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VASC: Analyse Phillip Island 2017

von ThomasB
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Was sich am vergangenen Wochenende in Phillip Island abspielte, ist schwer in Worte zu fassen. Achtzehn (!) Reifenschäden am Samstag, nimmt man alle Sessions zusammen, kommt man locker auf zwei Dutzend. Dazu eine Rennleitung, die sich mal wieder von ihrer schlechtesten Seite zeigte, und teilweise haarsträubende Fehler von Fahrern. Kurz gesagt: Es war eines der bizarrsten Rennwochenenden, seitdem ich hier über die Supercars schreibe.

Dass die Reifen gerade auf Phillip Island immer ein Thema sind, ist nichts Neues, denn die Strecke ist eine der anspruchsvollsten, was den Reifenverschleiß angeht. Das liegt nicht nur am noch relativ neuen Asphalt, sondern vor allem an der Streckencharakteristik. Der Kurs ist geprägt von schnellen Kurven und Lastwechseln. Auf der 4,5 Kilometer langen Strecke steht das Lenkrad nur auf der Start-Ziel-Geraden komplett gerade, und vor allem die Reifen auf der rechten Seite werden dabei extrem belastet. Die Teams konnten aber nur auf die Daten aus Adelaide und vom Pre-Season-Test im Sydney Motorsport zurückgreifen, doch diese Strecken haben mit Phillip Island nicht sehr viel gemeinsam. Vielleicht waren die Reifenschäden auch auf zu aggressive Setups einiger Teams zurückzuführen, doch scheint es generell so zu sein, dass die neuen Dunlops schnell hohe Temperaturen erreichen und dadurch nach einiger Zeit an Stabilität verlieren. Die Reifenschäden traten dann an der Seitenwand auf, die irgendwann der Belastung nicht mehr standhielt, und das bei einigen schon nach etwas mehr als zehn Runden. Bereits im ersten Training traten Reifenschäden bei Craig Lowndes und Fabian Coulthard auf. Lowndes hatte dabei noch Riesenglück, denn er schlug in Lukey Heights hart in die Streckenbegrenzung ein, kam aber unverletzt davon. Im zweiten Training platzte dann auch bei Shane van Gisbergen ein Reifen. Zumindest Red Bull schien daraus die richtigen Schlüsse gezogen zu haben, denn im ersten Rennen kamen sie (genau wie Tekno und LDM) ohne weitere Punctures davon.

Rennen 1

Den Bericht zum ersten Rennen hätte ich aufgrund des mangelhaften sportlichen Werts lieber kurz gehalten, doch dies ist bei bestem Willen einfach nicht möglich. Scott McLaughlin hatte sich in der Qualifikation die Pole Position gesichert und startete somit vor seinem Teamkollegen Fabian Coulthard. Von Platz drei ging Shane van Gisbergen ins Rennen, gefolgt von Mark Winterbottom, Chaz Mostert und Jamie Whincup.

Der Polesitter erwischte allerdings keinen guten Start und fiel zunächst hinter Coulthard und Winterbottom zurück. Weiter hinten kam es in der Anfahrt zu Turn 2 zu einer größeren Kollision, an der unter anderem Cameron Waters, David Reynolds, und Rick Kelly beteiligt waren. Waters hatte dabei in Turn 1 Reynolds von der Strecke geschoben und als dieser in Turn 2 wieder auf die Strecke zurück kam, traf er Rick Kelly. Aber auch Lee Holdsworth, Todd Kelly, Nick Percat, Craig Lowndes und James Courtney waren mehr oder weniger direkt in diese Startkollision verwickelt. Reynolds war dabei allerdings der einzige, der einen größeren Schaden davon trug, denn nach dem Ausritt funktionierte sein Getriebe nicht mehr richtig und er musste seinen Wagen kurze Zeit später abstellen. Waters wurden als Verursacher 35 Meisterschaftspunkte abgezogen.

Nach acht Runden traten bei Waters und Dale Wood die ersten Reifenschäden auf, in den Runden danach folgten Chaz Mostert, James Moffat, James Courtney und Nick Percat. Wood erlitt dabei gleichzeitig einen Aufhängungsschaden und musste aufgeben, auch bei Percat war eine größere Reparatur fällig. Er konnte später jedoch weiterfahren.

