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Formel Eins: Analyse GP von Bahrain – Ausgetrickst

von DonDahlmann
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Was nach einer klaren Sache für Mercedes aussah, entwickelte sich im Rennen völlig anders. Schuld waren Fehler bei Mercedes und das Glück auf Seiten von Ferrari.

Nach der Qualifikation konnte man bei Mercedes zufrieden sein. Beide Autos in der ersten Reihe, dazu mit einem Abstand von knapp 0,5 Sekunden vor Vettel. Bottas zeigte, dass er es mit der Quali-Pace von Hamilton aufnehmen kann. Was eine kleine Überraschung war, denn so schnell hatte man dem Finnen nicht zugetraut, den dreifachen Weltmeister in einer Quali zu schlagen. Die gute Performance des Finnen sorgte für zufriedene Gesichter, allerdings war auch klar, dass die Rennpace des Ferrari näher am Mercedes sein sollte. Auch der Vorteil beim Reifenverschleiß sollte bei den Roten liegen, so jedenfalls die Vermutung vor dem Rennen. Es hatte sich allerdings auch schon in den Trainingssessions gezeigt, dass bei der Hitze alle Teams ein paar Probleme hatten. Vieles deutete schon am Freitag auf eine Zwei-Stopp-Strategie hin.

Die Ausgangssituation für Ferrari und Mercedes war also sehr unterschiedlich. Während die Deutschen hofften, dass man im Parallelflug vor den Ferrari unterwegs sein würde, war den Italienern klar, dass man Vettel am Start mindestens auf den zweiten Platz bringen musste. Von dort aus hatte man dann eine realistische Chance auf einen frühen Undercut, der Ferrari aber zu einer Zwei-Stopp-Strategie zwingen würde.

Der Start spielte in die Hände von Ferrari. Bottas setzte sich durch, aber Vettel gelang es auf der besseren Seite des Grids, an Hamilton vorbeizugehen. Danach entwickelte sich ein erstaunliches Rennen. Bottas gelang es nicht, sich abzusetzen, man hatte eher den Eindruck, dass er den Verkehr aufhalten würde. Denn Vettel, Hamilton und beide Red Bull blieben in Schlagdistanz. Es war klar, dass irgendjemand den ersten Schritt machen würde. Und der kam von Ferrari.

Der Undercut

Man holte Vettel in Runde 10 rein und wechselte auf den letzten Satz frische Supersoft. Und genau hier entschied sich dann auch das Rennen. Vettel war in seiner Outlap schon knapp 8 Zehntel in den letzten beiden Sektoren schneller. In Runde 12 nahm er den Mercedes weitere 1,5 Sekunden ab. Ein wenig unverständlich erscheint es, warum Mercedes in Runde 11 nicht die Strategie der beiden Fahrzeuge teilte. Man war sich dessen bewusst, dass Bottas mit seinem Satz Reifen Probleme hatte, weil man den Reifendruck am Start nicht exakt einstellen konnte. Eine Möglichkeit wäre gewesen, Bottas reinzuholen, um ihn ebenfalls auf einen frischen Satz Reifen zu setzen. Hamilton hätte dann eine Chance gehabt, den Abstand zu Vettel zumindest nicht zu groß werden zu lassen.

Der Unfall von Verstappen änderte dann alles. Um ein Haar hätte es wie in Australien ausgehen können, aber dieses Mal war Vettel schon näher an Start/Ziel und rettete sich mit einer Sekunde vor Bottas. Hamilton machte zudem den Fehler in der Boxeneinfahrt, als er Ricciardo blockte, was dem Briten eine 5-Sekunden Strafe einbrachte. Damit war das Rennen der Mercedes erst einmal gelaufen. Wäre es anders gekommen, wenn man Bottas oder Hamilton in Runde 11 reingeholt hätte? Auf jeden Fall hätte Hamilton dann rund zwei Sekunden hinter Vettel gelegen, aber Mercedes hätte die Möglichkeit gehabt, mit der Strategie zu spielen, denn Hamilton hatte die Soft aufgezogen.

Ferrari machte allerdings auch einen Fehler. Während man bei Vettel alles richtig einschätzte, lag man bei Räikkönen mal wieder daneben. Die Entscheidung, ihn in Runde 12 reinzuholen, war richtig, das SC kam dann aber für den Finnen blöd, er fiel so wieder hinter Massa zurück, der in der SC-Phase stoppte und so einen Stopp geschenkt bekam. Der Finne musste sich wieder hinter dem Williams anstellen und verlor Zeit. In Runde 17 betrug der Abstand 4,1 Sekunden, in Runde 23 waren es 12,1 Sekunden. Das war aber nicht das Problem des Finnen, der Supersoft aufgezogen hatte. Diese funktionierten nicht so, wie sich Ferrari das erhofft hatte.

Das Problem von Kimi

Kimi hatte freie Fahrt, verlor aber Zeit auf Bottas, was sich am Ende als entscheidend herausstellte. In Runde 30 waren es dann 15 Sekunden. Der Fehler von Ferrari war, dass man Räikkönen nicht früher zum Wechsel auf die Soft holte. Bottas kam in Runde 30 zum Stopp, Ferrari ließ Räikkönen aber bis Runde 37 draußen. Bottas lag nach seinem Stopp 12 Sekunden hinter dem Ferrari, in Runde 36 waren nur noch 6 Sekunden. Am Ende fehlten dem Finnen knapp 2,5 Sekunden auf P3.

