Josef Newgarden konnte seinen Erfolg von 2015 in Alabama wiederholen und fuhr so seinen ersten Sieg für Roger Penske ein. Für Scott Dixon verlängerte sich hingegen seine unglaubliche Serie von Podestplätzen ohne Sieg im Barber Motorsports Park.
In der Qualifikation war Josef Newgarden noch der langsamste Fahrer von Team Penske. In Segment 2 verpasste er äußerst knapp den Einzug in die Fast-Six. Seine Teamkollegen Will Power, Helio Castroneves und Simon Pagenaud belegten hingegen die ersten drei Startplätze. Außerdem gingen Scott Dixon, Ryan Hunter-Reay und James Hinchcliffe vor ihm ins Rennen. Schon nach wenigen Metern eliminierte sich aber Hunter-Reay selbst aus der Spitzengruppe. Erst fuhr er in Kurve 1 leicht auf Pagenaud auf, dann touchierte er Dixon, nur um sich dann in Kurve 4 einen großen Teil seines Frontflügels an Hinchcliffe abzufahren. Das Teil traf dann den Frontflügel von Ed Jones, der in den Trainings und der Qualifikation wieder einen starken Eindruck hinterlassen hatte. Beide mussten zur Reparatur an die Box.
Im Startgetümmel hatte auch Pagenaud einen Platz an Dixon und Hinchcliffe einen an Newgarden verloren. Ab Runde 15 spielte Newgarden dann seinen Vorteil aus. Abgesehen von ihm und Sebastien Bourdais, Charlie Kimball und Carlos Munoz war das ganze Feld auf den roten Option-Tires gestartet. Diese waren zwar wenige Runden schneller, aber danach stabilisierten sie sich auf einem schlechteren Niveau als gleichalte Prime-Tires. Newgarden verlor nie den Kontakt zur Spitze, nur 4,2 Sekunden Rückstand auf Will Power nach Runde 16, und schob sich in Runde 17 an Simon Pagenaud vorbei. Auch James Hinchcliffe konnte dabei durchschlüpfen.
In Runde 19 kam Josef Newgarden an die Box und holte sich Option-Tires. Nach der Boxenausfahrt hatte er frei Bahn und konnte den Vorteil dieser Reifen ausspielen. Die anderen Topfahrer kamen erst in den nächsten Runden an die Box und verloren auf ihren alten Option-Tires massiv Zeit auf Newgarden. Nur Will Power konnte sich am Ende der Runde der Boxenstopps vor Newgarden halten. Im Laufe des Stints verlor dieser zwar Zeit auf Power, der, wie auch alle anderen Fahrer der Spitzengruppe, nun auf den Prime-Tires unterwegs war, aber nur wenige Sekunden. Im Gegenzug machte zwar Scott Dixon mächtig Druck auf Newgarden, konnte ihn aber nicht überholen. Helio Castroneves auf Platz 4 und das restliche Feld konnten das Tempo der Top-3 nicht mitgehen. In Runde 41 hatte der Brasilianer schon 15 Sekunden Rückstand auf Will Power.
Nach der nächsten Runde der Boxenstopps wechselte das Bild wieder. Josef Newgarden auf Prime-Tires war schneller als Will Power, Scott Dixon und Simon Pagenaud, der Helio Castroneves beim Boxenstopp überholen konnte, mit ihren Option-Tires.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Spitze sortiert und strebte dem Ziel entgegen. Ein hervorragendes Rennen hatte derweil Alexander Rossi. Er war von Startplatz 18 losgefahren und hatte sich in Runde 52 schon auf Platz 7 verbessert. Er hatte zwei sehr kurze, nur 14 beziehungsweise 15 Runden, Stints auf Options-Tires absolviert, so konnte er den Drop-Off der Reifen vermeiden, hatte nun aber den Nachteil zweier sehr langer Stints zum Ende hin. Rossi zeigte aber ja schon in Indianapolis, dass er weiß, wie man Benzin spart, und so konnte er im Vorderfeld mitschwimmen.
