Im vierten Rennen der IndyCar-Saison, konnte der vierte Fahrer triumphieren. Für Simon Pagenaud war es der erste Erfolg auf einem Oval überhaupt.
Auf dem Phoenix International Raceway zeigten die Chevrolets wieder die absolute Überlegenheit, die sie auch im Vorjahr hatten. Im freien Training und der Qualifikation waren die vier Penske-Fahrer und JR Hildebrand für EC Racing von keinem Honda-Piloten zu gefährden. Ed Carpenter selbst verpasste viel Zeit im Training aufgrund eines Benzinlecks und hatte so keine Chance in der Qualifikation. Er ging vom letzten Platz ins Rennen. Carlos Munoz und Conor Daly in den Foyt-Chevrolets lagen mitten in den Hondas, deren Spitze von Scott Dixon und Tony Kanaan für Chip Ganassi gebildet wurde.
Mit neuem Rundenrekord (194,9 mph, 313,7 km/h) sicherte sich Helio Castroneves die Pole Positon vor Will Power, JR Hildebrand, Josef Newgarden und Simon Pagenaud. Auch Tony Kanaan kam noch ohne Probleme nach dem Start durch Kurve 1. Mikhail Aleshin verlor hingegen das Heck seines Schmidt-Honda mit kalten Reifen. Sebastien Bourdais hatte keine Chance und kollidierte mit dem Russen. Marco Andretti zwang seinen Wagen in einen Dreher, um der Kollision mit Aleshin aus dem Wege zu gehen, und sammelte Max Chilton mit ein. Viel Pech hatte dann Graham Rahal. Sein Spotter wollte ihn unten um den Unfall herum leiten. Dort war aber Charlie Kimball und auch Max Chilton rutschte in diese Linie. Rahal entschied sich richtigerweise für die hohe Linie und wäre fast durchgekommen. Im letzten Moment wurde er von Bourdais getroffen. Zum Glück blieben alle Fahrer unverletzt. Das Feld war aber um ein Viertel der Teilnehmer reduziert.
Nach dem Restart in Runde 23 blieb das Feld dicht beisammen. Die letzten Fahrer waren kaum 0,2 Sekunden pro Runde langsamer als die Spitze. Mit dem hohen Abtrieb der Rundkurs-Aero-Kits gab es nur eine schnelle Linie und die Fahrer hatte auch keine Probleme, diese zu halten. Neben der Ideallinie sammelte sich außerdem Reifenabrieb, sodass ein Ausweichen nach oben schnell den Weg Richtung Mauer bedeutete. Das Überholen war so fast unmöglich. Die Kameras fingen insgesamt nur drei Überholmanöver für eine Position ein:
– Runde 60: Conor Daly zog in einem tollen Manöver außen an Ed Carpenter vorbei.
– Runde 69: Simon Pagenaud ging innen an Will Power, der sich aber auch nicht mit allen Mitteln gegen seinen Teamkollegen verteidigte, vorbei.
– Runde 221: Ryan Hunter-Reay und Josef Newgarden touchierten sich beim Überrundungsversuch. Helio Castroneves musste deshalb kurz vom Gas gehen und JR Hildebrand schnappte sich Platz 4 vom Brasilianer.
Dazu kamen noch einige Überholvorgänge beim Überrunden und wahrscheinlich ist der Regie auch das eine oder andere sonstige Manöver durch die Lappen gegangen. Trotzdem wird es kaum ein Dutzend Überholvorgänge gegeben haben. Diese großen Probleme beim Überholen hatten entscheidenden Einfluss auf das Rennergebnis.
Wenn man auf der Strecke nicht überholen kann, werden die Boxenstopps umso wichtiger. Ein Stopp unter Grün kostete in Phoenix zwischen 35 und 39 Sekunden. Bei einer Rundenzeit von etwa 20 Sekunden verlor man so, wenn man nicht dicht hinter der Spitze lag, zwei Runden.
In der ersten Runde der Boxenstopps in den Runden 68 bis 77 konnte sich Will Power die Spitze von seinem Teamkollegen holen. Auffällig war, dass die Hondas eher an die Box mussten als die Chevrolets. In Runde 129 eröffneten Scott Dixon und Ryan Hunter-Reay die zweite Runde der Boxenstopps. Beide verloren zwei Runden auf Will Power. Helio Castroneves kam zwei Umläufe später an die Box und verlor seinerseits nur eine Runde. Die Spitze mit Will Power, Josef Newgarden und JR Hildebrand folgte dann in Runde 137 und verlor eine Runde auf den neuen Spitzenreiter Simon Pagenaud, der noch draußen geblieben war.
Just als Pagenaud an Power und Co. vorbeiging, rutschte Takuma Sato mit kalten Reifen in Kurve 4 in die Mauer. Zu Beginn der Caution führte Pagenaud das Feld an, es folgte eine große Gruppe mit Fahrern, die zwei Runden Rückstand hatte, und das Ende des Feldes bildeten Will Power, Helio Castroneves, JR Hildebrand und Josef Newgarden, jeweils mit einer Runde Rückstand. Durch den Stopp von Pagenaud gewannen alle Fahrer eine Runde zurück, aber der Franzose war nun am Ende des Feldes. Der Wave-Around erlaubte es nun dem Feld das Pace-Car zu überholen. Damit war Simon Pagenaud zwar wieder vorne, seine einzigen Verfolger in der Führungsrunde hatten aber einen großen Rückstand durch die ganzen überrundeten Fahrer dazwischen. Leider gibt das Reglement vor, dass die überrundeten Fahrer nur bei Restarts in den letzten Runden aussortiert werden. Im Prinzip war das Rennen um den Sieg damit entschieden.
