Das vergangene Wochenende bot reichlich GT3-Sport. Auf mindestens vier Kontinenten wurden nennenswerte Rennen veranstaltet. Die Pirelli World Challenge gastierte im kalifornischen Long Beach, aber verzichtete auf einen internationalen Livestream. Spielberg beheimatete das Fahrerlager der 24H Series, die in der Steiermark ihr Debüt feierte. Die neu gegründete Blancpain GT Series Asia präsentierte sich zum ersten Mal auf dem Sepang International Circuit und sollte durchaus überzeugen können. Zudem fuhr die Australian GT Trophy Series im Sandown Park, wo jedoch der Amateurcharakter überwog.
Pirelli World Challenge
Der große Ärger war absehbar. Wie im vergangenen Jahr opferte die US-amerikanische GT-Serie ihr Streaming-Angebot und konzentrierte sich ausschließlich auf die TV-Übertragung von CBS Sports. Diese war jedoch nicht mal live, da das 50-minütige Rennen aufgezeichnet und über eine Stunde später ausgestrahlt wurde. Dementsprechend fassen wir die Ereignisse nur kurz zusammen.
- 23 Boliden sind für den Lauf gemeldet gewesen. Im besten Fall hätten jedoch 30 Fahrzeuge antreten können.
- Wie bei der IMSA SportsCar Championship gab es mehrere Zwischenfälle in den Trainingssitzungen. Der #88 Bentley Team Absolute Racing Continental GT3 von Adderly Fong wurde beispielsweise im Rahmen der zweiten Session stark beschädigt. Der Hongkong-Chinese hatte den rutschigen Untergrund nach nächtlichen Regenschauern unterschätzt und schlug hart in die Mauer ein. Reparaturen vor Ort waren nicht mehr möglich.
- Champion Álvaro Parente im #9 K-PAX Racing McLaren 650S GT3 beeindruckte in der Qualifikation mit einer Rekordzeit. Sein Rivale aus dem vergangenen Jahr namens Patrick Long belegte im#58 Wright Motorsports Porsche 911 GT3 R Platz zwei. Komplettiert wurde die Top 3 von Bryan Sellers im #6 K-PAX Racing McLaren 650S GT3. Die GTA-Pole-Position sicherte sich James Sofronas im #14 GMG Racing Porsche 911 GT3 R.
- Das GT-Trio lieferte sich einen intensiven Kampf in den ersten zehn Minuten des Rennens, aus welchen Parente als weiterhin Führender herausging. Seine Serie an schnellsten Rundenzeiten endete kurz danach aufgrund eines bizarren Unfalls neben der Strecke. Ein Straßenfahrzeug soll einen Hydranten zerstört haben, aus welchem eine Fontäne in die Luft schoss. Unglücklicherweise sammelte sich das Wasser nahezu ausschließlich auf der Gegengerade, wodurch eine rote Flagge unumgänglich wurde. Das Abdrehen und Abtrocknen nahmen 15 Minuten in Anspruch. Immerhin konnte die Rennleitung die Rennzeit so anpassen, sodass insgesamt 48 Minuten möglich waren. Der Restart erfolgte ohne nennenswerte Zwischenfälle und sah einen davoneilenden Parente. Auch eine weitere kurze SC-Unterbrechung sollte ihn nicht stoppen können. Dank des Sieges übernahm der Portugiese die Tabellenführung nach drei Läufen.
Ergebnis Long Beach 2017:
1) #9 K-PAX Racing McLaren 650S GT3 (Álvaro Parente)
2) #58 Wright Motorsports Porsche 911 GT3 R (Patrick Long)
3) #6 K-PAX Racing McLaren 650S GT3 (Bryan Sellers)
GTA| 10) #14 GMG Racing Porsche 911 GT3 R (James Sofronas) - Die nächste Station der World Challenge ist der Virginia International Raceway (28. – 30. April), wo das SprintX-Format zum Einsatz kommen wird. Auf dem kurvenreichen Traditionskurs werden alle Klassen und Kategorien Rennen durchführen.
24H Series
Das Debüt der Creventic-Serie auf dem 4,318 Kilometer langen Kurs war durchaus sehenswert. Während der erste Teil am Freitag mit einem verhältnismäßig knappen Zieleinlauf endete, hatte der #911 Precote Herberth Motorsport Porsche 991 GT3 R (Daniel Allemann-Ralf Bohn-Robert Renauer-Alfred Renauer) nach zwölf Stunden einen gewaltigen Vorsprung von fünf Runden. Auch hier folgt wieder eine Übersicht der wichtigsten Entwicklungen:
- In der Qualifikation am Freitagmorgen war der #11 Scuderia Praha Ferrari 488 GT3 (Jiri Pisarik-Josef Král-Matteo Malucelli) das schnellste Fahrzeug in der A6-Pro. Herberth Motorsport startete von Platz vier aus ins Rennen.
- Der erste Teil bestand aus 3,5 Stunden und startete um 14:15 Uhr. In der Startphase dominierte der tschechische Ferrari. Hinter ihm gab es jedoch etliche Verschiebungen. Durch den schnellen Charakter des Kurses entstanden viele Unfälle, die etliche Code 60-Unterbrechungen generierten. Dementsprechend waren der Scuderia Praha-Ferrari, der Herberth Motorsport-Porsche und der #964 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Christian Engelhart-Rolf Ineichen-Mark Ineichen) die meiste Zeit nahe beieinander. Nach einem begeisternden Duell bei einsetzendem Regen reüssierte schlussendlich der Lamborghini. Nur dieses Trio befand sich noch in der Führungsrunde am frühen Abend.
