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NASCAR: Analyse Kansas Mai / Vorschau All-Star Race 2017

von KristianStooss
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Martin Truex Jr. konnte seinen persönlichen Kansas-Fluch besiegen und gewann ein mit 15 Cautions äußerst zerfahrenes Rennen. Lange Zeit sah es danach aus, als könnte Ryan Blaney seinen ersten Sieg im Cup holen. Überschattet wurde die Nacht allerdings durch einen schweren Unfall von Aric Almirola, der sich einen Brustwirbel brach.

Analyse Kansas Mai 2017

2016 musste Martin Truex Jr. in Kansas bei beiden Ausgaben die Segel streichen. Erst kämpfte er im Frühjahr mit einem losen Rad, nachdem er bis zum finalen Boxenstopp das Rennen dominieren konnte. Auch der Chase zeigte sich ihm nicht gnädig, hier warf ihn ein Problem mit dem Tankstutzen weit zurück. In diesem Jahr scheint ihm das Glück jedoch hold zu sein, denn in Kansas feierte er nach einer umkämpften dritten Stage bereits seinen zweiten Saisonsieg nach Las Vegas. Ärgern wird das Ryan Blaney, der von der Pole-Position gestartet leider nicht seinen ersten Cup-Erfolg einfahren konnte. Bei den Boxenstopps wurde er zwar recht regelmäßig als schnellster Pilot abgefertigt, aber im Finale war er nicht zur Stelle, als es wirklich darauf ankam.

Insgesamt 15 Cautions sorgten für ein zerfahrenes Rennen, auch wenn eigentlich nur drei Fahrer wirklich eine Duftmarke hinterlassen konnten. Zunächst gewann Kyle Busch die erste Stage, nachdem er sich beim Boxenstopp während Gelbphase #3 nach vorne bringen konnte. In Stage #2 musste Busch sich zunächst mit Martin Truex Jr. und schließlich mit Ryan Blaney auseinandersetzen. Letzterem gelang schließlich der Etappensieg, nachdem er wie so oft in diesem Rennen während einer Caution in der Boxengasse überholen konnte. Die Gelbphasen wurden in der Mehrheit durch Unfälle der Hinterbänkler ausgelöst. In Stage #1 sorgte Landon Cassill gleich für zwei gelbe Flaggen und im zweiten Segment stach wieder einmal BK Racing mit zweifelhaften Leistungen hervor. Sehenswert war der Save von Erik Jones, der einen Mauerkuss der #77 mit seinen Fahrkünsten vermeiden konnte.

Die dritte und entscheidende Stage wurde kurz vor ihrer Hälfte durch einen heftigen Unfall überschattet. Bei Joey Logano brach wohl vorne rechts eine Bremsscheibe, was seinen Ford sofort unkontrollierbar machte. Dabei räumte er Danica Patrick ab, die daraufhin mit hoher Geschwindigkeit frontal in die äußere SAFER-Barrier krachte. Dahinter rutschte Aric Almirola vermutlich auf den bereits verstreuten Trümmerteilen aus und konnte der Kollision nicht mehr ausweichen. Sein Auto wurde so brachial aufgehalten, dass das Heck abhob und die Hinterachse mehr oder weniger herausbrach. Entweder dies oder die Landung sorgte dann dafür, dass Almirola sich einen Kompressionsbruch am fünften Brustwirbel zuzog und nach längerer Bergung ins Krankenhaus gebracht werden musste.

