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Formel Eins: Vorschau GP von Spanien 2017

von DonDahlmann
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Mit dem Rennen in Barcelona startet die F1 in ihre Europa-Saison. Schon fast traditionell bringen die Team große Updatepakete mit. Und damit kann die Hackordnung in der Serie durcheinander gewürfelt werden.

Neben den Rennen auf der Strecke gibt es jedes Jahr auch das Rennen der Ingenieure. Zu fast jedem Grand Prix bringen die Teams neue Upgrades für ihre Autos mit. In Spanien fallen diese immer etwas größer aus. Der Grund dafür ist einfach. Bei den Tests im Winter bringt man meist ein „Basis“-Auto, an dem man verschiedene Konfigurationen testet. Weitere Tests erfolgen dann in den ersten zwei oder drei Rennen. Die gewonnen Daten wandern in die Entwicklungsabteilungen, wo man dann per CFD neue Teile entwickelt. Diese neuen Teile müssen dann aber erst einmal produziert werden, was bei Kohlefaser halt etwas dauert. Meist stellt man erst Teile für die 50%- oder 60%-Modelle her, die im Windkanal getestet werden. Sind die Daten ok, wandert das Teil in die Produktion. Wegen des engen Zeitplans sind die dann halt meist Ende April, Anfang Mai fertig – rechtzeitig für das Rennen in Spanien.

Große Updates sind also keine Seltenheit für den Europa. Was aber Mercedes mitgebracht hat, lässt einen etwas sprachlos zurück.

Ein besseres Foto war auf die Schnelle leider nicht zu bekommen, aber liefern wir nach. Man sieht deutlich, dass Mercedes das gesamte (!) Auto umgebaut hat. Neu sind: Frontflügel, Nase, neue Turning Vanes an der Seite der Nase, neue Bremsbelüftung, neue Turning Vanes unter Nase, einen neuen, nach vorne verlängerten Unterboden, neue Barge Boards an der Seite des Cockpits, neue, oben eingekerbte Seitenkästen samt neuen Boards oberhalb und seitlich der Seitenkästen. Wenn man aber die Front so verändert, muss man auch den Unterboden und die Luftführung im Heck neu gestalten. Kurz gesagt: Das ist eine B-Spec-Variante des 2017er Chassis. Zwar hat man das Monocoque und damit auch die Aufhängungspunkte nicht angerührt, aber dafür hätte man auch einen neuen Crash-Test machen müssen, wofür die Zeit fehlte.

Dass Mercedes mit 17er Chassis nicht zufrieden war, ist kein Geheimnis. Das Auto bewegte sich zu sehr auf der Hinterachse in schnellen und mittelschnellen Kurven, was zu einem erhöhten Reifenverschleiß führte und die Rennpace minderte. Ein weiteres Problem war, zumindest bei Hamilton, die Kühlung, vor allem der Bremsen. Die neue Aero-Variante geht beide Probleme direkt an. Mehr Abtrieb insgesamt, durch die schmalere Nase auch mehr direkte Anströmung der Turning Vanes und der Bremsbelüftung.

So große Updates, die das gesamte Aero-Konzept umkrempeln, sind natürlich nicht ohne Risiko. Man hat zwar Daten aus den Rennen zuvor, das Auto verhält sich aber insgesamt etwas anders. Fahrer und Ingenieure müssen sich umstellen. Man kann also davon ausgehen, dass Mercedes am Freitag sehr viel fahren wird.

Die Updates bei den anderen Teams halten sich, verglichen mit Mercedes, in Grenzen. Ferrari hat einen neuen, vierteiligen T-Wing und neue Barge Boards neben dem Cockpit. Red Bull hat ebenfalls die Front überarbeitet und präsentiert ebenfalls neue Boards. Das gilt auch für Haas, Force India und Renault. Vom Rest habe ich leider noch nichts gesehen.

