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NASCAR: Analyse Talladega Mai / Vorschau Kansas Mai 2017

von KristianStooss
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In einem ansehnlichen Restrictor-Plate-Rennen auf dem Talladega Superspeedway haben wir seit einiger Zeit mal wieder einen „First time winner“ gesehen. Polesitter Ricky Stenhouse Jr. setzte sich in der Overtime durch ein gut getimtes Überholmanöver vor Kyle Busch und gewann schließlich mit einer Zehntelsekunde vor Jamie McMurray.

Analyse Talladega Mai 2017

Die diesjährige Frühjahrsausgabe auf dem Talladega Superspeedway machte optisch schon etwas her und war eigentlich zu jeder Zeit spannend. Dem Rennen tat außerordentlich gut, dass der Big-One erst knapp 20 Runden vor Schluss passierte. Wäre die Massenkarambolage schon früher am Nachmittag fällig gewesen, hätten wir vermutlich eine Menge Single-File-Racing gesehen. So konnte man sich in allen Stages über 2- bis 3-wide-Action und in Spitzenzeiten auch über vier Fahrzeuge nebeneinander freuen. Dabei wurde es nicht nur einmal echt heikel. Am Ende stand derjenige Pilot ganz vorne, der das Rennen auch dort begonnen hatte, obwohl er nur 14 Führungsrunden einfahren konnte. Doch die wichtigste Lead-Lap ist bekanntlich die letzte und die hatte es in sich.

Dabei kam Polesitter Ricky Stenhouse Jr. schon früh in Probleme, denn nach 18 Runden musste er die Spitzenplatzierung auf seiner Linie aufgeben. Debris vor seinem Kühlergrill zwang ihn zu einer Unterdruckaktion am Vordermann, um den Lufteinlass wieder freizubekommen. Beim Versuch, sich zurückfallen zu lassen, kam Unruhe ins Feld, so dass Jamie McMurray ausgerechnet seinen Teamkollegen Kyle Larson in die Mauer schickte. Während dieser ersten Caution wurden kaum neue Reifen aufgezogen, alle Teams wollten nur das Spritfenster bis zum Ende der ersten Stage schließen. Letztere gewann schließlich Brad Keselowski, der sich mit dem üblichen, geschickten Blocking dauerhaft gegen Stenhouse und schließlich Joey Logano durchsetzen konnte.

Bei Joe Gibbs Racing versuchte man unterdessen ein weiteres Mal die in Daytona kläglich fehlgeschlagene Strategie, noch vor Ende der Stage den nächsten notwendigen Boxenstopp zu absolvieren. Der Plan war wohl, keine Runde auf das Pack zu verlieren und anschließend in der Competition-Caution an allen Stoppern vorbeigespült zu werden. Denny Hamlin kam bei 3 to go rein, Matt Kenseth und Daniel Suarez schließlich eine Runde später. Da die Boxengasse zwei Runden vor dem Ende der Stage geschlossen wird, war das allerdings zu spät, sodass die #19 und die #20 eine Strafe aufgebrummt bekamen. Suarez wurde zudem noch überrundet. Lediglich für Hamlin ging diese Risiko-Strategie auf, denn er wurde wie berechnet, an die Spitze durchgereicht.

Die zweite Stage sah Denny Hamlin gute 20 Runden blockend in Führung, bis Kyle Busch endlich daneben kam. Leider hatte die #18 nicht genügend Zeit, sich komplett durchzusetzen, da ein Reifenplatzer bei Reed Sorenson nur drei Umläufe später die zweite echte Caution auslöste. Trevor Bayne, Ryan Newman, David Ragan und Ty Dillon ließen den folgenden Boxenstopp aus und kamen so beim Restart an die Spitze des Packs. Nach fünf Runden hatte Hamlin jedoch die Führung zurückerobert und gewann so mangels weiterer Gelbphasen und dank seines exzellenten Blockings die zweite Stage. Es konnte sich einfach niemand dauerhaft mit der #11 messen.

An dieser Stelle verzichtete Matt Kenseth während der zweiten Competition-Caution auf einen Boxenstopp und nahm Stage Nummer drei somit vor Denny Hamlin, Brad Keselowski und Kevin Harvick in Angriff, die jeweils mit nur zwei neuen Reifen unterwegs waren. Wir sahen zunächst einen schönen Dreikampf zwischen den drei unterbereiften Piloten, Kenseth fiel jedoch schnell dahinter zurück. In Runde 128 von 188, also gut 12 Umläufe nach dem Restart, übernahm Jimmie Johnson für seine einzigen drei Führungsrunden das Zepter. Das Bild änderte sich jetzt schnell und es wurde langsam turbulenter im Hinblick auf die Go-Time. Plötzlich fand man Piloten wie XFINITY-Sieger vom Vortag Aric Almirola und Elliott Sadler ganz vorne.

Letzterer profitierte allerdings von den finalen Boxenstopps unter grüner Flagge, mit denen das Benzinfenster geschlossen werden konnte. Bei 44 to go eröffneten die Chevrolets von Hendrick Motorsports und Chip Ganassi Racing den Reigen, eine Runde später erschienen die Toyotas von Joe Gibbs Racing und Furniture Row Racing zum Service. Da die Fords von Team Penske, Stewart-Haas Racing und Roush-Fenway Racing noch bis 39 to go abwarteten, hatten wir plötzlich zwei größere Hauptfelder auf der Strecke. Der Move für Ford zahlte sich zunächst überhaupt nicht aus, denn das größere Pack der anderen beiden Hersteller machte schnell Boden gut. Schließlich mussten sich die Teams mit dem blauen Oval ganz hinten wieder einsortieren.