Glücklicherweise war er ansprechbar und grundsätzlich mobil, verharrte jedoch aufgrund der einsetzenden Rückenschmerzen im Fahrzeug. Die Rettungskräfte demontierten das Dach, um Aric Almirola in einer sicheren Position aus dem Auto zu bergen. NASCAR untersucht aktuell den Unfallhergang, um die Sicherheit weiter verbessern zu können. Vorsichtig gesagt: Zwar hat Almirola sich eine schwere Verletzung zugezogen, die möglicherweise eine Pause von mehreren Monaten zur Folge haben könnte – betrachtet man vergleichbare Fälle aus der Vergangenheit. Grundsätzlich muss man aber sagen, dass die verbesserte Sicherheit in der NASCAR auch dafür gesorgt hat, dass er noch am Leben ist. Vor gut zehn Jahren wäre ein Unfall mit dieser gewaltigen Kraft möglicherweise schlimmer ausgegangen. Das betrifft auch Danica Patrick, die „nur“ kräftig durchgeschüttelt wurde. Die Geschmacklosigkeit von FOX, bei der Bergung gute 20 Minuten lang voll mit der Kamera draufzuhalten, kommentiere ich jetzt mal nicht weiter.

Zurück zum Rennen: Das glückliche Händchen behielt am Ende wie erwähnt schließlich ausgerechnet unser quasi prädestinierter Pechvogel Martin Truex Jr., nachdem die Führung auch in der letzten Stage mehrmals zwischen ihm und Ryan Blaney hin- und herwechselte. Blaney setzte sich immer wieder während der Cautions in der Boxengasse nach vorne, war Truex jedoch nach den Restarts auf der Strecke unterlegen. Der finale Führungswechsel erfolgte nach den letzten Boxenstopps beim Restart nach der drittletzten Gelbphase knapp 20 Runden vor Schluss. Zwei weitere Cautions konnten an Truex‘ Erfolg nicht mehr rütteln. Da Blaney noch Brad Keselowski und Kevin Harvick ziehen lassen musste, blieb es für ihn bei Rang vier vor Kyle Busch. Die Top-10 komplettierten Kyle Larson, Daniel Suarez, Jamie McMurray, Clint Bowyer und Trevor Bayne.

Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings

Vorschau All-Star Race 2017

Am nächsten Wochenende steht das traditionelle All-Star Rennen der NASCAR auf dem Programm und die ernsten Kämpfe um Punkte in der Meisterschaft werden durch die Jagd auf eine Million US-Dollar abgelöst. Austragungsort ist wie seit vielen Jahren der Charlotte Motor Speedway, auf dem wenige Tage später das legendäre Coca-Cola 600 stattfinden wird – erstmals mit vier Stages, doch dazu in einer separaten Vorschau mehr. Charlotte ist der Inbegriff des Cookie-Cutters mit 1,5 Meilen Streckenlänge und einem Banking von 24 Grad, daher wird hier die Spannung fast ausschließlich über das Rennformat und die (hoffentlich vielen) Restarts generiert. Nachfolgend betrachten wir kurz die Regeln für das Einladungsrennen in der Nacht von Samstag auf Sonntag.

Das All-Star Rennen besteht aus vier Stages, wobei die ersten drei noch eine Länge von 20 Runden aufweisen und das finale Segment nur zehn Umläufe dauert. Insgesamt kommen wir also auf 70 Runden. Das Ziel ist es zunächst, einen Platz in der vierten Stage zu ergattern, denn er werden am Ende nur noch zehn Fahrer um die Million kämpfen. Die Gewinner aller drei vorangegangenen Stages qualifizieren sich direkt für das letzte Segment, solange sie sich zum Finale noch in der Führungsrunde befinden. Die verbleibenden Plätze werden über die durchschnittliche Platzierung der Piloten über alle drei Stages vergeben – es ist also ein wenig Mathematik angesagt, was das Geschehen für den Zuschauer leider nicht übersichtlicher macht.

Die finalen Top-10 werden dann in die Reihenfolge ihrer durchschnittlichen Platzierungen gebracht und bekommen die Option, einen Boxenstopp einzulegen. Danach haben wir die Reihenfolge für den alles entscheidenden Restart. Natürlich darf nicht jeder am All-Star Rennen teilnehmen, sondern lediglich die Fahrer, die 2016 und 2017 bereits einen Abstecher in die Victory-Lane unternehmen konnten. Dazu gesellen sich noch vorherige Sieger des All-Star Rennens. Insgesamt kommen wir so auf 16 Teilnehmer, deren Anzahl aber noch einmal erhöht wird. Vor dem Main-Event findet das bekannte Open statt, bei dem über 50 Runden in drei Stages (20/20/10) drei weitere Piloten für das All-Star Rennen ermittelt werden. Die jeweiligen Segment-Sieger kommen hier weiter.