Die viele neuen Updates machen die Analyse natürlich etwas schwerer. Wenn Mercedes hier richtig liegt, haben sie vielleicht wieder eine halbe Sekunden Vorsprung. Wenn sie daneben liegen, fährt ihnen Ferrari in Spanien um die Ohren. Von Red Bull sollte man auch bei diesem Rennen nicht so viel erwarten, wenn man die Testzeiten und die moderaten Updates am Wagen in Betracht zieht. Der Abstand war eh so groß (rund eine Sekunde), das kann man mit einem reinen Aero-Update vermutlich nicht reinholen.

Wie sich die Updates auf das Mittelfeld auswirken? Normalerweise haben die Teams mit ein bisschen mehr Geld im Laufe der Saison mehr Möglichkeiten sich zu verbessern. Das gilt in diesem Jahr für Williams, Force India und natürlich für Renault. Letztere sahen bei den Tests auf der Strecke
nicht gut aus, aber die stetigen Upgrades bisher haben sich positiv ausgewirkt. Zurückfallen könnten daher Toro Rosso und Haas.

Bleiben McLaren und Sauber. Die Schweizer mussten ihr großes Update verschieben (aus technischen Gründen, heißt es) und man wird vermutlich erst in Silverstone etwas sehen. McLaren bringt kleinere Updates mit, aber dann ist da noch der Honda-Motor. Dementsprechend wird man auf der langen Geraden in Barcelona verhungern.

Strategie:
Manchmal scheint man bei Pirelli ja Humor zu haben. Bei den Tests konnte Hamilton mit den Ultrasoft bequem 20 Runden fahren. Man hätte sie also an die Strecke bringen können. Stattdessen hat man sich aber für Soft, Medium und Hard entschieden. Was man mit den Hard in Barcelona soll, fragen sich vermutlich alle. Die wurden nicht vernünftig bei den Tests eingesetzt. Also Soft und Medium. Spannend ist die Tatsache, dass man den Medium halt irgendwann mal im Rennen wird einsetzen müssen. Nur wann?

Die Spreizung zwischen Soft und Medium ist enorm und die Medium kann man selbst mit einem vollgetankten Fahrzeug locker 35 bis 40 Runden fahren, wenn man ein bisschen vorsichtig ist. Die Renndistanz in Barcelona beträgt 66 Runden und eigentlich will man die Medium, vor allem bei den für Spanien eher kühlen angesagten 20 Grad Celsius so lange wie möglich vermeiden. Das bedeutet, dass man die ersten Stopp vermutlich sehr, sehr spät im Rennen sehen wird. Entscheidend wird sein, wann der Crossover ist, also ab wann neue Medium schneller sind als die gebrauchten Soft. Und wie lange die dann schneller sind.

Das riecht im Falle von Ferrari, sollte man nicht sowieso in Reihe eins stehen, nach einem Overcut. In Russland hat man mit Vettel was ähnliches versucht und es hätte fast geklappt. Der Overcut würde bedeuten, dass Ferrari bis in Runde 45 die Soft fährt, um die Medium dann in den letzten 20 Runden voll auszuquetschen.

Ein früherer Stopp ist auch möglich, macht aber auf dem Papier wenig Sinn. Die Medium liefern zwar gute und stabile Zeiten, aber halt keine sonderlich schnellen. Dazu kommt, dass man in Spanien nun auch nicht sonderlich gut überholen kann. Was wiederum Teams, die außerhalb der Top Ten starten, zu dem Risiko veranlassen könnte, auf Medium zu starten. Kann man damit die ersten zwei Runden die Position halten, kann man sich in den Overcut retten. Und am Ende mit frischen Soft angreifen. Aber diese Variante bringt einige Risiken (VSC, SC) und daher gehe ich davon aus, dass fast alle auf den Soft starten werden.

Viel erwarten sollte man vom Rennen im übrigen auch nicht. Zwar kann man mit den neuen Reifen und dem Mehr an Abrieb in Barcelona etwas andere Linien wählen, die dann zu einer besseren Positionierung für ein Überholmanöver führen könnten, aber ich denke, dass es eher auf eine Prozession hinauslaufen wird.

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