich das Problem der NASCAR: Wieso verfluchen eigentlich so viele Fans die Gelbphasen und predigen vom Langstreckencharakter? Genau an dieser Stelle entstehen doch die harten Langweiler, die an den Zuschauerzahlen sowohl vor Ort als auch am TV nagen. Ihr wollt, dass die Strategie entscheidet? Wo bitte soll Platz sein für einen Undercut, wenn der Führende einen Vorsprung von gut zehn Sekunden herausgefahren hat?
Nein, man muss auf den großen Ovalen leider immer auf die Cautions hoffen. Daher sollten die Teams auch mal künstlich zu den wichtigen Entscheidungen gezwungen werden – gerade das produziert die dringend benötigte Spannung. Vielleicht sollte man daher noch etwas am neuen System verändern: In den letzten Rennen ist mir aufgefallen, dass die Stages zum Ende nur aufmerken lassen, wenn auch Platzierungen zu holen sind. Warum also nicht – je nach Strecke – zehn bis 20 Runden vor Schluss eines Segments die Competition-Caution herausholen und die Teams zur Wahl zwingen: zwei Reifen, vier Reifen oder gar Track-Position sichern und auf der Strecke bleiben? Das würde kurze Perioden im Rennen garantiert echt spannend machen. Gerne kann man dann auch die künstlichen Unterbrechungen nach dem Erreichen der grün-weiß-karierten Flaggen weglassen.
Dass so etwas funktionieren kann, zeigte auch das Finale in Fontana, denn nur 20 Runden vor dem Ende wurden alle Abstände nach einem Dreher von Gray Gaulding wieder eingedampft. Der führende Kyle Larson bekam trotzdem etwas Zeit zum Verschnaufen, da das Team der #78 an der Box deutlich langsamer arbeitete und Martin Truex Jr. damit in die Top-10 zurückgeworfen wurde. Bereits beim Restart kam dann die alte Regel, dass Cautions gerne weitere Gelbphase verursachen, zum Tragen. Nach Phoenix musste Matt Kenseth auch in Fontana einen harten Einschlag wegstecken, nachdem er vom etwas zu zielstrebigen Truex am Heck erwischt wurde. Die Verantwortlichen verkündeten nach dem Rennen, sich die vom Winkel her sehr ungünstige Rettungsgasse inklusive SAFER-Barrier genauer anzusehen.
Die entscheidende Szene ereignete sich, nachdem Corey LaJoie sein Fahrzeug sieben Runden vor Schluss wegwarf. Bei Martin Truex Jr. verzichtete man auf neue Reifen für den folgenden Sprint, was Kyle Larson in eine äußerst günstige Situation ohne ebenbürtigen Konkurrenten brachte. Das schlecht bereifte Trio aus Denny Hamlin, Truex und Jamie McMurray wurde innerhalb von einer halben Runde von Larson förmlich aufgefressen. Auch eine weitere Caution, ausgelöst durch einen Dreher von Ricky Stenhouse Jr. nach Feindberührung mit dem eigenen Teamkollegen Trevor Bayne, konnte Larson schließlich nicht mehr am längst überfälligen ersten Saisonsieg hindern. Die #42 beendete die drei Rennen zuvor jeweils auf Platz 2 und holte sich mit dieser konstanten Performance die Tabellenführung.
Die Top-5 hinter dem verdienten Sieger Kyle Larson komplettierten Brad Keselowski, Clint Bowyer, Martin Truex Jr. und Joey Logano. Keselowski kämpfte sich nach seinem anfänglichen Missgeschick wieder weit nach vorne und Bowyer konnte nach seiner Übergangssaison für HScott Motorsports das erste Top-5-Resultat seit Juni 2015 in Sonoma einfahren. Eine Top-10-Platzierung holten sich Jamie McMurray, Daniel Suarez, Kyle Busch, Ryan Blaney und Chase Elliott ab. Vor allem die jungen Wilden Suarez, Blaney und Elliott überraschen mich Woche für Woche mit ihren konstant guten Leistungen. Die #24 wurde in Fontana sogar noch unter Wert geschlagen, denn nach den beiden Stage-Ergebnissen zu urteilen, war Elliott eigentlich eher auf Top-3-Kurs unterwegs.
Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings
Vorschau Martinsville April 2017
Am kommenden Wochenende kehrt die NASCAR wieder an die Ostküste zurück, dann wird auf dem Martinsville Speedway gefahren. Der Shorttrack in Virginia ist nur 0,526 Meilen lang, was 847 Metern entspricht und damit die kürzeste Rundendistanz im gesamten Kalender darstellt. Das Banking ist mit 12 Grad übrigens nur winzige 2 Grad geringer als zuletzt in Fontana, das übersieht man bei Martinsville immer gerne. Dreh- und Angelpunkte der Strategie sind zum einen die Track-Position und zum anderen die Bremsen. So sollte man das Material über die ersten 400 Runden durchaus schonen, wenn man an den letzten 100 Umläufen noch konkurrenzfähig teilnehmen möchte. Bei den Boxenstopps gibt es viele Möglichkeiten, ohne Blechschäden Platzierungen gutzumachen, aber auch einige Gelegenheiten, erst recht im Hinterfeld zu landen.
Zwischen 2007 und 2010 gab es kaum eine Möglichkeit Jimmie Johnson oder Denny Hamlin aus der Victory-Lane zu verdrängen. Das hat sich danach zwar relativiert, allerdings konnte man auch in den folgenden Ausgaben nach 500 Runden nie ein anderes Team als Hendrick Motorsports, Joe Gibbs Racing oder Stewart-Haas Racing ganz vorne sehen. Die letzten vier Rennen in Martinsville gewannen Hamlin, Jeff Gordon, Kyle Busch und Johnson. Es wird spannend zu sehen sein, was die aktuellen Top-3 der Meisterschaft in Person von Kyle Larson, Chase Elliott und Martin Truex Jr. abliefern können. Auf der Entry-List gibt es keine Überraschung: Im Gegensatz zu Fontana fehlt an diesem Wochenende die #55 – Derrike Cope von Premium Motorsports, alle 38 gelisteten Fahrzeuge sind damit am Sonntag fest dabei.
Also auch die beiden Rookies #23 – Gray Gaulding und #83 – Corey LaJoie von BK Racing, die anno 2017 für sage und schreibe 43% aller Cautions verantwortlich zeichneten, die direkt durch Unfälle oder mechanische Schäden ausgerufen werden mussten. Bei Jayski hat man ordentlich gerechnet, diese Zahl herausbekommen, und das Team zu Recht in ein fragwürdiges Licht gestellt. Die Frage, ob jemand wie LaJoie für den Cup-Level geeignet ist, wenn er in allen bisherigen Saisonrennen außer Atlanta – aber inklusive seinem Duel in Daytona – eine Caution ausgelöst hat, muss schon erlaubt sein.
Zeitplan & TV-Programm:
Freitag, 31.03.
17:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Practice, FS1
19:00 Uhr, Truck Series Practice, FS1
21:00 Uhr, Truck Series Final Practice, FS1
22:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Qualifying, FS1
Samstag, 01.04.
16:00 Uhr, Monster Energy Cup Series Practice, FS1
17:00 Uhr, Truck Series Qualifying, FS1
19:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Final Practice, FS1
21:00 Uhr, Truck Series Rennen (Alpha Energy Solutions 250), FOX
Sonntag, 02.04.
20:00 Uhr, Monster Energy Cup Series Rennen (STP 500), FS1
1 Kommentare
Ich kann deinen Ruf nach mehr Yellows zur Verbesserung der Rennqualität nicht wirklich nachvollziehen. 2 Runden Restart-Action gefolgt von 25 Runden Langeweile ist nicht besser als Langeweile ohne die Restarts. Ich konnte auch deine Einschätzung zu dem vermeintlich besseren Rennen in Phoenix nicht teilen, nur weil es dort mal 2-3 Yellows mehr gab. Das Problem sind nicht die fehlenden Yellows, das Problem sind die Autos in Kombination mit den Reifen und die Perfektion der großen Teams. Schau dir mal ein paar Rennen aus den 90ern an. Keine fake yellows und trotzdem fast nie langweilig.
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