Ab Runde 59 wurde es immer dunkler und erste Regentropfen waren auf den Kameras zu erkennen. In Runde 62 drehte sich dann Spencer Pigot, der bis dahin auch ein gutes Rennen zeigte, und löste die zweite Caution des Tages aus. Es tröpfelte zwar ein wenig, aber das ganze Feld wechselte beim letzten Stopp wieder auf Trockenreifen. Die Top-4, bestehend aus Will Power, Scott Dixon, der durch einen schnelleren Stopp einen Platz gewinnen konnte, Josef Newgarden und Simon Pagenaud, setzten auf Prime-Tires. Die Gruppe aus James Hinchcliffe, Helio Castroneves und Alexander Rossi dahinter ließ Option-Tires aufziehen. In Kombination mit den schwierigen Wetterverhältnissen sollte das für ein spannendes Finale sorgen.
In Runde 68 konnte sich Josef Newgarden den Platz von Scott Dixon zurückholen. Im Endeffekt war es das Manöver zum Rennsieg. Kurze Zeit später rutschte James Hinchcliffe in Kurve 14 nach außen und muss innen Helio Castroneves und Alexander Rossi passieren lassen. Mit ihren Option-Tires konnten sie aber keinen Druck nach vorne ausüben. Will Power führte zwar nur eine gute Sekunde vor Newgarden das Rennen an, machte aber den Eindruck, dass er alles unter Kontrolle hat. In Runde 75 bekam es dann aber die schockierende Nachricht, dass sein linker Vorderreifen Luft verliert und er doch an die Box kommen soll. In Runde 77 tat er das dann auch. Paul Tracy meinte zwar, er solle bloß draußen bleiben, aber so konnte sich Power immerhin die Punkte für Platz 14 sichern. Die Pechsträhne des Australiers diese Saison hält aber an.
Im Duell zwischen Josef Newgarden und Scott Dixon ging es so nun um den Sieg. Dixon hatte sich etwa doppelt so viele Sekunden des Push-to-Pass-System aufgespart wie Newgarden. Der junge Amerikaner setzte diese Sekunden aber sehr geschickt ein, sodass Dixon keinen ernsthaften Angriff mehr starten konnte. Simon Pagenaud sicherte sich Platz 3 vor Helio Castroneves. Insgesamt kann man sagen, dass das Penske-Imperium, zumindest im Barber Motorsports Park, zurückgeschlagen hat.
Alexander Rossi brachte Platz 5 vor James Hinchcliffe ins Ziel. Dahinter folgte Tony Kanaan, der einfach nicht das Tempo von Scott Dixon mitgehen kann. Einen kleinen Rückschlag musste Sebastien Bourdais mit Platz 8 hinnehmen. Im Vergleich zu den Vorjahren ist aber Platz 8 sowohl für Dale Coyne Racing als auch für Bourdais ein gutes Ergebnis.
Ein ganz schlechtes Wochenende hatte mal wieder Graham Rahal. Nach Platz 17 und 10 reichte es diesmal nur zu Platz 13. Es ist schon erstaunlich: In den letzten Jahren waren die Hondas den Chevrolets unterlegen und Rahal war der einzige, der gegen Team Penske und Chip Ganassi Racing mithalten konnte. Nun sind die Hondas mindestens auf Augenhöhe zu den Chevrolets und Rahal findet sich im Hinterfeld wieder. Das Argument, dass man als 1-Wagen-Team einfach Nachteile hat, kann es alleine ja auch nicht sein.
Das Ende des Feldes bildeten A.J. Foyt Enterprises und Ed Carpenter Racing. Bei beiden Teams ist es eine Kombination aus kleinem Team, wenig Geld, schlechten Chevrolets und dem Mangel an Topfahrern. Letzter im Ziel war Marco Andretti, der aber direkt mit drei Runden Rückstand ins Rennen ging, da er mit einem kleinen elektronischem Defekt nach der Einführungsrunde an die Box kommen musste.