- Der zweite Teil am Samstag sah ein frühes Favoritensterben. Der Motor des #964 GRT Huracán GT3 gab kurz nach der Rennhalbzeit auf und der #11 Scuderia Praha-Ferrari verunfallte nach Bremsproblemen. Infolgedessen war der Weg frei für die 24H Series-Experten von Herberth Motorsport. In der A6-Am gewann der #963 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Milos Pavlovic-Christoph Lenz-Mark Ineichen-Roberto Pampanini), der das Rennen sogar auf Gesamtplatz zwei beendete. Die sonst dominierende Truppe des #1 Hofor-Racing Mercedes AMG GT3 (Michael Kroll-Chantal Kroll-Roland Eggimann-Kenneth Heyer-Christiaan Frankenhout) hatte diverse Probleme im Rennen, welche einen weiteren A6-Am-Sieg verhinderten. Trotzdem führt man dank der anhaltenden Konstanz in der A6-Gesamtwertung.
- Vom 05. – 07. Mai wird die Serie wieder ihrem Namen gerecht, indem sie auf dem Circuit Paul Ricard ein 24 Stunden-Rennen austrägt. Dort dominierte Herberth Motorsport im vergangenen Jahr.
Blancpain GT Series Asia
Dass die SRO Motorsports Group eine Ansammlung von Träumern ist, sollte mittlerweile bekannt sein. Ihr neuestes Projekt in der Form einer asiatischen GT-Meisterschaft schien jedoch besonders gewagt zu sein. Die GT Asia Series, welche bislang diese Lücke füllte, hatte über die letzten Jahre hinweg diverse Probleme und scheint durch das Auftreten des neuen Konkurrenten kurz vor dem Kollaps zu stehen.
Umso größer war die Überraschung, als die Nennliste vorgestellt wurde. 30 Fahrzeuge sollten den Saisonstart auf dem Sepang International Circuit in Angriff nehmen. Darunter waren 24 GT3-Renner und eine Art Porsche Cayman GT4 Clubsport MR-Cup mit sechs Teilnehmern. Viele bekannte Namen der asiatischen Szene (z.B.: FFF Racing Team By ACM, Clearwater Racing, KCMG und Craft Bamboo Racing) sind in das neue Championat rüber gewechselt. Zudem konnten auch europäische Mannschaften wie WRT, AF Corse oder Phoenix Racing im Fahrerlager gesehen werden.
Das erste Rennen der neuen Serie sollte durch einen intensiven Kampf um die Podiumsplätze begeistern können. Den historischen Erfolg konnte die Truppe des #86 OD Racing Team Audi R8 LMS GT3 (Gilbert/Patel) feiern. Platz zwei ging an den #999 GruppeM Racing Team Mercedes AMG GT3 (Abbott/Marciello). Komplettiert wurde das Podium vom #91 FIST – TEAM AAI BMW M6 GT3 (Millroy/Krohn). Bis auf einen größeren Abflug am Start, als der Schwester-BMW M6 GT3 in die Boxenmauer einschlug, war das Rennen gesittet.
Am Sonntag gewann der aus der GT Asia bekannte #37 BBT Ferrari 488 GT3 (Liu/Rizzo) einen etwas ruhigeren zweiten Lauf. Die Sieger des Vortages in der Form des #86 OD Racing Team Audi R8 LMS GT3 (Gilbert/Patel) bekamen Silberpokale. Rang drei ging an den #5 Audi Hong Kong R8 LMS GT3 (Lee/Thong Wei Fung).
Insgesamt gesehen konnte der Saisonauftakt der Blancpain GT Asia überzeugen und lässt auf mehr hoffen. Für eine genauere Beurteilung sollte man jedoch erst abwarten, wie sich die Nennlisten entwickeln werden. Weiter geht es vom 20. – 21. Mai auf dem thailändischen Chang International Circuit.
Am kommenden Wochenende…
…wird weniger GT3-Motorsport zu sehen sein. Die British GT (31 Nennungen) startet am erweiterten Osterwochenende mit zwei Rennen in ihre neue Saison. Der neue Partner Front Runner TV wird aus dem Oulton Park berichten. Leider gibt es weiterhin kein Streaming-Angebot für Fans außerhalb des Vereinigten Königreichs.
Fans der GT4 European Series haben es in Sachen Streaming wahrscheinlich einfacher, wenn die Saison des Southern Cups (30 Nennungen) in wenigen Tagen im französischen Nogaro beginnt. Alle Informationen diesbezüglich findet Ihr in unseren TV Zeiten.
Wir wünschen ein angenehmes Osterfest und erholsame Tage!
Nächste Rennen mit GT3-Beteiligung:
15. – 17. April 2017: British GT (Oulton Park)
21. – 23. April 2017: BGTEC (3 Stunden von Monza); ADAC-Qualifikationsrennen zu den 24 Stunden auf dem Nürburgring
28. – 30. April 2017: ADAC GT Masters (Oschersleben); PWC-SprintX (Virginia International Raceway); International GT Open (Circuito do Estoril)
[Fokus auf Veranstaltungen des Report-Portfolios; wird fortlaufend ergänzt]
Bilderquelle / Copyright: Pirelli World Challenge; 24H Series