Da Kyle Busch und Denny Hamlin die schnellsten Pitstops absolvieren und nur zwei neue Reifen nahmen, fanden Sie sich mit ihren Team- und Markenkollegen Matt Kenseth, Erik Jones und Martin Truex Jr. geschlossen in den Top-5 wieder. Lediglich Daniel Suarez konnte da nicht mithalten. Den ersten, erfolglosen Versuch auf die Toyota-Truppe unternahmen Chase Elliott und Joey Logano, während es dahinter sehr wild zuging. Ryan Blaney wurde schließlich beim Überrunden des Packs von Gray Gaulding in die Mauer gedrückt und löste dabei Caution #5 aus. Es war eine simple Kettenreaktion die hier den Ausschlag gab, dass es einfach jemanden erwischen musste, der dem langsameren Fahrzeug nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte.

Kyle Busch konnte unterdessen auch bei den folgenden Boxenstopps seine Führung behaupten und gab mit 23 to go das Tempo beim Restart vor. Nach fünf Umläufen war es dann soweit und der Big-One schlug zu. AJ Allmendinger und Chase Elliott gerieten in der Spitzengruppe aneinander, die #47 wird von der aerodynamisch schlechten, linken Seite angeschoben und überschlägt sich. Da das halbe Feld involviert war und Allmendinger zudem auf dem Dach liegen blieb, kam eine fast 30-minütige rote Flagge als logische Folge heraus. Es waren wirklich ein paar harte Einschläge dabei, z. B. der von Danica Patrick in die innere SAFER-Barrier und ein T-Bone von Joey Logano an Elliott. Glücklicherweise blieben alle beteiligten Piloten unverletzt. Einzig der Überschuss von Matt DiBenedetto, obwohl andere erkennbar verlangsamt haben, gab mir etwas zu denken. Die #32 erwischte fast die #72 von Cole Whitt, das war schon extrem gefährlich.

Mit 15 Runden auf der Uhr stand dann das vermeintliche Finale auf dem Programm. Kyle Busch lag immer noch in Führung und ließ sich die Butter einfach nicht vom Brot nehmen. Gefühlt sah er schon wie der sichere Sieger aus. Dann wurde es noch einmal spannend, da Dale Earnhardt Jr. mit einem losen Hinterrad zu kämpfen hatte und fast zeitgleich bei Landon Cassill die Antriebswelle brach. Die #34 sorgte für die siebte Caution des Nachmittags, weil er kurz vor einer Serviceeinfahrt stehen blieb. Beim Restart mit 7 to go konnte man wieder sehr viel Unruhe im Feld beobachten und das ging einfach nicht gut. Ryan Newman wurde in der vorletzten Runde Opfer einer Kollision zwischen Clint Bowyer und Chris Buescher. An der üblichen Kettenreaktion kam Junior nur ganz knapp vorbei.

Die folgerichtige Overtime hatte es wirklich in sich, denn Ricky Stenhouse Jr. war plötzlich wieder zur Stelle und setzte sich direkt beim Restart durch ein gut getimtes Manöver mit Unterstützung von Jimmie Johnson gegen Kyle Busch durch. Dahinter zeigte Jamie McMurray ein tolles Manöver durch das Nadelöhr und holte noch Platz 2 vor Busch. Die Top-5 komplettierten Aric Almirola und Kasey Kahne. Ein Top-10-Resultat fuhren Kurt Busch, Brad Keselowski, Johnson, Paul Menard und David Ragan ein. Für Stenhouse war dies der erste Erfolg im Cup-Level und zudem das Ende einer sieglosen Serie über 101 Rennen für Roush-Fenway Racing. Das letzte Rennen für Jack Roush gewann übrigens 2014 Carl Edwards in Sonoma.

Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings

Vorschau Kansas Mai 2017

Am nächsten Wochenende steht das erste Nachtrennen der Saison um Punkte auf dem Programm. Der Kansas Speedway positioniert sich mit nur 17 bis 20 Grad Progressive-Banking als 1,5-Meilen-Oval mit der geringsten Kurvenüberhöhung im Kalender. Die Strecke lässt sich laut Fahrern sehr gut mit dem Chicagoland Speedway vergleichen und verfügt ebenfalls über eine Zielgerade in D-Form. Für mich persönlich ist Kansas kein großes Highlight im Kalender, zumal die letzten Intermediate-Strecken auch nicht sonderlich spannend waren. Auf der Entry-List stehen 40 Fahrzeuge, weil Motorsports Business Management mit der #66 antreten möchte. Dieses Team gehört Carl Long, der 2009 wegen eines aufgebohrten Motors von der NASCAR zu einer drakonischen Strafe verurteilt wurde. Anscheinend konnte man sich nach fast zehn Jahren endlich finanziell einigen.

Entry-List

Zeitplan & TV-Programm:

Donnerstag, 11.05.
21:00 Uhr, Truck Series Practice, nicht im TV
23:00 Uhr, Truck Series Final Practice, nicht im TV

Freitag, 12.05.
17:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Practice, FS1
19:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Final Practice, FS1
22:30 Uhr, Truck Series Qualifying, FS1
00:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Qualifying, FS1
02:30 Uhr, Truck Series Rennen (Toyota Tundra 250), FS1

Samstag, 13.05.
01:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Rennen (Go Bowling 400), FS1

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