Das ganze Ergebnis gibt es hier als PDF.
Die Meisterschaftswertung führt weiterhin Sebastien Bourdais (117 Punkte) an. Dicht dahinter folgen Scott Dixon (111 Punkte), Josef Newgarden (110 Punkte), Simon Pagenaud (106 Punkte) und James Hinchcliffe (102 Punkte). Einen größeren Rückstand hat schon Helio Castroneves (84 Punkte).
Vorschau Phoenix Grand Prix
Ohne Pause geht es für die Teams und Fahrer der IndyCar Series weiter. Nur sechs Tage nach dem Grand Prix of Alabama steht der von Phoenix auf dem Programm.
Strecke
Der Phoenix International Raceway (PIR) hat eine Länge von 1,022 mi (1,645 km) und vier Kurven. Aufgrund der geologischen Gegebenheiten sind die Kurven 1 und 2 etwas enger als die auf der Gegenseite und die Strecke weist nach Kurve 2 einen Knick auf, das so genannte Dogleg. Beim Umbau 2011 wurden die Kurven mit einem progressiven Banking versehen. Die Kurven 1, 2 und das Dogleg haben eine Überhöhung von zehn bis elf Grad. Die Kurven 3 und 4 sind mit acht bis neun Grad etwas flacher. Die Start- und Zielgerade weist noch ein Banking von drei Grad auf. Aufgrund der Form ist eine perfekte Abstimmung der Wagen für alle Kurven, vor allem wenn der aerodynamische Abtrieb gering ist, fast unmöglich.
Favoriten
Vor dem ersten Ovalrennen hat die Favoritenfrage natürlich auch immer etwas vom Lesen in der Kristallkugel. Im Vorjahr waren die beiden Rennen auf den kleinen Ovalen von Phoenix und Iowa fest in der Hand der Chevrolets. Die Siege holten Scott Dixon (Phoenix) und Josef Newgarden (Iowa), wobei die Podiumsplätze an Will Power (beide Rennen), Simon Pagenaud und nochmal Scott Dixon gingen. In diesem Jahr scheint aber Honda den überlegenen Motor gebaut zu haben, was natürlich im Oval sehr wichtig ist. Beim Test auf dem Indianapolis Motor Speedway war zum Beispiel der schnellste Hondafahrer, James Hinchcliffe, knapp 4 mph pro Runde schneller als die Konkurrenz von Chevrolet. Im kleinen Oval von Phoenix spielt aber die Aerodynamik eine große Rolle und da sollte noch Chevrolet vorne liegen. Vor allem das Thema Reifenverschleiß über einen Stint wird entscheidenden Einfluss haben.
Beim Test im Februar absolvierten die Chevrolets mit Josef Newgarden und J.R. Hildebrand die schnellsten Runden. In den Abendsessions, die zu ähnlichen Zeiten wie das Rennen stattgefunden haben, dominierten aber die Hondas in Form von Andretti Autosport. Also auch da kann man keine wirklichen Rückschlüsse auf das Wochenende schließen. Die Pole Position wird, wie die drei vorherigen in dieser Saison, an Team Penske gehen. Was dann aber im Rennen passiert, steht in den Sternen.
Zeitplan (local time, MEZ)
Freitag, 28. April
4:00 – 6:00 p.m. (1:00 – 20:15) – Verizon IndyCar Series practice #1
8:00 – 9:00 p.m. (5:00 – 0:00) – Qualifying for the Verizon P1 Award (single-car format, two laps each)
Samstag, 29. April
6:00 p.m. (3:00) – NBCSN on air
6:30 p.m. (3:30) – Desert Diamond West Valley Phoenix Grand Prix (250 laps/255.5 miles), NBCSN, DAZN (Live).
Sport1 US zeigt in der Nacht NBA Playoffs und erst um 10:00 Uhr am Sonntagmorgen eine Aufzeichnung des Rennens.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Christopher Owens, Joe Skibinski