Direkt nach dem Restart in Runde 149 konnten Power und Co. einige der überrundeten Fahrer überholen. Schnell hing Will Power aber hinter Tony Kanaan, und am Brasilianer war kein Vorbeikommen. Auch die letzten Boxenstopps änderten nichts mehr an dieser Situation. Die Hondas waren zwar langsamer als die Chevrolets, aber die Unterschiede waren im Rennen nur gering. Während des ganzen Rennens konnte der jeweils führende Fahrer nie das Ende des Feldes erreichen, obwohl die Strecke nur eine gute Meile lang ist.
In Runde 221 versuchte Josef Newgarden, ein wenig mit der Brechstange an Ryan Hunter-Reay vorbeizugehen. Dabei touchierte er mit seinem Frontflügel den Wagen von Hunter-Reay. Die Situation nutze JR Hildebrand (siehe oben) aus. Newgarden musste sich einen neuen Frontflügel holen und für Hunter-Reay war das Rennen ganz beendet. Für Newgarden bedeutete das am Ende Platz 9.
JR Hildebrand hatte nun etwas freie Fahrt und holte schnell auf Will Power auf. Einen Angriff konnte er aber nicht mehr starten. Simon Pagenaud cruiste vorne seinem ersten Ovalsieg entgegen und Will Power konnte sein erstes gutes Ergebnis in dieser Saison einfahren. Auch JR Hildebrand war mit Platz 3 sehr zufrieden. Es war das beste Ergebnis seit seinem berühmten Indy 499,75 im Jahr 2011. Helio Castroneves auf Platz 4 war dann der letzte Fahrer in der Führungsrunde.
Die besten Hondas kamen von Chip Ganassi Racing. Scott Dixon, Tony Kanaan und Charlie Kimball kamen auf den Plätzen 5, 6 und 8 ins Ziel. Dazwischen konnte sich noch Ed Carpenter schieben. Vor allem während der Boxenstopps konnte er mit wenigen freien Runden Plätze gutmachen. Carlos Munoz komplettierte für A.J.Foyt Enterprises die Top 10. Sein Teamkollege Conor Daly hatte ein gutes erstes Renndrittel, musste dann aber seinen Wagen mit Getriebeschaden abstellen. Die letzten beiden Fahrer, die ins Ziel kamen, waren Ed Jones und James Hinchcliffe, der massive Probleme mit dem Handling seines Wagens hatte. Er konnte nie den Tank leerfahren, da vorher schon seine Reifen am Ende waren. Mit einem Stopp mehr blieb ihm so nur Platz 12.
Ein schwarzes Wochenende hatte die Piloten von Andretti Autosport. Marco Andretti war unverschuldet in den Startunfall verwickelt. Alexander Rossi haderte mit dem Handling seines Wagens und touchierte in Runde 135 die Mauer, was wenig später zur Aufgabe führte. Takuma Sato folgte seiner Linie, schlug aber härter in die Mauer ein. Ryan Hunter-Reay lag auf Platz 11, als das Scharmützel mit Josef Newgarden sein Rennen beendete. Im Training und Qualifikation war man hinter Chip Ganassi Racing, Schmidt Peterson Motorsports und Dale Coyne Racing nur das viertbeste Honda-Team.
Das ganze Ergebnis gibt es hier als PDF.
Das Rennen offenbarte aber wiedermal die große Schwäche der IndyCar Series auf Ovalen: Das Überholen ist kaum möglich. Durch den hohen Abtrieb der Rundkurs-Aero-Kits ist es möglich, ohne größere Probleme mit Vollgas durch die Kurven zu fahren. Die Unterschiede sind so zwischen den einzelnen Fahrern sehr gering. Einige Fahrer, mit Will Power und Scott Dixon an der Spitze, fordern seit Jahren eine Reduzierung des Abtriebs zum Beispiel durch Einsatz der Speedway-Aero-Kits. Getan hat sich nichts. Wenn die IndyCar schon nicht auf ihre Fahrer hört, wird sie mich erst recht ignorieren.
Die Meisterschaftswertung nimmt so langsam die erwartete Form an. Mit dem Sieg übernahm Simon Pagenaud (159 Punkte) die Spitze vor Scott Dixon (141 Punkte). Mit Josef Newgarden (133 Punkte), Sebastien Bourdais (128 Punkte) und James Hinchcliffe folgen die drei anderen Rennsieger dieser Saison.
Der April ist vorbei und die IndyCar Series reist nach Indianapolis. Am 3. Mai findet ein Testtag im Indianapolis Motor Speedway statt, bei dem auch Fernando Alonso sein Debüt im IndyCar geben wird. Der Grand Prix steht dann am 13. Mai an, bevor am 15. Mai die ausgiebigen Testfahrten für das Indy 500 beginnen.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Christopher Owens, Richard Dowdy