Force India ist eines der erfolgreichsten Teams im Mittelfeld. Und doch soll es verkauft werden.
Seit einigen Wochen halten sich hartnäckig Gerüchte, dass Force India zum Verkauf steht. Hintergrund sind die massiven finanziellen und rechtlichen Probleme, die Inhaber Vijay Mallya zur Zeit hat. Dessen „Kingfisher Airline“, ein Billiganbieter der Marke RyanAir in Indien, ging vor einigen Jahren pleite. Daraus resultieren offene Forderungen der Angestellten und Steuerrückstände, um die sich Mallya mit dem Staat streitet. Die Behörden in Indien haben Mallya vorgeladen, der wiederum dieser Vorladung nicht entsprochen hat. Daraufhin hat der Staat den Pass des in England lebenden Mallya eingezogen und die britische Regierung um Auslieferungen gebeten. Diesem Antrag wurde im Frühjahr entsprochen, Mallya wurde festgenommen und gegen Kaution freigelassen. Er hat Berufung gegen die Auslieferung beantragt.
Mallya hat immer wieder betont, dass das Team nicht von seinen finanziellen Schwierigkeiten betroffenen ist. Es ist unabhängig von seinem ehemaligen Imperium. Die Lizenz für die F1 stammt noch von Spyker und der Familie Mol aus den Niederlanden und läuft über eine Firma von Mallya in Luxemburg. Das Problem ist nur, dass neben Mallya auch der zweite indische Teilhaber des Teams ähnliche Probleme mit den indischen Behörden hat. Roy Subrata Sahara saß wegen vermeintlicher Steuerhinterziehungen zwei Jahre in Untersuchungshaft und ist seit letztem Mai auf Kaution frei. Anders ausgedrückt: 90% der Teilhaber von Force India haben gerade Probleme. (Die restlichen 10% gehören der niederländischen Familie Mol.)
Das Team selber wird seit einiger Zeit von Rob Fernley und Otmar Szafnauer geführt. Und, wenn man sich die letzten zwei Jahre anschaut, gar nicht so schlecht. Mallya und Sahara haben mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun. Können sie auch nicht, denn Sahara darf Indien nicht verlassen und Mallya sitzt ohne Pass in England fest.
Auftritt David Brabham und Bernie Ecclestone. Seit einiger Zeit arbeitet der ehemalige und sehr erfolgreiche Rennfahrer David Brabham, Sohn von Jack Brabham, am Comeback der Marke Brabham. Zunächst hatte er per Crowdfunding eine Millionensumme für ein nicht näher beschriebenes Sportwagen-Projekt gesammelt. Angeblich sollte es nach Le Mans gehen. Seit letztem Herbst ging das Gerücht um, dass er an einem Sportwagen für die Straße arbeitet. Vorbild war hier McLaren. Bisher gab es vom gut vernetzten David Brabham dazu weder eine Bestätigung noch ein Dementi.
Auftritt Bernie Ecclestone in Spanien. Von ihm weiß man, dass er nach seinem mehr oder weniger gewaltsamen Abgang als CEO der Formel Eins an irgendwas arbeitet. So wurde unter anderem berichtet, dass er eventuell die Strecke in Sao Paulo kaufen will. Klar ist, dass er seinen erzwungenen Abgang nicht gerade mit Humor genommen hat. In einem Interview mit der BBC sagte er sinngemäß, dass man ihn besser erschossen hätte, als auf das Abstellgleis zu stellen.
Im Paddock der Formel Eins gibt es nun das Gerücht, dass sich Ecclestone mit David Brabham zusammengetan hat. Ecclestone liefert das Geld, damit Brabham Force India kaufen kann. Mallya hätte wohl gerne eine Summe um 250 Millionen Euro, was angesichts der sehr guten Ergebnisse des Teams gar nicht mal so überteuert erscheint. Wenn man die privaten Schulden von Mallya sieht, ist es quasi ein Schnäppchen.
Martin Brundle hat Ecclestone in Spanien direkt auf die Gerüchte angesprochen. Bernie hat klar geantwortet. Man sei involviert und habe Interesse. Ist das der übliche Quatsch, den Bernie gerne mal sagt? Oder ist da was Wahres dran?
Dafür spricht, dass Bernie nicht den Eindruck macht, dass er mit der Formel Eins fertig ist. Trotz seiner 88 Jahre. Dafür spricht auch, dass David Brabham in den letzten Wochen sehr nebulös von einem großen Projekt gesprochen hat. Es ist vorstellbar, dass man in einer gemeinsamen Aktion den Namen Brabham wieder wieder in die Formel Eins bringen will.
Dafür spricht auch, dass Force India im Moment gut dasteht. Kein anderes Team hat den Wagen derartig mit Sponsoren voll geklebt. Leistung und Geld passen also. Der Witz an der Sache ist: Wenn Force India unter den ersten Fünf der Team WM ist, sind sie in der entscheidenen Projektgruppe der Formel Eins voll stimmberechtigt. Wenn Bernie über Force India/Brabham da reinkommt, kann er durch die Hintertür die Zukunft der F1 mitbestimmen.
Bernie weiß, dass er auch als stimmberechtigtes Mitglied Liberty Media allenfalls ärgern kann. Die Kontrolle über die F1 hat er für immer verloren. Aber Bernie ist halt ein Geschäftsmann. Der ehemalige Gebrauchtwagenhändler hat seinen Geschäftssinn nicht verloren. Da die F1 mit der Übernahme von Liberty Media an der Börse notiert ist und sich das Geschäftsmodell der Serie dadurch verändert, kann er massiv profitieren. Und am Ende ging es Bernie immer nur um zwei Dinge in seinem Leben: um sich und ums Geld.
Wie wahrscheinlich ist ein Verkauf? Mallya hat immer wieder betont, wie sehr er an seinem Team hängt. Er hat immer wieder gesagt, dass das Team auch ohne ihn klarkommt. Ob er nun vor Ort ist oder nicht. Würde er Force India verlieren, hätte er die letzten Kronjuwelen seines ehemaligen Imperiums aufgegeben. So lange sich Mallya realistische Chancen ausrechnet, sich mit dem indischen Staat zu einigen (und so seine Freiheit zu behalten), wird er sich vermutlich an Force India klammern.
Auf der anderen Seite braucht er Geld. Und davon hat Bernie Ecclestone genug.
Bilder: Force India