Was nun folgte, hatte mit Motorsport herzlich wenig zu tun. Während die ersten Fahrer (auch ohne Punctures) zu ihren ersten Stops an die Box kamen, nahmen die Reifenplatzer kein Ende. Weitere Opfer waren Coulthard sowie nochmals Waters und Mostert. Nachdem auch bei Tim Blanchard und Michael Caruso die Pneus ihren Dienst quittierten, lagen so viele Reifenreste auf der Strecke, dass die Rennleitung das Safety Car rausschickte. Dabei war mit 23 absolvierten Runden nicht einmal die halbe Renndistanz erreicht.

Die Caution nutzten die meisten für ihre zweiten und teilweise sogar dritten Stopps, um auf die minimale Tankfüllung zu kommen. Es folgten die nächsten sonderbaren Minuten dieses Rennens: Simona de Silvestro, Mark Winterbottom und Shane van Gisbergen schnitten bei ihren Stopps die gestrichelte Linie in der Boxengasse, die die Fastlane von dem Arbeitsbereich der Teams trennt, beziehungsweise den Beginn dieser Linie am Pit Entry, und wurden mit einer Zeitstrafe von 15 Sekunden belegt. Scott McLaughlin bekam die gleiche Strafe für das Schneiden zu vieler Pit Bays vor seinem Stopp. Es gab zwar ein Briefing vorher, bei dem die Fahrer angewiesen wurden, aufgrund der relativ engen Boxengasse diese Linien nicht zu überfahren, doch kann ich mich nicht entsinnen, dass dies in den letzten Jahren jemals ein Thema war. Weder auf Phillip Island noch auf anderen Strecken. Es folgten weitere Strafen gegen Lowndes, Holdsworth, Percat und Douglas wegen des gleichen Vergehens.

Als kurz nach Rennhalbzeit das Rennen wieder freigegeben wurde, platzte nach zehn weiteren Runden ein Reifen bei Jason Bright, der sich in dem Chaos einen aussichtsreichen fünften Platz herausgefahren hatte. Kurze Zeit später löste Waters die nächste Gelbphase aus, nachdem er Courtney von der Strecke gefahren hatte. Die Strafe hierfür war dieses Mal eine Pitlane Penalty. Während der Gelbphase gab bei Scott Pye ein weiterer Reifen nach.

Nach dem zweiten Restart in Runde 43 wurde es erneut turbulent. Erst schoss Will Davison Tim Slade in Lukey Heights ab, was für Davison ebenfalls eine Pitlane Penalty zur Folge hatte, und wenig später sorgte ein weiterer Reifenschaden dafür, dass Percat in Alex Rullo rauschte.

Zum Glück war kurz darauf die maximale Rennzeit erreicht. Die Ziellinie sah nach 51 Runden zwar Craig Lowndes als Erster, doch aufgrund der Zeitstrafe wurde er nur als Zwölfter gewertet und der Rennsieg ging somit an Fabian Coulthard. Jamie Whincup wurde Zweiter, gefolgt von Garth Tander, der als einer von wenigen ein ruhiges Rennen hatte und mit geschickt getimeten Pitstops von Startplatz 20 noch auf das Podest fuhr. Shane van Gisbergen kam trotz Zeitstrafe noch auf Rang vier ins Ziel, während Michael Caruso die Top Fünf komplettierte. Scott McLaughlin wurde nach seiner Strafe immerhin noch Zehnter, während Simona de Silvestro mit Platz 13 (ebenfalls nach Zeitstrafe) ihr bislang bestes Resultat holte.

Ergebnis Rennen 1
Highlights Rennen 1

Rennen 2

Nach der (Super-)Farce vom Vortag wurde von der Supercars Commission der minimale Reifendruck für das zweite Rennen erhöht und zudem ein Sturzwert vorgegeben, der von den Teams einzuhalten war. Dies hatte zur Folge, dass die Anzahl der Reifenplatzer zwar stark zurückging, aber mit allen Red Bulls sowie Taz Douglas ausgerechnet diejenigen betroffen waren, die am Tag zuvor verschont geblieben waren.

 

Im zweiten Rennen standen mit McLaughlin und Coulthard wieder beide DJR-Penske in der ersten Startreihe. Hinter ihnen reihten sich dieses Mal Whincup, Winterbottom und Waters ein. Von den Plätzen sechs bis acht gingen Mostert, Lowndes und van Gisbergen ins Rennen.