Hamilton kam in Runde 41 – auch das war eine etwas späte Entscheidung. Man wollte nicht das Risiko eingehen, hinter Ricciardo zu landen, der in Runde 35 nur knapp 21 Sekunden hinter Hamilton lag. In Runde 38 waren es aber 25 Sekunden. Da lag Vettel 12,1 Sekunden hinter dem Briten. In Runde 38 kam der Red Bull an die Box und nahm Supersoft. Jetzt musste Mercedes reagieren. Hamilton kam in Runde 40, bis dahin hatte Vettel weitere 3 Sekunden aufgeholt.

Tatsächlich war das Rennen für Mercedes aber seit dem ersten Stopp gelaufen. Die Ferrari sind im Racetrimm auf Augenhöhe, auch wenn die schnellste Runde von Hamilton deutlich schneller war als die von Vettel. Hamilton wäre vielleicht näher gekommen, aber wohl kaum vorbei, wie er selber nach dem Rennen bestätigte. Das Rennen war damit ein gutes Beispiel dafür, wie die Rennen in Russland und Spanien sein werden. Die Strategie entscheidet alles. Und da muss Mercedes aggressiver werden, denn die Calls der Deutschen waren in allen drei Rennen erstaunlich vorsichtig.

Der Rest des Feldes

Das Rennen der Red Bull sah zunächst gut aus, da man den Anschluss nicht verlor. Es stellte sich aber heraus, dass das nur an der moderaten Pace von Bottas lag. Als Vettel die Führung übernahm, lag Ricciardo knapp 5 Sekunden hinter dem Deutschen, in Runde 37 waren es 25 Sekunden. Man verlor rund 0,6 Sekunden pro Runde. Am Ende waren es 40 Sekunden, es hat sich also wenig geändert. Allerdings hat Red Bull einen spürbaren Schritt gemacht. Wenn das Upgrade von Renault kommt, sollte Red Bull deutlich näher rücken.

Dahinter ging es auch munter zu. Massa fuhr ein gutes Rennen und holte mit P6 das Maximum für den Rennstall raus. Das Problem von Williams ist wie erwartet Stroll. In der Quali fehlen ihm 0,5 Sekunden auf Massa, im Rennen macht er Fehler. Zwar wurde er von Sainz dann blöd abgeschossen, aber auch im Rennen fehlt dem Nachwuchsmann Zeit. Das trifft Williams in der Team-WM doppelt, vor allem weil Force India ein gutes Rennen gelang.

Perez hatte nach seiner schlechten Quali (er schied in Q1 aus) einen guten Start, er lag nach der ersten Runde schon auf P13. Im Safety Car-Bingo im Runde 13 gewann er weiter und kam auf P9 raus. Damit war die Basis für das weitere Rennen gelegt. Durch den Ausfall von Verstappen und ein Manöver gegen Hülkenberg rutschte er auf P7. Ein wirklich gutes Rennen des Mexikaners. Das Force India Ocon auf P10 bekam, unterstreicht erneut, wie stark der Rennstall ist.

Renault zeigte erste Lebenszeichen in Bahrain. P6 für Hülkenberg zeigte, was theoretisch im Auto steckt. Das Problem des Wagens ist aber seine Rennpace. Die Fahrer müssen mehr auf die Reifen achten als andere Piloten. Das kompromittiert sowohl die Pace als auch die strategischen Möglichkeiten der Franzosen. Aber es sind deutliche Fortschritte zu verzeichnen. Mit den kommenden Upgrades an der Aero und dem Motor sollte man besser aufgestellt sein. Es wäre nicht überraschend, wenn Renault bis zum Sommer zu Williams aufschließen kann.

Ebenfalls gut war die Leistung von Pascal Wehrlein, der nach seiner schweren Verletzung sein erstes Rennen fahren konnte. P13 in der Quali ist für den Sauber mehr als über dem Schnitt und P11 im Rennen ebenfalls, auch wenn es natürlich viele Ausfälle gab. Aber wie er in der letzten Runde Kvyatt hinter sich halten konnte, war schon bemerkenswert.

Für McLaren war es ein katastrophales Wochenende. Dreimal musste bis Samstag die MGU-H gewechselt werden, ein Motor bei Alonso ging kaputt, Vandoorne konnte wegen des vierten MGU-H-Schadens nicht starten und Alonso fiel drei Runden vor Schluss aus, nachdem er sich per Funk mehrfach über mangelnde Leistung beklagte. Der Ärger ist mehr als verständlich, denn für Honda läuft es immer schlechter und nicht besser. Dabei stellt sich gleichzeitig heraus, dass das Chassis von McLaren sehr gut ist. In den Kurven holt Alonso den Rückstand locker wieder auf. Vielleicht stimmt die Aussage von McLaren Boss Zak Brown aus dem Februar ja doch – mit einem Mercedes-Motor wäre man vielleicht vorne dabei.

 

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

Anmerkung: Warum gibt es keine Bilder von Red Bull oder Toro Rosso?
Die Teams stellen die PR-Bilder normalerweise zur Verwendung für Presseberichte mit einer speziellen Lizenz zur Verfügung. Diese ist zeitlich nicht limitiert und gilt weltweit. Red Bull hat sich entschlossen, Bilder nur noch für sechs Monate zu lizenzieren. Das bedeutet, dass wir die Bilder nach sechs Monaten löschen müssten, um nicht Gefahr zu laufen, eine Abmahnung, Rechnung etc. zu bekommen. Der Aufwand dafür ist nicht gerechtfertigt.

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