Der 20. und letzte Platz wird durch den Fan-Vote-Gewinner besetzt, hier werden Wetten auf Chase Elliott oder Danica Patrick angenommen. Weil es in den letzten Jahren so beliebt war, wird auch das diesjährige Qualifying für das All-Star Rennen im bekannten YOLO-Modus ausgefahren. Im Einzelzeitfahren bekommen alle 16 fest qualifizierten Piloten drei schnelle Runden, zwischen denen auch ein Boxenstopp absolviert werden muss. Der Clou an der Sache ist, dass das Speed-Limit in der Boxengasse dabei aufgehoben ist – bis wieder etwas Schlimmes passiert. Die Top-5 werden anschließend in einer zweiten Qualifying-Runde nach demselben Muster ausgefahren. Danach gehen die Wagen in den Impound-Modus und dürfen bis zum Rennstart nicht mehr angefasst werden.

Es gibt auch etwas ganz neues am Wochenende. Zum ersten Mal in der Geschichte der NASCAR liefert Goodyear einen „Option“-Reifen. Der ist zwar baugleich mit dem Reifen, den die Teams in den beiden Rennen in Charlotte fahren werden, hat aber eine weichere Mischung. Während man mit dem Prime das Fuel Window fahren kann (50 bis 55 Runden), wird man das mit dem „Option“ nicht machen können. Laut Goodyear soll der Reifen 3 bis 5 Zehntel pro Runde schneller sein, im günstigsten Fall kann man in 20 Runden also 10 Sekunden aufholen.

Die NASCAR wäre aber nicht die NASCAR, wenn man die Sache nicht verkomplizieren würde. Alle Teams bekommen nur einen Satz der „Option“, die man an einer grünen Beschriftung erkennen kann. Wann ein Team den „Option“ im Rennen einsetzen will, bleibt den Teams überlassen. Die meisten werden im All-Star-Rennen vermutlich bis zum Schluss warten. Allerdings muss man sich beim Restart, hat man die „Option“ genommen, hinter den Teams einreihen, die auf den „Prime“ unterwegs sind. Das macht strategische Überlegungen noch komplizierter.

Der Versuch mit den „Option“ im All-Star-Race ist ein Versuch der NASCAR, mehr Spannung in die Rennen zu bringen. Ob man das auch bei den regulären Rennen sehen wird, bleibt abzuwarten.

Entry-List (Open)
Entry-List (All-Star)

Zeitplan & TV-Programm:

Donnerstag, 18.05.
23:00 Uhr, Truck Series Practice, nicht im TV
01:00 Uhr, Truck Series Final Practice, nicht im TV

Freitag, 19.05.
19:00 Uhr, Monster Energy Cup Series Practice (All-Star), FS1
20:00 Uhr, Monster Energy Cup Series Pit Road Speed Practice (All-Star), FS1
21:00 Uhr, Monster Energy Cup Series Practice (Open), FS1
22:30 Uhr, Truck Series Qualifying, FS1
00:00 Uhr, Monster Energy Cup Series Qualifying Round 1 (All-Star), FS1
ca. 01:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Qualifying Round 2 (All-Star), FS1
02:30 Uhr, Truck Series Rennen (North Carolina Education Lottery 200), FS1

Samstag, 20.05.
22:30 Uhr, Monster Energy Cup Series Qualifying (Open), FS1
00:00 Uhr, Monster Energy Cup Series Rennen (Open), FS1
ca. 02:00 Uhr, Monster Energy Cup Series Rennen (All-Star Race), FS1

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