Den besten Start erwischte Coulthard, der vor seinem Teamkollegen in die erste Kurve einbiegen konnte. Im Mittelfeld wurde es erneut turbulent, als Bright, Davison und Pye in Turn 2 von der Strecke abkamen. Da Davison sich nicht ohne Hilfe aus dem Kiesbett befreien konnte, kam also bereits in der ersten Runde das Safety Car auf die Strecke.

Bis auf McLaughlin suchten daraufhin alle die Box auf, was vor allem van Gisbergen und Waters viel Zeit kostete, da sie an ihren Boxen zunächst warten mussten, bis ihre Teamkollegen abgefertigt waren. Sie fielen auf die Positionen 15 und 16 zurück.

Nach dem Restart gab es das erste Mal an diesem Wochenende richtiges Racing, und es machte tatsächlich Spaß das Rennen zu verfolgen. Van Gisbergen knöpfte sich auf dem Weg zurück in die Top Ten einen Konkurrenten nach dem anderen vor, und auch um die vorderen Positionen wurde erbittert gekämpft. So stritten sich Reynolds, Courtney und Slade um den siebten Platz, während dahinter mit mit Rick Kelly, Caruso und Moffat eine weitere Dreiergruppe um Platz zehn stritt.

McLaughlin konnte in den Runden nach dem Restart einen Vorsprung von mehreren Sekunden herausfahren, ehe er in Runde 18 das erste Mal an die Box kam. Zur gleichen Zeit trat bei Douglas der erste Reifenschaden dieses Rennens auf. Wenige Runden später folgten weitere Reifenschäden bei Caruso, van Gisbergen und Whincup. Am heftigsten traf es dabei wohl Whincup, denn ihn kostete sein Reifenschaden einen möglichen Sieg. Er hatte sich kurz zuvor noch mit Coulthard um die Führung gestritten.

Die Folge war auch hier wieder eine Safety-Car-Phase, die wegen der vielen Teile auf der Strecke nötig wurde. Viele Teams versuchten daraufhin wie am Vortag, mit mehreren Pitstops auf den nötigen Fuel Drop zu kommen. Coulthard überfuhr bei einem seiner Stopps die rote Ampel am Pit Exit, was ihm eine Pitlane Penalty einbrachte und ihn ebenfalls aus der Entscheidung nahm.

Beim Restart lag McLaughlin in Führung, doch er würde vor dem Ende noch einmal für Sprit an die Box kommen müssen. Für Action sorgten nun vor allem Lowndes, Waters und Tander, die sich von den Plätzen zwölf bis 14 bis in die Top Fünf vorarbeiten konnten. Lowndes hätte dabei wohl noch weiter nach vorne fahren können, wenn nicht kurz vor Schluss auch ihn ein Reifenschaden gestoppt hätte. Statt einem Platz auf dem Podest blieb Lowndes nur Rang 23.

In Führung lag inzwischen Prodrive-Pilot Mostert, der im Gegensatz zu McLaughlin nicht mehr stoppen musste. Auf dem zweiten Platz lag Winterbottom, von dem allerdings keine Gefahr mehr ausging, da er – wohl auch um die Reifen nicht unnötig zu strapazieren – nicht mehr angriff. Prodrive konnte somit einen ungefährdeten Doppelsieg herausfahren. Für Mostert war es der erste Sieg seit Eastern Creek 2015 und für Prodrive der erste Erfolg seit Pukekohe im vergangenen Jahr. David Reynolds sicherte sich einen tollen dritten Platz, während sein Teamkollege Dale Wood mit Platz acht eine insgesamt starke Teamleistung von Erebus abrundete. James Moffat wurde nach einem fehlerfreien Rennen Vierter, wobei er im Rennen ganze 19 Positionen gutmachte – für mich klar der Mann des Rennens. Der fünfte Platz von Lee Holdsworth ist nicht weniger erfreulich.

Ergebnis Rennen 2
Highlights Rennen 2

In der Meisterschaft ist es weiterhin sehr eng. Fabian Coulthard führt mit insgesamt 568 Punkten, hat dabei aber lediglich sieben Zähler Vorsprung vor Shane van Gisbergen (561 Punkte). Es folgen Chaz Mostert (531), Jamie Whincup (522) und Scott McLaughlin (471).

Weiter geht es bei den Supercars mit dem Perth SuperSprint am Wochenende vom 5. bis 7. Mai. Zum Abschluss gibt es noch die Links zur Fahrer-  und Teamgesamtwertung, sowie der Stewards Summary (pdf) der Supercars.

Bilder: Prodrive Racing Australia, Preston Hire Racing

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